Ein Wechsel der Perspektive vom Ich zum Wir.
Edition astronova, Tübingen 2022, 98 S. 16,90 Euro.
Die Ansprüche an Pluto in Wassermann sind hoch, fast erdrückend, wenn es sich um Normalsterbliche handeln würde. Aber warum nicht visionär werden, denn damit beginnt zumeist jede neue Entwicklung?
Das zumindest erscheint der Ansatz von Bernhard Firgau, der mit diesem Ingress einen Wechsel der Perspektive und einen enormen gesellschaftlichen Anspruch verbindet: „Nehmen wir einmal an, der Mensch sei kein Einzelwesen, sondern nur Teil eines Gesamtwesens Menschheit. Diese Vorstellung sollte uns nicht mehr so schwer fallen, nachdem wir in der Wirtschaftswissenschaft und der Umweltdiskussion erleben, dass es globale Wechselwirkungen gibt, die alle Menschen verbinden.
Wir sitzen alle in einem Boot und viele verschließen davor die Augen. Mit zunehmendem Egoismus droht das Boot zu versinken. In der Astrologie sind Weltuntergangsszenarien sehr beliebt… das ist eine schöne Gelegenheit für die Astrologie, anderen zu erklären, wie sie sich mit dem Blick auf das Gemeinwohl hätte verhalten sollen, ökologisch, wirtschaftlich, ethisch. Und was ist mit der Astrologie selbst…?“
Damit ist Firgau beim Kern seiner Botschaft angekommen. Er will, dass die astrologische Beratung vom Großen Ganzen ausgeht, das heißt von den entsprechenden Ingress-Horoskopen, und das individuelle Radix dazu in Verbindung bringt, aber nicht mehr ins Zentrum stellt. Auf diese Art soll der gesellschaftlichen Verantwortung Rechnung getragen werden.
Das Schöne an den Ausführungen, der Autor stellt nicht ausschweifend seine Vision ins Zentrum, sondern zahlreiche historische Beispiele von Pluto-Ingress-Horoskopen, natürlich zunächst in den Wassermann, aber auch die Ingresse der anderen elf Zeichen werden auf die Qualität der Zeit hin untersucht.
In einem weiteren Schritt zeigt er Zyklen wie die Jupiter/Saturn-Konjunktion und deren Auslösung im Radix Prominenter. Schließlich stellt er für alle Planeten eine im Sinne des Wir erweiterte Deutungsebene dar.
Insgesamt ein spannender Ansatz, der vor allem davon lebt, wie weit sich auch die Klienten auf einen solchen Perspektivwechsel einlassen.
Klemens Ludwig