Grundsätzliche Fragen, die ich mir gerade stelle, betreffen den Stellenwert der Astrologie in der Gesellschaft (#Astrologie in der Öffentlichkeit), den unglaublichen Bedarf an Orientierung der Menschen in unserer Zeit (#Astrologie boomt- warum?) und dann wieder den aktuellen Umgang mit Astrologie auf den Kanälen des Social Media Imperiums (#Fast Food Astrology).
Seit 10 Jahren arbeite ich mit der Astrologie und regelmäßig werde ich mir selbst gegenüber misstrauisch: Hat das, was ich beruflich tue, Hand und Fuß? Ist es nützlich für andere und entspricht es grundsätzlich meinen Werten? Durch diese Selbstreflektion kann ich stark bleiben, mir selbst treu und das ist absolut notwendig in einer Zeit, wo Astrologie von vielen Seiten angegriffen wird (#Jan Böhmermann). Weil Astrologie eine Bedeutung erlangt hat, eine wachsende Bedeutung im Vergleich zu den letzten Jahren. Und dadurch vielleicht bedrohlich wirkt. Sonst würde sich niemand die Mühe machen derart öffentlich darüber her zu ziehen. Jan Böhmermann ist nur einer von vielen, die Astrologie in den letzten drei Jahren schmähen.
Mir selbst hat Astrologie in einer fragilen Lebensphase sehr geholfen, und zwar konkret durch Bewusstmachung von inneren Anteilen und Einstellungen. Und ja: ich setze auf Astrologie als Methode, ich finde sie sehr hilfreich und nützlich. Astrologie ist eine Perspektive, die wir über uns einnehmen können. Ein System, das uns beschreiben kann. Was meine ich mit ‚beschreiben‘? Und warum ist das gerade so wichtig?
DIE UNBESCHRIEBENEN KÖRPER
Es ist eine Frage mit philosophischer Färbung: Ist der Mensch absolut und eigen, oder existiert er nur in Hinblick auf andere, auf seine Umgebung? Ich tendiere stark zum relationalen Teil: Wir Menschen sind wir selbst in Bezug auf das, was uns umgibt. Im Buddhismus heißt es: Kein Ding ist ‚etwas an sich‘, es ist nur etwas in Bezug auf anderes (#Leerheit im Buddhismus). Dinge, die uns umgeben, Menschen, mit denen wir Kontakt haben, unsere Kultur und unser Geschlecht beschreiben uns, geben uns das, was wir ‚Ich‘ nennen.
Menschen sind relationale Teilkörper von etwas Größerem, das ich Mensch-Myzel nennen möchte. Die einzelnen Menschen wurden seit jeher in bestehende Systeme hineingeboren. Diese Systeme beschreiben uns. Eine interessante Frage ist nun, wer wären wir, wenn uns niemand beschreibt? Wer wären wir auf einer einsamen Insel (#Robinson Crusoe)? Eine wichtige Frage, denn es scheint, als würden die Beschreibungssysteme einen Wechsel erleben.
Es ist keineswegs lange her, da musste man sich diese Fragen nicht stellen, denn beschrieben wurden neue Menschkörper gleich von Anfang an. Man ist Sohn oder Tochter. Man wird in eine arme oder reiche Familie hineingeboren. Man hat Zugang zu Bildung oder nicht. Die Körper wurden je nach geopolitischer Lage beschrieben, mit den Schreibwerkzeugen, die vor Ort zur Verfügung standen. Es gab klare Lebenswege für all diese Beschreibungen. Biografien wurden nicht verhandelt, sondern ausgefüllt. Wie man sich persönlich dazu verhielt war Privatsache. Mädchen werden Frauen werden Ehefrauen werden Mütter. Jungs werden Männer werden Ehemänner machen Karriere (Vater sein war nebenbei, nicht erwähnenswert).
Das hat lange funktioniert. Vor der Erfindung der Kleinfamilie in der Nachkriegszeit gab es Jahrhundertelang Großfamilien als tragendes Konzept für die gesamte Gesellschaft. Und klare Gesellschaftsschichten, die per Geburt an die Kinder übertragen wurden. Jeder und jede hatte ihren Platz. Alle Menschenwesen waren gut aufgeräumt, zumindest wenn ich an den westlichen Kulturkreis denke.
Heute kommen Menschen auf die Welt, die nicht einmal eine klare Genese haben: in Vitro Babys, Leihmütter, Samenbank, implantierte Eizellen, eingefrorene Eizellen, Gen Schere. Das Spektrum ist breit geworden, die Genetik ist unter menschliche Kontrolle geraten, die einstigen Regeln der Reproduktion werden neu geschrieben. Open end.
Babys können sich dann zu allen möglichen geschlechtlichen Wesen entwickeln, das ist offen. Männlich, weiblich, divers. Auch hier obliegt die Entscheidungshoheit nicht mehr bei der ‚Natur der äußeren Geschlechtsorgane‘, sondern bei der persönlichen Entscheidung des jeweiligen Menschen.
Ist dieses menschliche Wesen dann im Alter der Bindung, der ‚Verpaarungszeit‘, kommen wiederum viele neue Möglichkeiten hinzu, wie man sich binden kann. Monogam, polyamourös, in offenen Beziehungen, Single mit vielen Dates, Situationships, Teilzeitlieben, asexuell oder reine Elternschaft ohne Sexleben und das Spektrum ist weit geöffnet für alle nur denkbaren Verknüpfungen und Daseinsformen.
Das einzige Kontinuum ist noch das Alter. Erst sind wir Babys, dann Kleinkinder, dann Jugendliche, junge Erwachsene und dann Erwachsene, Eltern, Arbeitende. Doch halt. Wieso Arbeitende? Was ist das denn, eine Arbeit? Ist das ein Tun für das man von anderen Menschen entlohnt wird? Ist das ein Tun, über die persönlichen Tätigkeiten hinaus, welches anderen in irgendeiner Form nützt? Schaut man sich die Genese des homo faber, des arbeitenden Menschen an, so ist auch diese Geschichte limitiert. Schon jetzt, in den 2020ern, gibt es nicht mehr genug Arbeit für alle erwachsenen Menschen, die arbeitsfähig, sprich gesund sind. Technologie und KI ersetzen die nötigen Arbeiten nach und nach. Es fällt zunehmend schwer sich über Arbeit zu definieren. Zum Einen gibt es nicht genug Arbeit für alle, zum Anderen gibt es unfassbar viele Jobs, die offensichtlich sinnlos sind, d.h. nicht sichtbar nützlich sind für andere Menschen, eine Jobmaschine, die sich künstlich selbst erhält.
Auf der seelischen Ebene wurden Menschen jahrhundertelang über ihre regional verfügbare Religion beschrieben, das Jahr in die üblichen religiösen Feiertage eingeteilt, an den alle kollektiv teilnahmen. Globalisierung und Internet haben das Regionale obsolet gemacht. Religion begegnet einem nicht mehr vor Ort, sondern durch Zufälle, Bücher, Filme, Menschen, Reisen. Viele Menschen sind in westlichen Ländern atheistisch. Andere haben sich östliche Religionen zueigen gemacht. In dieser Lücke sind in den letzten Jahrzehnten viele neue Angebote entstanden, was man gemeinhin als Esoterik bezeichnet. Esoterik bedeutet dem Ursprung nach, sich nach innen wenden, sich von innen her verstehen. Ursprünglich war Esoterik eine Form von Religion, die nur einem ‚inneren Kreis‘ von Menschen verfügbar war. Davon sind wir mittlerweile weit entfernt.
Wenn wir uns nun diese Beschreibungsmöglichkeiten eines Menschen ansehen, so wird offensichtlich, dass wir in eine Zeit eintreten, in der wir ‚unbeschrieben‘ bleiben werden, weil die alten Systeme des Beschreibens wegfallen. Weder unsere Körper sind definitiv ‚von außen‘ beschrieben, noch unsere Liebesbeziehungen, unsere Art uns einzubringen (homo faber) und unsere seelischen Werte (sprich Religion).
So kommen die Menschen zunehmend in eine Welt voller Worte und Denkweisen, also voller Stifte, Klebstoff, Papiergirlanden und sind vollkommen offen für Beschreibungen und Beklebungen aller Art. Vieles hängt vom Zufall ab. Auf psychischer Ebene sind die Beschreibenden ganz klar die Menschen, mit denen wir am meisten Zeit verbringen. Dies gilt für die reine Festplatte von Neugeborenen besonders. Hier beschreiben die Eltern (falls sie zur Verfügung stehen). Diese ersten und ursprünglichen Beschreibungen sind die tiefsten, das wissen alle Psychologen, Psychiater, Therapeuten. Doch auch hier gibt es Möglichkeiten sich ‚umprogrammieren, neu programmieren‘ zu lassen.
NEUE BESCHREIBUNGEN – NEUES MENSCHSEIN
Wie können wir uns die neue Menschheit, die gerade entsteht also vorstellen? Durch alle Körper fließt Energie, alle bewegen sich irgendwie. Doch wohin und mit welcher Motivation? Es ist eine neue Freiheit, die es nie gab. Und ein unvergleichliches Dilemma. Wenn ich nicht weiß, was ich bin, was ich will, wohin ich soll, bin ich handlungsunfähig. Wären wir unbewusste Wesen, etwa kleine Wasserteilchen, dann wäre es vermutlich kein Problem. Die Kleinstteilchen werden mit ihrer Umgebung geformt, von Strudeln und Wirbeln bewegt, von Wetter und Licht geformt, von anderen Kleinstteilchen affektiert, verändert. Wasser als Element würde schlichtweg nicht mehr ‚funktionieren‘, wären sich alle Teilchen ihrer Selbst bewusst.
Menschen haben Selbst-Bewusstsein. Sie erkennen, dass sie sind. Dass sie jemand sind, dass sie jemand anderes sind als die anderen. Eine schwere Bürde ist das.
Zwischen Bürde und Dilemma suchen wir nun nach neuen Möglichkeiten, uns beschreiben zu lassen. Astrologie ist eine Möglichkeit von vielen. Haben wir uns einst nach dem Abbild unserer Götter verstanden, so verstehen wir uns in der Astrologie durch den Lauf der Planeten. Menschen wollen in Bezug gesetzt werden. Freiheit ist ein sehr ambivalenter Begriff. Unsere nackten Körper rufen nach Stiften, nach Farben, nach Ausdrücken der Beschreibung. Schaut doch auf die Haut eurer Mitmenschen. Die Tattoos vermehren sich, sie sind eine Sprache, eine Möglichkeit beschrieben zu sein. Jedes Mittel, jeder Stift ist uns recht, Hauptsache wir können sagen: Ich bin. Ja was bist du denn? Männlein oder Weiblein? Queer oder they? Wie liebst du und wie viele? Wie reproduzierst du deine Leiblichkeit? Was isst du? Welches Gedankengut nährst du in dir? Wie rechtfertigst du deine Existenz? Bist du vonnöten hier auf Erden? Wie viel verbrauchst du und wie trennst du deinen Müll?
Wir sind verwirrte Wesen, wir irren umher, suchen Gegenüber, Halt, Anordnungen, Klarheiten, irgendetwas, das uns beschreibt. Einen Hintergrund, vor dem wir uns positionieren können. Dinge, zu denen wir eine Meinung entwickeln können. Eine Haltung einnehmen.
Die Planeten also sind es, die uns ordnen können in unserer selbst gewählten Unordnung. Und sämtliche andere esoterische Lehren. Schamanismus, neue Hexen, Feng Shui, Numerologie, Human Design, Big Five for Live, das innere Kind. Egal, her damit! Beschreib mich! Gib mir einen Namen! Wir erinnern uns an Michael Ende, an die ‚Unendliche Geschichte‘. Warum geht dieses fantastische Land unter? Weil das Nichts es auffrisst. Weil wir aufhören Geschichten zu lesen und zu verbreiten. Weil wir der Kindlichen Kaiserin keinen Namen gegeben haben. Es geht in dieser zukunftsweisenden Geschichte um eine Namensgebung, die den gesamten Plot beherrscht. Gib mir einen Namen! Wir sind alle die Kindliche Kaiserin, die in die Welt rufen: Gib mir Feedback, nähre mich mit deinen Worten, sag mir bitte, wer ich bin!
Wie wundervoll ist es da zu hören, du bist Pluto im 1. Haus und kommst sehr dominant rüber. Oder: du bist die Sonne im 2. Haus und brauchst viel Sicherheit. Herrlich. Bei über 1000 Deutungsfaktoren kommt es immer noch auf den einzelnen Astrologen, die Astrologin an, welche Faktoren näher beleuchtet und benannt werden. Wenn ich es schätzen sollte, wären es bei mir vielleicht 50 bis 70 Informationen pro Beratung und Klient, die ich weitergebe. Das ist mein Feedback für mein Gegenüber, meine Nahrung (feed kommt von füttern, also Feed back = zurück füttern). Warum wollen alle Feedback zu ihren Ergüssen, Taten, Haltungen, Meinungen, Worten? Weil es essentiell geworden ist, es ist Nahrung. Es ist Beschreibung und damit lebensnotwendig.
ASTROLOGIE ALS FEEDBACK SYSTEM // FAST FOOD ASTROLOGY
Was ist Astrologie in diesem Kontext? Für mich ist sie ein Feedback System, eine von vielen Möglichkeiten Beschreibungen für Menschen zu finden, die sich unbeschrieben und nackt empfinden, denen Orientierung und Halt fehlt. Astrologisches Feedback gibt, in der Tiefe und Gründlichkeit angewendet, wie es seriöse AstrologInnen tun, Halt und kann Menschen helfen in die Handlungsfähigkeit zu kommen, sich zu positionieren. Unsere zunehmend unbeschriebenen Körper werden in Zukunft noch viel mehr fundiertes Feedback brauchen, damit uns das Nichts nicht auffrisst. Somit schwingt sich die Astrologie und andere Feedback Techniken in eine bisher unbekannte Höhe auf.
Nur gilt es zu bedenken: wie auch Fast Food den Hunger nur scheinbar stillt, so kann Fast Astrology auch nur scheinbar Halt geben. Wer Orientierung und Feedback zu sich selbst via Social Media Astrologie sucht, wird nicht satt werden. Ein kleiner Vergleich: Echte Muskeln sind nicht unbedingt sichtbar, aber sie funktionieren, sie machen stark und ermöglichen körperliche Handlungen. Fake Muskeln kann man sich schnell mit Nahrungsergänzungsmitteln und Chemikalien anbauen. Doch diese sind nur optisch besonders hervorstehend, man kann sie nicht benutzen.
Ähnlich sehe ich es bei Astro InfluencerInnen: Es ist vieles optisch, aber die Wirkung ist gering.
Astrologie kann sehr wirkungsvoll sein, wenn man den Menschen tatsächlich betrachtet, sich auf ihn einlässt, das Horoskop sprechen lässt und ein tiefes, echtes Gespräch mit dem Klienten beginnt. Das braucht seine Zeit. Das kostet Geld. Das macht man nicht nebenbei in der Mittagspause (wie beispielsweise mit einer Astro App). Auch sind die seelischen Prozesse, die durch eine astrologische Beratung angestoßen werden teilweise sehr intensiv und brauchen Zeit, um integriert und verstanden zu werden.
Ich verstehe Menschen wie Jan Böhmermann, der vor allem diese Art von Astrologie sieht. Der diesen Hype sieht, dieses Flache und Falsche, Peinliche in den Vordergrund-Gedränge. Diese Verkürzung und Verzerrung von Inhalten. Durch eine Recherche Arbeit im Bereich der Influencerszene der Astrologie bin ich selber übersättigt und angeekelt. Ich möchte keine Minute länger auf Instagram, You Tube, Tik Tok oder Facebook astrologische Inhalte konsumieren. Es ist so anstrengend. Die Form macht den Inhalt, the medium is the message. Durch die Filter der sozialen Medien können astrologische Inhalte schlichtweg nicht in der Tiefe transportiert werden. Ausgenommen sind – finde ich – Lehrvideos, die sich spezielle Themen einzeln und in der Tiefe vornehmen. Das funktioniert für mich auch via Internet, ist eigentlich wie eine Vorlesung.
Gibt es nicht auch einen Weg Social Media für die Astrologie zu nutzen und sich nicht von den Algorithmen ausnehmen zu lassen?
AUFREGUNGSKULTUR UND SOCIAL MEDIA
Warum tun das die AstrologInnen? Warum tu auch ich das? Ich will es nicht mehr tun, eigentlich. Auf der anderen Seite ist es das Mittel der Wahl, um sichtbar zu sein in der Online Welt. Wieder ein Dilemma. Diesmal auf Seiten der AstrologInnen. Ich mag soziale Medien nicht und dennoch zeige ich mich auf Instagram und Facebook, weil ich wie alle anderen auch vermute, dass sich dort die Menschen informieren, die astrologisch beraten werden wollen. Es gibt auch einige AstrologInnen, die das lieben, die sich darstellen wollen, die ein Publikum das unsichtbar ist brauchen. Ich mache da mit, weil alle es machen. Aber es macht mir keinen Spaß, nicht so richtig jedenfalls. Viel mehr Freude und ‚Flow‘ wie man so schön sagt, habe ich in Beratungen und vor allem beim Schreiben. Und beim Vortragen, aber dann gerne live und nicht online (da hab ich immer den Stress, dass die Technik nicht funktioniert). Ich will forschen, in die Tiefe gehen, Menschen auf ihrer Suche nach einem erfüllten Leben unterstützen, sie in einem Gespräch anregen, sie durch eine neue Perspektive ermutigen. Das liebe ich. Nach meiner wochenlangen Recherchearbeit habe ich eine Überdosis Social Media im Bereich Astrologie aufgenommen, ich bin konsumtechnisch gesehen scheintot. Hab echt keine Lust mehr. Auch nicht auf meine eigenen Posts. Jedenfalls nicht auf die üblichen. Ich liebe Astrologie und denke, dass sie funktioniert. Aber dieses Heischende, diese Aufsehen Erregende, diese News! und Wow! und Krass! Das nervt mich.
Nicht jeder Vollmond bringt breaking news mit sich, nicht jeder Neumond verändert jeden, der es liest, in der Tiefe. Das ist einfach unmöglich. Und dennoch werden astrologische News wie Bildzeitungsüberschriften dargestellt (in den sozialen Medien). Weil klar ist, gelesen, geliked und gefolgt wird nur Accounts, die aufregen, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und Aufmerksamkeit zieht man durch Übertreibungen aller Art auf sich. Das ist eine Spirale, die sich immer weiter aufwärts zieht.
Ja, ich denke immer noch, dass Sommer 2025 eine besondere astrologische Konstellation eine besondere Zäsur in der Menschheit anzeigt. Und ja, wir erleben ja auch, dass wir in unruhigen Zeiten sind, dass Dinge sich verändern, die lange Zeit unverändert waren.
Aber erstens ist die Menschheit schon immer in Bewegung und Transformation und zweitens ist nicht jede planetare Veränderung (oh rückläufig, oh Konjunktion, oh Ingress!) auch sofort spürbar.
Für mich fühlt es sich wie eine nie endende Aufregungskultur an, in der wir angehalten sind, nicht zur Ruhe zu kommen. Wir scheuchen uns gegenseitig auf, sagen: Sei wachsam, transformiere dich, pass auf, alles verändert sich, schau dich um, spür in dich rein. Ganz ehrlich: Wenn ich nichts lesen würde von etwaigen Veränderungen, wenn ich meine Sinne nicht darauf schärfen würde Veränderungen wahrzunehmen, dann würde vieles beim Alten bleiben.
Natürlich hat sich auch mein Leben, im privaten Bereich, oftmals drastisch geändert. Und das kann ich durchaus auch astrologisch wiedergespiegelt sehen, wenn ich im Nachhinein die Transite anschaue. Aber mich vorher heiß machen, weil ein Neumond kommt?
Ich will nur in Situationen beraten, wo ein Wechsel, ein Wandel, eine große Veränderung ansteht, wo die Menschen tatsächlich Orientierung brauchen und ein Gespräch suchen, um sich besser zu orten. Das finde ich sinnvoll und das hilft sehr. Vor allem berufliche Wechsel begleiten macht mir Freude.
Von Konsum-Astrologie würde ich abraten. Lest ihr denn auch täglich von den neuesten Krankheiten via Krankenkasse App? Seid ihr auf Psychologie Kanälen unterwegs, um keine seelische Störung zu verpassen? Seid ihr Informations-Prepper, die lieber vorsorglich Informationen horten, falls es mal dazu kommen sollte, dass ihr vorbereitet seid? Ja?
Okay, aber wann genau habt ihr dann Zeit und Muße für all das, was man gemeinhin Leben nennt?
Es ist eine Sucht, ständig von Informationen vorversorgt sein zu wollen. Eine Sucht, ganz ordinär, wie andere Süchte auch. Wir hängen am Tropf der permanenten Internets. Ich bin sichtbar overdosed von dieser Droge und ich gehe mal auf Entzug. Ich muss mich mal wieder in der Offline Welt finden. Ich liebe Astrologie und ich halte Social Media, wie es aktuell benutzt wird, für einen denkbar schlechten Filter für die großartigen Erkenntnisse und Möglichkeiten, die uns die Astrologie bietet. So bin ich auf der Suche nach einer Möglichkeit die neuen Technologien und Kommunikationskanäle für die Astrologie zu nutzen, ohne Qualitätsverlust.
Über die Autorin
Dr. Jana Kubatzki
Studium in Berlin, Promotion in Musikarchäologie / Psychologische Astrologin (Ausbildung in Astro Praxis Berlin) und systemischer Coach / 4 Jahre im MDR Sachsenradio mit einer monatlichen astrologischen Vorschau / 2022/23 Astrologischer Podcasts: Dein Horoskop als Stadt / Initiatorin der DAV-Regionalgruppe Astrologie Leipzig / Autorin, schreibt astrologische Beiträge und hält Vorträge