„Und sie bewegt sich doch“ hieß das Motto des DAV-Jubiläumskongresses,
angelehnt an das – historisch wohl nicht belegte – Schlusswort von Galileo Galilei in seinem Inquisitions-Prozess, als er – wider besseren Wissens, aber um der Folter zu entgehen – bekannte, die Erde sei das fixe Zentrum des Universums, worum sich die Sonne und die Planeten drehten.
Die Bewegung am Himmel war ganz anderer Art. Alle Planeten bis auf Venus und Mars waren rückläufig, darunter der Merkur, für Astrolog*innen dreimal drei Wochen im Jahr eine besondere Herausforderung.
Konnte das gut gehen?
In seiner Eröffnungsrede betonte der DAV-Vorsitzende Klemens Ludwig: „Rückläufigkeit bedeutet nicht einfach Stillstand, sondern innehalten, zurückschauen, und ggf. eine Kurskorrektur vornehmen. Wenn wir dem Gesetz der Polarität unterworfen sind, gilt das auch für die Bewegung, den Fortschritt, also innehalten und zurückschauen.“
Es ging gut, sehr gut sogar. Knapp 200 Teilnehmer*innen machten deutlich, wie sehr es geschätzt wird, persönlich zusammenzukommen, sich inspirieren zu lassen und auszutauschen. Inhaltlich war der Kongress eine gelungene Mischung aus Rückschau und Blick in die Zukunft. Die international bekannten Astrolog*innen Lynn Bell und Oscar Hofman griffen auf alte, bedeutende Traditionen zurück. “On the Daimon“, hieß es bei Lynn Bell, ein Konzept aus der hellenistischen Astrologie. Damit sind die Vermittler zwischen der weltlichen und göttlichen Sphäre gemeint, die eine konstruktive, aber auch eine herausfordernde Rolle spielen können, was die Referentin dem 11. und 12. Haus zuordnet.
Oscar Hofman griff die Mondhäuser auf, die er mit den Fixsternen in Verbindung brachte. Die praktische Anwendung in der heutigen Zeit demonstrierten beide unter anderem anhand der Horoskope von Donald Trump oder der Sängerin Joni Mitchell. Bernhard Firgau und Manfred Magg richteten ihren Fokus auf konkrete Punkte der Vergangenheit wie den Prozess gegen Galileo Galilei, bzw. die Seherin von Prevorst, eine medial hochbegabte Frau aus dem frühen 19. Jahrhundert.
Monika Heer nahm die Teilnehmer*innen mit auf einen ganz besonderen Rückblick, nämlich auf die 75-jährige Geschichte des DAV, dessen Entwicklung und dessen Erfolge sie immer mit einem Augenzwinkern beschrieb. Immerhin ist sie selbst Zeitzeugin dieser Entwicklung seit über 30 Jahren. Passend dazu hatte der DAV-Chronist Rolf Liefeld vor dem Versammlungssaal Zeittafeln mit Fotos aus der Geschichte des Verbandes aufgestellt, die das Ganze optisch untermauerten.
Dazu kamen Vorträge zu aktuellen globalen gesellschaftspolitischen Themen, wie dem Klimawandel oder dem zunehmenden Einfluss autokratischer Herrscher, natürlich unter astrologischer Perspektive. Annegret Becker-Baumann und Alexandra Klinghammer gingen dabei von dem Saturn/Pluto-Zyklus aus, der im Januar 2020 begann. Der Ausbruch von Covid 19 unter der Signatur konnte astrologisch nicht überraschen, war doch eine Zeit der Einschränkungen und Kontrolle prognostiziert worden. Alexandra Klinghammer kam jedoch angesichts der globalen Konstellationen für die Zeit ab Mitte der 2020er-Jahre zu einer sehr optimistischen Einschätzung.
Ein zeitlos-aktuelles Thema griff Martin Sebastian Moritz auf, nämlich „Lilith und die Gender-Identität im Jahr 2022“. Dabei ging es ihm um die „Tabuisierte Weiblichkeit“, die gerade in der Lilith einen mächtigen und unangepassten Ausdruck erhält.
Daneben bestimmten praktische Themen und Anwendungen das Programm, etwa von Erich Bauer, der das Horoskop als Skript für Familienthemen sieht. Viel Anerkennung erhielt Wolfhard König für seine Ausführungen über Ess-Störungen im Spiegel des Horoskops, wobei er drei Arten astrologisch beleuchtete, Adipositas, die Fettsucht, Anorexie, die Magersucht und Bulimie, die Ess-Brech-Sucht.
Um Geburtszeitkorrektur ging es Axel Becker, der in einem ausgesprochen kurzweiligen Vortrag deutlich machte, warum es nicht reicht, sich auf Datenbanken zu verlassen. Vor allem beim Arbeiten mit Direktionen ist die Geburtszeitkorrektur unverzichtbar. Das Potenzial der Finsternis in persönlichen Horoskopen beleuchtete Franziska Engel, womit sie auf große Resonanz stieß. Auch seine Glaubenssätze zu erkennen und loszulassen, ist von großem praktischen Nutzen, wie Tom Knaup ausführte.
Zeitgenössische Persönlichkeiten standen im Zentrum der Darbietungen von Susanne Cerncic und Anita Ferraris. Bei Susanne Cerncic ging es um den Entertainer Udo Jürgens, dessen Leben mit allen Höhepunkten und Dramen sie besonders anhand verschiedener Direktionsmethoden aufschlüsselte. Anita Ferraris führte ihr begeistertes Publikum aufs Eis. Sie stellte den russischen Eiskunstläufer Jewgeni Pljuschtschenko in einer ausgesprochen beeindruckenden und bewegenden Astroshow ins Zentrum.
Neben den Vorträgen luden insgesamt 13 Workshops zur praktischen Mitarbeit ein. Auch hier reichte die Vielfalt des Angebots von praktischen Themen wie der Stundenastrologie, der Frage, wie man mit dem eigenen Horoskop Klienten gewinnen kann oder was die Lebensuhr der Huber-Methode über aktuelle Herausforderungen verrät, bis hin zu Grundlegendem wie den Fixsternen, dem Pluto-Ingress in den Wassermann, dem heliozentrischen Horoskop oder dem Tierkreis als Tanz. Unter den Anbietern befanden sich prominente Astrolog*innen, die auf ein ganzes Leben für die Astrologie zurückblicken können, ebenso wie Nachwuchssterne. Die Namen sollen nicht unterschlagen werden: Kirsten Buchholzer, Andreas Bunkahle, Dorothea Fiedler, Tulla Gastl, Birgit Kiems-Windmill, Christian König, Wulfing von Rohr, Klaus Schäfer-Blankenhorn, Maria Schlicker, Sibylle Sulser, Heidi Treier, Gabriele Viezig-Rostek, Thomas Wolter.
Ein Höhepunkt war wie immer der Samstagabend, diesmal mit einer zweifachen Verleihung des renommierten Goldenen Jupiters. Der Preis für 2020 ging an Friedel Roggenbuck als Pionier des Astrodramas, wozu er ursprünglich in Indien inspiriert worden ist. Für 2022 ehrte die Jupiterkommission Erich Bauer und Michael Allgeier, weil sie es meisterhaft verstehen, seriöse Astrologie einem breiten Publikum nahezubringen.
Absolute Gänsehaut verbreitete die Tanz Performance „Lilith and the demons“ von Roana Salome Falkenberg. Das Publikum zitterte mit, als die Dämonen von Lilith Besitz ergreifen wollten und war erleichtert, als sich die starke, unangepasste Frau aus allen Fesseln des Schicksals befreien konnte.
Eine erstmals durchgeführte Versteigerung leistete einen kleinen Beitrag zur Finanzierung des Kongresses. Die Künstlerin Isabel Blessing-Peest hatte ein Werk eigens für den Jubiläumskongress geschaffen, das sie dem DAV gestiftet hat.
Viel Freude gab es bei der Verleihung der sieben Hauptpreise der Tombola, die nach ein paar Jahren Pause wieder möglich war und auf große Resonanz stieß. Die Hauptpreise sind den sieben klassischen Planeten nachempfunden und stellen eine Verbindung zu den jeweiligen Themen da.
Ihren Beitrag zum Gelingen leisteten auch die Aussteller, die sich großen Interesses erfreuten: der Tarot-Verband mit Kirsten und Roe Buchholzer sowie Monika Schanz, die Künstlerin Isabel Blessing-Peest mit beeindruckenden kosmisch inspirierten Werken, der Astro-Software-Anbieter Andreas Bunkahle, Dagmar Seidel mit künstlerisch gestalteten Horoskopen, Manfred Magg mit Angeboten für Handlesen, das DAV Social Media-Team mit seinen Selfie-Angeboten vom Kongress, die sogar Gewinnchancen beinhalteten – sowie eine absolute Institution auf den DAV-Kongressen, Reinhard Stiehle vom Chiron Verlag und dem Versandhandel astronova.
Wie gewohnt, führten DAV-Vorstandsmitglied Franziska Engel und Axel Becker vom Social Media-Team souverän durch das Programm, an ihrer Seite Tom Knaup für die Technik, immer wieder fachkundig unterstützt von Roe Buchholzer. Der besondere Dank geht an die Chef-Organisatorin Birgit Lummer, die DAV-Geschäftsstellenleiterin, die mit ihrer Erfahrung, ihrer Fachkenntnis, Ruhe und Gelassenheit immer alles im Griff hatte und allen Teilnehmer*innen das Gefühl vermitteln konnte, gut aufgehoben zu sein. Doch auch ungeachtet all ihrer Kompetenz wäre ein solcher Kongress nicht ohne ein großes Team von Ehrenamtlichen möglich gewesen. Saskia Borchardt und Lotte Ströhle standen Birgit Lummer während des gesamten Kongresses zur Seite; Maria Schlicker, immer wenn es nötig war. Die DAV-Vorstandsmitglieder Kirsten Jolitz und Silvia Brinckmann betreuten den Büchertisch. Ulrike Grimm und Margarete Hirrlinger hatten bereits im Frühjahr die Verantwortung für die Tombola übernommen. Leoni Knaup und Rolf Baltensperger sorgten dafür, dass der Kongress fotografisch dokumentiert wurde, für die Videoaufnahmen der Vorträge zeichnete Rita Gil Brand verantwortlich, ebenfalls auch Mitglied im Social Media-Team. Magdalena Winkels, Rolf Liefeld und Karin Kruse von der Jupiter Kommission machten sich viele Gedanken über würdige Preisträger. Die Vorsitzenden Klemens Ludwig und Wolfgang Steven waren nicht nur neben anderen Mitgliedern der Kongresskommission maßgeblich an der inhaltlichen Konzeption beteiligt, sondern standen auch immer zur Verfügung, wo sie gebraucht wurden. Erwähnt werden muss auch das ausgeschiedene Vorstandsmitglied Claudia Schulz. Sie hat vor allem in Kooperation mit Klemens Ludwig im Vorfeld Maßgebliches für die Kongress-Werbung geleistet.
Ihnen allen gebührt der Dank für einen großartigen Kongress, der Lust auf mehr gemacht hat.
Das findet vom 06. – 08.10.2023, als
DAV-Kongress 2023, unter dem Motto „Freiheit.Macht.Zukunft. Perspektiven unter Pluto in Wassermann“ in Bonn statt.
Erwähnt werden sollte noch, dass die Mitgliederversammlung mit Silvia Brinckmann ein neues Vorstandsmitglied gewählt hat. Darüber hinaus wurde Monika Heer einstimmig zum Ehrenmitglied gewählt.
Der Vorstand des Deutschen Astrologenverbandes
Klemens Ludwig, Wolfgang Steven, Franziska Engel, Silvia Brinckmann und Kirsten Jolitz