Grenzen astrologischer Deutung.
Bernhard Firgau: Ist eindeutiges Deuten aus dem Horoskop möglich?
Zu einer guten Astrologie gehört immer wieder die Selbstreflexion. Was kann die Astrologie aussagen, was darf sie, wo sind ihre Grenzen? Ein besonders heikles Thema ist dabei der Tod.
Noch vor Jahren hieß es ihm Berufsgelöbnis des DAV: „Ich will nie etwas voraussagen, was die Ratsuchende oder den Ratsuchenden als Opfer eines unabänderlichen Schicksals erscheinen lässt, am wenigsten einen Todesfall.“ Einmal abgesehen davon, dass es nichts Unabänderlicheres gibt als den Tod, wurde er damit offenbar als schreckliches Schicksal verstanden. Ganz anders der griechische Philosoph Platon: „Niemand weiß, was der Tod ist, ob er nicht für den Menschen das Größte ist unter allen Gütern. Sie fürchten ihn aber, als wüssten sie gewiss, dass er das größte Übel ist.“
Inzwischen hat sich der DAV Platon angenähert und jeder Bezug zum Tod oder Todesprognosen ist aus dem Berufsgelöbnis gestrichen. Dennoch bleibt die Frage nach den Grenzen der astrologischen Aussagen.
„Der Mensch ist nicht sein Horoskop“, postuliert der Mundanastrologe Bernhard Firgau unmissverständlich; so wie das Bild einer Persönlichkeit nicht die Persönlichkeit ist. Firgau sieht im Horoskop nicht mehr als eine Beschreibung des Menschen in Sternensprache. Das inspiriert ihn zu weiterführenden Überlegungen über die Aussagegrenzen, woraus schließlich ein spannendes Büchlein entstanden ist.
Dabei zitiert er zunächst Altmeister Thomas Ring, der drei Grenzen der Deutung benannt hat: Vererbung, Umwelt und Selbstbestimmung.
Firgau geht noch weiter und nennt neben grundsätzlichen Fragen ganz praktische Begrenzungen: Warum verwenden wir welche Planeten und Asteroiden zur Deutung? Für welches Häusersystem entscheiden wir uns? Funktioniert die Kommunikation mit dem Ratsuchenden? Wie weit spielt der zeitlich begrenzte Rahmen eines Beratungsgesprächs eine Rolle?
Beratende Astrolog*innen sollten sich immer darüber im Klaren sein, dass sie eine Vorauswahl dessen treffen, was am Himmel sichtbar ist bzw. dem, was der Computer ihm ausrechnet. Das vorliegende Büchlein sensibilisiert dafür. Es ist deshalb wärmstens zu empfehlen.
Bernhard Firgau: Grenzen astrologischer Deutung. Edition Astronova, Tübingen 2021, 68 S., 9,95 €
Klemens Ludwig