Astromedizin: Depressionen
Heide Trautmann: Erfahrungen in der astromedizinischen Praxis
Zunächst einige Fakten
Der Begriff Depression hat seinen Ursprung im lateinischen Wort deprimere, das wörtlich „niederdrücken“ bedeutet. Nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit gehören depressive Störungen zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sind Depressionen oder affektive Störungen im Jahre 2020 weltweit die zweit häufigste Volkskrankheit. Nach einer Gesundheitsstatistik der OECD 2015 ist der Konsum von Antidepressiva weltweit gestiegen. Etwa 10% der deutschen Bevölkerung im Alter von 18 bis 65 Jahren sind an behandlungsbedürftigen Depressionen erkrankt und nehmen Antidepressiva ein.
Nach einer Definition des Robert Koch Institut RKI beschreibt der Begriff Depression eine Störung der Gemütslage. Sie äußert sich in Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Interessenverlust und Energie- und Antriebslosigkeit. Depressionen können als eigenständige Störung auftreten, aber auch als Folge anderer Grunderkrankungen.
Nach Studien des Robert-Koch-Instituts liegt die 12-Monats-Prävalenz diagnostizierter Depressionen für Frauen bei 11,4% und für Männer bei 5,0 %.(Studie DEGS1 2008-2011) Frauen sind ungefähr doppelt so häufig betroffen wie Männer. Dieser Unterschied ist auch international zu beobachten.
Quellen:
www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/depression.
RKI, Robert Koch Institut; Depressive Erkrankungen – Heft 51
Im September 2010 in der Reihe „Gesundheitsberichterstattung des Bundes“ erschienen.
Klassifikation der Depressionen
Die WHO hat eine internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme erstellt. Sie erfasst in Kapitel V der ICD (Internatioal Classification of Deseases and Related Health Problems) die Kriterien für psychische und Verhaltensstörungen. Depressionen werden unter Affektiven Störungen eingeordnet, im einzelnen unter F 30 bis F 39.
Der Katalog unterscheidet leichte, mittelgradige und schwere depressive Episoden.
Die Symptome sind im einzelnen:
• der betroffene Patient leidet unter einer gedrückten Stimmung.
• Verminderung von Antrieb und Aktivität, der Fähigkeit zur Freude, Interesse und Konzentration.
• Müdigkeit nach der kleinsten Anstrengung.
• Schlafstörungen.
• Appetitlosigkeit.
• Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt.
• Schuldgefühle und Gedanken über eigene Wertlosigkeit.
Die gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände und kann von so genannten somatischen Symptomen begleitet werden.
Bei einer leichten depressive Episode sind zwei oder drei der aufgeführten Symptome vorhanden. Der Patient ist oft noch in der Lage, die meisten Aktivitäten fortzusetzen.
Bei der mittelgradigen depressiven Episode sind vier oder mehr der genannten Symptome vorhanden. Der Patient hat meist große Schwierigkeiten, seine alltäglichen Aktivitäten fortzusetzen.
Bei der schweren depressiven Episode leidet der Patient unter mehreren der Symptome. Weiterhin besteht ein Verlust des Selbstwertgefühls und Gefühle der Wertlosigkeit und Schuld. Suizidgedanken und -handlungen sind häufig. Meist liegen somatische Symptome vor.
Quelle: ICD-10-WHO Version 2019
Astrologische Zuordnungen
Die Gemütslage
Zunächst stelle ich die Gemütslage in den Mittelpunkt der astrologischen Betrachtung. Mond symbolisiert in meinem Verständnis die Individualseele, die während unserer Lebenszeit durch Erfahrungen bereichert wird.
Nachfolgend die „Wirkung“ der einzelnen Planeten auf unser Seelenleben:
• Mars steht für die Verletzung der Seele, das Schmerzerleben.
• Saturn äußert sich als Trennung, Verlust und Trauer. Das Gemüt wird schwer, der Schmerz eingemauert. Der Patient wird seelisch-geistig und auch körperlich steif und hart. Ein Hauptsymptom in der Klassifikation ist die gedrückte Stimmung – im Geburtshoroskop zum Beispiel durch ein Konstellationen wie Mond Steinbock, Saturn im Quadrat zu Mond oder Saturn Krebs als Disposition für eine Depression zu erkennen. Hier ist nach meinem Verständnis die Traurigkeit und Trauer wenig von der Depression zu unterscheiden. Das gleiche betrifft den Transit von Saturn über Mond. Doch in diesem Fall kann die Phase als depressive Periode angenommen werden.
• Neptun – Der Patient kann sich dem Schmerz nicht stellen, fühlt sich dem Alltag, der harten Realität, nicht gewachsen und geht in Verdrängung oder Lähmung. Suchtverhalten ist für einige Betroffene der Versuch, den Zustand zu ertragen bzw. zu erleichtern. Dies führt allerdings zu einer weiteren Isolation. Im Verlangen nach Rückzug und Schonung entwickelt sich der Zustand, der dann als Krankheit definiert wird. Der Mensch schließt sich aus dem sozialen und Arbeitsleben aus. Alkoholabhängigkeit wird häufig in Verbindung mit Depressionen festgestellt. Die übliche Therapie mit Anti- Depressiva entspricht ebenfalls dem Prinzip von Neptun. Eine ergänzende Reha- Maßnahme und geeignete Psychotherapie stärkt und unterstützt den Menschen dabei, sich mit seinen Emotionen auseinanderzusetzen, sodass der Schritt in Leben und Beruf wieder möglich wird.
• Uranus legt die Emotionen auf Eis. Das beobachte ich bei Schockerfahrungen in der Vergangenheit. Der Patient leidet unter einer Gefühlsleere. Der Schmerz wird nicht subjektiv empfunden. In diesen Fällen treten Menschen durchaus die Flucht in geistige Sphären an und rationalisieren ihr Gefühlsleben.
• Pluto gehört aus astromedizinischer Sicht neben Uranus zur Schockerfahrung. Es geht um Leben und Tod. Auf der persönlichen Ebene werden Pluto und Uranus durch Mars aktiviert. Das Trauma ruht im limbischen System. Verarbeitung und Überwindung werden blockiert. Im Verlaufe unseres Lebens aber werden wir mit Situationen konfrontiert, die wir nach dem gespeicherten Muster bewusst oder unterbewusst als lebensbedrohlich wahrnehmen. Das Nervensystem reagiert mit der Ausschüttung von Adrenalin und stellt uns somit Aktionspotential für Angriff oder Flucht zur Verfügung. Diesen Zustand bezeichnen wir je nach Schwere als Angstneurose oder Panikattacke. Beide Krankheitsbilder gehen häufig mit einer Depression einher und werden entsprechend mit Anti- Depressiva behandelt.
Das Antriebsverhalten
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Betrachtung liegt im Archetypus Widder, seinem Zeichenherrscher Mars und dem übergeordneten Pluto.
Widder, das erste Zeichen im Tierkreis, steht u.a. für Lebenswille, Antriebsverhalten und Durchsetzung. Neben der gedrückten Stimmung wird die Energie- und Antriebslosigkeit als wesentliches Symptom einer Depression aufgeführt.
Neptun kann Energie und Antrieb mindern. Die Strukturen lösen sich auf. Die Energie findet keine Begrenzung, zerfließt und verliert sich. Entscheidungen verlaufen im Sande. Mars Fische, Mars im 12. Haus, AC Fische möchte ich beispielhaft erwähnen.
Saturn bietet Struktur, Form und Zielrichtung für die Umsetzung der Entscheidungen an.
Voraussetzung ist nach meiner Erfahrung, dass wir bereit und in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen. Andernfalls stellt er uns vor Herausforderungen, die wir als Druck und Last empfinden. Hier treffen wir wörtlich und im übertragenen Sinne auf den Ursprung des Begriffs Depression „deprimere“, aus dem lateinischen für „niederdrücken“.
Der Planet Mars steht für Antrieb und Durchsetzung. Im menschlichen Organismus sorgt der Eisengehalt im Blut für Vitalität und Abwehrkraft. Das Immunsystem ist mit einer Armee von Abwehrzellen ausgestattet, die in der Lage ist, Eindringlinge und eigene entartete Zellen zu überwinden.
Pluto übernimmt die übergeordnete Steuerung durch die Ausschüttung von Hormonen der endokrinen Drüsen Hypophyse und Hypothalamus. Das limbische System habe ich bereits am Beispiel der Panikattacken erwähnt. Hier ist der Sitz all unserer Erfahrungen und die unserer Vorfahren. Diese unterbewussten Erinnerungen finde ich speziell im 8. Haus und seiner Verknüpfung mit dem Zeichen Skorpion sowie Pluto.
Wenn Neptun einen Zustand von Resignation und Depression begleiten kann, so deutet Pluto auf einen Zustand von tiefer Schwermut mit der Neigung zur Selbstaufgabe hin. Eine Todessehnsucht stellte ich beispielsweise bei einer Patientin mit Mond Fische im Haus 8 fest. Neptun kann in die Auflösung gehen, Pluto dagegen in die Selbstzerstörung.
„Wasser“, Quelle: Heide Trautmann
Fallbeispiele aus der Praxis
Nachfolgend stelle ich drei Beispiele aus der Praxis vor. In meiner Deutung orientiere ich mich an den Aussagen der Patienten bzw. Klienten.
1. Finanzieller Abgrund
Grafik 1: Radix Frau 1971 geboren
Grafik 2: Transit 2012 Depression
Auszüge aus dem Gespräch mit astrologischer Zuordnung:
• Sicherheitsbedürfnis, Ungewissheit erträgt sie nicht Saturn Stier Haus 2, Neptun und Chiron im Transit Fische Haus 1 – kein Boden unter den Füßen, verliert sich leicht, orientierungslos
• Angst, Panik Pluto Steinbock Haus 11 steht in Spannung zu Chiron Widder 1. Chiron Widder 1 erfahre ich in der Regel als Irritation in der Identität. Opposition Uranus Waage 7: Wer bin ich? Wo stehe ich? Was will ich? Oder erfülle ich lediglich die Erwartungen meines Gegenüber?
• Seit Wochen leer, energielos, blockiert Neptun und Chiron Fische 1 – Energie fließt unbemerkt weg
• Seit Jahren verschuldet, vor der Insolvenz Saturn bewegt sich durch das 8. Haus. Leichen kommen aus dem Keller hoch. Abgründe tun sich auf. Verschuldung drückt. Mit dem Rücken an der Wand.
• Ihr Mann ist seit Monaten krank Saturn bewegte sich lange Zeit durch Waage Haus 7
Hier hat sich Druck aufgebaut. Durch den Marstransit Jungfrau 7 steht die Finanzrechnung mit Konsequenzen an.
In diesem Beispiel hat sich der Druck über Jahre hinweg durch Verschuldung aufgebaut. Die Lage spitzt sich durch die Krankheit des Mannes zu. Die Frau sieht sich selbst nicht als handlungsfähig und reagiert mit einer Depression.
Therapie
Die Patientin nimmt zur Zeit des Gesprächs Antidepressiva (Neptun) ein.
Durch die Betonung des 8. Hauses ist neben der Therapie mit Antidepressiva eine Psychotherapie empfehlenswert.
Insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie wird durch wissenschaftliche Untersuchungen in ihrem Erfolg bestätigt.
Patienten bauen eine geregelte Tagesstruktur auf (Saturn). Angenehme Aktivitäten und Pflichten werden in den Tagesablauf eingebaut, ebenso regelmäßige körperliche Aktivität (Mars). Ziel ist, die Patienten aus dem Rückzug (Neptun) zu holen und zu positiven Erfahrungen zu führen (Jupiter). Selbstvertrauen wird langsam aufgebaut.
„Steine im Wasser“, Quelle: Heide Trautmann
2. Schmerzdepression
Grafik 3: Radix Frau 1962 geboren
Grafik 4: Transit Therapie 2007
Auszüge aus dem Gespräch mit astrologischer Zuordnung:
• Migräne seit Pubertät
• massive Übelkeit, Erbrechen
• jeden Monat
• 2-3 mal im Jahr extrem schlimm
• Der Schmerz steigert sich im Schlaf
• War viel alleine mit ihrem Kind, lebte lange bei ihrer Familie
• Hat ihre Geschwister mit groß gezogen, Mutterersatz
Saturn und absteigender Mondknoten Wassermann Haus 10 zeigen eine Disposition im zentralen Nervensystem an.
Sie könnte sich ebenso als Asthma oder eine Schilddrüsenfehlfunktion zeigen.
Durch die Opposition zu Mars Löwe Haus 4 kommt es zum Migräneschmerz: Der Komplex Saturn/Uranus/Mars wirkt sich als neuralgischer Schmerz aus; eine Verkrampfung im Nervensystem mit schmerzhaften Entladungen. Analog dazu empfindet die Patientin Gewitter als angenehme, entspannende Entladungen.
Hier ist leicht zu erkennen, dass die Patientin ihren Einsatz für ihre Familie erbringt. Ihre eigene berufliche Entwicklung blieb dabei auf der Strecke. Der Schmerz ist Ausdruck ihrer unterdrückten Aggression.
Sie hat eine depressive Seite. Seit Jahren leidet sie an einer Schmerzdepression bis hin zum Selbstmordversuch. Sie wollte sich erhängen. Die Gedanken an den Suizid durch Erhängen finde ich ebenfalls in der Konjunktion von Saturn und absteigendem Mondknoten Wassermann. Der Strick steht für das Getrenntsein von der Außenwelt. Der Knoten macht den Hals eng. Ihr fehlt Luft. Sie droht zu ersticken. Sie kann die Werte des Wassermanns von Freiheit, Individualität und Gleichberechtigung nicht leben. Der Ehemann macht Karriere. Sie ist viel alleine mit Familie und Kindern. Sie ist sicher kinderlieb, hat jedoch keine Wahl.
Diese Umstände halte ich für die Entstehungshintergrund der heftigen Migräneanfälle.
Das schlimmste Erlebnis ihres bisherigen Lebens? Depression und Schmerzen
Das Schlimmste, was ihr passieren könnte? Verlust der Lieben
Sie würde nicht davor zurückschrecken, sich das Leben zu nehmen bei Krebsdiagnose.
Über Jahre leiden würde sie nicht. Das Maß ist voll, sie hat keine Schmerztoleranz mehr.
An diesem Punkt kommt der transitierende Pluto Schütze Haus 8 ins Spiel.
Zum Zeitpunkt der Anamnese hat Saturn seinen Lauf durch das 4. Haus hinter sich. Die Notwendigkeit, sich aus dem Schneckenhaus zu befreien, wird spürbar.
Chiron bewegt sich durch den Wassermann und sendet Impulse für die Erschließung der Selbstheilungskräfte. Die geistige Haltung ändert sich. Die Patientin öffnet sich für neue Wege. Zu Beginn der Therapie ist Jupiter in den Schützen Haus 8 eingetreten. Schattenanteile können ans Licht geholt und integriert werden.
Therapie und Empfehlungen:
Die Patientin nimmt bei Bedarf ärztlich verordnete Schmerzmittel.
Die Auswertung nach den Regeln der klassischen Homöopathie ergab hoch potenziertes Schlangengift, das die Patientin jeweils bei Beginn der Beschwerden zu sich nehmen kann. Eine Empfehlung mit Blick auf den Transit Saturn Löwe Haus 5: Kinder und übrige Familienmitglieder abnabeln und in Schritten entdecken und erschließen, was ihr Freude macht. Es ist an der Zeit, dass sie sich nährt und für ihre eigenen Bedürfnisse Verantwortung übernimmt.
Mars Steinbock bewegt sich in Richtung MC Steinbock; eine Gelegenheit, über Lebensziele zu entscheiden und ihren individuellen Lebensrhythmus zu finden.
„Herbstblätter“, Quelle: Heide Trautmann
3. Unverarbeitete Trauer
Grafik 5: Radix Mann 1975 geboren
Grafik 6: Transit 2015
Grafik 7: Sonnenbogendirektionen 2015
Auszüge aus dem Beratungsgespräch und astrologische Zuordnung:
Der Klient befindet sich wegen Depressionen und Panikattacken in einer Psychotherapie. In seiner Kindheit hat er einige Todesfälle innerhalb der Familie erfahren. Sein Vater starb. Ein Jahr danach ist auch seine Mutter gestorben und wenige Monate später sein Großvater. Ein deutlicher Hinweis für seine frühen Trennungserfahrungen sind Mond und Saturn Krebs Haus 12 in Spannung zu Pluto Waage Haus 4.
Mir begegnen recht häufig Menschen in der Praxis mit Chiron Widder und Saturn Krebs. Chiron kommt nach etwa 50 Jahren an die Stelle seiner Geburt zurück. 50 Jahre vorher, das ist in diesem Fall etwa im Jahr 1925 gewesen. Ich frage nach Vorfahren der vorletzten Generation, die in diesem Zeitraum geboren waren. Die Beschäftigung mit Familiensystemen hat mir gezeigt, dass ungelöste Konflikte bzw. Traumata häufig eine Generation überspringen und sich dann in der übernächsten Generation, also im Leben der Enkel, äußern.
Chiron Widder steht hier für die verletzten Krieger des 2. Weltkrieges. Sie sind in einen Kampf gezogen, mit der Ideologie des 3. Reiches im Kopf, bereit, ihr Leben für Familie, Heimat und Vaterland zu riskieren. Als sie verwundet aus Krieg oder Gefangenschaft in ihre Heimat zurückkehrten, war ihr Glaubenssystem auf den Kopf gestellt. Der Krieg war verloren, sie waren betrogen worden und trugen die Schuld.
Saturn Krebs steht nach meiner Erfahrung für die unverarbeitete Trauer aus genau dieser Zeit. Die vorletzte Generation lebte mit Pluto Krebs mit voller Überzeugung die Ideologie des 3. Reiches. Die nachfolgenden Jahrgänge mit Uranus Krebs standen für eine Gegenbewegung. Sie distanzierten sich von den Werten des 3. Reiches und begannen mit der Aufarbeitung. Neptun Waage prägte den Zeitgeist der Friedensbewegungen. Und nun bringen die darauf folgenden Jahrgänge mit Saturn Krebs all die Trauer zum Vorschein, die im Familiensystem noch nicht verarbeitet wurde. Es geht häufig um den Verlust von Familienmitgliedern. Es können auch Erinnerungen an den Verlust der Heimat sein.
Der Klient berichtete, dass sein Großvater seine wichtigste Bezugsperson war. In seiner Kindheit ist er mit ihm in den Keller und hat vom Krieg erzählt.
Wir finden das vor allem in der Stellung des Mars im Wassermann und Haus 8. Der Mars im Wassermann wird im Krieg als gewaltsamer Übergriff erlebt. Das Nervensystem wird erschüttert und steht unter Hochspannung. Es handelt sich um eine deutliche Konstellation für Alarmbereitschaft und einen Stresszustand mit Adrenalinausschüttung.
Als sich Depressionen in Verbindung mit Panikattacken entwickelten, hatte der Klient den transistierenden Saturn Skorpion Haus 5. Die existenziell bedrohlichen Erinnerungen wollten aus dem Schatten nach oben. Das betrifft die Erfahrungen aus seiner eigenen Kindheit, die er inzwischen verdrängt hatte. Das betrifft aber ebenso die Kriegserfahrungen des Großvaters, die er sich im Keller angehört hatte. Saturn macht zusätzlich mit seiner Spannung zu Uranus Wassermann Haus 8 Druck. Panikattacken sind die Folge.
Der progressive absteigenden Mondknoten (Grafik 7) auf Saturn Krebs 12 ist ein weiterer deutlicher Hinweis für die depressive Lage des Klienten. Es geht in diesem Lebensabschnitt darum, einen feinen, tiefen Draht zur verdrängten Trauer zu finden. Ich empfehle bei dieser Konstellation, sich mit dem Ausatmen tief in die Emotionen zu versenken. Erst wenn der Schmerz gefühlt wird, kann er geheilt werden.
Als Folge seiner Erkrankung hat sich der Klient von seinem Partner getrennt. Er ist „aus dem Nest ausgezogen“, weil er sich nicht aufgefangen und verstanden fühlte. Er hat mit diesen, seinen eigenen, Worten die Energie seines 12. Hauses beschrieben.
Therapie und Empfehlung:
Der Klient befindet sich in Psychotherapie und nimmt ärztlich verordnet Tavor und Diazepam. Tavor wirkt beruhigend und löst Angst (Tranquilizer). Es wird zur symptomatischen Kurzzeitbehandlung eingesetzt.
Tavor sollte nur nach einem Gespräch mit dem Arzt eingenommen werden, denn: „Bei depressiven Patienten muss mit der Möglichkeit eines Hervortretens oder einer Verstärkung der depressiven Krankheitserscheinungen gerechnet werden. Eine Behandlung mit Benzodiazepinen kann bei diesen Patienten die Gefahr einer Selbsttötung erhöhen; sie sollte nicht ohne ausreichende antidepressive Therapie erfolgen.“
Quelle: Rote Liste, PatientenInfoService
Diazepam verringert die Aktivität der Nervenzellen im zentralen Nervensystem und hat somit eine angstlösende, beruhigende und entkrampfende Wirkung. Astrologisch übersetzt, bedeutet das, dass die Wirkung von Mars Wassermann verringert wird. Die Adrenalinausschüttung wird reduziert.
Grundsätzlich halte ich bei Saturn Krebs eine systemische Therapie für sinnvoll. Wegen der akuten Panikattacken würde ich in diesem Fall allerdings eine Traumatherapie mit der Methode EMDR empfehlen.
EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing. Mit dieser Methode der Psychotherapie werden die traumatischen Erfahrungen aus dem limbischen System gelöst.
Und was kann nun die Astrologie bzw. Astromedizin?
Der Blick in das Horoskop eines Menschen ermöglicht das Erkennen und Verstehen der tiefen Zusammenhänge der Krankheitsentstehung.
Das Horoskop gibt Auskunft über unsere pränatale Zeit und zeigt den Ursprung von Ängsten und Schuldgefühlen aus unserem Ahnengedächtnis. Wenn wir anerkennen, dass wir in unserem limbischen System Informationen von bis zu sieben Generationen gespeichert haben, können wir den Wert dieses Instruments schätzen.
Durch die Einbeziehung der aktuellen Konstellationen erhalten wir einen Einblick in den kosmischen Zeitplan. Dieser Plan gibt Zeiträume an, in denen ungelöste Konflikte ins Bewusstsein drängen, um gesehen und gelöst zu werden.
Somit wird die Astromedizin zu einer wertvollen Unterstützung in der aufdeckenden Therapie.
Weiterhin verfügt die Astromedizin über einen Indikator der innewohnenden Selbstheilungskräfte. Mit seiner Stellung im Horoskop zeigt uns Chiron ergänzende Therapieformen an, die den Gesundungsprozess unserer Klienten oder Patienten unterstützen.
Aktuelle Situation
Seit dem 2. November 2020 befinden wir uns in einem zweiten Lockdown, einem „Lockdown light“.
„Aktuelle empirische Untersuchungen zeigen, dass Quarantänemaßnahmen von psychologischen Auffälligkeiten wie Depressivität und Stressreaktionen begleitet werden können“, erklärt Studienleiter Youssef Shiban, Professor für Klinische Psychologie an der PFH.
Quelle: idw Informatiosndienst Wissenschaft 2.6.2020
Experten aus verschiedenen Ländern haben in einem virtuellen Podiumsgespräch betont, dass die Corona-Pandemie neben dem Risiko für die körperliche Gesundheit auch schwerwiegende Folgen für die psychische Gesundheit von Menschen rund um den Globus hat. Erste Erhebungen zeigen eine Zunahme von Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen, vor allem während der strengeren Lockdown-Phasen.
Quelle: Neurologen und Psychiater im Netz 6.10.2020
Quarantäne = zeitweise Isolation
Lockdown = Ausgangssperre
Die aktuelle Zeitqualität aus astrologischer Sicht
Was wir derzeit erleben, weckt Zellerinnerungen an das Dritte Reich: Grenzen werden geschlossen, Kontakt- bzw- Ausgangsverbote verhängt, Isolation und Vereinsamung insbesondere von älteren und kranken Menschen, Trennung von Familienangehörigen.
Staatsmänner erklären den Krieg gegen ein Virus, es herrscht Katastrophenstimmung, Politiker fordern zum Denunzieren auf, Spaltung und Ausgrenzung sind Folgen.
Die vorherrschende Emotion ist Angst; Angst vor Ansteckung, Angst vor Einschränkung von Freiheit und Grundrechten, Angst vor Zwangsimpfungen, letztenendes ist es die Angst vor dem Tod.
Insbesondere durch den Transit von Saturn, Pluto und absteigendem Mondknoten (bis 4.5.2020) durch das Zeichen Steinbock kommen die Schatten ans Licht. Sie wollen gesehen, verstanden und integriert werden. Das erfordert Mut und Vertrauen.
Jetzt will und kann der Schmerz der Vergangenheit gesehen und geheilt werden.
Chiron Widder steht für den verletzten Krieger, der einer Gehirnwäsche durch die Ideologie des Dritten Reiches folgend in den Krieg gezogen war.
Nach meiner Erfahrung ist jede Form der aufdeckenden Therapie hilfreich, um Licht in Ursachen und Auslöser von Depression zu bringen.
Auf diesem Weg der Heilung kann das Wissen der Astromedizin sehr erkenntnisreich und erhellend sein.
In diesem Zusammenhang verweise ich auf zwei Beiträge zu den Finsternissen auf der Achse Krebs-Steinbock:
Finsternisse auf der Mondknotenachse Krebs-Steinbock Teil 1 – Paradigmenwechsel
Finsternisse auf der Mondknotenachse Krebs-Steinbock Teil 2 – Zeit der Vergebung
Depression: Diese Stellen bieten Hilfe an
• Telefonseelsorge: anonyme, kostenlose Beratung zu jeder Tages- und Nachtzeit unter den bundesweiten Telefonnummern (0800) 111 0 111 oder (0800) 111 0 222. Die Telefonseelsorge bietet auch eine Mail- und eine Chat-Beratung an.
• Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe: erreichbar montags, dienstags und donnerstags von 13 bis 17 Uhr sowie mittwochs und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr unter (0800) 33 44 533. Die Deutsche Depressionshilfe bietet auch einen Selbsttest sowie Informationen und Adressen rund um das Thema Depression an.
• Diskussionsforum Depression: Erfahrungsaustausch für Betroffene und Angehörige
• Hilfe für Kinder, Jugendliche und Eltern: Eine Anlaufstelle in Krisensituationen kann die „Nummer gegen Kummer“ sein. Das Kinder- und Jugendtelefon ist unter 116 111 erreichbar, immer von montags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr. Die Nummer des Elterntelefons lautet (0800) 111 05 50, erreichbar montags bis freitags von 9 bis 11 Uhr und dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr.
Blieskastel, 03. November 2020
Heide Trautmann
Die Autorin
Heide Trautmann – Heilpraktikerin
Schillerstraße 25
D- 66440 Blieskastel
Tel. (0049) 06842 / 708 2088
Ausbildung Astromedizin online:
www.sofengo.de/academy/heide.trautmann
www.astromedizin.info
Seit 1982 Ausbildung in klassischer Astrologie auf psychologischer Grundlage und Astromedizin.
Seit 1989 Ausbildung in klassischer Homöopathie.
Seit 1996 als Heilpraktikerin tätig.
Ihr Beratungs- und Dozentenschwerpunkt liegt in der Synthese von Astromedizin und klassischer Homöopathie. So leitet sie seit 1999 eine Fachausbildung „Astromedizin für medizinisch interessierte Astrologen und astrologisch interessierte Therapeuten.“