Campagnolas Zeichnung „der Astrologe“
Anabela Cudell: Das Geheimnis der Himmelsscheibe von Padua
In der Februar Ausgabe 02/2021 unseres Newsletters hatten wir ein historisches Kunstwerk mit kosmischem Bezug vorgestellt, dessen genaue Deutung Raum für zahlreiche Interpretationen lässt. Neben interessanten Beschreibungen hat sich unsere Autorin Anabela Cudell ausführlich mit diesem Kunstwerk beschäftigt. Lesen Sie ihre Ausführungen.
Bezug
DAV-Newsletter 02/2021, „Spannende Anfragen: Wer hat Ideen?“
Immer wieder erreichen den DAV ebenso spezielle wie spannende Anfragen, bei deren Beantwortung das große – und vielleicht noch unentdeckte – Wissen aus dem Umfeld unseres Verbands hilfreich sein kann. Eine dieser Anfragen geben wir in diesem Newsletter weiter.
Sie stammt aus einem Münchner Kunstmuseum:
Auf einem Kupferstich von Giulio Campagnola „Der Astrologe“ (siehe Bild), ist ein Gelehrter am unteren linken Bildrand dargestellt, der an einer Himmelsscheibe Berechnungen vornimmt. In dieser Scheibe ist der Kupferstich auf das Jahr 1509 datiert. Am 14. Mai 1509 erlitt Venedig eine schwere Niederlage in der Schlacht von Agnadello gegen die Liga von Cambrai. Ende September wendete sich dann für Venedig das militärische Schicksal überraschend. Am 29. September 1509 errang die Serenissima einen unerwarteten Sieg über die Truppen Kaiser Maximilians vor Padua, so dass die kaiserlichen Truppen am 3. Oktober die Belagerung aufgeben mussten und der Sieg von Agnadello letztlich keine Früchte für die Sieger trug.
Kann es sein, dass die Waage auf der Scheibe darauf hindeutet, dass sich in diesem Sternbild, das hier unterhalb zwischen Sonne und Mond steht, also zwischen 24. September bis 23. Oktober 1509, das Blatt für Venedig wendet, respektive gewendet hat? Was könnten die Zahlen bedeuten, die ich gegen den Uhrzeigersinn als „43“, „50“, „40“, „3“ und „21“ lese?
Im Folgenden die Ausführungen der Autorin dazu.
Abstract
Die Himmelsscheibe stellt zwei ineinander geschachtelte Horoskope dar, die sich beide auf Padua u. den 29.9.1509 beziehen. Horoskop 1 ist ein SO-Aufgangs-Horoskop u. verzeichnet nur SO u. MO (die beiden „Lichter“), das Zeichen Waage u. die Information daß VE u. JU (die beiden „Wohltäter“) sich im 1. Quadranten befinden. Horoskop 2 ist für 16:50h erstellt u. zeigt nur die fünf Planeten, ME, VE, MA, JU, SA, u. deren sehr bedeutungsvolle, ungewöhnliche Aspektfigur.
Die Himmelsscheibe auf Campagnolas Kupferstich „der Astrologe“.
Giulio Campagnola
Die Frage, die man sich zunächst stellen sollte: „War der Maler Campagnola (ca. 1482 – ca. 1515) ein ausgebildeter, zugelassener Astrologe?“, denn damals mußte ein Astrologe gute Mathematikkenntnisse haben. Wenn ja, dann hat die Himmelsscheibe einen tieferen astrologischen Inhalt. In seinen ca. zehn Bildern, die es bei Wikipedia zu sehen gibt, habe ich keine weiteren astrologischen Elemente gefunden. Wahrscheinlich war für Campagnola Astrologie eher ein Nebenfach. Außer dem Waage-Symbol, ist kein weiteres astrologisches Symbol eingezeichnet.
Die politische Lage von Venedig im Jahr 1509
Das Jahr ist ein Dunkles in der Geschichte der Republik Venedig, verschiedene europäische Mächte hatten sich gegen die Republik verbündet, die sich allein dem gegenüberstehen sah. Dieses Bündnis war am 10.12.1508 geschlossen worden. Die kriegführenden Staatsmächte hatten sogar schon geplant, wie sie die Republik Venedig unter sich aufteilen würden. Dieses Bündnis (Liga de Cambrai) eröffnete eine Reihe von Kriegen die bis 1516 andauern würden. Auch in anderen europäischen Ländern werden vielfältige Konflikte ausgetragen. Padua wurde seit dem 15.9. belagert. Ende Sept. 1509 erringt Venedig militärische und diplomatische Erfolge. 1510 steht Venedig nicht mehr allein da, sondern verbündet sich mit den Liga-Mächten gegen Frankreich. 1509 stellt jedoch einen Tiefpunkt dar, besonders für die Stadt Padua. Nach den weiter unten stehenden Untersuchungen verhärtet sich die Vermutung, daß die Himmelsscheibe sich auf Padua bezieht und daß Campagnola, der in Padua geboren wurde, sich während der Kriegshandlungen dort aufhielt.
Pluto setzt zur Konjunktion zum Galakt. Zentrum an, es stehen größere Machtumstrukturierungen an. Und auch wenn die Staatsmänner ihre Siege feiern, bedeuten solche Konflikte und Kriege für den einzelnen Bürger meist einen Paradigmenwechsel, der Schmerzliches in ihrem Leben bewirkt: Tod von Angehörigen, Verlust von Eigentum, Flucht und viel Leid. Um die Zeichnung zu interpretieren, müssen wir ihren emotionalen Gehalt verstehen. Etwas hat den Maler bewegt, deshalb hat er gezeichnet.
Welches Datum stellt die Himmelsscheibe dar?
In der „Spannenden Anfrage“ werden zwei Daten genannt, die sehr hilfreich waren und mir eine Menge Sucharbeit ersparten: 14. Mai (Schlacht von Agnadello) und 29.9. September (Belagerung von Padua), oder es gibt noch andere relevante Zeitpunkte im Jahr 1509. Das Bild stellt Venedig oder Padua dar.
Das ganze Bild
Kupferstich von Giulio Campagnola „Der Astrologe“
Die Stadt im Hintergrund bedeutet das Weltgeschehen, Venedig oder Padua, die Politik, die Kriege, die Belagerungen, die Bedrängung durch ausländische Soldaten.
Das Monster am Boden bedeutet das kollektive Unterbewußtsein. Was für ein Tier ist das? Ein Vogel (Schnabel, Füße)? Ein Fisch (Flossen)? Ein Reptil (Körperbau)? Eine Ratte (Schwanz)? Eine Ziege (Bart, Ohren)? So fühlt sich der Augenblick an. Die sozialen Strukturen wurden zerstört durch die Konflikte und den Krieg, man weiß nicht was sein wird: Wer sind wir? Was wird aus uns? Auf welche Art werden sich die gesellschaftlichen Strukturen verändern? Was werden wir noch erleiden müssen? So eine Stimmung herrscht wahrscheinlich in der Stadt. Das Tier drückt Erniedrigung, Hilflosigkeit, Ungewißheit (kreisender Blick), Not (es kriecht am Boden), Durst, Atemnot, Hunger (der offene Schnabel) aus.
Der Gelehrte: auch er schaut sehr bedrückt aus (Stirnrunzeln).
Der Totenschädel bedeutet die verlorenen Menschenleben,
der abgehackte Baum, bei dem ein sprießender, junger Zweig bereits abgestorben ist, die Zerstörungen und Hoffnungslosigkeit.
Die Himmelsscheibe links unten in der Ecke: astrologisches Wissen ist geheim, es ist in der Ecke versteckt.
Die Himmelsscheibe von Padua, eine bemerkenswerte Zahlensequenz.
Die Himmelsscheibe auf dem Weg zur Entschlüsselung
Sie erinnert an das Ziffernblatt einer Uhr, es könnte ein Zwischending sein zwischen Uhr und Horoskop.
Das „o“ in der Mitte: die Mitte der Scheibe.
Drei „o“ am am rechten Scheibenrand: entweder sind es Nullen o. Markierungen von Stunden, Tagen o. Monaten, von Graden oder Planeten. Sie sind wie beim Ziffernblatt einer Uhr in regelmäßigen Abständen angeordnet, teilen den Rand in gleichmäßige Sektoren von ca. Zwölfteln. Es sind aber nur drei eingezeichnet. Das „o“ rechts, mittig ist nicht komplett, das kann ein Defekt sein.
Die Zahlen rechts: Angenommen die „o“s sind Markierungen und die „1“ ist nur eine Verunreinigung, dann haben wir eine spiralförmig angeordnete Zahlensequenz: „2, 3, 4, 5“
Das gut dargestellte Zeichen Waage: das Sonnenzeichen ist Waage.
SO und MO stehen sich gegenüber: Vollmond? Also schauen wir uns am PC die Horoskope an. Am 14.5.1509 ist deutlich abnehmender Halbmond. Am 29.9. jedoch, stehen sich SO und MO gegenüber ! Und die SO steht in Waage. So haben wir zwei Entsprechungen der Himmelsscheibe zu einem Horoskop. Der Vollmond war am 28.9., um 8h morgens gewesen. Am 29.9. ist der MO schon ca. 12° aus der OPP ausgelaufen, aber am Himmel sieht man noch, wie die beiden „Lichter“ sich gegenüberstehen. In der Zeichnung stehen SO u. MO an der AC-DC-Linie. Also habe ich ein Horoskop für den SO-Aufgang (6:15h morgens) des 29.9. erstellt. Entspricht dieses Horoskop dem der Himmelsscheibe?
Haben die militärischen Handlungen in der Nacht stattgefunden? Haben alle gemeinsam die Nacht durchgemacht, gekämpft und verhandelt? Hat Campagnola eben diesen Moment dargestellt? Astrologisch ist die VE im 1. Haus interessant, sie spricht für einen diplomatischen Erfolg. Wurde dieser Erfolg um 6h morgens erreicht? Um all diese Details zu klären könnte man genauere historische Aufzeichnungen über die Ereignisse dieser Tage konsultieren, aber uns soll dieses erstmals genügen. Die Zeichnung könnte auch den SO-Aufgang am Vollmonds-Tag (28.9.) darstellen. Da der Unterschied zum Horoskop vom 29.9. klein ist, bleibe ich beim 29.9.
Horoskop 29.9.1509, 6:15h, SO-Aufgang.
Markierungen: Ich nehme an die „o“ am Scheibenrand sind Markierungen. Möglicherweise sind es Mondpositionen der spannenden Stunden, die der „Gelehrte“ während der Nacht aufzeichnete. Wenn es Zwölftel des Kreises sind, warum aber hat Campagnola nur drei eingezeichnet?
Die SO halb vom Schatten verdeckt: das Ende der Nacht, es wird Tag, die SO taucht aus der Dunkelheit auf, die Hoffnung auf Frieden beginnt. Die „Schattenstriche“ formen aufsteigende Bögen. Haben Campagnola und andere Bewohner Paduas das Geschehen bangend verfolgt und den Tagesanbruch erwartet und dabei die Stunden gezählt, schon seit dem 28.9.?
Die Zahlen
Sind es Stunden, Tage, Monate, Jahre, Grad-zahlen, Aspekte oder Planeten? „21“ kann nur Datum oder Grad-zahl sein, „43“ weder das eine noch das andere.
Eines Abends kam ich auf die engl. Wikipedia-Seite der astronomischen Uhr auf dem St. Markus-Turm in Venedig. Im 15. und 16. Jh. bauten die Astronomen/ Astrologen solche Uhren in mehreren europäischen Städten. Ich klickte mich sofort nach Padua weiter und bekam das überwältigend schöne Foto der astronomischen Uhr von Padua zu sehen.
Die Astronomischen Uhren in Venedig u. Padua sind eigentlich „Astrologische Uhren“, aber Astrologie ist tabu, also heißen sie „astronomische Uhren“. Die Uhr in Padua wurde 1436, die in Venedig 1499 fertig gestellt. Campagnola war also Zeitgenosse der Uhr-Konstrukteure, die sicherlich astrologisch gebildet waren, und erlebte die gleichen kulturellen und wissenschaftlichen Entwicklungen wie diese. Obwohl die Uhren im Laufe der Jahrhunderte mehrmals renoviert wurden, nehme ich an daß die Renovierungen das ursprüngliche Design beibehalten haben. Campagnola hat also die Uhren gesehen die den heutigen entsprachen.
Danach konnten sich die Zahlen auch auf die Aspekte beziehen, etwa: 3 = Trigon, 4 = Quadratur, 5 = 150º oder Sextil, 1= Konjunktion, 2= Opposition, wie auf der Uhr, das macht Sinn.
Die Zahlen könnten sich auch auf Planeten beziehen. Außer Jahreszahl „1509” gibt es nur die Ziffern 1 bis 5, keine anderen. Das bedeutet: außer den beiden Lichtern, SO und MO, gibt es fünf klassischen Planeten. Jede Zahl steht also für einen Planeten: z.B. 1= ME, 2= VE, 3= MA, 4= JU, 5= SA. Aber warum wiederholen sich 4 und 3? Sie könnten sich auf eine Konstellation eines früheren oder späteren Datums beziehen.
Das Horoskop bezieht sich auf Padua. Das ist nun sicher. Ob die Stadt im Hintergrund der Zeichnung Padua oder Venedig ist?
die Astronomische Uhr von Padua: SO u. MO auf den Uhrzeigern sehen denen auf Campagnola’s Himmelsscheibe sehr ähnlich. Campagnola war Zeitgenosse der Uhr-Konstrukteure.
(Foto: Zairon, Wikimedia Commons, 2017)
Ein mögliches Szenario 1
Der „Gelehrte“ ist ein Freund, ein Verwandter oder Lehrer des ca. 27-jährigen Campagnola (sein Geburtsjahr ist nicht bekannt), mit ihm zusammen erlebt er die Belagerung und Bombardierung Paduas. Der Gelehrte, ein Astrologe, stellt immer wieder Berechnungen und Beobachtungen an, vergleicht die Kriegsereignisse mit den astrologischen Daten und erzählt Campagnola so viel davon, daß dieser inspiriert wird das Bild zu zeichnen.
der „Gelehrte“
Die Planeten
Die Planeten auf der Himmelsscheibe formen eine „Schüssel“ auf der rechten Seite mit dem MO in der Mitte. Auf dem PC-Horoskop befindet sich jedoch die SO in ihrer Mitte. Ich habe mehrere Horoskope für das ganze Jahr 1509 durchgerechnet und keine solche so gleichmäßige Planetenverteilung – mit dem Vollmond in der Mitte – gefunden, und auch keine mit anderen Mondphasen.
In einer schlaflosen Nacht sollte ich das „Heureka!“ erleben. Ich „schaltete“ mich in das Padua des ausgehenden Mittelalters ein, ich sah Kaiser Maximilians grausame Landsknechte, hörte die schreienden Bewohner Paduas und begegnete dem heillosen Durcheinander in den Straßen der belagerten und bombardierten Stadt.
Ich kannte das PC-Horoskop bereits auswendig, ebenso die Himmelsscheibe und sehe sie vor Augen. Warum hat Campagnola die schüsselförmig angeordneten Planeten bloß auf der falschen Seite eingetragen? Schade, dann wäre alles einfacher. Die „Planetenschüssel“ ähnelt so sehr derjenigen des ausgedruckten Horoskops. Die vielen Horoskope für 1509, die der PC durchgerechnet hatte ergaben keine so schön verteilte „Planetenschüssel“, wie für den 29.9. Ich spiegelte die „Schüssel“ symmetrisch auf die gegenüberliegen Seite – wer weiß, vielleicht hatte er sich geirrt, das ergibt JU=5, VE=o, SA=4, MA=3 und ME hat er einfach ausgelassen. Das war nicht überzeugend. Dann probieren wir es anders. Ich drehte die „Schüssel“ um das Zentrum, der oberste kam nach ganz unten, usw. und wir erhalten: MA=5, SA u. ME=o, VE=4, JU=3, und die Ziffern 2 u. 1 hat er in die Mitte geschrieben weil kein Platz war am Scheibenrand. Sie beziehen sich auf SA u. ME ! Er hat die Planeten einfach der Reihe nach durch numeriert.
Es paßt ! ! ! Spannend, den Astrologen von damals zuzuschauen.
Wie bei der astronomischen Uhr hat er Kreise ineinander geschachtelt. Die Himmelsscheibe stellt zwei Horoskope dar! Der äußere Kreis stellt die fünf Planeten um 16:50h dar (SA u. ME am DC), der innere Kreis, SO u. MO um ca. 6h Morgens. Also zwei in eins! Offensichtlich haben die Astrologen ein SO-Aufgangs-Horoskop erstellt, um den Tagesverlauf zu prognostizieren.
Die „21“
Und das „o“ in der Mitte ist SA! Als ich die AC-DC-Linie einzeichnete, wurde das ganz klar: SA über dem Horizont, ME darunter, SA=2, ME=1. Warum hat Campagnola SA in die Mitte gezeichnet? Vielleicht weil er der Herr der Zeit und des Weltgeschehens ist. Früher hat man den Namen des Horoskop-Besitzers in die Mitte des Horoskops geschrieben. Oder weil SA der Herrscher des MC ist. Oder SA u. ME nehmen eine Sonderstellung ein, weil sie am DC stehen.
Die „43“
4=VE und 3=JU, die beiden „Wohltäter“ stehen im SO-Aufgangs-Horoskop im 1. Quadranten und steigen auf zum AC. Das bedeutet Glück und Erfolg, ein gutes Omen für den beginnenden Tag.
die Planeten: zwei ineinander geschachtelte Horoskope vom 29.9.1509, an der AC-DC-Achse orientiert.
das Horoskop von 16:50h: wenn man sich die SO wegdenkt, wird eine „Planetenschüssel“ wie auf der Himmelsscheibe sichtbar.
Warum hat JU kein „o“
Auch das sollte sich noch klären. Das 16:50h-Horoskop weist eine große Ästhetik auf, die Aspektfigur ist sehr harmonisch. Vier Planeten stehen bei 0º der Zeichen, bzw. sehr nahe am Zeichenwechsel. Vielleicht konnte man das im 16. Jahrhundert noch nicht so genau messen oder berechnen. MA, ME, SA u. VE stehen in etwa bei 0º eines Zeichens. Sogar das Achsenkreuz steht bei genau 0°. Und diese Besonderheit wollte Campagnola anzeigen, bzw. der „Gelehrte“ sprach davon so eindrücklich daß Campagnola es in die Zeichnung aufgenommen hat. Die „o“ bedeutet „0º“; es sind aber auch Markierungen für den Zeichenwechsel. JU u. SO stehen beide bei ca. 15°.
Das Weltgeschehen
Am 29.9. setzten die venezianischen Söldner einen entschiedenen Widerstand gegen die maximilianischen u. französischen Truppen durch u. errangen den Sieg. Außerdem konnte Kaiser Maximilian seine Landsknechte nicht mehr bezahlen, diese litten an Hunger u. Krankheiten. Am 30.9. wurde die Belagerung aufgehoben, Maximilian zog sich zurück. Auch zerstritt er sich mit dem französischen König derartig daß das Bündnis gegen Venedig in den kommenden Monaten aufgelöst wurde. Die internationalen Mächte ordneten sich ganz neu. Fortan würde Maximilian mit Venedig verbündet sein u. Frankreich als Gegner haben! Bis 1516 versuchte Maximilian keinen weiteren Angriff auf Italien.
die Aspektfigur: Diese Aspektfigur wollte Campagnola besonders hervorheben.
Sie brachte nicht nur den Frieden für Padua, sondern auch eine totale Neuordnung der internationalen Mächte. Feinde wurden zu Verbündeten.
Eine mögliche Zuordnung: VE = Venedig, SA-ME = die Verhandlungen, MA = die Angreifer, die fünf Liga-Mächte.
Ein mögliches Szenario 2
Padua hatte eine renommierte Universität (gegründet 1222) und Astrologie gehörte zum regulären Studienprogramm. Möglicherweise studierte Campagnola zu diesem Zeitpunkt noch, er und alle Studenten, und sogar die Gelehrten mußten mitkämpfen.
Die Himmelsscheibe enthält zwei Horoskope, die beide von ihrem astrologischen Sinn her sehr schlüssig sind. Das eine, ein SO-Aufgangs-Horoskop, erstellt für die Tagesprognose, das andere mit SA-KJ-ME am DC, deutet auf harte, spannungsreiche, aber strukturierende Verhandlungen mit den Kriegsgegnern, woraus die totale Wende im Weltgeschehen (s.o.) hervor ging. Es ist sogar möglich, daß Astrologen die venezianische Armeeführung darüber beraten haben, welche Stunden und Tage für die Lösung des Konfliktes geeignet seien.
Später haben die Astrologen die relevanten Horoskope dieses Tages besprochen, der den Bewohnern Paduas den Frieden bescherte. Vielleicht gab es sogar Vorlesungen oder Gesprächsrunden von Gelehrten, Astrologen und Interessierten bei denen Campagnola und auch die Erbauer und Wärter der astronomischen Uhren anwesend waren. Campagnola registrierte die Leistung mehrerer Astrologen in seinem Kupferstich. Die Himmelsscheibe enthält zwei Horoskope in sehr kompakter Schreibweise. Vielleicht war das die Leistung Campagnolas, er hat die Daten kompaktiert u. zu einem Rätsel für die Nachwelt gemacht.
Nachwort
Das Knacken dieses Rätsels führte mich auf eine wunderbare Reise nach Venedig und Padua, und ganz besonders in die Astrologie des angehenden 16. Jahrhunderts. Es war spannend den Gelehrten über die Schulter schauen zu dürfen, ihren Worten zu lauschen, u. zu beobachten wie sie um einen Tisch versammelt, große Papierbögen betrachten auf denen Himmelsscheiben u. Horoskope zu sehen sind. Und die Astrologie ist immer noch die Gleiche, wie heute!
Kuriositäten
Diese Himmelsscheibe scheint eine nahezu unerschöpfliche Fundgrube zu sein.
St. Michaelstag ist alljährlich der 29.9. An „Michaelis“ wurden früher Verträge (Arbeit, Vermietungen), Schuljahre, Ausbildungen u.a. Kompromisse begonnen u. beendet. In diesem Fall endet der Konflikt der Liga-Mächte mit Venedig. Auch Maximilians Landsknechte beendeten vielleicht ihren Dienst-Vertrag an diesem Tag.
Auf der Uhr von Padua fehlt das Zeichen Waage, das durch die Skorpion-Scheren ersetzt ist. Darüber kursieren noch heute mehrere Erklärungen und Geschichten. Diese kann eine weitere sein: mit SO in Waage im Jahr 1509 mußte Padua so furchtbar leiden, daß es durch die Waage an der Uhr nicht daran erinnert werden möchte.
VE, der Planet Venedigs: Vielleicht steht VE für die Handelsstadt Venedig, im 1. bzw. 7. Haus der zwei Horoskope, und MA, der die Zahl 5 bekam, steht für die fünf angreifenden Liga-Mächte, in der Mitte befinden sich SA-KJ-ME, die Verhandlungen. Diese Planeten sind durch genaue Halbsextile verbunden.
Würde man weiter „graben“, würde weiteres zum Vorschein kommen.
Links, abgerufen Sept. 2021
DAV-Newsletter 2/2021, https://www.astrologenverband.de/angebote/newsletter-archiv
https://en.wikipedia.org/wiki/Giulio_Campagnola
https://en.wikipedia.org/wiki/Siege_of_Padua
https://it.wikipedia.org/wiki/Assedio_di_Padova
https://de.wikipedia.org/wiki/Liga_von_Cambrai
https://en.wikipedia.org/wiki/St_Marks_Clock
https://en.wikipedia.org/wiki/Torre_dellOrologio,_Padua
https://it.wikipedia.org/wiki/Torre_dellOrologio_(Padova)
https://it.wikipedia.org/wiki/Padova
Abkürzungen
SO= Sonne, MO= Mond, ME= Merkur, VE= Venus, MA= Mars, JU= Jupiter, SA= Saturn, KJ= Konjunktion, AC= Aszendent, DC= Deszendent.