Es steht ein Supermond über Deutschland. Wer „mondfühlig“ ist, wird dann wohl schlechter schlafen. Astronomen verneinen einen Bezug.
Doch was sagt der Astrologe Wolfgang Steven?
Dr. Wolfgang Steven – Vorsitzender des Deutschen Astrologen-Verbandes – im Interview mit Leon Berent, Mitarbeiter stern.online
Heute steht ein Supermond am deutschen Himmel. Ein besonderer Tag für Sie als Astrologe, Herr Steven?
Nein, für mich persönlich nicht. Astrologisch gesehen verstärkt diese Konstellation zwar die Wirkung des Vollmonds, die konkreten Auswirkungen hängen aber von der individuellen Konstellation im Geburtshoroskop ab. Das gilt für alle astrologischen Deutungen. Als seriöser Astrologe kann ich nicht einfach sagen: „Ein Supermond bewirkt dies oder jenes.“ Es kommt auf den gesamten Kontext des Horoskops an.
Wer ist denn heute besonders „mondfühlig“?
Traditionell steht das Sternbild Krebs in engerer Verbindung zu Mond. Ein Supermond im Krebs könnte daher zu verstärkten emotionalen Erfahrungen führen. Der heutige Supermond steht nun im Tierkreiszeichen Widder. Da sind unsere Emotionen spontaner, risikofreudiger und konfliktbereiter. Es spielen aber auch alle anderen Planeten eine Rolle. Steht beispielsweise der Mars in einem spannungsreichen Aspekt zum Mond, könnte dies zu erhöhter Impulsivität oder Streitlust führen. Es wäre irreführend zu behaupten, ein bestimmtes Sternzeichen sei pauschal stärker betroffen. Eine seriöse astrologische Deutung ist immer ganzheitlich und betrachtet das individuelle Geburtshoroskop.
Was ist denn ein Supermond überhaupt? Was unterscheidet ihn von einem gewöhnlichen Vollmond?
Ein Supermond ist zu beobachten, wenn ein Vollmond seinen erdnächsten Punkt in seiner elliptischen Umlaufbahn erreicht. Das führt astronomisch gesehen dazu, dass der Mond am Nachthimmel größer erscheint als bei einem durchschnittlichen Vollmond. Dies ist jedoch nur eine optische Täuschung aufgrund der geringeren Distanz des Mondes zur Erde. Astrologisch gesehen kann diese Konstellation die Wirkung des Vollmonds wie gesagt verstärken.
Die Astronomie sagt recht klar: Ein Vollmond hat keine Auswirkungen auf Schlaf oder Gefühlswelt. Sind die Kollegen auf einem Irrweg?
Wenn es so viele Menschen gibt, die die Wirkung des Vollmondes subjektiv erleben, muss man davon ausgehen, dass da etwas dran ist – auch wenn die Naturwissenschaft das noch nicht nachweisen kann. Vielleicht liegt es an der Gravitationskraft des Mondes oder an anderen, noch unbekannten Faktoren. Ich sehe die wissenschaftliche Unsicherheit, aber wenn Leute sagen, sie schlafen schlechter, dann ist das nun mal so.
Aufgrund solcher Annahmen wird die Astrologie oft als Pseudowissenschaft kritisiert. Als was bezeichnen Sie die Astrologie?
Ich würde Astrologie eher als Naturphilosophie bezeichnen, die sich mit den archetypischen Symbolen und ihren Bedeutungen auseinandersetzt. Astronomie beschreibt die physikalischen Gegebenheiten des Kosmos. Astrologie nutzt diese als Grundlage für symbolische Interpretationen. Die Grenzen liegen in der Unmöglichkeit präziser Vorhersagen und der subjektiven Interpretation von Symbolen. Die Astrologie arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten und Tendenzen, nicht mit absoluten Gewissheiten.
Über die Astrologie gibt es zudem viele Vorurteile. Können Sie eines benennen, das Sie am meisten stört?
Es ärgert mich, wenn Menschen behaupten, Astrologen zu sein, ohne grundlegende Kenntnisse über die Astronomie oder zum Beispiel den Stand des Mondes zu haben. Kritiker werfen der Astrologie oft vor, unzureichend fundiert zu sein. Ich kritisiere die Gegenseite: Viele Leute sprechen über Astrologie, ohne wirklich zu verstehen, worum es dabei geht. Astrologie basiert auf der Analogie zwischen Ereignissen am Himmel und in uns selbst, ein Konzept, das schon C. G. Jung als Synchronizität bezeichnete. Einige glauben fälschlicherweise, dass Astrologen Wahrsager sind. Wer Astrologie kritisiert, sollte zumindest einmal eine astrologische Beratung ausprobiert haben, um ein fundierteres Urteil fällen zu können.