Kreative Astrologie. Die Fische – Das Mandala der Lebensfreude
Bettina Hegener
Die DAV-Astrologin Bettina Hegener verbindet Astrologie mit künstlerisch-kreativen Prozessen. Im folgenden Beitrag regt sie an, ein Mandala – eine Meditationshilfe aus der buddhistischen Tradition – mit astrologischen Inhalten zu gestalten. Dabei wählt sie das Zeichen Fische. Lassen Sie sich inspirieren, auch um Ihre eigene schöpferische Kraft zu entdecken.
Die Astrologie lehrt uns, dass alles in Zyklen, Kreisen verläuft: Das Leben ist in seiner ewigen Wiederkehr, oder man könnte auch sagen: in stetiger Erneuerung. Alles dreht sich um einen Mittelpunkt: Um die Sonne, um das galaktische Zentrum oder um den Mittelpunkt eines größeren Galaxienhaufens usw. Das Prinzip, dass es eine immer noch größere Mitte gibt, um die sich alles dreht, lässt sich unendlich ausdehnen… Was im Großen passt, passt auch im Kleinen: Auch unsere innere Welt dreht sich um einen Mittelpunkt. Da mag jetzt mancher denken: Das sind meine Kinder, mein Partner, mein Haus oder mein Hund, oder mein Beruf… die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Was ich meine, ist jedoch unserer innerer Mittelpunkt, unsere innere Sonne, unser ursprüngliches Dasein oder man könnte auch sagen: der Ursprung unseres Bewusstseins. Das Wissen, dass die ganze Schöpfung aus einem Ursprung heraus entsteht, sich entfaltet und wieder auflöst, wird in Tempel – Umgebungen z.B. in Gestalt wunderschöner Mandalas aus farbigem Sand Rechnung getragen: Von der Mitte ausgehend, wachsen sie in den Raum und stellen symbolisch das Werden der bunten Vielfalt und unendlichen Ausdrucksformen der Schöpfung dar. Sie erinnern, wie das Leben entsteht und werden nach der Fertigstellung einfach weggefegt, was den Loslass-Moment anzeigt, bevor ein neues Mandala oder ein neuer Augenblick ins Leben gerufen wird.
Mandalas selbst zu gestalten, ist eine zentrierende und kreative Tätigkeit, die uns helfen kann, uns an die Mitte in uns selbst zu erinnern und an die Schönheit, die im stetigen Erneuerungsprozess unseres Lebens liegt. Soviel Buntheit und Schönheit, die täglich in unserem Leben entstehen kann: All die Möglichkeiten, die uns offen stehen und auch die Loslass- Momente, die uns aus alten Konstrukten herauslösen und den Raum für neue Möglichkeiten öffnen.
Grafik: Mandala, Tierkreiszeichen Fische
Im Bild oben habe ich ein Mandala gestaltet, indem ich das Thema des Tierkreiszeichens Fische als Ausgangspunkt genommen habe, weil ich selbst mit diesem Sonnenzeichen geboren bin. Die Fische symbolisieren den ganzen Tierkreis, die Ganzheit des Daseins und auf der spirituellen Ebene auch das Mitgefühl und die bedingungslose Liebe mit allem, was lebt. Der Anfangspunkt für ein Mandala ist immer die Mitte des Blattes: Dieser wird zunächst bestimmt. Von diesem Ur-sprung ausgehend wird nun ein Radius gezogen, der die Ausdehnung des entstehenden Mandalas beschreibt. Man kann hierfür eine Zahl wählen, die zum Thema passt: z.B. 12 cm oder auch die eigene Elle als Durchmesser verwenden, wenn man es etwas persönlicher gestalten möchte. Wie viele Kreise oder Ebenen man innerhalb des äußeren Radius zieht, bleibt der eigenen Kreativität überlassen. Vom Mittelpunkt aus teilt man das Mandala dann in acht Winkel. Zunächst das Kreuz der Waagerechten und Senkrechten (AC-DC-Achse im 90° Winkel), dann teilt man die entstandenen 90° Winkel noch einmal mittig, so dass acht gleiche Winkel entstehen. Diese werden als Hilfslinien oder geometrische Grundstruktur verwendet, die man dann auf jeder Ebene des Mandalas individuell ausgestalten kann, wie man möchte. Die Zahl Acht steht für die Himmelsrichtungen und Nebenrichtungen, also unsere Orientierung im Raum, aber auch die Kräfte der ursprünglichen Natur: Die fünf Elemente, Raum, Luft, Feuer, Wasser, Erde und die drei antreibenden Kräfte, Geburt, Entfaltung und Auflösung (wir Astrologen sagen: kardinal, fix und veränderlich). So enthält ein Mandala die Grundkräfte des Lebens, du kannst dir ihrer neu bewusst werden und sie mit deiner eigenen Kreativität gestalten – ganz wie im richtigen Leben.
Das Dreieck ist die nächst mögliche einfachste Form nach dem Punkt und der Ausdehnung des Punktes als Linie (Radius). Im Bild habe ich daher aus zwei gleichschenkligen Dreiecken (oder großen Trigonen) ein Hexagramm gezeichnet, da es ein Symbol des Herzchakras ist, in dem unsere Liebe oder Mitgefühl wohnt. Als Farben habe ich Orange und Gelb gewählt, leuchtende Sonnenfarben, die bei längerem Betrachten die entsprechenden Komplementärfarben in uns hervorrufen: Blau und Violett. Diese Farben wirken innerlich ausdehnend und bringen uns mit unserer tieferen Natur in Kontakt. Sie weiten unsere Selbstwahrnehmung. Während Orange und Gelb mehr ins Irdische gerichtete Farben sind. Möchte man beim Betrachten eines Bildes bestimmte innere Wirkungen erzielen, wählt man als materielle Farbe die Komplementärfarbe zu der, die man im Gehirn erzeugen möchte. Diese innere Farbe beeinflusst dann unsere Stimmung. Den nächsten Kreis nach dem Hexagramm habe ich dann durch acht silberne Lotusblätter gestaltet. Die Spitzen der Lotusblätter liegen da, wo die Hilfslinien der acht Winkel den zweiten Kreis treffen. Die Farbe Silber symbolisiert den spiegelnden Effekt des Wassers und die Ambivalenz des Fischezeichens, dass in jeder Farbe schillern kann. Die acht Lotusblätter stehen in einem Mandala für die Entfaltung der schöpferischen Kräfte. An diesen Kreis schließt sich die nächste Ebene an, in der acht Fische auftauchen, von denen vier in die Mitte des Ursprungs schwimmen und vier wieder daraus hervor, um ihre dort gewonnenen Einsichten in Form von kleinen silbernen Bläschen ins Leben zu pusten. Dies zeigt unsere Fähigkeit, immer wieder in unsere eigene innere Mitte einzutauchen, um Kreatives, Freude, Liebe neu hervorzubringen…
Zwischen den Fischen befinden sich doppelte Rosen, die jeweils spiralförmig links und rechtsdrehend zur Mitte eingerollt sind und zwischen sich wieder eine neue Knospe tragen: Auch hier wieder die auf- und absteigenden Lebenskräfte, die neues Leben hervorbringen, in Form der Blume der Liebe. Zwischen den Rosen befinden sich kleine Knospen oder Rosenblätter, die in sich drei kleine Samen hüten. Sie symbolisieren für mich den Anfang des Lebens, wenn etwas beginnt, und noch nicht sichtbar entfaltet ist, wie in den aufgeblühten Rosen. Die Ebene der Rosen und Fische ist gegenüber dem Hexagramm gekippt, so dass hier optisch ein Asymmetrie entsteht, die die Bewegtheit und das immer wieder neu Anstoßen des Lebensprozesses zeigt, das ja auch die Fische in ihrem Hin – und Herschwimmen in sich tragen. In der äußersten Ebene schließlich sehen wir die Schwanzflossen der Fische oder den neuen Raum, in den sie eintauchen, die Vielfalt der Farben. Auch der Mond erscheint, als Lichtträger der inneren Sonne.
Die im Mandala beschriebenen Kräfte sind natürlich nicht nur den „Fischegeborenen“ eigen, sondern ein Grundprinzip des Lebens, das in jedem Menschen und Wesen wirkt. Fühlen Sie sich also ganz frei, dieses Prinzip für sich voll zu beanspruchen, ganz egal, in welchem Sonnenzeichen Sie geboren sind. Ich wünsche viel Freude, vielleicht beim Ausprobieren einer eigenen Mandala-Kreation, vielleicht beim Nachvollziehen der in der Geometrie verborgenen Lebensweisheiten oder auch nur beim stillen Betrachten: Das eigene Auge sieht mehr, als der Verstand weiß!