Ein Rückblick auf die Jahrestagung – spannende Vorträge – vielfältige Angebote – Neuwahlen für Vorstand, Beirat und Kassenprüfer
Der DAV-Kongress 2014 in Bonn
Von Klemens Ludwig
„Goldener Jupiter“ und Debatten auf der Mitgliederversammlung, ansprechende Vorträge und ein Infomarkt, Aussteller, Tombola und vielfältiger Austausch – der DAV-Jahreskongress vom 3. – 5. Oktober 2014 in Bonn präsentierte eine breite Palette an Angeboten, um die eigenen astrologischen Kenntnisse zu vertiefen, sich Anregungen von Kollegen zu holen, Kontakte aufzufrischen oder mitzureden bei der Frage, wohin es mit dem DAV geht. Das Motto des Kongresses, „Die Astrologie und ihre Gefährten“, ließ Raum für unterschiedliche Themenbereiche.
Helen Fritsch (2. v. l.) mit den drei neuen Vorstandsmitgliedern Klemens Ludwig (2. DAV-Vorsitzender), Claudia Schulz
(3.v.l., Organisation und Verwaltung) und Birgit Lummer (r., Schriftführerin). Zum Vorstand gehört auch Eckhard Kohn (Schaztmeister, hier abwesend)
Einige Ämter wurden neu besetzt
Vor dem eigentlichen Kongress fand die Mitgliederversammlung des Deutschen Astrologen-Verbandes statt. Dabei wurden einige Ämter neu besetzt, darunter drei Vorstands-Ämter. Mit großer Mehrheit wurden Klemens Ludwig (2. Vorsitzender), Birgt Lummer (Schriftführerin) sowie Claudia Schulz (Organisation und Verwaltung) in den Vorstand gewählt. Neu im Beirat sind Rafael Gil Brand und Manfred Magg; Daniela Palermo ist die neue Kassenprüferin. Die Versammlung würdigte die früheren Vorsitzenden Holger A. L. Faß und Dr. Christoph Schubert-Weller und dankte den scheidenden Vorstandsmitgliedern Thomas Weyer-Eberling, Manuela Kuhlmann und Daniela Palermo, die neun Jahre für Organisation und Verwaltung zuständig war. Ebenfalls dankte die Versammlung Dr. Bernhard Firgau und Monika Schanz vom Beirat; der Kassenprüferin Brigitta Diemann sowie Sabine Bends von der Kongresskommission.
Magdalena Winkels (Mitte) bleibt weiterhin im Beirat, neu Daniela Palermo, die neun Jahre im Vorstand tätig
dabei sind Manfred Magg (l.) und Rafael Gil Brand (r.). war, ist jetzt neue Kassenprüferin.
Astrologie und Tarot
Den Reigen der Vorträge eröffnete am Freitagabend Ernst Ott (Foto links) über die Bedeutung des Tarots für eine vertiefende astrologische Deutung. Das sollte nicht nur theoretisch geschehen. Beim Eintritt in den Saal durfte man eine Karte aus dem großen Arkanum (Trumpf-Karten) ziehen und über ihre Bedeutung sinnieren. Unter dem Titel „Jetzt bin ich im Bild“ zeigte Ott Analogien zwischen beiden Systemen auf, wobei er sich auch bei seinen Ausführungen auf die 22 Tarot-Trümpfe beschränkte. Die Karten ordnete er den Planeten-Prinzipien zu, ohne dabei ein starres Dogma zu vertreten, etwa bei der Frage, ob die „Hohepriesterin“ eher dem Mond- oder dem Pluto-Prinzip angehört. Der bekannte Buchautor schlägt ganz praktisch vor, während oder nach der astrologischen Deutung eine Karte ziehen zu lassen, die ebenso vertiefend wie erweiternd sein kann. Nach den Ausführungen lud die Vorsitzende des Tarot-Verbandes, Kirsten Buchholzer, zu einer Signierstunde mit Ernst Ott am Stand des Verbandes im Foyer ein.
Analogien zwischen Pflanzen und Planeten
Am Samstagmorgen zeigte die 1. DAV-Vorsitzende Helen Fritsch Analogien zwischen den Planeten und dem Wachstum der Pflanzen auf. Intensiv beschäftigte sie sich mit den Rhythmen von Merkur und Venus, die mit ihrer Rückläufigkeit sowie ihrer inneren und äußeren Konjunktion eine Bahn am Himmel ziehen, die genau das Muster der Blüten und Blätter widerspiegelt. Die Referentin setzte Goethes Theorie der „Urpflanze“ in Verbindung mit astrologischen Prinzipien. Sie zeigte auf, dass es Astrologen wie Botanikern gelingen kann, mit wenigen Prinzipien – wie bspw. den Urqualitäten und planetarischen Rhythmen – sowohl den Menschen besser zu verstehen auch als auch eine Einsicht in den lebendigen Wachstumsprozess einer Pflanze zu gewinnen. Offensichtlich gehorchen Pflanzen und Menschenschicksal einem gemeinsamen, nicht sichtbaren Gesetz, das sich jedoch individuell unterschiedlich manifestiert. Mit einer anspruchsvollen Powerpoint-Animation wurden diese Zyklen den Zuhörern auch visuell erfahrbar gemacht. Der von der Anthroposophie beeinflusste Vortrag löste eine ausgesprochen lebhafte Debatte über die Frage aus, wo weitere Planetenprinzipien in der Natur anzutreffen sind. Die Beiträge reichten bis zu Hinweisen auf Pluto als Symbol für Genmanipulation und genveränderte Nahrungsmittel und Neptun, der Fremdbefruchtung zugeordnet wurde.
Astrologische Geschichtsbetrachtung
Darauf folgten zwei Exkursionen in die astrologische Geschichtsbetrachtung. Das Thema „Pluto und das Ruhrgebiet“ präsentierte die „Ehrenhauerin“ im Bergbau, Monika Heer (Foto links, hier mit Heidi Treier, re., beide sind auch Mitglieder der Ausbildungskommission). Humorvoll holte die Referentin die Zuhörer dort ab, wo viele waren: nämlich bei dem Klischee vom Ruhrgebiet als grauer Wüste mit ewig rauchenden Schloten. Es dauerte nicht lange, da hatte Monika Heer auch die größten Skeptiker gewonnen, denn mit ebenso viel Sachverstand wie Herzblut legte die Historikerin, Germanistin und Astrologin dar, wie sich die Region analog zum Pluto-Zyklus entwickelt hat. Entscheidende Eckpunkte waren der Einsatz der Dampfmaschine – naheliegenderweise mit Pluto im Widder – , die es ermöglichte, erstmals Kohle aus tieferen Schichten zu fördern. Zu diesem richtungweisenden Moment konnte Monika Heer sogar ein Horoskop präsentieren, das ein Stellium im Widder und im 8. Haus aufweist. Mit Pluto im Stier verbreitete sich Goldgräberstimmung, und Aktiengesellschaften entstanden; mit Pluto in der Jungfrau waren die ersten Umweltmaßnahmen unvermeidlich; mit Pluto im Skorpion begann der große Transformationsprozess der Region, der noch nicht abgeschlossen ist. Vor allem mit dem Übergang in den Wassermann im Jahr 2024 sieht die Referentin gute Perspektiven für neue Erfindungen, die heute noch gar nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen.
Das Leben der Flugpionierin Amelia Earhart
Das außergewöhnliche Leben der US-amerikanischen Flugpionierin und Frauenrechtlerin Amelia Earhart (24. 07. 1897, 23.08 CST, Atchison, Kansas) beleuchtete Manfred Magg (Foto links) aus astrologischer und chirologischer Sicht. Mit dem AC im Widder erlebt sie eine unstete Kindheit; zehnmal zog die Familie um. In Kombination mit ihrer Sonne im Löwen wusste sie aber auch genau, was sie wollte, und kein Hindernis war zu mächtig, um sie aufzuhalten. Mit 23 Jahren hatte ihr Vater sie zum Fliegen eingeladen, und danach wusste sie, dass Fliegen ihr Leben war. Auch bedeutende finanzieller Verluste ihrer Familie konnten sie davon nicht abbringen; so arbeitete sie in 28 verschiedenen Jobs, ums sich einen Flugschein und Flugstunden leisten zu können. 1932 erreichte sie ihr größtes Ziel, sie überquerte den Atlantik als erste Frau im Alleinflug. Chirologisch interessant ist ihr ungewöhnlich langer kleiner Finger, der für eine Merkur-Betonung steht.
Astrologie und Börse
Frank Felber (Foto links) beendete die Vorträge am Samstag mit einem Referat über Börsenastrologie. Felber ging es vor allem darum, das Zusammenspiel von Astrologie und Börsengeschehen aufzuzeigen. Ihm zufolge erlaubt die Astrologie gute Prognosen für die Börsenkurse, doch um dahin zu kommen, muss der Börsenastrologie mit der Börse verbunden sein, muss „eins mit ihr werden“ und muss das Auf und Ab an der Börse jeden Tag genau verfolgen. Die Prognosen lassen sich genau überprüfen. Vor allzu großer Euphorie warnte der Referent jedoch: „Wenn man versucht, schneller ans Leben zu kommen, als es das Leben vorsieht, dann funktioniert das nicht, auch nicht an der Börse.“
Meditation mit Petra Niehaus
Der Sonntagmorgen begann ungewöhnlich: Petra Niehaus, seit Jahrzehnten praktizierende Buddhistin, lud zu einer Meditation, und viele Teilnehmer fanden sich ein. Sie erlebten die geführten dreißig Minuten als besonderere Bereicherung, manche sogar als Höhepunkt der drei Tage. Einig waren sich alle, dass ein solches Angebot künftig zum festen Bestandteil der Kongresse werden soll.
Horoskop, Farbe und Form
Darauf folgte das, was augenzwinkernd auch als eine Art „Talentschmiede des DAV“ bezeichnet wird, nämlich fünf Kurzvorträge; wobei manche der Referenten keinesfalls neu im Geschäft sind, sondern zum Teil seit Jahrzehnten ihr Spezialgebiet erforschen. Der Astrologe und Künstler Gerhard Höberth stellte die Frage, wie die eher abstrakte kosmische Signatur des Horoskops in Formen umgesetzt werden kann, die auch für Laien auf Anhieb verständlich sind. Mit Hilfe von Computeranimationen hat er die Horoskope in Farben und Formen umgesetzt, die keiner besonderen Erklärung bedürfen. Dies verdeutlichte unter anderem ein Vergleich zwischen dem pessimistischen Philosophen Schopenhauer und dem künstlerischen Paradiesvogel Dalí. Weitere Informationen bot Höberth an einem Informationsstand an.
„Rendezvous mit Merkur“
Die Autorin und Vorsitzende des Tarot-Verbandes, Kirsten Buchholzer lud anschließend zu einem Rendezvous mit Merkur, das heißt, sie beleuchtete, wie sich Astrologie und kreatives Schreiben ergänzen. „Beide weben Geschichte“, lautete eine ihrer Kernthesen. Biografiearbeit ist eine Möglichkeit sich auszudrücken, aber auch große Werke der Weltliteratur wie „Vom Winde verweht“ sind offensichtlich astrologisch beeinflusst. Letztlich ermöglicht der Kontakt mit Merkur das kreative Schreiben, und jeder, der darin ambitioniert ist, sollte sich seinen Merkur-Ort suchen.
Astrologie und Klangschalen
„Wo die Worte enden, berührt der Klang“, so lautete die Botschaft von Christina Plate, die über „Astrologie und Klangschalen“ berichtete. Für sie bedeutet das „Astrologie in Aktion“, die das Gefühl berührt. Christina Plate bietet Klangschalen an, die Planetenprinzipien repräsentieren. Die können für die Klienten entsprechend angeordnet werden, und der Klang der Schalen löst häufig eine innere Wandlung aus – eben jenseits der Worte. Auch Christina Plate konnte an einem Informationsstand konkret vorführen, wie Klang und Horoskop harmonieren.
Astrologie und Achtsamkeit
Evelyn Rodtmann verband die Astrologie mit der Achtsamkeitsübung MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction), die Jon Kabat-Zinn entwickelt hat. Dabei geht es darum, bewusst wahrzunehmen, was im gegenwärtigen Moment passiert. Dies geschieht in vier Schritten, die von der Referentin genauer erläutert wurden: Bewusste Aufmerksamkeit / Präsenz / Selbstwahrnehmung / Nicht-Werten.
Astro-Geomantie
Den Abschluss der Kurzvorträge bildete Georg Stockhorst, dessen Forschungsschwerpunkt die Astro-Geomantie ist. Beginnend von dem Ort, an dem wir stehen, zieht er konzentrische Kreise in die nähere Umgebung (360-Meter-Zonen), in den Wohnort (4,32 Kilometer) und schließlich in die Region (51,84 Kilometer). Das Horoskop einer entsprechenden Person wird dann auf den Ort gelegt, woraus sich wichtige Schlüsse ableiten. Stockhorst untermalte dies mit zwei konkreten Beispielen. So steht das Horoskop von Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem sehr günstigen Verhältnis zum Kanzleramt, während das Horoskop von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit in Bezug zum Hauptquartier der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (BER) Täuschung verrät.
„Astro-Coaching“
Im weiteren Verlauf des Sonntags standen noch zwei längere Vorträge auf dem Programm. Der Münchner Astrologe und Dipl. Psychologe Hermann Meyer (Foto links) sorgte mit einem Beitrag über „Astro-Coaching“ für eine konkrete Anknüpfung an den Beratungsalltag. Ausgehend von der Erfahrung, dass Klienten das Wissen, das sie mitbekommen, häufig nicht umsetzen können, plädierte Meyer für sehr konkrete, praktische Schritte. Wie das aussehen kann, erläuterte er am Beispiel einer Klientin, die lange Zeit in familiären und anderen persönlichen Abhängigkeitsstrukturen gefangen war und, nachdem sie sich daraus befreit hatte, von der Fülle in ihrem Leben beinah überfordert war. Der Schlüssel zum Horoskop dieser Klientin war eine Venus/Saturn-Konjunktion im Krebs. Ein erlöster Saturn gibt die Erlaubnis, ins Leben zu treten und das Potenzial der Venus zu entfalten. Meyers Vortrag fand großen Anklang, weil es ihm gelang, charismatisch mit seinen Zuhörern in Kontakt zu kommen.
Astrologie, Kunst und Raum
Ungewöhnliche Perspektiven eröffnete zum Abschluss der Künstler und Astrologe Alexander Graf von Schlieffen (Foto links). Er sensibilisierte die Zuhörer für das Erleben und Empfinden des Raumes. Dazu stellte er zunächst einige wenige Beispiele aus der Natur vor, bevor er sich Architektur und Malerei zuwandte. Von Schlieffen zeigte auf, wie unterschiedlich Künstler Raum gestalteten; zum Zentrum hin, aus dem Zentrum hinaus; ein Zentrum, geprägt von Schwere oder von Leichtigkeit, oder gar die Zerstörung des Zentrums. Dabei fällt auf, dass viele Künstler den AC im Löwen haben. Die hohe Sachkompetenz, mit der von Schlieffen komplexe kunsthistorische Zusammenhänge komprimiert und verständlich vermittelt hat, hinterließ bei den Zuhörern einen nachhaltigen Eindruck.
Der „Goldene Jupiter“
Einen der Höhepunkte des Kongresses hielt der Samstagabend bereit: Zum zweiten Mal wurde der „Goldene Jupiter“ verliehen. Damit werden in unregelmäßigen Abständen besondere Verdienste um die Astrologie gewürdigt. Moderator Rolf Liefeld und Laudatorin Dipl. Ing. Arg. Annegret Becker-Baumann lüfteten schließlich das Geheimnis: Die Auszeichnung ging an den niederländischen Astrologen Erik van Slooten. Spontane Ovationen begleiteten die Bekanntgabe. Der Preisträger erklärte augenzwinkernd, er sei bereits mit fünf Jahren am Frühstückstisch in die Astrologie eingeführt worden, ohne viel davon zu verstehen. Heute führt er die Familientradition in dritter Generation fort. Doch nicht die Tradition wurde geehrt, sondern van Slootens Verdienste als Brückenbauer zwischen klassischer und moderner Astrologie. Als die Astrologie in den 1970er-Jahren eine Renaissance erlebte, war die klassische Variante verpönt; vor allem die Stundenastrologie. Die Rehabilitation erfolgte von außen, neben van Slooten auch durch Rafael Gil Brand, einem gebürtigen Spanier. Van Slooten nutzte seine Dankesrede als Plädoyer für die Stundenastrologie und zeigte sich erfreut, dass sich Tradition und Moderne heute nicht länger feindlich gegenüberstehen. Am Ende wurde das gesamte Publikum beschenkt, denn Reinhardt Stiehle vom Chiron-Verlag, der die Bücher von Erik van Slooten herausgibt, schenkte allen Zuhörern das Buch des Preisträgers „Der astrologische Tierkreis und seine Bewohner“.
Anerkennung für die Kongresskommission
Besondere Anerkennung erhielt die Kongresskommission (Foto, von links): Dr. Wolfgang Steven, Anita Ferraris, Helen Fritsch, Maria Schlicker, Christian König und Sabine Bends. Über die inhaltliche Planung und die professionelle Moderation hinaus hat die Gruppe durch Elemente wie Meditation und Gesang einen fachlich wie atmosphärisch großartigen Kongress ermöglicht.
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