Astrologie und Ihre Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit
Astrologen beklagen sich häufig, dass in den Medien undifferenziert, voreingenommen und wenig fundiert über sie berichtet wird. Teilweise tragen jedoch auch die Astrologen selbst dazu bei, dass ihr Bild in der Öffentlichkeit nicht immer zum Besten bestellt ist, wie Annette van den Bergh im folgenden Beitrag ausführt.
Astrologie in den Medien
Die seriösen Medien machen es der Astrologie und den Astrologen wirklich nicht leicht. Thematisiert werden in der Regel unkorrekte Prognosen oder Grenzüberschreitungen inhaltlicher Art in der Beratungsarbeit. Interesse an Beiträgen aus astrologischer Feder oder Munde gelten vorrangig den Horoskopen zum Jahreswechsel oder den Tages-Wochen- oder Monats-Prognosen. Diese wiederum werden wegen ihrer Werbewirksamkeit einerseits gerne von Astrologen als Auftrag angenommen, um dann von Selbigen an passender Stelle als „Unterhaltungsastrologie“ abgetan zu werden. Ein Teufelskreis mit fatalen Folgen!
In der Öffentlichkeit herrscht, das wissen wir alle, ein weitgehend verzerrtes Bild über die Astrologie vor. „Das sind die Sternengucker mit den Wochenhoroskopen“ heißt es, und irgendwie wird peinlich berührt versucht, das Ganze ins Lächerliche zu ziehen. Einige geben offen zu, dass sie dennoch regelmäßig ihr Zeitungshoroskop lesen. Manchmal sei sogar ein Quäntchen Wahrheit daran, wird dann verschämt lächelnd eingestanden. Die Kontakte zu Profi-Astrologen werden selten bis gar nicht öffentlich preisgegeben.
„Starastrologen“ tragen häufig wenig zur Klärung bei
Starastrologen gab es zu allen Zeiten und wird es immer geben. Schwimmend im Kielwasser der Schönen, Reichen und Berühmten verhelfen sie der Astrologie wohl zu einer gewissen Publicity, aber deshalb noch lange nicht zu deren Anspruch, als seriöses und tiefgreifendes Beratungs-Instrument wahrgenommen zu werden.
Weit eher sind es genau diese bekannten Astrologen-Persönlichkeiten, die den Markt mit weit ausholender Sternzeichen-Astrologie bedienen, eigene populärastrologische Print-Medien herausgeben oder in massenwirksamen TV-Formaten die eher spektakel- und verkaufsorientierte Werbemaschinerie bedienen.
Zweifellos können auch diese Astrologen seriöse, fachgerechte Beratungen anbieten. Eben dann, wenn es um die eigentliche Situation geht, in der Astrologie wirklich funktionieren kann: in der Stille einer Beratung unter vier Augen!
In der Lebendigkeit eines astrologischen Gespräches geht es nicht um das Ego des Astrologen, nicht um die Beweisführung von astrologischen Kenntnissen und nicht um Überzeugungsarbeit. In der astrologischen Beratung, wenn geglückt, entsteht die Alchemie zwischen Klient, Astrologen und Astrologie, die zu einer erhellenden Erkenntnis führen kann; einer Erkenntnis wohlgemerkt, die in tiefe Schichten führt und deshalb weit entfernt ist von gut gemeinten oder profan pauschalen Ratschlägen. Die Wahrheit der seriösen Astrologie führt den Klienten immer in seine Freiheit hinein.
Astrologie hat Grenzen und genau das ist ihre Stärke
An dieser Stelle zeigt sich der wirkliche Vorteil der Astrologie gegenüber nahezu allen anderen Prognosetechniken, die eben nichts mit „Wahrsagerei“ zu tun hat, auch wenn sie damit in einen Topf geworfen wird. Und der Nachteil der Astrologie ist, dass genau dies nicht werbewirksam erscheint. Die Grenze der astrologischen Interpretation zu benennen, ist nicht populär. Schon gar nicht in der Welt der Medien und auch nicht in der Welt der esoterischen „Alles-ist-Machbar!“-Versprechungen.
Ein Urteil, das uns Astrologen scheinbar zu oft erzittern lässt. Dass allerdings nur die Astrologie in der Lage ist, das große Thema einer Zeitqualität im individuellen Horoskop zu benennen, das sich hinter vordergründigen Greifbarkeiten nahezu mystisch versteckt, ist oberflächlich schwer vermittelbar.
Erfahrungen, die nicht geteilt wurden, lassen sich in der Regel kaum vermitteln. Dennoch wäre es eine Überlegung wert, ob nicht seriöse Medien ein neues Interesse an der Astrologie entwickeln könnten, wenn Astrologen im Sinne der Aufklärung nicht müde würden, die Grenze als höchste Kraft ihrer Technik – in Abgrenzung zu anderen Techniken – als Thema anzubieten.
Eine Unterscheidung in E und U!
Bescheidenheit, im Sinne der Begrenzung, verträgt sich allerdings mit dem Anspruch der breiten Öffentlichkeit nicht gut. In der Astrologie gibt es mittlerweile ganz selbstverständlich das, was es auch in allen Sparten der Kunst gibt: E,wie ernst und qualitativ hochwertig, also eigentlich nur für Kenner und Eingeweihte verständlich und U wie Unterhaltung, also so aufbereitet, dass daraus „leichte Kost“ für Konsumenten und potentielle Käufer wird.
Die meisten Astrologen leben mit dieser Gratwanderung. Unterhaltungsastrologie sichert das wirtschaftliche Überleben und ein gewisses öffentliches Interesse.
Die seriöse Beratungsastrologie findet in der Beratungspraxis statt. Ein Prozedere, das den Nachteil hat, dass potentielles Klientel teilweise mit astrologiefernen Erwartungen vor dem Astrologen sitzt. Ein Balanceakt also, der daneben gehen kann!
Weit fataler allerdings ist das widersprüchliche Bild, das durch die Vielheit der astrologischen Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit entsteht und das eine faire Auseinandersetzung seriöser Medien mit der Astrologie nicht eben erleichtert.
In der Medien-Öffentlichkeit entsteht der schale Geschmack, dass die seriöse Astrologie selbst nicht recht weiß, wo sie steht und wo sie nicht stehen will. Verbände wie der DAV und die Vertreter des DAV müssen die Spannung zwischen Offenheit einerseits und hermetischer Abgrenzung andererseits bestmöglich gestalten. Das ist kein Leichtes und wird in absehbarer Zeit sicher auch kein Leichtes sein.
Der Tanz mit dem „Teufel“ kann gefährlich werden
Wie kompliziert und unbefriedigend es sich anfühlt, wenn astrologisches Selbstverständnis auf marktschreierische PR-Strategien trifft, kenne ich aus eigener Anschauung. In einer Talk-Show von Astro-TV habe ich in der „kleinen Schule der Astrologie“ eine zeitlang die Schönheit, die Tiefe aber auch die Grenzen astrologischer Beratungsmöglichkeiten vorgestellt. Diese „Prise Seriosität“ wurde allerdings eher dazu benutzt, die konsumorientierte Werbemaschinerie der Produktionsfirma in ein sanfteres Licht zu hüllen.
Wie bei den Zuschauern durch manipulative PR-Strategien ein völlig verzerrtes Bild von der Möglichkeit astrologischer Beratungen entstehen kann, wurde mir zu häufig durch deren Erwartungen an meine Questico-Beratungen präsentiert. Die Sendung habe ich vor vier und Questico vor fast eineinhalb Jahren verlassen. Ein weites Feld!
Offener Umgang mit der Problematik
Ich halte das Thema in den eigenen Reihen für diskussionswürdig! Die Transparenz von öffentlichen Debatten hilft eventuell da weiter, wo eine Klarheit noch nicht zu finden ist.
Wir alle haben eine klare Vorstellung davon, was seriöse Astrologie ist. Aber wir haben kein klares Konzept, wie wir unter den realen Gegebenheiten die Öffentlichkeit nutzen können, ohne Gefahr zu laufen, astrologische Prinzipien zu verraten oder die Astrologie vor einen Karren spannen zu lassen, der dieser nicht gut tut.
Wir werfen den Medien, oft mit Recht, einen Mangel an Fairness im Umgang mit der Astrologie vor. Wir müssen uns aber auch selbst eingestehen, dass gerade dieser Mangel an einer seriösen, öffentlichen Plattform häufig dazu verleitet, sich an der Mitwirkung einer widersprüchlichen Selbstdarstellung von Astrologie zu beteiligen.
Vielleicht ist auch schon ein richtiger Schritt in die richtige Richtung getan, wenn Astrologen offen darüber sprechen, wo und wann im Berufsalltag der Flirt mit einer Öffentlichkeit als gerechtfertigt erscheint, der nicht allen Kriterien von Seriosität entspricht. Dieser Blick „hinter die Kulissen“ kann für Verständnis und damit für Erhellung sorgen!