Interview des Deutschen Astrologen-Verbandes
mit Werner Held
„Wenn ich eine Radix mit einem der wirkmächtigen Sonnenfinsternis-Horoskope in Verbindung setze, sehe ich, wie stark diese individuell wirken“
Werner Held, (geb. 2.11.1965 um 15.04 in Roth bei Nürnberg) arbeitet als Astrologe und körpermedialer Aufsteller in Berlin. Als Diplompsychologe (Studium an der FU Berlin) und Heilpraktiker für Psychotherapie ist er außerdem im sozialpsychiatrischen Bereich tätig. Weitere Aus- und Weiterbildungen machte er in Tiefenpsychologie, Familienaufstellungen, Traumatherapie, Gesprächstherapie und anderen Heilweisen.
Astrologische Ausbildungen absolvierte er u.a. im Astrologiezentrum Berlin, wo er auch als Dozent wirkt. Neben dem Einsatz der Astrologie in seiner therapeutischen Arbeit liegt einer der Schwerpunkte seiner Aktivitäten auf der Mundanastrologie. Dabei forscht Werner Held nicht nur zu Finsternissen und den Zyklen der Langsamläufer, sondern auch zu den Planetoiden, die er wie nur wenige Astrologen in seine Arbeit integriert. Seit 2011 läuft seine innovativ forschende monatliche Internet-Radiosendung Kosmos & Psyche.
Klemens Ludwig sprach mit ihm über bedeutende Finsternisse und Zyklen, deren Wirksamkeit durch die Jahrhunderte sowie die Möglichkeit, sie mit einem individuellen Horoskop in Verbindung zu setzen und deren Potential zu entfalten.
DAV: Dein Thema „Was verleiht uns Macht und Geld?“ dürfte buchstäblich jeden ansprechen, denn wenn sich das aus dem individuellen Horoskop ableiten lässt, dürften Finanzprobleme rasch gelöst sein. Was ist dein Ansatz?
Werner Held: Ich befasse mich zunächst mit den Inhalten von mundanen Horoskopen und schaue, selbst sehr finsternisgeprägt, auf signifikante Finsternisse (wie die Vorreiter Jayne, Johndro, Troinski, Meridian u.a.) die bestimmte Zyklen langfristig und tiefgreifend prägen. Dabei geht es neben besonders wirksamen Sonnenfinsternissen, Langsamläuferzyklen (in Folge von Tarnas und Barbault) u.a. auch um Venus- oder auch Jupiter- und Stier-Finsternisse, die zu unterschiedlichen Zeiten kollektiv einen je anderen attraktiven gesellschaftlichen Grundrahmen zum Geldverdienen bilden, denn das wird bekanntlich durch Venus, Stier und das zweite Haus symbolisiert.
DAV: Kurze Zwischenfrage, da der Begriff nicht so geläufig ist, du meinst damit die exakte Konjunktion der Venus mit der Sonne?
Werner Held: Ja, wenn vor allem eine Sonnenfinsternis eng beim Grad der Venus stattfindet, erzeugt dies abhängig vom Aspektmuster und Zeichen mitunter eine lange anziehende Geldmacht neuer gesellschaftlicher Phänomene bzw. Bereiche, erfolgreicher im Mainstream sind dabei allerdings meist die Nordknotenfinsternisse. Aber auch die Südknoten-Sonnenfinsternis vom 12.11.1966 auf 19 Grad Skorpion auf der Venus begründet, bspw. durch ihr meisterliches Aspektmuster, v.a. einen gesellschaftlichen Gesundheits- und Therapiebereich. Sie vermittelt venusisch friedens- und beziehungsermöglichend zugleich eine Geldverdienbasis für viele Menschen im Bereich der tiefgründig-transformierenden Heilung von systemischen, kollektiven und karmischen Traumata. Diese Finsternis hat z.B. Bezug zur Mailänder Schule der systemischen Familientherapie ab 1967 und Bert Hellinger.
DAV: Betrifft das auch den Finanzbereich?
Werner Held: Der für den Finanzbereich noch immer wirksame Signifikator ist die Sonnenfinsternis vom 6. November 1771, die den Kapitalismus eingeläutet hat.
DAV: Im Durchschnitt gibt es zwei Sonnenfinsternisse im Jahr. Du beziehst dich jetzt auf eine, die etwa 250 Jahre zurückliegt. Das heißt, es gab seitdem etwa 500. Was macht gerade diese Sonnenfinsternis aus?
Werner Held: Sie enthält ein Uranus-Neptun-Pluto-Trigon in der starken Mitte der Erdzeichen im Drachen auf den Skorpion-Neumond in Konjunktion Venus/Mars fokussierend und steht damit für maximal machtvolle, dauerhafte und nicht anderweitig erreichte Finanzmacht-Revierstärke, siehe: Old Money, Dollar, Federal Reserve System, reiche Elitenfamilien der Industrie- und Bankerpioniere, wie man an Synastrieaspekten mit den Hauptprotagonisten erkennen kann. Ich unterscheide zwischen Sonnenfinsternissen verschiedener Kategorien. Besonders wirksame, teilweise über Jahrhunderte, erfüllen meist drei Kriterien: erstens, sie sind total bzw. mit einem Finsternisverlauf vor Ort oder haben einen für die ganze Welt wirkenden Verlauf über die Pole oder haben den Finsternispunkt oder Planeten auf den 4 kardinalen Weltpunkten oder weisen ein hohes Gamma für maximale Aufprägung auf die Erde auf, (etwa der Rekordhalter unserer Jahrhunderte der WWW-Finsternis vom 11.07.1991); zweitens sie geschehen sehr zeitnah zum Start eines Zyklus der Langsamläufer und wirken den ganzen Zyklus hindurch (oder zeitlich begrenzter bei dessen Quartalspannungen) sowie sie weisen drittens spannungsreiche bzw. herausragende Aspektmuster auf. Sind alle drei Kriterien erfüllt, was natürlich nicht jedes Jahr vorkommt, spreche ich von einer 1. Rang-Sonnenfinsternis. Die des Ur-Kapitalismus von 1771 hat zwar keinen Langsamläufer-Zyklusbeginn, aber die zentrale expansive Profiteliten-Konjunktion Jupiter – Asteroid Zeus, der als Archetyp auch im WWF-Horoskop Davos vorhanden ist und das herausragendste fixe Aspektmuster darstellt.
DAV: Gibt es noch weitere 1. Rang-Sonnenfinsternisse, deren Wirkungen bis heute signifikant sind?
Werner Held: Ja viele, ich will nur drei hervorheben. Die äußerst mächtige Islam-Ursprungssonnenfinsternis vom 1. August 566, deren Wirkung wir immer mehr zu spüren bekommen. Die Massenmedien- bzw. entgrenzte Kollektivmacht-Sonnenfinsternis vom 26.04.1892. Und in der Zukunft noch wichtiger, die stierbetonte Sonnenfinsternis zu Beginn der Kulturrevolution vom 20. Mai 1966 nicht weit vor der 3.Uranus-Pluto-Konjunktion am 30.06.1966, dem wichtigsten Fortschrittsmacht-Zyklus. Damals hat Mao radikal mit allen Traditionen gebrochen und die Jugend für seine gewaltsamen Interessen instrumentalisiert. Ich sehe darin den Traumaurgrund zum Beginn von Chinas Aufstieg zum globalen Wirtschaftsmotor bzw. zur Weltmacht, die heute vor allem im wirtschaftlichen Bereich die Führungsrolle der USA herausfordert. Traumata verleihen nach einiger Zeit mitunter unantastbare weltliche Macht, wenn man sie nicht erlösend transformiert. Auch das Projekt „Neue Seidenstraße“ – die Beschreibung für Chinas Drang nach Westen – hat ihren kosmischen Ursprung in diesem Finsternispfad von Afrika, Türkei, Kasachstan bis China. Dieser erst jetzt ganz deutlich hervortretende Finsternispfad entfaltet seine Wirksamkeit noch bis 2104. Die Finsternis aktivierte zudem die bedeutsame China-Republik-Finsternis vom 22.10.1911, die im Resultat auf den Überwachungsstaats-Asteroiden Orwell hinausläuft.
DAV: Das sind Dimensionen, die individuell schwer nachvollziehbar sind. Ich möchte gern auf die Sonnenfinsternis zurückkommen, die du als Signifikanter für den Ur-Kapitalismus betrachtest. Dass sich im späten 18. Jahrhundert mit der Dampfmaschine als Motor der industriellen Revolution grundlegende kollektive Veränderungen im Leben der Menschen vollzogen haben, ist unbestritten. Wieso aber erklärst du das astrologisch mit einem so weit zurückliegenden Ereignis?
Werner Held: Sie legte die noch heute gültigen Fundamente und ist in punkto Revierstärke bislang unerreicht. Sie wirkt natürlich stärker, wenn man in den unter ihrem Einfluss gegründeten Bereich einsteigt. Die Sonnenfinsternis des Ur-Kapitalismus ist auch deshalb so signifikant, weil sie immer wieder von bedeutsamen Schlüsselhoroskopen aufgegriffen wurde. Zum Beispiel dem Wechsel der Großen Konjunktionen in die Erdzeichen ab 17.07.1802, konfrontativ durch die Kommunismusfinsternis vom 05.05.1818 am Tage der Geburt von Karl Marx mit Finsternispfad, wo die kommunistischen Länder lagen und mit China noch liegen. Besonders hervorzuheben ist auch die New Economy – Sonnenfinsternis vom 22. August 1979 Konjunktion Venus auf dem Fixstern Regulus. Sie begründet das globale und mitunter berühmt werdende Geldverdienen über Kommunikationstechnologie und Internet – aspektverknüpft mit dem merkurialen Luftepochenhoroskop der Großen Konjunktion vom 31.12.1980 – 2219. Bill Gates, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg, Slim Helu, Alibabas Jack Ma, Michael Dell, Sergey Brin, der Entwickler von Google und andere treten auf, die wenige Jahrzehnte später zu den reichsten Männern der Welt wurden. Es gibt die stärksten Aspekte zwischen den Sonnenfinsternissen 1771 und 1979 und man kann sagen, die Wirkung der ersten wird von der zweiten stark umgeprägt bis teilweise abgelöst.
DAV: Idealistisch gesehen ging es den von dir zitierten Persönlichkeiten zuerst aber nicht um Geld, wie im Kapitalismus, sondern um neue Formen der Kommunikation, der Bereitstellung von Informationen. Dass damit so viel Geld zu verdienen ist, war ihnen vermutlich selbst nicht klar.
Werner Held: Beides schließt sich nicht nur nicht aus, sondern bedingt sich, auch astrologisch betrachtet. Ich hatte bereits die Massenmedien-Sonnenfinsternis vom 26. April 1892 erwähnt, die bekanntlich ebenfalls eine 1. Rang-Sonnenfinsternis war. Sie hat global entgrenzte Wirkung vor allem durch den Jupiter-Neptun-Pluto-Archetyp, der in Finsternis vom 11. Juli 1991 variiert wieder enthalten ist. Ich nenne sie die WWW-Finsternis, denn am 6. August 1991 ist World Wide Web-Projekt öffentlich und weltweit verfügbar gemacht worden. Das Potential der Massenmedien hat eine neue globale Dimension erlangt.
DAV: Die größte Wirksamkeit aber entfalten die Sonnenfinsternisse nach deinen Forschungen, wenn sie mit den großen Zyklen der Langsamläufer zusammenfallen, am besten mit dem Beginn eines neuen Zyklus.
Werner Held: Ja, wenn ich richtungsweisende globale Ereignisse verstehen und einordnen will, schaue ich neben den Finsternissen auf die großen Zyklen. Sobald diese zeitlich bzw. aspektmäßig zusammenfallen, ist die Wirkung besonders ausgeprägt. Wenn wir bei den Planetenzyklen bleiben und nicht noch weitergehen bis zum äußersten uns bekannten Zyklus, der Rotation der Sonne um das galaktische Zentrum – incl. dem spannenden Zukunftspunkt der Sonnenbewegung auf 17.5 Grad Fische, den ich Directio Solaris nenne und derzeit erforsche – dann drängt sich als erstes Pluto auf, im Zyklus mit Neptun und Uranus.
DAV: In der Tat steht die für viele interessante Frage noch im Raum, nämlich was bedeuteten diese kosmischen Großereignisses für das einzelne Horoskop? Wie stellst du den Bezug her?
Werner Held: Natürlich betreffen die beschriebenen 1. Rang-Finsternisse oder großen Zyklen auf der individuellen Ebene nicht jeden gleich. Hierzu benutze ich zunächst die vertraute Methode der Synastrie. Wenn ich eine Radix mit einem der wirkmächtigen Sonnenfinsternis- oder Zyklen-Horoskope in Verbindung setze, sehe ich v.a. im vertikalen Blickwinkel (was hinterlässt die tiefsten Einprägungen in der Seele), wie stark diese individuell wirken. Das überprüfe ich durch biografische Entsprechungen und schlüssige Verbindungen. Zudem sind individuell die Sonnenfinsternisse vor und nach der Geburt ganz entscheidend. Sie drängen sich vor allem bei genauen Interaspekten zu unserer Radix schicksalhaft rahmensetzend in unser Leben. Die Vorgeburtlichen wirken mond-neptunhaft bzw. plutonisch innerlich-seelisch, in geschützten Räumen, über den Mutterkokon vermittelt bis uferlos überflutend bzw. uns krisenhaft verstrickend. Die Nachgeburtlichen wirken eher sonne-mars-saturnhaft bzw. plutonisch, weil wir uns hier individuell ohne Mutterschutz gegen diese meist tief beeinträchtigende Sonnenfinsterniswirkung behaupten müssen bzw. diese Wucht nutzen. Diejenigen wirken meist am stärksten, die am nächsten um die Geburt herum geschahen. Aber auch spätere oder frühere Finsternisse mit starken Interaspekten zur Radix sind zu beachten, weil auch sie letztlich besondere ohnmachtsvermeidende Durchsetzungstiefe vermitteln. Wir erleben fast zwangsläufig Traumata, die uns fortan unbewusst stark lenken. Die natürliche Reaktion ist, sie zu kompensieren oder sie auf später zu verdrängen. Das Unerlöste meldet sich aber im Laufe des Lebens zu bestimmten Auslösungszeiten und fordert seine bewusste Bearbeitung. Sieht man sich dann auch jedes ursprüngliche Konjunktionshoroskop unserer Radix-Langsamläuferaspekte an, kann man deren entscheidende Urkonflikte oft schon in der familiären Vorgeschichte erkennen, verstehen und bewusst überwinden und deren Gaben nutzen.
DAV: Kannst du konkret einen solchen kollektiven Zyklus benennen?
Werner Held: Es gibt zahlreiche, die jeweils bei aktiven Aspektstadien in den Vordergrund treten, ich will den Chiron-Uranus-Zyklus von 1.12.1898 nennen, der durch sein Chart hochrepressiv war und oft durch plötzliche frühe, im Nervensystem bleibende Schocks unruhig macht und entwurzelnd wirkt und eine Sprengkraft des sozialen Gefüges beinhaltet. Wenn sich Kinder unter diesem Archetyp für ihre Freiheit einsetzten, wurden sie nicht selten brutal verletzt, bestraft und unterdrückt. Entfesselt wurde diese Zerstörungswirkung in der Traumaweitergabe dann v.a. kollektiv im Krieg. Im Quadrat während Ende 1942 – 1944 des 2. Weltkrieges hat er seine größte schmerzhafte Entwurzelungswirkung (siehe auch die 1. nukleare Kettenreaktion 02.12.1942 durch Fermi) entfaltet. Er prägt in der langen Oppositionszeit auch die Kindheit der Generationen der 50er – 70er. Erst ab dann war die Befreiung mit neu initiierten, zuerst außenseiterhaften Lehr- und Heilweisen möglich.
DAV: Wie vollzieht sich die Befreiung von den Traumata auf der individuellen Ebene?
Werner Held: Es ist ein Zusammenspiel verschiedener Herangehensweisen, meist ein vermitteltes Tiefenverständnis und eine ermutigende Horizonterweiterung in der Beratung mit Lösungswegen und dann die konkrete Heilungsarbeit in den stellvertretenden Familien- und Horoskopaufstellungen. Diese führen in frühkindliche, systemische oder karmische Ebenen, je nachdem wo neptunisch geführt die Traumaerstarrungen aufzulösen sind, sodass die Seele nicht mehr an derselben Stelle kreist.
DAV: Wie bist du zu dieser sehr synkretistischen Arbeit gekommen?
Werner Held: Mein Vater interessierte sich schon für die Astrologie, allerdings mit Zuordnungen nach dem Motto „der Skorpion ist eben so“. Ich habe zunächst Psychologie studiert, bin aber 1998, im Initiationsjahr zur neuen Weltordnung, als auch Uranus ein Quadrat zu meiner Sonne gebildet hat sowie durch das Neptun-Ingresshoroskop in den Wassermann, in Kontakt mit einem sehr begabten Tieftrance-Medium zu besonderen Initiationserlebnissen gekommen – ein Dynamo war angeworfen worden. Eine Neptunbegegnung 2002 zur Zeit des Quadrats auf meine Sonne machte mich dann erst wirklich zum Neptunier. Zunächst habe ich mir im Eigenstudium die Astrologie angeeignet, dann Ausbildungen gemacht und ab 2003 Aufstellungen angeboten. Es ging alles in schnellen Schritten voran.
DAV: Wir haben jetzt einen intensiven Blick auf entscheidende Schlüsselhoroskope geworfen und auf die Überwindung von Traumata geschaut. Die ganz konkrete Antwort auf die Ausgangsfrage „Was verleiht uns Macht und Geld“? steht allerdings noch im Raum.
Werner Held: Das Thema möchte ich mir gern für meinen Vortrag auf dem Kongress aufbewahren, da werde ich auch auf die verschiedenen Arten und Zyklen der Macht eingehen: z.B. der plutonischen, der lilithischen Macht oder der Fortschrittsmacht von Uranus und Chaos – einem noch sträflich missachteten Transneptunier fast mit der Wirkungsmacht eines Uranus – sowie thematisch relevante Himmelskörper und das noch quasi unbemerkte, die Macht u.a. im Geschlechterverhältnis umwälzende neue traumaaufschrei-moralisierende Weltordnungshoroskop vorstellen.
DAV: Herzlichen Dank, das macht neugierig und gewiss werden viele deinem Vortrag mit großem Interesse entgegensehen.
Mehr Informationen über die Arbeit von Werner Held:
www.werner-held.de
Das Interview führte Klemens Ludwig.