Vom Zauber des Anfangs
Der Jubiläumskongress des DAV vom 6. – 8. Oktober 2017
Anlässlich unseres 70. Geburtstags haben wir vom 6. – 8. Oktober zum Kongress „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, geladen. Etwa 220 Interessierte wollten in Würzburg dabei sein, doch etliche wurden von Orkantief Xavier daran gehindert. Die Schneise der Verwüstung genau zum Vollmond im Widder – dem Symbol für archaische Urgewalt – verhinderte die Anreise mit der Bahn aus dem Norden.
Noch aus anderen Gründen waren Flexibilität, Gelassenheit und Geduld gefragt. Der Kongress fand nach vielen Jahren in Bonn erstmals im Kongresszentrum in Würzburg statt. Und jedem Anfang wohnt nicht nur ein Zauber inne, sondern er ist eine Schwelle, die naturgemäß neue Herausforderungen und manche Verunsicherung oder Überraschung birgt.
Am Ende verdeutlichte der anhaltende Schlussapplaus, dass ein Ortswechsel durchaus akzeptiert wird, auch wenn zu Würzburg das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Kritik an Räumlichkeiten, Technik und Ablauf war angemessen und wird in die Planung für 2018 einbezogen.
Inhaltlich dagegen überzeugte der Kongress auf der ganzen Linie, wie die Rückmeldungen einhellig dokumentieren.
Aber zurück zum Anfang. Der Freitagabend stand ganz im Zeichen des DAV-Geburtstags.
Zunächst ehrte der aktuelle Vorsitzende und Tibetkundler Klemens Ludwig die anwesenden ehemaligen Vorsitzenden Brigitta Liebstückel, Ulrike Voltmer, Detlef Hover und Christoph Schubert-Weller (v.l.n.r. im Bild) mit einem Katak, dem typisch tibetischen Begrüßungsschal.
Er stellte die Schwerpunkte, Prägungen und Erfolge der jeweiligen Amtsperioden hervor, so dass die knapp 200 Anwesenden, denen die Anreise gelungen war, einen sehr persönlichen und konkreten Eindruck davon gewinnen konnten, wer den Verband über die Jahrzehnte hinweg geprägt hat.
Darauf folgte ein noch tieferer Einstieg in die eigene Geschichte.
Christoph Schubert-Weller und Ulrike Voltmer ließen siebzig spannende Jahre revue passieren: von den ersten Jahrzehnten, als der Verband von Persönlichkeiten geprägt war, die noch die Verfolgung durch die Nazis am eigenen Leibe erfahren hatten, bis zur großen Modernisierung und Öffnung in den 1980er Jahren, deren Kinder Schubert-Weller und Voltmer sind.
Drei kabarettistische Einlagen von Eva Stangenberg und Ernst Ott (beide links im Bild) beleuchteten mit heiteren und selbstironischen Texten das Innenleben des DAV und hielten dem Verband einen Spiegel vor: Wo nehmen Formalismus und Bürokratie einen zu großen Raum ein? Wo herrscht ein nicht ganz angemessener Verbandsdünkel? Dabei ging es dem großartigen Kabarett nicht um den erhobenen Zeigefinger oder fertige Antworten, sondern darum, im heiteren Spiel zum Nachdenken und zur Selbstreflexion anzuregen.
Geballte Informationen
Am Samstagmorgen betrat Ulrike Voltmer zum zweiten Mal die Bühne. Nun beschäftigte sie sich mit der Geburt als Einstieg in die kosmischen Rhythmen. „Wann beginnt eigentlich Geburt?“, lautete eine der zentralen Fragen. Die ehemalige Vorsitzende präsentierte dabei die Vorstellungen unterschiedlicher weltanschaulicher Strömungen zu Geist, Materie und Geburt. Stark beeinflusst vom großen Johannes Kepler führte sie zudem in grundlegende astronomisch-astrologische Prinzipien ein.
Einen ebenso praktischen wie tiefgreifenden Ansatz, astrologische Rhythmen zu erfassen, stellte Wulfing von Rohr vor.
Der durch zahlreiche Bücher und Fernsehsendungen bekannte spirituelle Lehrer und Publizist hat lange in den USA gelebt und einige der wichtigsten englischsprachigen Astrologen durch Übersetzungen dem deutschsprachigen Publikum bekannt gemacht.
In Anlehnung an Dane Rudhyar hat er eine Horoskopuhr entwickelt, wonach der AC in 28 Jahren einmal durch den Tierkreis läuft. Kommt er dabei in Konjunktion oder Opposition zu Radixplaneten, sind Auslösungen zu erwarten. Sie bilden die Basis für die Prognose bei weiteren Umläufen, wie er unter anderem am Beispiel von Bundeskanzlerin Angela Merkel verdeutlicht hat.
Am Nachmittag standen zunächst vier parallele Workshops auf dem Programm (Im Bild unten v.l.n.r. Susanne Cerncic, Heidi Treier, Hellgard Nitsche, Udo Kothöfer).
Für die im März verstorbene Maria Luise Mathis hatte ihre enge Mitarbeiterin Susanne Cerncic das Thema „Von der Metagnose zur Prognose“ übernommen. Die Teilnehmer erlangten einen intensiven Eindruck davon, wie mit Hilfe verschiedener Direktionsmethoden bestimmte Planetenkonstellationen mit wichtigen Ereignissen des Lebens in Zusammenhang gebracht werden können, was eine gute Basis für die Prognose ist.
Heidi Treier näherte sich mit ihren Teilnehmern unter anderem mit Horoskopaufstellungen dem dritten Saturnzyklus an. Er wird auch als das „Goldene Zeitalter“ bezeichnet und beginnt mit knapp 60 Jahren. Bei der richtigen Anwendung machen es die Gaben des Saturns möglich, die bis dahin erworbenen Lebensweisheiten kreativ einzusetzen.
Hellgard Nitsche bot den Interessenten die Möglichkeit, durch eine mit der Farblehre korrespondierende Wellenastrologie zu neuen Erkenntnissen aus dem Horoskop zu kommen. Sie hat diese Methode gemeinsam mit ihrem Mann, einem Naturwissenschaftler erfunden. Besonders beeindruckend war die Umsetzung des Horoskops in eine Darstellung durch die Spektralfarben.
Udo Kothöfer leitete einen Workshop über Geburtszeitkorrektur. Anhand des Beispiels einer Teilnehmerin wurde aufgezeigt, wie die Analyse der Lebensereignisse Aufschluss darüber gibt, welche Bezüge zwischen den Häusern und zu den Hausspitzen für die Korrektur relevant sind und wie man mit den Kritischen Graden der Transpersonalen Astrologie ein korrigiertes Horoskop nochmals auf Richtigkeit überprüfen kann.
Nach einer kurzen Pause moderierte Maria Schlicker drei Kurzvorträge (Im Bild unten v.l.n.r. Monika Preuss, Angelika Kraft, Gaby Marske-Power):
Monika Preuss warf einen Blick auf das Wassermannzeitalter und beschrieb lebhaft seine Vorboten.
Angelika Kraft fragte, „wo es klickt“, was sie anhand der Partnerschaftsanalye des Künstlerpaares Jeanne-Claude und Christo sowie auf der Basis der astrologischen Psychologie ausführte.
Gaby Marske-Power schließlich führte in die geheimnisvoll-faszinierende Welt der Sabischen Symbole ein, die nicht nur einen intuitiven Zugang zum Horoskop ermöglichen, sondern auch die Stärke der Frauen über die spirituelle Welt hinaus dokumentieren.
Schließlich beschloss Christiane Hinterleitner mit einem fundierten Vortrag über die Polarität der Mondknotenachse den Samstag.
Ihre Ausführungen spannten den Bogen von der astronomischen, mythologischen und historischen Basis der Interpretationen bis hin zur neueren Forschung.
Dabei gehörte es zu den Stärken der Ausführung, dass die sehr unterschiedlichen Deutungen ohne Wertung präsentiert und es den Zuhörern überlassen wurde, zur eigenen Interpretation zu kommen.
Ebenso fundiert ging es am Sonntagmorgen mit dem Philosophen und Astrologen Gerhard Höberth weiter, der die sechs Tage der Schöpfung
als astrologische Analogie erklärte.
Dabei führte er tief in die jüdische Mythologie ein, die sich in der Symbolik von Zahlen und Ziffern widerspiegelt. Auch machte Höberth deutlich, wie über das Eintauchen in Details zurück zu einer Gesamtschau gefunden werden kann.
Nach diesem philosophisch-mythologischen Teil stellten Louise Kirsebom und Johan Hjelmborg den praktischen astrologischen Alltag in den Mittelpunkt:
Die schwedische Astrologin Louise Kirsebom durch die Sonnenhäuser. Sie unterscheidet zwischen dem Sonnenhoroskop als dem himmlischen und dem Geburtshoroskop als dem irdischen Horoskop. Dabei kommt es allein darauf an, in welchen Zeichen die einzelnen Planeten stehen.
Durch diese Konstellation wird das offenbart, was der Mensch vom Himmel mitbringt.
Der dänische Astrologe Johan Hjelmborg zeigte die Möglichkeiten auf, die sich ergeben, wenn das Erscheinungsbild des Klienten sehr konkret
in die Deutung einbezogen wird; neben dem Augenblickshoroskop, versteht sich.
Notwendig dafür sind fundierte Kenntnisse der Farblehre sowie der Psychologie, wie Hjelmborg auf sehr kurzweilige Art mit praktischen Beispielen verdeutlicht hat.
Der Abschluss des inhaltlichen Teils lag in der Hand von Anita Ferraris.
In einer beeindruckenden Präsentation zeigte sie die Metamorphosen der Künstlerin Niki de Saint-Phalle auf.
In ihrer Kindheit von ihrem gesellschaftlich hoch angesehenen Vater missbraucht, befreite sie sich zunächst mittels der künstlerisch angewandten Schießtechnik von den erlittenen Erniedrigungen.
Durch die überlebensgroßen Frauenfiguren der Nanas sowie dem Tarotgarten wurde sie endgültig zu einer selbstbewussten und anerkannten Künstlerin. Den Werdegang stellte Anita Ferraris in Beziehung zu den Transiten, untermalt von deren Bildern und Texten.
Wer einzelne Vorträge von 2017 noch einmal auf sich wirken lassen mag oder am Kongress nicht teilnehmen konnte und deshalb Beiträge daheim in Ruhe anhören möchte, kann ab etwa Mitte November alle Darbietungen als CD oder MP3 in unserem Online-Shop erwerben.
Mehr Informationen dazu unter: www.astrologenverband.de