In unregelmäßiger Folge greifen wir im Newsletter vermeintliche Argumente gegen die Astrologie auf und untersuchen sie auf ihre Substanz. Eine „Entdeckung“ begegnet einem dabei regelmäßig, das 13. Sternzeichen, womit Astrologie ihre Basis verloren habe. Obwohl die Begleitumstände, mit denen in schöner Regelmäßigkeit das 13. Sternzeichen „entdeckt“ wird, schon fast an Real-Satire erinnern, scheuen sich selbst renommierte Astronom*innen nicht, dies als Argument gegen die Astrologie aufzufahren.
Dass dieses Sternzeichen seit der Antike bekannt ist, stört die „Entdecker“ nicht. Damit sei der Tierkreis, mit dem die Astrologen arbeiteten, obsolet.
Was hat es damit auf sich? Dazu ein paar grundlegende Gedanken. Es gibt am Himmel weder einen Löwen, noch einen Skorpion, oder einen Steinbock. Es gibt dort voneinander unabhängige Ansammlungen von Sternen, in denen wir bestimmte Figuren erkennen und denen wir eine Bedeutung geben. Die International Astronomical Union hat sich irgendwann auf 88 Sternbilder geeinigt. Auch das ist reine Konvention, man könnte sogar sagen Willkür. Eine chinesische Sternenkarte aus dem 17. Jahrhundert verzeichnet über 300 Sternbilder, obwohl die Verfasser weitestgehend dasselbe gesehen haben wie wir heute. Sie haben es nur anders angeordnet.
Von den 88 Sternbildern der IAU bilden 12 den Zodiak, den Tierkreis. Dies ist der Bereich am Himmel, über den sich Sonne, Mond und Planeten bewegen, die Ekliptik. Die Zeichen sind nicht nur Astrolog*innen bestens vertraut und manche sind so deutlich zu erkennen, als wären sie dorthin gemalt, etwa Skorpion, Löwe, Zwillinge. Bei anderen bedarf es viel Fantasie um sie mit den vertrauten Zuordnungen zusammenzubringen, etwa beim Wassermann, Krebs, oder auch Widder. Soweit so klar.
Nun gibt es ein Sternzeichen, das zwischen Waage und Skorpion etwas versetzt von der Ekliptik angesiedelt wurde, der Schlangenträger. Er ist das immer wieder neu „entdeckte“, ominöse Sternzeichen, denn einer seiner Sterne kommt der Ekliptik sehr nahe. Er soll damit den Tierkreis und die Astrologie sprengen. Wenn man dies ernst nimmt, würde es sich aber nur um einen Stern handeln, nicht um ein ganzes Sternzeichen. Und auch die Zuordnung ist wie in allen Fällen reine Konvention, oder eben Willkür. Er könnte auch der Waage zugeschrieben werden, dann gäbe es erst gar keine Diskussion um das 13 Sternzeichen. Der Zodiak mit seinen 12 Zeichen hat jedenfalls Bestand.
In dem Zusammenhang übrigens noch ein Hinweis auf einen Beitrag von Peter Gömmel zur Frage, wie zuverlässig wie Astrologie funktioniert, erschienen im Newsletter Februar 2022.