Der Sternenhimmel im Februar
Die Nächte im Februar sind noch lang – viel Zeit also, den Sternenhimmel zu bewundern: Castor, Pollux, Capella, Beteigeuze, Rigel, Aldebaran, Prokyon und besonders Sirius, der im Februar die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Die sichtbaren Planeten
-
Merkur hat seine (untere) Konjunktion mit der Sonne hinter sich. Der Bote (Merkur) hat vom König (Sonne) einen neuen Auftrag bekommen und entfernt sich (rückläufig!) im Sternbild Steinbock (nicht Tierkreiszeichen!) von ihm. Noch bis zum 11.02. ist Merkur rückläufig. Am 24.02. hat Merkur seinen größten Abstand (westliche Elongation), trotzdem kann man ihn in unseren geographischen Breiten nicht sehen.
-
Venus (momentan Abendstern, d.h. sie geht abends nach der Sonne unter) trifft am 01.02. den mit bloßem Auge natürlich nicht sichtbaren Neptun (Sternbild Wassermann). Am 21.02. haben Venus und Mars ihr Date (Konjunktion) am Nachthimmel.
-
Mars ist im Februar nur noch am frühen Abend im Westen zu beobachten. Er wechselt in diesem Monat auch vom Sternbild Wassermann in das Sternbild Fische.
-
Jupiter ist momentan sehr hell am Nachthimmel. Das hat mit der Opposition zur Sonne zu tun, die am 06.02. exakt wird. Jupiter wechselt am 04.02. (immer noch rückläufig) vom Sternbild Löwe in das Sternbild Krebs. Seine Rückläufigkeitsschleife zieht er zwischen dem Sternhaufen Praesepe (lat. „Krippe“), einem Sternhaufen im Sternbild Krebs, und Regulus, dem Hauptstern des Löwen, der ziemlich genau auf der Ekliptik bei Anfang Jungfrau liegt (tropischer Tierkreis).
-
Saturn (im Sternbild Skorpion) kann man eventuell morgens (gegen 06.00 Uhr) im Südosten sehen. Seine Helligkeit nimmt im Februar leicht ab.
Der Fixsternhimmel
Norden
Im Nordosten steigt der Große Wagen höher und höher, während das Sternbild Cassiopeia zum Horizont herabsinkt. Cassiopeia kann in unseren Breiten aber nie unter den Horizont sinken – das nennt man „zirkumpolar“. Auch der Polarstern ist (wie der Name schon sagt) zirkumpolar. Um ihn drehen sich alle Sterne, während er (scheinbar) im Zentrum stillsteht. Die sieben Sterne des Großen Wagens (Dubhe, Merak, Phecda, Megrez, Alioth, Alkaid und Mizar) sind Teil des Sternbildes Großer Bär (lat.: Ursa Maior). Für die nordamerikanischen Ureinwohner war der Wagenkasten ein Bär und die Deichselsterne die Jungbären, die ihrer Mutter nachtrollten (oder auch Jäger). Für die Kirgisen war der Wagen sieben Wölfe, während die Araber in dem Kasten einen Sarg sahen, hinter dem drei Klageweiber herliefen. Wenn man testen möchte, wie gut seine Augen sind, dann sollte man sich einmal die Deichsel des Großen Wagens (oder besser gesagt: den Schwanz des Großen Bären) genauer anschauen: Mizar (der zweite Deichselstern) hat nämlich noch einen dunkleren Begleitstern: Alkor sitzt scheinbar auf Mizar, deshalb nennt man ihn auch „Reiterlein“. Bereits vor Jahrtausenden bemerkte man Alkor. Wenn man Alkor und Mizar als zwei getrennte Sterne erkennen kann, hat man wirklich gute Augen. Beide Sterne sind prinzipiell hell genug für das menschliche Auge. Sieht man aber nur flüchtig hin, verschmelzen beide.
In nördlicher Richtung kann man im Februar die Sternbilder Cepheus, Drache und Kleiner Bär sehen, im Nordosten liegen die Jagdhunde, Bootes und das Haar der Berenike.
Osten
Im Osten, wo die Sterne und Planeten aufgehen, kündigt sich schon der kommende Frühling an: die ersten Frühlingssternbilder (Jungfrau und Löwe) zeigen sich! Regulus, der Hauptstern des Löwen, springt einem aufgrund seiner Helligkeit sofort ins Auge. Nikolaus Kopernikus war Namensgeber und „Regulus“ heißt übersetzt „Kleiner König“. Aber schon die Babylonier schrieben Regulus königliche Eigenschaften zu.
Im Osten geht jetzt auch der Becher auf, im Südosten findet man die Konstellationen Wasserschlange und Krebs. Dem Namen nach kennt den Krebs fast jeder, da er ja zu den Tierkreiszeichen gehört. Aber am Himmel den Krebs aufzufinden, ist nicht ganz so einfach. Er besteht nur aus lichtschwachen Sternen, die ein auf dem Kopf stehendes Y formen. Mit bloßem Auge kann man im Krebs den offenen Sternhaufen Praesepe sehen, allerdings nur als kleinen Lichtfleck und unter sehr guten Sichtbedingungen (keine Wolken, keine Lichtverschmutzung). Ca. 2000 v. Chr. fiel die Sommersonnenwende in das Sternbild Krebs. Sterne, die an so wichtiger Stelle stehen, müssten also etwas Besonderes sein, werden sich die damaligen Astrologen/Astronomen/Priester gedacht haben. Schon die Babylonier sahen hier einen Krebs und für sie lag hier auch das „Tor zur Wiedergeburt“. In der platonistisch-orphischen Tradition ist der Krebs das sogenannte „Tor der Menschheit“: der Punkt, wo die Seelen sich in die Materie inkarnieren. Die Seelen, die aus der Fixsternsphäre herabsteigen, um sich auf der Erde zu inkarnieren, müssen nach dieser Tradition das himmlische Tor von Krebs passieren. Seneca berichtet, dass der babylonische Priester Berossus im 3. Jahrhundert v. Chr. lehrte, das die Welt verbrennen würde, wenn alle (alten) Planeten hier versammelt wären. Aber keine Angst! Ich habe in den Ephemeriden geblättert: vom Jahr 1 n. Chr. bis zum Jahr 5000 n. Chr. war und wird das nicht der Fall sein!
Süden
Hoch im Süden sieht man das Sternbild Zwillinge: zwei Sternenketten symbolisieren die Körper und die Sterne Castor und Pollux sind deren Köpfe. In der griechischen Mythologie war Pollux der unsterbliche Bruder, Castor wurde dagegen im Kampf getötet. Aber nicht erst seit den Griechen werden hier Zwillinge verortet – schon die Babylonier sahen hier dasselbe. Eingerahmt werden die Zwillinge von den Sternbildern Kleiner Hund, Einhorn, Orion, Stier, Fuhrmann, Luchs und Krebs.
Ebenfalls im Süden funkelt bläulich-weiß der hellste Stern am Himmel – Sirius im Sternbild Großer Hund, der im Februar kulminiert (d.h. er erreicht seine größte Höhe). Da er in unseren Breiten aber nicht sehr weit über den Horizont klettern kann (ca. höchstens 23 Grad) und sein Licht ziemlich weit durch die Erdatmosphäre reisen muss, funkelt er in allen Farben. Die früheste (überlieferte) Erwähnung von Sirius (unter diesem Namen) findet sich im 7. Jahrhundert v. Chr. in Hesiods Lehrgedicht „Werke und Tage“. Er ist einer der symbolträchtigsten Sterne am Himmel und man findet seit prähistorischen Zeiten in den Mythen und Religionen zahlreicher Kulturen Bezüge. Die Ägypter nannten ihn „Der Leuchtende“ oder „Der Versenger“. Das Jahr der Ägypter begann mit dem heliakischen Aufgang von Sirius (wenn er kurz vor der Sonne aufgeht). Historische und astronomische Rekonstruktionen belegen außerdem, dass sein heliakischer Aufgang am 22./23. Juni mit der jährlichen, lebenspendenden Nilflut im Delta um 2850 v. Chr. (und im südlichsten Ort Assuan um 2000 v. Chr.) zusammenfiel. So galt Sirius im 3. Jahrtausend v. Chr. als „Verkünder der Nilflut“. Er war auch mit der Göttin Isis gleichgesetzt. Die Babylonier und Assyrer nutzten Sirius gemäß den MUL.APIN-Tontafeln als Signalgeber zur Bestimmung der Schaltjahre. Bei den Griechen und Römern war Sirius mit Hitze, Feuer und Fieber assoziiert. Die Römer nannten die heißeste Zeit des Jahres (vom frühen Juli bis Mitte August) die „Hundstage“ (lat. „dies caniculares“, „Tage des Hundssterns“). Im deutschen Volksglauben galten die Hundstage ab dem 15. Jahrhundert als Unglückszeit. Bei den Griechen war Sirius der Wegbereiter der Tollwut. Auch bei vielen nordamerikanischen Volksstämmen wird Sirius mit Hunden oder Wölfen assoziiert. Bei den Cherokee z.B. sind Sirius und Antares die Hundssterne, welche die Enden des „Pfades der Seelen“ (Milchstraße) bewachen: Sirius das östliche Ende am Winterhimmel, Antares das westliche Ende am Sommerhimmel. Eine aus der Welt scheidende Seele musste genug Futter bei sich tragen, um beide Hunde zu besänftigen, wenn sie nicht ewig auf dem Pfad der Seelen herumirren wollte. Bei den Chinesen bildeten die Sterne der heutigen Konstellationen „Achterdeck“ und „Großer Hund“ ein Pfeil und Bogen darstellendes Sternbild. Der Pfeil zielte direkt auf den „Himmelswolf“, nämlich Sirius. Wegen seiner überragenden mythologischen Bedeutung markiert Sirius – astrologisch gesehen – große Taten. Er zeigt an, dass das Irdisch-Weltliche heilig werden kann. Dieser Stern ist eine „Energieexplosion“, die das Persönliche verbrennen kann, die aber hilft, Dinge zu erreichen, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte.
Westen
Im Westen verschwinden Eridanus und Walfisch von der Himmelsbühne. Im Nordwesten sieht man die Sternbilder Fische, Dreieck und Andromeda, die Tochter von König Cepheus und Königin Cassiopeia. Am Firmament – nahe dem Zentrum (dem Polarstern) – finden wir also die gesamte königliche Familie versammelt. Die Sternbilder Orion, Hase und Taube sieht man im Südwesten.