Manly Palmer Hall: Babylonische Sternkunde
Dass die uns überlieferte und bekannte Astrologie auf die Babylonier zurückgeht (andere Bezeichnungen dafür sind Assyrer oder Chaldäer), ist inzwischen unbestritten. Aus ihrer Heimat, dem Zweistromland, stammen auch die ältesten Ephemeriden, Planetenaufzeichnungen auf Steinplatten, die etwa 4.000 Jahre alt sind. Auch die „Heiligen Drei Könige“ – oder besser Magier – werden ihnen zugeordnet.
So ist es sehr dankenswert, wenn ein Verlag den Mut besitzt, 70 Jahre alte Ausführungen über die babylonische Sternkunde neu herauszubringen. Dass es sich dabei um ein grundlegendes Werk handelt, liegt auf der Hand. Autor ist der kanadische Literaturwissenschaftler und Mystiker Manly Palmer Hall, der von 1901 – 1990 gelebt hat. Sein Erbe führt die von ihm gegründete Philosophical Research Society in Los Angeles fort. Hall gilt als einer der fundiertesten Kenner der antiken Weisheitslehren. Das nun vorliegende Werk geht auf einen Vortrag zurück, den er 1950 in San Fransisco hielt.
Zunächst beschreibt Hall ausführlich die Kenntnisse der zumeist als „Chaldäer“ bezeichneten frühen antiken Astrologen, die von der Präzession und der genauen Berechnung des Platonschen Jahres bis zum Meton-Zyklus, der Verbindung des Sonnen- und Mond-Zyklus reichen. Von den Babyloniern reist Hall zu Ptolemäus, Hermes Trismegistos und der hellenistischen Astrologie sowie zur Zahlenmythologie, so dass er weit über die babylonische Sternkunde hinaus geht.
Ein ausführliches Vor- und Nachwort, das unter anderem auf Kocku von Stuckrad und seine „Geschichte der Astrologie“ Bezug nimmt, stellen die Ausführungen Halls in einen aktuellen Rahmen.
Alle, die nicht nur dank des Horoskops mehr über sich erfahren möchten, sondern zu den Quellen des astrologischen Wissens reisen wollen, ist das fundierte und gut leserliche Buch unbedingt zu empfehlen.
Manly Palmer Hall: Babylonische Sternkunde. Bigbell Verlag, CH-Wallisellen 2018, 124 S. 12,40 €
Klemens Ludwig