„Die Astrologie hat mir einen anderen Blick auf die Welt vermittelt.“
Interview mit unserer Referentin, Tulla Gastl.
Tulla Gastl, geb. am 17.11.1969 um 10:17 Uhr in Rain am Lech, arbeite viele Jahre als Kunsthandwerkerin. Nach einer ursprünglichen Lehre als Textilveredlerin arbeite sie unter anderem in einem Bioladen, in der Gastronomie und in einem Büro. Schon seit ihrer Kindheit interessierte sie sich für die Astrologie. Ende 20 begann sie eine astrologische Ausbildung. 2008 eröffnete sie eine eigene Praxis für ganzheitliche Beratung, in der die die Astrologie eine wichtige Rolle spielt. Ihr astrologischer Schwerpunkt ist kreative Astrologie, eine spielerische Methode das eigene Horoskop kennenzulernen.
Klemens Ludwig sprach mit ihr über die kosmische Inspiration für die Kunst, das kommunikative Potential der Astrologie sowie über ihren besonderen Werdegang.
DAV: Dein Angebot zählt zweifellos zu den außergewöhnlichsten auf unserem Online-Kongress „Im Anfang war das Wort“ vom 24.- 26. September. Du nennst es „Astro-Speed-Dating“. Bei „Dating“ denken viele vermutlich an die allgegenwärtigen glücklichen Singles der Litfaßsäulen, die sich alle elf Minuten verlieben. Spricht dein Angebot vor allem einsame Herzen an?
Tulla Gastl: Der Begriff Astro-Speed–Dating ist herrlich plakativ. Er hat sich angeboten, weil so jeder sofort eine Vorstellung zum Ablauf hat. Mir geht es um Kommunikation unter den Teilnehmer*innen, egal ob Singles oder fest liiert. Als klar war, dass der DAV-Kongress in diesem Jahr online stattfindet, habe ich mich gefragt, wie ich einen wertvollen Beitrag dazu leisten kann. Ein Onlinekongress ist wunderbar geeignet um Sachinhalte zu vermitteln, aber die persönlichen Begegnungen am Rande, die ebenso wertvoll sind, entfallen. Dazu wollte ich gerne etwas beisteuern und einen Rahmen schaffen, um spielerisch ins Gespräch zu kommen. Augenzwinkernd will ich verlieben natürlich keinesfalls ausschließen…!
DAV: Also ein Kennenlern-Angebot?
Tulla Gastl: Wir könnten es auch einen „Virtuellen Kaffee-Automaten“ nennen, an dem Menschen sich zufällig treffen, sich kennenlernen und austauschen. Das Spiel-Konzept ist so angelegt, dass die Teilnehmer*innen unbefangen und fröhlich miteinander ins Gespräch kommen. Scheinbar nebenbei entsteht sehr schnell ein intensiver, persönlicher Kontakt.
DAV: Hast du Erfahrung mit dem Format?
Tulla Gastl: Ja, ich habe das Konzept ursprünglich im beruflichen Kontext entwickelt. Es lief in ganz Oberbayern. Ich arbeite nebenberuflich im Krisendienst. Als es unter Coronabedingungen darum ging, neue Kollegen ins Team zu integrieren, habe ich diesen Online-Workshop erdacht. Wir hatten viel Spaß dabei und sind dadurch schnell zusammengewachsen.
DAV: Das klingt spannend und ähnlich ungewöhnlich wie dein gesamter beruflicher Werdegang. Kannst du uns erzählen, wie du zur Astrologie gekommen bist.
Tulla Gastl: Spirituelle Themen haben mich von frühester Kindheit an beschäftigt. Allerdings hatte ich zunächst nicht die Umgebung, um Antworten zu finden. Ich wollte dringend wissen wie die Welt funktioniert? „Warum sind die anderen anders als ich?“ „Was ist der ganze Sinn dahinter“? Ich war fasziniert von Astrologie, fasziniert von der Möglichkeit einen tiefen Blick in die menschliche Psyche werfen zu können. Auch wann ich nur die Küchentisch Astrologie meiner Mutter kannte, die sich die auf Sternzeichen beschränkte.
DAV: Immerhin, das kann doch schon mal ein Anfang sein.
Tulla Gastl: Unbedingt! Meine Mutter war eine außergewöhnliche Frau, eine echte Berliner Göre. Durch die Wirren der Nachkriegszeit landete sie beim Zirkus, wurde Artistin und reiste kreuz und quer durch Europa. Später ließen sich meine Eltern in Bayern nieder.
DAV: Das klingt nach einem großen, offenen Horizont, in dem die Astrologie durchaus einen wichtigen Raum einnehmen kann.
Tulla Gastl: Das ist einerseits richtig. Meine Mutter hatte ihre ganz eigene Weltsicht. Das hat mich geprägt. Später betrieb sie einen kleinen Laden. Ich war oft inkognito, unter dem Ladentisch dabei, und habe zugehört wie die Menschen eine Zeitschrift kauften und eigentlich ein Beratungsgespräch mit meiner Mutter suchten. Das ist vermutlich der Grundstein für meinen therapeutischen Beruf. Trotzdem bin ich insgesamt bildungsfern aufgewachsen. Wir lebten in einem kleinen Dorf, alles was mich interessiert hätte war vollkommen unerreichbar.Meine Eltern hielten weiterführende Bildung für überflüssig. Erst während meiner Lehre als Textilveredlerin habe ich herausgefunden, dass Ehrgeiz und eine gute Bildung sehr nützlich sein können. Denn durch gute Noten konnte ich meine wenig geliebte Lehrzeit verkürzen. Dass ich kaum Anleitung erfuhr, hatte zwar den Nachteil, reichlich naiv ins Leben zu starten aber auch gleichzeitig den Vorteil, dass ich die Freiheit hatte, Dinge aus eigenem Antrieb zu entdecken und meine ureigene Herangehensweise zu entwickeln.
DAV: Offensichtlich gilt die erweiterte Bildung auch für die Astrologie, denn du bist ja nicht bei der „Küchentisch-Astrologie“ deiner Mutter stehen geblieben.
Tulla Gastl: Mit Ende Zwanzig habe ich erfahren, dass Astrologie erlernbar ist. Bis dahin dachte ich, man kann es oder man kann es nicht. Das hat mir neue Horizonte eröffnet und ich habe eine Ausbildung begonnen.
DAV: Du bist ja auch Künstlerin. Hat die Astrologie deine künstlerische Arbeit beeinflusst oder führte sie eher ein Eigenleben, außerhalb deiner sonstigen Tätigkeit?
Tulla Gastl: Kreativität und Astrologie sind untrennbar mit mir, meiner Persönlichkeit und meinem Leben verwoben und beeinflussen sich gegenseitig. Das ist ein bisschen wie Milchkaffe. Beim Trinken lässt sich nicht mehr feststellen was Milch und was Kaffee ist. Etwas Neues, ganz eignes, ist entstanden. Und, ja, die Astrologie hat meine Kunst tatsächlich mitbeeinflusst.
DAV: Kannst du das etwas konkretisieren?
Tulla Gastl: Astrologie ist bekanntlich eine Symbolsprache. Ich habe angefangen astrologisch zu denken, so wie ich deutsch oder englisch denke. Sie hat mir auch einen anderen Blick auf die Welt vermittelt. Das ist deutlich in meine künstlerische Arbeit eingeflossen. So habe ich zum Beispiel unter dem Titel „alte Hüllen“ eine Keramik-Serie geschaffen, die plutonische Wandlungsprozesse sichtbar macht. Auf der anderen Seite lasse ich auch kreative Elemente in meine astrologischen Beratungen einfließen, um Themen fassbar zu machen.
DAV: Bei alledem ist deine ursprüngliche Motivation, spirituelle Fragen zu ergründen, offenbar ungebrochen, denn du bist ja noch mit einem Kurzvortrag auf dem Kongress vertreten.
Tulla Gastl: Unbedingt! Es geht um das Thema „Vom Wissen zur Weisheit“. Ich werde auf humorvolle Weise einen tiefen Blick in die Welt der Astrologie werfen. Mehr verrate ich an dieser Stelle noch nicht.
DAV: Welch ein interessanter Werdegang. Wir sind sehr neugierig auf deine Angebote, und wer weiß, was beim Astro-Speed-Dating noch alles möglich ist.
Mehr Informationen über die Arbeit von Tulla Gastl: www.tulla-gastl.de, E-Mail: [email protected]
Das Interview führte Klemens Ludwig.