„Das Horoskop ist häufig der Türöffner zur Therapie“
Wolfhard König, geboren am 27. 09. 1948 um 21.00 Uhr in Oberau (Garmisch), studierte Psychologie mit dem Schwerpunkt Tiefenpsychologie sowie Mathematik. Anschließend absolvierte er eine Fachausbildung zum Psychoanalytiker. Darüber hinaus bildete er sich im Münchner Yoga-Zentrum unter Annelise Harf weiter und praktizierte Zen-Meditation bei Graf Dürckheim. Von 1991 bis 2017 war er Lehrbeauftragter an der Universität München im Fachbereich Psychotherapie und Psychosomatik.
Als Dozent wirkte er an der Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie, bei den Lindauer Psychotherapiewochen sowie an der Münchner Volkshochschule. Wolfhard König ist Mitglied der DPG (Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft) und der DGPT (Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie).
Neben diesen akademischen Tätigkeiten schloss er eine Ausbildung in Astrologischer Psychologie und in Farbdialog – Kunsttherapie bei Bruno Huber in Zürich ab. Daraus entstand eine intensive Mitarbeit als Kurs- und Seminarleiter am API (Astrologisch-Psychologisches Institut). API gründete 1989 den Berufsverband API-International dessen Präsident er von 2004 – 2012 war. An den Astrologie-Weltkongressen in Zürich, Luzern und Basel nahm er als Referent teil.
Klemens Ludwig sprach mit ihm darüber, wie sich Essstörungen im Horoskop widerspiegeln, wie die Astrologie die Therapie unterstützen kann sowie über seinen Werdegang zur Astrologie.
DAV: Du sprichst auf unserem Jubiläumskongress im September über ein weit verbreitetes Thema, das man gleichwohl zunächst nicht astrologisch verorten würde, nämlich Essstörungen. Was hat die Astrologie dazu zu bieten?
Wolfhard König: In meiner 26-jährigen Tätigkeit als Lehrbeauftragter an der Uni München im Bereich Psychosomatik bin ich mit sehr vielen Personen in Kontakt gekommen, die unter den verschiedensten Essstörungen litten. Das hat mich neugierig gemacht. Damals war es mit dem Datenschutz noch nicht so streng, man konnte die Patienten noch nach ihren astrologischen Daten fragen. So erhielt ich im Laufe der Jahre viele Horoskope und ich fand rasch immer wiederkehrende Muster.
DAV: Das klingt spannend, kannst du das ein wenig konkretisieren?
Wolfhard König: Bei der Adipositas, der Fettsucht, zum Beispiel, haben wir es in der inneren Dynamik mit einer Suchterkrankung zu tun, ähnlich wie Alkohol- oder Nikotinsucht. Da stehen die Sehnsuchtsplaneten was Liebe, Zuwendung, Beziehung betrifft – also Mond, Neptun oder Venus – in einem Spannungsaspekt. Die starken Erwartungen und Wünsche werden von der Realität zumeist nicht erfüllt und deshalb greife ich zu einem Ersatzstoff. Bei der Anorexie, der Magersucht, dem Kontrastprogramm, ist es noch spannender. Da ist ein heftiger innerer Konflikt bei den Patienten vorhanden, einerseits der starke Wunsch nach unbedingter Autonomie, nach Unabhängigkeit. Andererseits ist er aber zutiefst abhängig von seinen Zuwendungswünschen.
DAV: Das leuchtet ein, aber die Frage stellt sich, was bedeutet das astrologisch?
Wolfhard König: Wir stellen astrologisch zunächst einmal fest, dass da auf der einen Seite die Autonomie-Planeten beteiligt sind, Sonne, Mars, Pluto, und auf der anderen Seite Mond, Neptun, die Liebesplaneten. Das macht eine enorme innere Spannung aus. Die Idee, ich will um jeden Preis autonom sein, setzt sich durch, bis zu dem Punkt, dass ich nicht mehr essen will, weil ich auch da noch autonom sein will. Wenn ich also Anorexie diagnostiziere, dann sehe ich einen starken inneren Konflikt. Den kann ich in die Planetensprache übersetzen und im Horoskop nach Lösungen suchen.
DAV: Auch da wäre ein praktisches Beispiel sehr hilfreich.
Wolfhard König: Gern. Wenn ich diese Konstellation sehe, schaue ich nach Aspekten, die zur Entspannung beitragen können. Sagen wir, Jupiter bildet ein Trigon zur Sonne, die z.B. im Widder und z.B. am MC steht, also einem sehr starken Autonomie-Planeten, dann bringt das ein entspannendes Moment hinein. Man kann schauen, in welchem Haus Jupiter steht und wo Lösungsansätze sein können.
DAV: Wie ist die Reaktion deiner Klienten, wenn Sie mit Essstörungen welcher Art auch immer zu dir kommen und du ihnen eine astrologische Beratung anbietest? Können Sie das annehmen?
Wolfhard König: Das passiert sehr häufig, schon deshalb, weil ich ja als Psychosomatiker bekannt bin und aus meiner Website hervorgeht, dass ich auch Astrologie mache. Dann lege ich den Schwerpunkt auf die astrologischen Konstellationen und erläutere daran einerseits die starken Autonomiebestrebungen und andererseits die ganz tiefen inneren Abhängigkeitswünsche, aus denen sie sich mangels Liebeszuwendung in den entscheidenden Phasen der Kindheit nicht lösen konnten. Darin erkennen sie sich zumeist wieder, sie sind betroffen, und schreiben mir häufig im Nachhinein, dass ihnen sehr deutlich geworden wäre, worum es eigentlich geht.
DAV: Und wie geht es dann weiter?
Wolfhard König: Etwa die Hälfte von denen, die eine astrologische Beratung bei mir in Anspruch genommen haben, rufen danach an und wollen eine Therapie. Sie sagen, das Horoskop hat mir geholfen den Grundkonflikt zu sehen, daran möchte ich gerne weiterarbeiten. Das Horoskop ist also häufig der Türöffner zur Therapie. Das ist bisweilen nicht so einfach, weil ich oft nicht genügend Therapieplätze habe. Ich versuche natürlich, sie unterzubringen, entweder in meiner Praxis oder indem ich sie an Kollegen weiter verweise.
DAV: Hast du auch schon ablehnende Reaktionen auf dein astrologisches Angebot erhalten?
Wolfhard König: Habe ich noch nicht, allenfalls Reaktionen in der Art, dass die Klienten kritisch nachgefragt haben, „und was hilft mir das Ganze?“ Dann sage ich, „das Ganze hilft Ihnen, besser zu erkennen was in Ihnen vor sich geht, und daran könnte man arbeiten.“
DAV: Dein Thema auf dem Kongress ist klar umrissen. Es geht um Essstörungen und deren Spiegel im Horoskop. In deiner beruflichen Praxis wirst du mit weit mehr psychosomatischen Störungen zu tun haben. Siehst du auch da astrologische Korrelationen?
Wolfhard König: Natürlich habe ich mit weit mehr psychosomatischen Störungen zu tun. Dazu gehören die ganzen Schmerzpatienten, mit Kopfschmerz, Rückenschmerz, Bauchschmerz, dann die ganzen im Herzbereich (cardio-vaskulär) angesiedelten Störungen wie Herzrasen. Ganz viel Psychosomatik ist im Bauchraum mit den inneren Organen im Spiel, der Reizdarm und Reizmagen sind sehr weit verbreitet. Dann gibt es noch die schweren Erkrankungen wie Magengeschwüre, Rheuma, Asthma oder Bluthochdruck. Es gibt sieben Kategorien psychosomatischer Erkrankungen. Wir wissen aus langen Forschungen, dass der innere Grundkonflikt der Betroffenen immer gleich ist. Den kann man in die Planetensprache übersetzen und schauen, wie spiegelt sich das im Horoskop? So sehe ich direkt, was bei diesen Menschen in der Innenwelt vor sich geht.
DAV: Wie ist der Umgang der eigenen Zunft, der Ärzte oder der Psychotherapeuten mit deinem astrologischen Ansatz?
Wolfhard König: Unter den Ärzten ist die Ablehnung sehr groß, sie sehen in Astrologen oder Homöopathen einfach Konkurrenten. Selbst die Psychosomatik hat unter konservativen Ärzten keinen guten Ruf. Unter den Psychotherapeuten befassen sich allerdings sehr viele mit Astrologie, ich würde schätzen, etwa die Hälfte. Viele natürlich nur heimlich. Sie stehen nicht dazu, weil sie fürchten, ihren Ruf zu verlieren. Ich habe aber aus meinen Schwerpunkten nie einen Hehl gemacht.
DAV: Das bringt mich zu der Frage, wie du als jemand mit einem fundierten akademischen Hintergrund, überhaupt zur Astrologie gekommen bist?
Wolfhard König: Das geschah bereits früh, während meines Studiums der Psychologie, noch bevor ich negativ gegen die Astrologie indoktriniert werden konnte. Ich besuchte damals regelmäßig ein Yogastudio, dessen Leiterin ich sehr geschätzt habe. Es war für mich wichtig dort Hatha-Yoga und Meditation zu lernen. Sie meinte eines Tages, dass ein Astrologe aus Zürich einen Kurs geben würde, der sich sehr lohnen würde. Ich dachte mir, wenn sie darauf hinweist, sollte ich mir das auf jeden Fall, mal anschauen. Also bin ich zu dem Einführungsvortrag gegangen. Es handelte sich um Bruno Huber, und er hat mich sofort sehr beeindruckt. Was er zur Psychologie gesagt hat, hatte Hand und Fuß, das konnte ich beurteilen. Also dachte ich, dann wird das, was er zur Astrologie sagt, auch stimmen. So habe ich gleich den ganzen Kurs gebucht, der über eine Woche ging.
DAV: Offenbar bist du auch darüber hinaus sehr tief eingestiegen.
Wolfhard König: Das stimmt, die Persönlichkeit der beiden Hubers sowie der Ansatz von API haben mich sehr angesprochen, sodass ich 1972 eine Ausbildung bei Bruno Huber begonnen habe, die nicht nur die astrologische Psychologie umfasst hat, sondern auch Kunsttherapie, vor allem Farbdialog. Bruno war ja auch Kunsttherapeut und selber Kunstmaler. Daraus ergab sich eine lange, intensive Zusammenarbeit. Ich habe Astrologie und Psychologie immer als sich ergänzend gesehen, denn beide wollen den Menschen helfen.
DAV: Herzlichen Dank, wir freuen uns darauf, wenn du uns die Früchte dieser Zusammenarbeit am Beispiel des Umgangs mit Essstörungen in Bad Kissingen nahe bringst.
Mehr Informationen zu Wolfhard König: www.praxis-koenig.com
Das Interview führte Klemens Ludwig.