Vom Zauber des Anfangs
Der Jubiläumskongress des DAV vom 6. – 8. Oktober 2017
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, lautete das Motto, unter dem wir vom 6. – 8. Oktober nach Würzburg geladen hatten. Es war ein Jubiläumskongress, denn der Deutsche Astrologen-Verband feierte gleichzeitig seinen 70. Geburtstag.
Zunächst waren Geduld und Flexibilität gefragt, denn bei der Planung war der Vollmond im Widder exakt 24 Stunden vor Beginn des Kongresses nicht berücksichtigt worden. Orkantief Xavier zeigte die archaische Urgewalt des Widders in der Natur und zog eine Schneise der Verwüstung durch Norddeutschland, so dass etliche Teilnehmer gar nicht anreisen konnten. Zudem fand der Kongress nach vielen Jahren in Bonn, erstmals im Kongresszentrum in Würzburg statt. Und jedem Anfang wohnt nicht nur ein Zauber inne, sondern er ist eine Schwelle, die naturgemäß neue Herausforderungen und manche Verunsicherung oder Überraschung birgt.
Doch um dem Ende vorzugreifen: Der lang anhaltende Schlussapplaus sprach für sich – und auch dafür, dass Würzburg als neuer Ort akzeptiert wird und dass der Kongress vor allem inhaltlich überzeugt hat. Damit soll keinesfalls schöngeredet werden, dass es berechtigte Kritik an manchen Punkten des Ablaufs gab. Die nehmen wir bei der weiteren Planung sehr ernst, frei nach dem Motto, „jedes Jahr ein bisschen besser“.
Aber zurück zum Anfang. Der Freitagabend stand ganz im Zeichen des DAV-Geburtstags.
Zunächst ehrte der aktuelle Vorsitzende und Tibetkundler Klemens Ludwig die anwesenden ehemaligen Vorsitzenden Brigitta Liebstückel, Ulrike Voltmer, Detlef Hover und Christoph Schubert-Weller (v.l.n.r. im Bild) mit einem Katak, dem typisch tibetischen Begrüßungsschal.
Er stellte die Schwerpunkte, Prägungen und Erfolge der jeweiligen Amtsperioden hervor, so dass die knapp 200 Anwesenden, denen die Anreise gelungen war, einen sehr persönlichen und konkreten Eindruck davon gewinnen konnten, wer den Verband über die Jahrzehnte hinweg geprägt hat.
Darauf folgte ein noch tieferer Einstieg in die eigene Geschichte.
Christoph Schubert-Weller und Ulrike Voltmer ließen siebzig spannende Jahre revue passieren: von den ersten Jahrzehnten, als der Verband von Persönlichkeiten geprägt war, die noch die Verfolgung durch die Nazis am eigenen Leibe erfahren hatten, bis zur großen Modernisierung und Öffnung in den 1980er Jahren, deren Kinder Schubert-Weller und Voltmer sind.
Drei kabarettistische Einlagen von Eva Stangenberg und Ernst Ott (beide links im Bild) beleuchteten mit heiteren und selbstironischen Texten das Innenleben des DAV und hielten dem Verband einen Spiegel vor: Wo nehmen Formalismus und Bürokratie einen zu großen Raum ein? Wo herrscht ein nicht ganz angemessener Verbandsdünkel? Dabei ging es dem großartigen Kabarett nicht um den erhobenen Zeigefinger oder fertige Antworten, sondern darum, im heiteren Spiel zum Nachdenken und zur Selbstreflexion anzuregen.
Geballte Informationen
Nach alter Tradition begann der Samstag mit einer von Petra Niehaus geführten Meditation, die großen Anklang fand und es ermöglichte, für 30 Minuten aus der merkurischen Energie des Kongresses auszusteigen und sich ganz dem Neptunischen hinzugeben.
Anschließend betrat Ulrike Voltmer zum zweiten Mal die Bühne. Nun beschäftigte sie sich mit der Geburt als Einstieg in die kosmischen Rhythmen. „Wann beginnt eigentlich Geburt?“, lautete eine der zentralen Fragen. Die ehemalige Vorsitzende präsentierte dabei die Vorstellungen unterschiedlicher weltanschaulicher Strömungen zu Geist, Materie und Geburt. Stark beeinflusst vom großen Johannes Kepler führte sie zudem in grundlegende astronomisch-astrologische Prinzipien ein.
Einen ebenso praktischen wie tiefgreifenden Ansatz, astrologische Rhythmen zu erfassen, stellte Wulfing von Rohr vor.
Der durch zahlreiche Bücher und Fernsehsendungen bekannte spirituelle Lehrer und Publizist hat lange in den USA gelebt und einige der wichtigsten englischsprachigen Astrologen durch Übersetzungen dem deutschsprachigen Publikum bekannt gemacht.
In Anlehnung an Dane Rudhyar hat er eine Horoskopuhr entwickelt, wonach der AC in 28 Jahren einmal durch den Tierkreis läuft. Kommt er dabei in Konjunktion oder Opposition zu Radixplaneten, sind Auslösungen zu erwarten. Sie bilden die Basis für die Prognose bei weiteren Umläufen, wie er unter anderem am Beispiel von Bundeskanzlerin Angela Merkel verdeutlicht hat.
Am Nachmittag standen zunächst vier parallele Workshops auf dem Programm (Im Bild unten v.l.n.r. Susanne Cerncic, Heidi Treier, Hellgard Nitsche, Udo Kothöfer).
Für die im März verstorbene Maria Luise Mathis hatte ihre enge Mitarbeiterin Susanne Cerncic das Thema „Von der Metagnose zur Prognose“ übernommen. Die Teilnehmer erlangten einen intensiven Eindruck davon, wie mit Hilfe verschiedener Direktionsmethoden bestimmte Planetenkonstellationen mit wichtigen Ereignissen des Lebens in Zusammenhang gebracht werden können, was eine gute Basis für die Prognose ist.
Heidi Treier näherte sich mit ihren Teilnehmern unter anderem mit Horoskopaufstellungen dem dritten Saturnzyklus an. Er wird auch als das „Goldene Zeitalter“ bezeichnet und beginnt mit knapp 60 Jahren. Bei der richtigen Anwendung machen es die Gaben des Saturns möglich, die bis dahin erworbenen Lebensweisheiten kreativ einzusetzen.
Hellgard Nitsche bot den Interessenten die Möglichkeit, durch eine mit der Farblehre korrespondierende Wellenastrologie zu neuen Erkenntnissen aus dem Horoskop zu kommen. Sie hat diese Methode gemeinsam mit ihrem Mann, einem Naturwissenschaftler erfunden. Besonders beeindruckend war die Umsetzung des Horoskops in eine Darstellung durch die Spektralfarben.
Udo Kothöfer leitete einen Workshop über Geburtszeitkorrektur. Anhand des Beispiels einer Teilnehmerin wurde aufgezeigt, wie die Analyse der Lebensereignisse Aufschluss darüber gibt, welche Bezüge zwischen den Häusern und zu den Hausspitzen für die Korrektur relevant sind und wie man mit den Kritischen Graden der Transpersonalen Astrologie ein korrigiertes Horoskop nochmals auf Richtigkeit überprüfen kann.
Nach einer kurzen Pause moderierte Maria Schlicker drei Kurzvorträge (Im Bild unten v.l.n.r. Monika Preuss, Angelika Kraft, Gaby Marske-Power):
Monika Preuss warf einen Blick auf das Wassermannzeitalter und beschrieb lebhaft seine Vorboten.
Angelika Kraft fragte, „wo es klickt“, was sie anhand der Partnerschaftsanalye des Künstlerpaares Jeanne-Claude und Christo sowie auf der Basis der astrologischen Psychologie ausführte.
Gaby Marske-Power schließlich führte in die geheimnisvoll-faszinierende Welt der Sabischen Symbole ein, die nicht nur einen intuitiven Zugang zum Horoskop ermöglichen, sondern auch die Stärke der Frauen über die spirituelle Welt hinaus dokumentieren.
Schließlich beschloss Christiane Hinterleitner mit einem fundierten Vortrag über die Polarität der Mondknotenachse den Samstag.
Ihre Ausführungen spannten den Bogen von der astronomischen, mythologischen und historischen Basis der Interpretationen bis hin zur neueren Forschung.
Dabei gehörte es zu den Stärken der Ausführung, dass die sehr unterschiedlichen Deutungen ohne Wertung präsentiert und es den Zuhörern überlassen wurde, zur eigenen Interpretation zu kommen.
Ebenso fundiert ging es am Sonntagmorgen mit dem Philosophen und Astrologen Gerhard Höberth weiter, der die sechs Tage der Schöpfung
als astrologische Analogie erklärte.
Dabei führte er tief in die jüdische Mythologie ein, die sich in der Symbolik von Zahlen und Ziffern widerspiegelt. Auch machte Höberth deutlich, wie über das Eintauchen in Details zurück zu einer Gesamtschau gefunden werden kann.
Nach diesem philosophisch-mythologischen Teil stellten Louise Kirsebom und Johan Hjelmborg den praktischen astrologischen Alltag in den Mittelpunkt:
Die schwedische Astrologin Louise Kirsebom durch die Sonnenhäuser. Sie unterscheidet zwischen dem Sonnenhoroskop als dem himmlischen und dem Geburtshoroskop als dem irdischen Horoskop. Dabei kommt es allein darauf an, in welchen Zeichen die einzelnen Planeten stehen.
Durch diese Konstellation wird das offenbart, was der Mensch vom Himmel mitbringt.
Der dänische Astrologe Johan Hjelmborg zeigte die Möglichkeiten auf, die sich ergeben, wenn das Erscheinungsbild des Klienten sehr konkret
in die Deutung einbezogen wird; neben dem Augenblickshoroskop, versteht sich.
Notwendig dafür sind fundierte Kenntnisse der Farblehre sowie der Psychologie, wie Hjelmborg auf sehr kurzweilige Art mit praktischen Beispielen verdeutlicht hat.
Der Abschluss des inhaltlichen Teils lag in der Hand von Anita Ferraris.
In einer beeindruckenden Präsentation zeigte sie die Metamorphosen der Künstlerin Niki de Saint-Phalle auf.
In ihrer Kindheit von ihrem gesellschaftlich hoch angesehenen Vater missbraucht, befreite sie sich zunächst mittels der künstlerisch angewandten Schießtechnik von den erlittenen Erniedrigungen.
Durch die überlebensgroßen Frauenfiguren der Nanas sowie dem Tarotgarten wurde sie endgültig zu einer selbstbewussten und anerkannten Künstlerin. Den Werdegang stellte Anita Ferraris in Beziehung zu den Transiten, untermalt von deren Bildern und Texten.
Kulturelle Höhepunkte
Neben dem Inhaltlichen fand auch das Kulturelle seinen Raum.
Höhepunkt war zweifellos eine von dem Musiker Martin Trosbach konzipierte und inszenierte „Hesse-Revue“.
Texte des großen Dichters mit Bezug zu den kosmischen Elementen wurden von ihm gemeinsam mit den Laien-Künstlern Hanna Power, Rafael Gil Brand, Gaby Marske-Power und Magdalena Winkels in Musik und Tanz umgesetzt (Akteure v.l.n.r. im Bild).
Lang anhaltender Applaus verdeutlichte, den hohen professionellen Grad der Revue, die auch auf jeder anderen professionellen Bühne ihren Platz beanspruchen kann.
Nicht weniger eindrucksvoll war eine Haiku-Lesung von Christoph Schubert-Weller, die den Sonntagmorgen eröffnet hat.
Der ehemalige Verbandsvorsitzende bedient sich dieser auf ein strenges Silbenformat reduzierten japanischen Dichtkunst, um die Energien der Zeichen, Häuser und Planeten in Worte zu fassen.
Untermalt wurde der sinnliche Genuss noch von Bildern der Künstlerin Isabel Blessing-Peest (rechts im Bild), die den Anstoß für die Veröffentlichung der kosmischen Haikus gegeben hat.
Zahlreiche Aussteller, eine Astro-Disco und eine Tombola sowie Zeit für Austausch und Gespräche bildeten über die Programmpunkte hinaus den Rahmen eines Kongresses, der durch die Ortswahl Neuland betreten hat.
Dass dadurch im Ablauf nicht immer alles so reibungslos lief wie an einem vertrauten Ort, gehört zu den Herausforderungen, die ein Aufbruch mit sich bringt. Sie erfordern eine gewisse Flexibilität und Geduld. Letztlich ist es immer eine Frage des Blickwinkels, ob bei den Herausforderungen die Chancen oder die Hindernisse ins Zentrum der Betrachtung gestellt werden. Das lehrt jede astrologische Beratung.
Die große Mehrheit der Teilnehmer hat die Chancen ins Zentrum gestellt, ohne Kritikpunkte unter den Teppich zu kehren. In diesem Sinne freuen wir uns sehr auf den nächsten Kongress 2018, der unter dem Motto steht „Der bestirnte Himmel über mir….“!
Wer einzelne Vorträge von 2017 noch einmal auf sich wirken lassen mag oder am Kongress nicht teilnehmen konnte und deshalb Beiträge daheim in Ruhe anhören möchte, kann voraussichtlich ab Januar 2018 alle Darbietungen als CD oder MP3 in unserem Online-Shop erwerben. Mehr Informationen dazu unter: www.astrologenverband.de
Mit herzlichen Grüßen,
Der Vorstand des DAV
Klemens Ludwig, Rafael Gil Brand, Birgit Lummer, Claudia Schulz und Beatrix Braukmüller.