DAV-Interview mit Referent Axel Becker
„Die Geburtszeitkorrektur vermittelt eine bessere persönliche Arbeitsgrundlage.“
Axel Becker, geboren am 27. 7. 1968, 16.31 Uhr (korrigierte Geburtszeit) in Geseke, ist Diplomschauspieler und Sänger. 1994 hat er an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock sein Diplom gemacht. Es folgten Weiterbildungen im Bereich Musical z.B. ein Jahr an der “Stage-School” in Hamburg. 1995 nahm er am Finale des Bundeswettbewerbs Gesang teil.
Seitdem Auftritte an zahlreichen Theatern, Musicaltheatern und Kreuzfahrtschiffen sowie Fernsehproduktionen und Soloprogramme. Neben der Bühne ist Axel Becker eng mit der Astrologie verbunden. Er ist geprüfter Astrologe DAV und unterhält eine astrologische Praxis in Bonn.
Klemens Ludwig sprach mit ihm über die Bedeutung und den Anspruch der Geburtszeitkorrektur sowie seinen Weg zur Astrologie.
DAV: Dein Thema auf unserem Jubiläumskongress in September ist vermutlich der Schrecken mancher Prüfungskandidat*innen: “Und du korrigierst sie doch“. Warum hat die Geburtszeitkorrektur für dich eine solche Bedeutung?
Axel Becker: Die Geburtszeitkorrektur vermittelt eine bessere persönliche Arbeitsgrundlage. Ich gehe bei der Geburtszeit immer von einer Grundunsicherheit aus. Selbst wenn ich eine akribisch genau festgehaltene Zeit habe, bleibt die Unsicherheit, denn die Geburt ist ein Vorgang, der sich vom Platzen der Fruchtblase bis zum endgültigen Abnabeln hinzieht. Dazwischen können alle Ereignisse mit gutem Recht als Geburt beschrieben werden. Das kann eine halbe Stunde oder mehr sein, was dann als Unsicherheit im Raum steht.
DAV: Dem kann man nicht widersprechen, aber wird nicht durch die Geburtszeitkorrektur die Illusion vermittelt, es gäbe eine objektive und berechenbare, exakte Geburtszeit?
Axel Becker: Nein, darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass wir zum Teil mit astrologischen Methoden arbeiten, die eine sekundengenaue Präzision erfordern. Es gibt astrologische Techniken, bei denen sich das Ergebnis dramatisch verändert, wenn das Achsensystem zum Beispiel um 5° Grad gedreht wird. Dann hat man womöglich eine um fünf Jahre abweichende Prognose.
DAV: Das macht in der Tat einen Unterschied.
Axel Becker: Um meinen Anspruch an die Geburtszeitkorrektur noch einmal zu verdeutlichen, wenn ich mit achsenbezogenen genauen astrologischen Techniken arbeiten möchte, komme ich nicht umhin, mir diese Grundunsicherheit vor Augen zu führen und nachzuschauen, was mir – und zwar nur mir – anhand von tatsächlichen Ereignissen plausibel erscheint. Das Ergebnis der Geburtszeitkorrektur hängt ab von meinem Gebrauch der Astrologie. Das jeweilige Ergebnis ist in keinem Fall etwas, das für alle Astrolog*innen gelten muss. Zu sagen, oh, ich habe die Geburtszeit korrigiert, und die gilt jetzt für alle, das wäre ein falscher Schritt.
DAV: Für die Praxis stelle ich mir das sehr aufwändig vor, vor allem für diejenigen, die ein Stück weit von Beratungen leben. Du müsstest bei jedem neuen Klienten zunächst einmal Ereignisse aus dessen Leben abfragen, die für eine Geburtszeitkorrektur in Frage kommen. Arbeitest du so?
Axel Becker: Du hast recht, das ist sehr aufwändig, zunächst einmal arbeite ich nicht so. Eine Grundhoroskop-Besprechung funktioniert auch mit ungenauen Achsen.
Ich kann ja auch in der zeitlichen Deutung mit bestimmten Techniken wie dem Solar und anstehenden Transiten präzise Aussagen zu den Planetenständen machen. Ich halte mich aber mit allem zurück, was genaue Achsenpositionen benötigt. Man muss sich dabei nämlich immer bewusst sein, dass die Achsen ohne Korrektur ein schwammiges Etwas sind.
DAV: Dann bleibt aber ein wichtiger Bestandteil des Gesamtbildes außen vor.
Axel Becker: Ja, das Achsensystem ist ein Symbol für das Auftreffen auf die Außenwelt. Deswegen sind alle Aussagen, die sich auf eine knackige Achse berechnen lassen und richtig gut passen, genau das, weshalb man eine astrologische Prognose gerne haben möchte.
DAV: Und du hängst den Maßstab dafür sehr hoch.
Axel Becker: Ja, und das sehr bewusst. Um es noch einmal zusammenzufassen, ich meine, jeder Astrologe, jede Astrologin muss sich dieser Grundunsicherheit bewusst sein, wenn es um die Achsen geht. Die Augen davor zu verschließen, geht nicht. Oder auch zu sagen, Lois Rodden hat eine Tabelle erstellt, in der schaue ich nach und damit habe ich immer die korrekte Geburtszeit, das geht auch nicht. Ich möchte den Kolleginnen und Kollegen zurufen, da kommt ihr nicht raus, das ist ein Problem, das euch alle angeht.
DAV: Vielleicht hast du noch einen etwas pragmatischeren Ansatz zur Hand, mit dem man in der Praxis leichter zurechtkommt.
Axel Becker: Das ist die Kündig-Korrektur, eine Variante, die nicht jede zeitliche Möglichkeit einer Korrektur offenlässt, weil nach der Definition nur bestimmte zeitliche „Schnitte“ für eine menschliche Geburt in Frage kommen. Dann hat man nicht dieses unglaubliche Spektrum an Korrekturmöglichkeiten, sondern ausgehend von der amtlichen Geburtszeit zumeist drei oder vier Varianten.
DAV: Mein astrologischer Lehrer Erich Bauer hat von der ganzen Gruppe die standesamtliche Geburtszeit eingefordert. Er sagt, was dort festgelegt ist, ist nicht zufällig, und das ist die Grundlage für jede astrologische Berechnung. Wie stehst du dazu?
Axel Becker: Ich würde Erich Bauer insofern zustimmen, dass ich auch auf einen Aufschrieb aus der Zeit der Geburt großen Wert lege. Das kann ein amtlicher vom Standesamt sein, mir würde aber auch ein zeitnaher Eintrag in einem Babybuch reichen. Bei späteren Aussagen, z.B. aus der Erinnerung der Mutter, sind die Möglichkeiten des Irrtums viel größer. Für mich ist aber auch dieser zeitnahe Eintrag nur die Basis der weiteren Arbeit und nicht das Ergebnis, mit dem ich arbeite.
DAV: Gewiss interessiert die Leserschaft auch, wie du zur Astrologie gekommen bist. Eigentlich ist doch die Bühne dein Metier.
Axel Becker: Ich kam sozusagen durch ein Magenproblem zur Astrologie. 1994 hatte ich große gesundheitliche Probleme, worauf die Schulmedizin keine Antwort hatte. Zu den Schmerzen kam die Sinnfrage. Im Zuge dessen stieß ich auf die Astrologie, und es war eine Bahnhofsbuchhandlung in Rostock, die mir den ersten Löhlein kredenzte. Vorher hatte ich schon ein paar Büchlein gehabt, die sich mit meinem Geburtstag oder dem Löwen generell beschäftigt haben und natürlich völlig unspezifisch waren. Dann hat es noch ungefähr zwei Jahre gedauert, in denen ich mit Büchern und mit dem Astrologie-Programm meines Vermieters arbeiten konnte, der so etwas ohne es zu benutzen auf seinem Computer vorinstalliert hatte.
DAV: Also, Astrologie im Selbststudium?
Axel Becker: Nein, später dann nicht mehr, aber es war eher ein handwerklicher als ein akademischer Weg. 1996 war ich in einer beruflichen Krise, die natürlich erneut die Sinnfrage aufgeworfen hat. Das war in Berlin, wo ich dann auf eine Esoterik Messe gegangen bin, die nur zwei Straßen weiter war. Dort bin ich auf meinen astrologischen Lehrer gestoßen, Alexander von Vietinghoff, der eigentlich solche Ereignisse selbst nie als Aussteller wahrgenommen hat, aber durch eine Klientin dazu motiviert worden war. Bei der Kontaktaufnahme habe ich zunächst ziemlich gedruckst und gestammelt, aber am Ende wurde ich sein Praktikant. Wir hatten die Vereinbarung, dass er mir sein astrologisches Wissen vermittelt und ich dafür andere Leistungen erbringe, von astrologischen Vorarbeiten für mögliche Bücher bis zum Essenkochen.
DAV: Ein ungewöhnlicher Zugang zur Astrologie, sozusagen auf der archaischen Tauschebene.
Axel Becker: Genau, und zusätzlich zu den Lektionen und Seminaren glaube ich, dass die intensive Arbeit an Geburtszeitkorrekturen, das gedankliche Austauschen darüber, welches tatsächlich erlebte Ereignis am besten zu welcher Geburtszeit passt, mir erst die richtige Deutungsschärfe vermittelt hat.
DAV: Ganz herzlichen Dank, wir sind gespannt, was du deinem Publikum in Sachen Geburtszeit ins Stammbuch schreiben wirst.
Mehr Informationen zu Axel Becker: www.astro-becker.de
Das Interview führte Klemens Ludwig.