Astrologie für Einsteiger
Im Dezember hat Sabine Bends eine „Reise zum Mond“ beschrieben, die äußere Beobachtungen mit innerer Erfahrung verbindet. In einem weiteren Beitrag befasst sich die Autorin mit dem Neumond, seiner astronomischen Grundlage und seiner astrologischen Bedeutung, die jeder selbst erfahren und nutzen kann.
Wo steht der Mond?
Haben Sie schon mal an Neumond den Mond gesehen? Vielleicht lachen Sie jetzt, weil Sie wissen, dass man ihn an Neumond nicht sehen kann. Ja, das stimmt, man kann den Mond an Neumond nicht sehen. Aber warum nicht?
Der Neumond steht aus der Sicht der Erde genau zwischen der Erde und der Sonne. An diesem Tag geht der Mond mit der Sonne auf- und unter. Das deutet sich schon in den Tagen vorher an, wenn sich er sich auf die Sonne zubewegt und am Morgenhimmel vor Sonneaufgang als immer kleinere Sichel zu sehen ist. Nach Neumond bewegt er sich als wachsende Sichel am Abendhimmel von der Sonne weg.
Man kann den Neumond also nicht sehen, da er am Tageshimmel ganz nah bei der Sonne steht. So wie die Sterne tagsüber unsichtbar für uns sind, weil das Licht der Sonne alles andere überstrahlt, so ist es auch mit dem Mond zu Neumond. Nur die der Erde abgewandte Seite des Mondes wird zu dieser Zeit beleuchtet. Trotzdem ist der Mond die ganze Zeit da – er steht von morgens, von Sonnenaufgang an, mit der Sonne am Tageshimmel und geht gemeinsam mit ihr unter. Vielleicht können andere Wesen den Mond zu dieser Zeit sehen – wir hier auf der Erde zumindest nicht.
Der Mond heißt „neu“, weil die Begegnung von Sonne und Mond eine neue Runde des Wachstums einleitet. Der Mond wird von diesem Tag an immer voller und runder. Die Zusammenkunft von Sonne und Mond findet sich in der Mythologie wieder in der Verbindung von der Mondgöttin Selene, bei den Römern Luna genannt, und Helios, dem lebensspendenden Sonnengott. Selene ist seine Schwester zu zugleich Gemahlin. Der Mond reflektiert das Licht der Sonne, nimmt es auf und schenkt es uns wieder. So ist auch Selene eine Göttin der Fruchtbarkeit und des inneren Wachstums. Sie repräsentiert, wie der Mond, Nacht für Nacht das, was unsichtbar abläuft und im Inneren geschieht. Selenes Empfang des lebensspendenden Lichtes wird nur sichtbar durch die Kinder, die sie gebärt.
Übrigens gehört das Deutsche zu den wenige Sprachen, in denen der Mond „männlich“ ist (das gibt es sonst nur noch im Lettischen). In den meisten Sprachen heißt es „die Mondin“.
Neumond ist also der Beginn eines jeden Mondzyklus, weil sich die archetypisch weibliche und aufnehmende Energie des Mondes von der archetypisch männlich und abstrahlenden Energie der Sonne aufladen lässt. Die Kraft der Sonne geht auf den Mond über und wird von ihm in seiner Runde durch den Tierkreis den ganzen Monat über verteilt. Etwas Neues kann heranwachsen und entstehen. Mit der kraftvollen Konzentration der Energie von Sonne und Mond am Neumond besitzen wir ausreichend Begeisterungskraft, das Neue zu wagen und es als Vision zu nähren. Denn Sonne und Mond sind die wichtigsten Himmelskörper für uns Menschen, seit Anbeginn aller Zeiten. Richten Sie ihre Energie in den gleichen Himmelsabschnitt, Tierkreis genannt, dann ist dies eine konzentrierte, geballte Kraft.
Das ist der Grund, warum Neumond als ein so kraftvoller Zeitpunkt für Neuanfänge und neue Erfahrungen gilt. Zu keiner anderen Zeit erleben wir eine solch starke himmlische Zeugungsenergie. In dieser Phase zehren wir von neuen Herausforderungen, Plänen, Visionen und Vorhaben. Jeder Neuanfang jetzt hat sozusagen kosmischen Rückenwind. Es gilt daher, unsere Kraft in dieser Zeit auf das zu konzentrieren, was der Tierkreisabschnitt, in dem Sonne und Mond gerade stehen, als höchstes Potential und Möglichkeit zu bieten hat. Denn jeder Zeitpunkt eignet sich für etwas besonders gut und für anderes gar nicht.
Wann genau ist Neumond?
Neumond finden Sie in den meisten Kalendern als dunkle Kreisscheibe eingezeichnet. In welchem Zeichen steht der Mond dann jeweils? Im gleichen wie die Sonne.
Da die Sonne jedoch nicht genau um Mitternacht von einem Tierkreiszeichen in das nächste wechselt, ist diese allgemeine Einteilung nach Kalendertagen nicht absolut exakt. Der genaue Zeitpunkt des Übergangs der Sonne in ein Tierkreiszeichen ändert sich außerdem von Jahr zu Jahr, da unser Sonnenjahr nicht genau 365 Tage lang ist. In der Kalenderberechnung haben wir dafür Schaltjahre. Die genaue Berechnung des Wechsels der Sonne übernehmen Astrologen daher persönlich für ihre Klienten, wenn jemand in so einer Übergangszeit Geburtstag hat. Denn so mancher, der glaubt, ein Fisch zu sein, ist möglicherweise schon ein Widder!
Diese Unsicherheit gilt nur für die Übergangstage vom einen ins nächste Zeichen. Wenn also am 10. April ein Neumondtag ist, können Sie sicher sein, dass der Mond auch wirklich im Zeichen Widder steht. Für Ihre Mondbeobachtungen, vor allem auch für die anderen Mondphasen, ist es am einfachsten, wenn Sie sich einen Mondkalender zulegen. Dort können Sie ganz einfach ablesen, in welchem Zeichen der Mond am betreffenden Tag steht. Falls an einem Tag zwei Zeichen angegeben werden, wechselt der Mond im Laufe des Tages das Zeichen. Wenn Sie es ganz genau wissen wollen, also um welche Uhrzeit der Mond in das nächste Zeichen wechselt, dann brauchen Sie einen astrologischen Kalender.
Nehmen wir einmal an, Sie wissen jetzt, dass Neumond ist und in welchem Zeichen der Mond steht. Wie lange gilt dann dieser Neumond? Einige Stunden? Einen Tag? Mehrere Tage? Eine sehr berechtigte Frage, denn der Zeitpunkt des genauen Zusammentreffens von Sonne und Mond währt wirklich nur eine Stunde. Wir bezeichnen jedoch den ganzen Tag als Neumondtag. Und zuweilen, wenn der Mond am Folgetag immer noch im gleichen Zeichen steht, können wir dies auch auf den nächsten Tag ausdehnen. Doch die Kernzeit ist immer der betreffende Tag.