Regiert Geld die Welt? Astrologen geben in Bad Kissingen eine Antwort
Astrologie-Kongress des Deutschen Astrologen-Verbandes, 27. – 29. September 2019
Wer ist noch nicht der Versuchung erlegen, in Sachen Finanzen in das eigene Horoskop zu schauen? Oder in das anderer? Zweifellos gehört die Frage nach Geld und Macht zu den häufigsten in der astrologischen Beratung. Beim Motto des diesjährigen DAV-Kongresses stand nach Hermann Hesse (DAV-Kongress 2017) und Immanuel Kant (DAV-Kongress 2018) die unterhaltsame Kunst Pate: „Money Makes the World Go Round“, das unvergessliche Duett von Liza Minnelli und Joel Grey aus dem Musical Cabaret.
Die Veranstalter waren bei dem Thema von einem großen Ansturm ausgegangen. Danach sah es lange nicht aus, vor allem im Vergleich zum Vorjahr, als 200 Interessierte den Weg nach Bad Kissingen gefunden hatten. Dann aber gab es einen Endspurt, wie ihn der DAV noch nicht erlebt hat. Angesichts von etwa 50 Anmeldungen in den letzten zwei Wochen war fast die Teilnehmerzahl des Vorjahres erreicht – und die Entwicklung entspricht schließlich dem Stier, das herrschende Zeichen für ein solches Thema. Er braucht lange bis er auf Touren kommt, aber wenn er einmal in Fahrt ist, hält ihn nichts mehr auf.
DAV-Kongress 2019, Eröffnung durch den 1. Vorsitzenden Klemens Ludwig
Foto: Claudia Schulz
Dennoch gab es skeptische Stimmen im Vorfeld, die Geld und Macht uninteressant fanden. Der DAV-Vorsitzende Klemens Ludwig griff diese Skepsis in seiner Einleitung auf. Er sprach von einer Verachtung des Materiellen unter spirituellen Menschen. Dabei sei das Materielle – der Körper, die Natur – die Basis für jede spirituelle Erfahrung. Niemand könne im jetzigen Bewusstseinszustand spirituelle Erfahrungen außerhalb des Materiellen machen.
Als Ursache für die Geringschätzung sah er eine Gegenreaktion auf die Übertreibung des Materiellen in der täglichen Konsumwelt. Schließlich gab er seiner Hoffnung Ausdruck, der Kongress möge zeigen, dass Materielles und Spirituelles keine Widersprüche sein müssen, sondern sich bedingen können. Dabei sei das Spirituelle natürlich immer das darunter Liegende, das tiefere Ziel.
Vortrag Claude Weiss
Foto: Claudia Schulz
Anschließend nahm der bekannte Schweizer Mundan-Astrologe Claude Weiss das Publikum mit auf einen fulminanten Ritt durch 500 Jahre Geschichte von Weltumsegler Magellan und Luther bis hin zu Bill Gates und Greta Thunberg; und immer unter der Frage nach den „Konstellationen grossen Erfolgs und monumentalen Scheiterns“. Dabei ging es ihm nicht nur um die Deutung individueller Horoskope erfolgreicher Persönlichkeiten, sondern auch um die grundlegende Frage, was „grosse Erfolge“ und „monumentales Scheitern“ eigentlich ausmacht. Weiss sieht darin letztlich nicht den nach außen sichtbaren Erfolg, sondern eine Übereinstimmung mit den inneren Zielen. Dabei gibt es keinen astrologischen Determinismus, sondern bestimmte Konstellation können von der einen Person als großer Erfolg erlebt werden, von der andern jedoch als Scheitern. Die entsprechenden Phasen können sich aber auch im Leben der gleichen Person ablösen.
Vortrag Christoph Niederwieser
Foto: Rolf Baltensperger
Der Samstagmorgen begann mit einer von Rafael Gil Brand geleiteten Meditation, woraufhin Christof Niederwieser die „großen Umbrüche ab 2020“ in den Fokus stellte. Der inzwischen sehr renommierte österreichische Mundan-Astrologe hat sich besonders intensiv mit dem Jupiter-Saturn-Zyklus, aber auch den Deklinationszyklen der langsam laufenden Planeten befasst. Er sieht die Welt in einer Umbruchphase, die im Moment noch krisenhaft ist und populistischen Parolen Vorschub leistet. Langfristig jedoch ist er durchaus optimistisch. Durch den Übergang der Jupiter/Saturn-Konjunktion von den Erd- in die Luftzeichen werde die materialistisch ausgerichtete und letztlich Zerstörung verursachende Grundenergie der Menschheit in eine geistige Orientierung umgewandelt. Eine Wissensgesellschaft kreiere völlig neue Lösungsperspektiven für die globalen Probleme, so wie auch der Übergang von der Romanik (Jupiter/Saturn in Erdzeichen) zur Gotik (Jupiter/Saturn in Luftzeichen) die gleichen Themen, nur in anderer Form an die Oberfläche gespült hat: Die Alphabetisierung, Schulen und Universitäten außerhalb des kirchlichen Rahmens, die Scholastik, internationaler Handel und Austausch. Kurzum, Wissen und neue Ideen konnten sich entfalten.
Vortrag Claudia von Schierstedt
Foto: Rolf Baltensperger
Auf Niederwieser folgte Claudia von Schierstedt, die mit dem Publikum ebenfalls ihre fundierten historischen Forschungen teilte, bei denen sie vor allem das Verhältnis von Individuum und Kollektiv hervorhob. Ihre Basis ist ebenfalls der Jupiter/Saturn-Zyklus, wenn auch unter einem anderen Aspekt, nämlich welche applikativen Aspekte als erstes nach der Konjunktion gebildet werden. Ist die Konjunktion selbst davon betroffen, dominiert das Kollektiv, ist die Sonne einbezogen, das Individuum. Nach einer langen Dominanz des Kollektivs sieht Claudia von Schierstedt nun eine Epoche heraufziehen, in der das Individuum wieder zu mehr Selbstbestimmung und Eigenverantwortung gelangt. Dies zeigt sich insbesondere in der Kontrolle über die Geldströme. Verfügen die Menschen über Echtgeld – also Geld, das einen realen Gegenwert hat – oder über Nominalgeld, das von den Zentralbanken in willkürlichen Mengen gedruckt werden kann?
Vorstellung Workshopleiterinnen: v.l. Monika Lüthje, Franziska Engel, Monika Heer, Antonia Langsdorf, Heidi Treier
Foto: Rolf Baltensperger
Nach dem Mittagessen waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefragt, sich selbst einzubringen. In fünf Workshops wurden die Themen des Kongresses vertieft und noch konkreter erfahrbar gemacht. Bei Antonia Langsdorf und Heidi Treier ging es um Venus, Stier und die Schätze des 2. Hauses. Franziska Engel ging mit ihren Teilnehmern auf eine weite Reise und bettete die Themen „Geld, Erfolg, Macht und Glück“ in einen astrogeografischen Zusammenhang ein. Monika Lüthje lud ein, das individuelle Raum-Horoskop für die eigenen Finanzen zu erforschen, während Monika Heer sich auch den Schattenseiten des Themas stellte: „Keine Macht für niemand“ nannte sie ihren Workshop, und dabei ging es um das „Dilemma der fixen Zeichen“.
Kurzvorträge Tom Knaup und Dagmar Seidel
Fotos: Rolf Baltensperger
Kurzvorträge Udo Kothöfer, Martin Trosbach, Paul Rentsch
Fotos: Rolf Baltensperger
Fünf engagierte Kurzvorträge von Tom Knaup über die kosmische Signatur, von Dagmar Seidel über die Erstbesteigung des Mt. Everest, von Udo Kothöfer über die Kursverläufe wichtiger Aktienindizes; von Martin Trosbach über Chiron und seinen Einfluss auf die Klimakrise sowie von Paul Rentsch über die Möglichkeiten der Astrologie im Personalwesen brachten weitere Aspekte des Themas kurz und prägnant zum Ausdruck.
Podiumsdiskussion: v.l. Antonia Langsdorf, Werner Held, Franziska Engel, Claudia von Schierstedt, Claude Weiss, Christoph Niederwieser
Foto: Rolf Baltensperger
Am frühen Samstagabend sorgte ein Novum für einen ebenso informativen wie kurzweiligen Input. Eine von Antonia Langsdorf souverän und einfühlsam moderierte Podiumsdiskussion beleuchtete unter dem Schlagwort „Bin ich mehr als meine Kreditkarte?“ die Finanz- und Machtstrukturen der Zukunft. Dabei zeichneten Claudia von Schierstedt, Claude Weiss, Franziska Engel, Christof Niederwieser sowie Werner Held insgesamt ein überwiegend positives Szenario, ohne die Schattenseiten zu ignorieren.
Kabarett, Erik van Slooten
Foto: Rolf Baltensperger
Auf den Samstagabend hatten sich alle gefreut, denn der einzige und einzigartige Astro-Kabarettist Erik van Slooten präsentierte ein neues Programm, dessen Titel schon unwiderstehlich klingt: „Pekuniäre und andere Scheinprobleme“ – natürlich souverän gelöst von Erik van Slooten.
Die Astro-Disco von Rafael Gil Brand, aber auch intensive Gespräche in der gemütlichen Lobby des Tagungshotels bescherten einen Ausklang nach jedermanns Geschmack.
Vortrag Birgit von Borstel
Foto: Rolf Baltensperger
Vier Vorträge am Sonntag beleuchteten das Thema unter weiteren Gesichtspunkten und machten den Kongress zu einem intensiven Erlebnis. Birgit von Borstel betrachtete Finanzen aus traditioneller astrologischer Sicht sowie auf der Basis des siderischen Tierkreises. Am Beispiel von Bill Gates und Oprah Winfrey verdeutlichte sie die Rolle von Würden und Herrschern, Lospunkten und Fixsternen sowie dem äqualen Häusersystem. Und sie hob auch hervor, dass die traditionelle Astrologie sehr viel konkretere Aussagen über beruflichen Erfolg, Reichtum und Beziehungen macht als die moderne.
Vortrag Laird Marcus Dannfeld
Foto: Rolf Baltensperger
Sehr konkret, wenn auch unter ganz anderen Aspekten wurde auch Laird Marcus Dannfeld, ein ausgewiesener Experte für die asiatische Astrologie. Dabei griff er sowohl auf die tibetische als auch die chinesische Tradition zurück. Diese Traditionen zeichnen ein ausgesprochen differenziertes Bild des Individuums und seinen Anlagen und beziehen sich nicht nur auf die allgemein bekannten Jahresherrscher, die sich am zwölfjährigen Jupiter-Umlauf orientieren. Neben diesen zwölf Symbolen beeinflussen die fünf asiatischen Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser die Monats- Tages- und Stunden-Zeichen, die letztlich zu ganz anderen Ergebnissen führen können als es der Jahresregent allein anzeigt.
Vortrag Werner Held
Foto: Rolf Baltensperger
Wie kaum jemand sonst erforscht Werner Held Kleinplaneten und Asteroiden und integriert sie in die Deutung. So spielen sie noch dazu im Zusammenhang mit Sonnenfinsternissen bei seiner Antwort auf die Frage „Was verleiht uns Macht und Geld?“ eine ganz entscheidende Rolle. Wo Macht ist, ist im Rahmen einer polaren Welt immer auch Ohnmacht. Das wurde bei Werner Held besonders deutlich, da er auch intensiv Traumaforschung betrieben hat. Durch seine Forschungen gelangt er zu sehr klaren und mutigen Einschätzungen der globalen Politik.
Vortrag Martin Sebastian Moritz
Foto: Rolf Baltensperger
Ambivalent sind auch die Schätze des 8. Hauses, mit denen Martin Sebastian Moritz den Kongress abschloss. Moritz betrachtet dies durchaus als ein Geldhaus, allerdings geht es dabei nicht nur um unser Geld, sondern auch um unsere Schulden und noch tiefer um unsere Schuld. Bei den antiken Griechen hieß es „epikataphora“, der Abstieg in die Unterwelt. Dort gab es immer auch Schätze. Dass die auch im konstruktiven Sinn genutzt werden können, hat der impressionistische Maler Gustave Caillebotte gezeigt, den Moritz ausführlich beleuchtet hat. Er hat viele Bilder seiner armen Künstlerkollegen aufgekauft. Er war Millionär und malte nur aus Freude und Passion, nicht um damit Geld zu verdienen. Er vermachte dem französischen Staat seine gewaltige Sammlung. Sie wurde zur Grundlage des Músee d’Orsay, wo die bedeutendste Sammlung der Impressionisten zu bewundern ist. Das besondere an Caillebotte: Er hatte ein voll besetztes 8. Haus.
Das Gruppenbild zum DAV-Kongress 2019
Foto: Rolf Baltensperger
Mit diesem äußerst passenden Abschluss machten sich die knapp 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfüllt und beschenkt auf dem Heimweg – und auf ein Wiedersehen vom 25. – 27. September 2020 in Bad Kissingen.
Auch unsere Galerie „Der DAV-Kongress 2019 in Bildern“ ist mittlerweile online. Erinnern Sie sich zurück an drei schöne Kongresstage oder lassen Sie sich für den kommenden Kongress 2020 inspirieren!
Klemens Ludwig