Das Echo auf die ECHO-Preisverleihung 2018
von Dr. Bernhard Firgau
Am 12. April diesen Jahres wurde die Preisverleihung des ECHO im Fernsehen ausgestrahlt. Schon im Vorfeld wurde bekannt, dass unter den Preisträgern auch die Rapper Kollegah und Farid Bang sein werden. Ihre Songs sind wegen ihrer zum Teil aggressiven, frauendfeindlichen, homophoben und antisemitischen Inhalte umstritten. Die Veranstalter ließen sich von vorab geäußerter Kritik nicht irritieren. Der Echo zeichne erfolgreiche Künstler aus und ihr Erfolg werde an den Verkaufszahlen und der Position in den Charts abgelesen. Eine inhaltliche Wertung sei wegen der Kunstfreiheit in Deutschland nicht möglich.
Die nominierten Rapper wurden an besagtem Abend für ihr Album „Jung, brutal, gutaussehend“ ausgezeichnet. Es gab vereinzelt Kritik an diesem Abend z.B. von dem Sänger Campino. Der ECHO mache den Antisemitismus hoffähig. Es war aber nur die Ruhe vor dem Sturm. Am nächsten Tag erhob sich eine Protestwelle gegen die Auswahl dieser beiden Sänger für ihr Album wegen der antisemitischen Textpassagen wie etwa „Mache wieder mal ’nen Holocaust, komm’ an mit dem Molotow“.
Die Preisverleihung fand ausgerechnet am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts statt. Einige Künstler gaben ihre ECHO-Preise zurück, z.B. Daniel Barenboim und Marius Müller-Westernhagen). Sie wollten nicht in einer Reihe mit den neu Ausgezeichneten Kollegah und Farid Bang stehen und Distanz herstellen. Es folgte der Rücktritt des Kulturratspräsidenten Christian Höppner aus dem Beirat des Echo. Er wird in Spiegel Online vom 17.4.2018 dazu zitiert mit „Die Texte finde ich widerlich“.
Bundesaußenminister Heiko Maas kritisierte die Entscheidung als „widerwärtig“. Die Nachrichtensendungen fingen Stimmen auf der Strasse ein. Jugendliche zeigten für die Kritik wenig Verständnis. Es gefalle vielen jungen Leuten und dann muss das doch o.k. sein. Bei diesen Reaktionen erkennt man, dass der Echo Musikpreis im wahrsten Sinne des Wortes nur das Echo auf die Hörerwünsche ist. Letztes Jahr schimpfte schon der Satiriker Böhmermann, der ECHO sei nur noch „Seelenlose Kommerzkacke“ (Quelle: www.Welt.de vom 6.4.2017).
Als Astrologe fragt man sich, ob es auch ein astrologisches Echo zu diesem Skandal gibt und ob man die rein kommerzielle Prägung sehen kann. Es war die 27. Echoverleihung. Die erste war in der „Flora“ in Köln am 18.5.1992. Eine Uhrzeit konnte ich nicht finden und habe deshalb die für Fernsehübertragungen solcher Veranstaltungen übliche Zeit von 20:15 genommen, so wie es dieses Jahr am 12.4. auch war.
Schauen wir uns das Echo-Horoskop von 1992 an, fallen mir zum Thema Kommerz mehrere Gesichtspunkte auf.
Erster Echo für Pop verliehen in Köln in der Flora
am 18.5.1992 (angenommene Zeit 20:15 MET)
Die Sonne im Stier lässt sofort an finanzielle Grundwerte denken. Mit Stier am DC sucht man sich auch Partner, die diese Werte teilen. Es ist nichts Anstößiges daran, weil man mit der Venus im Stier in Haus sieben sich dabei sehr wohl fühlen kann. Das zweite Haus bestimmt die Grundwerte und fällt in den Schützen. Dieser steht unter der Herrschaft des Jupiter. Er ist also der Herr des Geldes in diesem Bild und wo steht er? Am MC! Geld regiert die Welt, jedenfalls die der ECHO-Preisverleihung.
Weltanschauliches und Ideale, die traditionell zum neunten Haus gehören, finden wir im Krebs. Sein Herrscher Mond besucht hier das zweite Haus und unterstellt sich damit dem Regiment Jupiters. Wer auf der Suche nach ideellen Werten ist, erhält also „Scheine statt Brot“.
Das Künstlerische lebt im fünften Haus, wo sich hier Mars in seinem eigenen Zeichen Widder als Symbol des reinen Wettbewerbs zeigt. Soll heißen: Wer die Charts erobert, ist der beste Künstler. Kreatives suchen wir meist im Löwen oder etwas „schräg“ gerne auch in Wassermann. Beide Zeichen sind eingesperrt in ihren Häusern. Ihre Herrscher stehen in einem Geldzeichen (Sonne in Stier) oder Geldhaus (Uranus im zweiten Haus). Damit wird die kommerzielle Grundstruktur unübersehbar. Dass sich der ECHO mit Skorpion-AC und Pluto genau dort gut eignet, unterschwellig und scheinbar unverdächtig aufzutreten, rundet das Bild ab. Motto: Man hat sich nichts Böses gedacht und dass es um Geld und Erfolg geht, ist ja nichts, was unsere Gesellschaft beleidigen könnte.
Betrachten wir die aktuelle Preisverleihung 2018.
Echo Preisverleihung 12.4.2018 in Berlin
Übertragung bei VOX Beginn 20:15
Venus im Stier hat im 7. Haus genügend Glamour für die Reichen und Schönen anzu-bieten. Die Sonne im Widder verleiht der Veranstaltung auch ordentlich Feuer. Jupiter ist diesmal allerdings rückläufig und damit auf dem Weg aus dem zweiten Haus heraus.
Das Finanzielle ist in diesem Jahr der Verleihung als Grundwert nicht so überzeugend. Das Künstlerische in Haus 5 präsentiert uns das Zeichen Fische. Gleichzeitig finden wir dort Neptun und Mond beisammen. Es geht geradezu um Mangel an Orientierung und schlechten Geschmack, wenn man es freundlich ausdrücken möchte. Aber Freundliches hat die Öffentlichkeit nicht zu bieten. Ihre Kritik findet deutliche Worte (Haus 3). Zwei klassische Übeltäter in Gestalt von Mars und Saturn lassen keinen Zweifel, dass ihnen nicht gefällt, was sie sehen bzw. hören. Lilith und Pluto tragen in mundanen Horoskopen Tabuthemen im Gepäck, hier das Holocaustthema der Massenvernichtung. Der kritisierte Text „Mache wieder mal ’nen Holocaust, komm’ an mit dem Molotow“ gibt genau diese Konstellation wieder.
Fast alle Planeten sind unter dem Horizont, die Veranstaltung ist umgangssprachlich „echt unterirdisch“ gelaufen. Uranus am DC hat die Öffentlichkeit schockiert. Mit Skorpion als Herrscher des zweiten Hauses gelingt vielleicht eine Wandlung der Werte, wie die Verantwortlichen in den Gremien des ECHO es jetzt beschwören.
Dr. Bernhard Firgau, Weinheim im Mai 2018