Der bestirnte Himmel als vielfältige Inspirationsquelle
Rückblick auf den DAV-Kongress in Bad Kissingen vom 28. – 30. September 2018
Wenn Pluto zu Beginn eines Astrologenkongresses genau am MC steht, ist mit Intensität und Tiefgang zu rechnen, wohl auch mit Dramatik
Nachdem der DAV-Vorsitzende Klemens Ludwig am Freitagabend gut 200 Astrologinnen und Astrologen in Bad Kissingen begrüßen konnte, sollte Erich Bauer den Eröffnungsvortrag halten. Kurz zuvor erreichte die Veranstalter jedoch die Nachricht, dass Bauers Auto auf der Autobahn bei Nürnberg liegen geblieben sei und er unter keinen Umständen in der Lage sein werde, pünktlich zum Kongress zu erscheinen. Mit viel Glück hatte er gerade noch einen größeren Unfall verhindern können.
DAV-Kongress 2018, Eröffnungshoroskop
Foto: Rolf Baltensperger
Improvisation war gefragt, und so zog Klemens Ludwig seinen für Sonntagmorgen geplanten Vortrag vor:
„Plutos Reich – Astrologie und Tod“. Wenn da nicht Pluto seine Hand im Spiel hatte…?
Der scheue Herr der Unterwelt stand also am ersten Abend im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ludwig stellte zunächst verschiedene Sichtweisen zum Thema Tod vor, die von „größtes Geschenk“ bis „zu nichts Nutze“ reichten. Danach erörterte er die Frage, ob der Tod oder überhaupt konkrete Ereignisse prognostizierbar seien und in welchen astrologischen Symbolen er sich manifestiert.
Vortrag Klemens Ludwig
Foto: Rolf Baltensperger
Die Auseinandersetzung mit dem Tod ist aber nicht nur eine Frage astrologischer Methoden, sondern auch eine Frage der Ethik. Anhand zahlreicher praktischer Beispiele aus dem persönlichen Umfeld des Referenten zeigte der DAV-Vorsitzende, wie sich der Tod im Horoskop widerspiegeln kann. Neben den bekannten Zuordnungen Pluto und Saturn verwies er dabei auf Neptun, dem Symbol für die Sehnsucht nach Transzendenz. Uranus-Auslösungen fand er vor allem bei Angehörigen vor.
Bei der Frage, wie weit diese tiefste Form der Transformation vorherbestimmt ist oder menschliche Einflussnahme möglich erscheint, legte sich Ludwig nicht fest, zeigte jedoch anhand eines Kinder-Horoskops, dass verschiedene Wege möglich sind. In einer Situation mit starken Neptun-Auslösungen geriet das Kind im Straßenverkehr in eine äußerst lebensbedrohliche Situation, überlebte jedoch. Ludwigs Appell an das astrologische Fachpublikum lautete, die Beschäftigung mit dem Tod auch als Astrologen nicht zu tabuisieren. Und was hat die Astrologie dafür zur Verfügung als das Horoskop?“
Moderation Maria Schlicker, Wolfgang Steven
Foto: Beatrix Braukmüller
Am Samstagmorgen konnte das Programm unter der souveränen Moderation von Maria Schlicker und Wolfgang Steven wie geplant stattfinden; weitere kosmische Korrekturen blieben aus.
Verbindung zur Astrophysik
So stand nach der Morgenmeditation mit Martin Trosbach ein Ausflug in die Astrophysik auf dem Programm.
Dabei ging es um die Verbindung zur Astrologie. Der Schweizer Naturwissenschaftler Dr. Harry Tobler erläuterte auf äußerst unterhaltsame Art Zusammenhänge, die in der Astrologie nicht unbedingt zum Allgemeinwissen gehören: Dass nämlich die physikalischen Eigenschaften der Planeten unmittelbare Rückschlüsse auf die astrologische Interpretation zulassen. Dies zeigte er anhand der drei Planeten, Venus, Saturn und Uranus.
Vortrag Harry Tobler
Foto: Rolf Baltensperger
Die Venus als Symbol für Schönheit, Ästhetik und Sinnlichkeit ist auch am Himmel die Strahlende. Das erscheint nicht nur so wegen ihrer Nähe zur Erde, wusste Tobler zu berichten. Sie reflektiert 65 Prozent des Sonnenlichts, dadurch wirkt sie so hell und schön. Zudem zieht sie eine ideale Kreisbahn mit fünf unteren Konjunktionen innerhalb von acht Jahren, aufgrund derer ihr Lauf ein Pentagramm markiert, was zudem Verbindungen zum Goldenen Schnitt aufweist, das menschliche Idealmaß. Insofern entsprechen die rein physikalischen Eigenschaften der Venus genau der astrologischen Zuordnung.
Aber Tobler lenkte die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auch auf die Schattenseiten: Niemand erträgt die Hitze der Venus, sie würde alles zerstören. Sie ist von einer dichten Wolkenschicht umgeben, die einen Treibhauseffekt verursacht und stößt permanent Wasserdampf ins All ab. Dadurch ist die Temperatur noch höher als auf dem Merkur, obwohl der näher an der Sonne ist. Wenn Wasser als Analogie für Gefühle steht, lebt die Venus ihre Gefühle nicht aus, sondern lässt sie verpuffen. Ihre Oberfläche ist zudem sehr vulkanisch mit vielen Kratern, eine Analogie für das Kämpferische, Wehrhafte. Außen sehr schön, innen kocht es, resümierte Tobler. Er bedauerte, dass diese Aspekte in der Venus-Deutung selten berücksichtigt, sondern der Lilith zugeschoben würden, weil das Patriarchat die dunkle Seite der Venus, also die starke, kämpferische Frau, nicht akzeptieren konnte und sie sozusagen „weichgespült“ habe. „Beim Weiblichen begegnet uns aber in Wirklichkeit Himmel und Hölle“, so die provokante These des Referenten.
An den Rand des Sonnensystems
Nach dem Ausflug in die Astrophysik führte Rolf Liefeld das Publikum in die Weiten des Kuiper-Gürtels jenseits von Neptun. Doch benötigen wir überhaupt Himmelskörper wie Erin, Orkus, Typhon oder Sedna für eine astrologische Deutung? Bevor der Referent darauf näher einging, stellte er die seltsam anmutende Frage, ‚brauchen wir Auto, PC und Handy zum Leben?’ „Nein“, sagen die Amischen, eine religiöse Täufer-Gemeinschaft in den USA, die noch so leben wie zur Zeit ihrer Gründung im späten 17. Jahrhundert.
Vortrag Rolf Liefeld
Foto: Rolf Baltensperger
Liefeld sieht eine große Chance darin, durch die Integration der Himmelskörper des Kuiper-Gürtels zu einer größeren Gesamtschau der Deutung zu kommen. Wenn es einen Weg gibt von der Individualität (verkörpert durch die Sonne) zur Einheit und zurück, dann steht Sedna für die Trennung von der Einheit. Eris zeigt uns unsere Bestimmung und Cubewanos das Karma, das wir bereits kreiert haben. Mit den Plutinos erfahren wir Macht und Ohnmacht. Darauf folgt mit Neptun der Eintritt in die Planeten des Sonnensystems, die mit ihren unterschiedlichen Energien und Aufgaben schließlich zur Sonne hinführen.
Die Himmelskörper jenseits von Neptun prägen die Persönlichkeit aber auch ganz konkret. Als aktuelles Beispiel führte Liefeld Typhon an, in der Mythologie ein Gegenspieler von Göttervater Zeus. Themen wie Moral und Glaube, aber auch Ideologie lassen sich mit Typhon assoziieren. Liefeld nannte in dem Zusammenhang den Filmproduzenten Harvey Weinstein, als ein aktuelles Symbol für die Verachtung jeder Moral, jedes anständigen Miteinanders. In seinem Radix steht Tyhon im exakten Quadrat zum Uranus und noch dazu im Quadrat zu Mond, Chiron und Saturn – Uranus als Rebell ließ ihn jede Moral verlieren, die Aspekte zu den anderen Himmelskörpern förderten ihn dabei, ein eigenes Universum schaffen, in dem nur seine Gesetze galten. Und bei der ersten Veröffentlichung der Vorwürfe gegen Weinstein am 5. Oktober 2017 in der New York Times lief der transitierende Merkur bogenminutengenau in Opposition zu Weinsteins Typhon.
Zu den Workshops
Am Samstagnachmittag waren die Kongressteilnehmer gefordert, sich mit ihren Erfahrungen selbst einzubringen. Angesichts der vielen spannenden Themen standen fünf statt wie in früheren Jahren vier Workshops zur Auswahl.
Workshop-Leiter Wolfgang Bartolain, Benjamin Schiller
Fotos: Beatrix Braukmüller
Wolfgang Bartolain und Benjamin Schiller luden ein, Planetenenergien direkt zu erfahren, und zwar durch die Aufstellung von Planetentriaden. Dabei werden immer drei Planeten mit einem Thema verbunden, etwa Merkur, Venus und Jupiter als Symbol für die Seele.
In einem zweiten Workshop vermittelte Manfred Magg grundlegende Elemente des Handlesens in Beziehung zu den Planeten und Tierkreiszeichen.
Workshop-Leiter Manfred Magg, Martin Trosbach, Svetlana Tilkowa
Fotos: Beatrix Braukmüller
Martin Trosbach führte seine Teilnehmer zum „bestirnten Himmel in mir“. Mit Elementen verschiedener spiritueller Traditionen leitete er eine Innenreise zu den Planeten des persönlichen Horoskops, wobei Jupiter im Zentrum stand.
Die bulgarische Astrologin Svetlana Tilkova kombinierte die Astrologie mit der Zahlenmystik. Danach ist das Geburtsdatum nicht nur der Schlüssel zum Horoskop, sondern die Quersumme des Zahlenwerts verrät auch einiges über die Persönlichkeit und ihre Prägung.
Workshop-Leiter Evelyn Rodtmann, Petra Niehaus
Fotos: Beatrix Braukmüller
Im fünften Workshop schließlich näherten sich Petra Niehaus und Evelyn Rodtmann dem Asteroiden Vesta an, Vertreterin des Prinzips der Achtsamkeit. Dies bezogen die Workshopleiterinnen vor allem auf die astrologische Beratung, also ein sehr praxisorientiertes Angebot.
Fixsterne und die Seele
Nach den Workshops folgte zweifellos einer der Höhepunkt des Kongresses. Dem DAV war es gelungen, die international renommierte Astrologin Bernadette Brady zu gewinnen. Wie kaum jemand sonst hat sie die Fixstern-Astrologie bekannt gemacht – und darin sieht sie nicht weniger als die Herkunft der Seele. Deshalb begann sie ihren Vortrag auch mit der Frage nach der Seele.
Vortrag Bernadette Brady
Foto: Rolf Baltensperger
Dabei ging sie tief in die alten Erzählungen zurück zu den drei Schicksalsgöttinnen oder Moiren Klotho, Lachesis und Atropos. Sie sind es, die in der griechischen Mythologie die „Spindel der Notwendigkeit“ bewegen und damit das Schicksal eines jeden Menschen in der Hand haben. Der Philosoph Platon stellt für Brady den Bezug zur Astrologie her, denn er hat gelehrt, dass sich die menschliche Seele auf der Erde durch die Bewegung einer Spindel inkarniert. Das entspreche der Rotation der Erde, die die Planeten und Fixsterne zusammenbringt. Insofern symbolisieren die Fixsterne dabei die Seelenessenz des Individuums vor der Inkarnation in der materiellen Form des Körpers, also auch vor dem Horoskop.
Die Frage, wie die pränatale Prägung mit dem Geburtshoroskop verbunden sei, ließ die Referentin nicht unbeantwortet. Sie erläuterte dies am Beispiel der Venus. Geht sie auf, kommt es darauf an, welcher Fixstern gerade kulminiert. Dieser Stern erzählt eine Geschichte von zeitloser Gültigkeit, vom ewigen Selbst. Durch die Venus wirkt diese Geschichte dann in der konkreten Inkarnation. Bernadette Brady bot ihren Zuhörerinnen und Zuhörern sogar an, bei einer entsprechenden Anfrage die persönlich bedeu-tenden Fixsterne zu ermitteln.
Kurzvorträge
Drei Kurzvorträge regten anschließend an, sich auf unterschiedliche Aspekte unseres vielfältigen Fachs einzulassen:
Kurzvorträge Sylvia Neuner, Martin Moritz, Gertrud Krause-Traudes
Fotos: Rolf Baltensperger
Sylvia Neuner beschrieb die Yod-Figur als Symbol für den Nonkonformismus. Martin Moritz blickte tief ins achte Haus, vor allem am Beispiel von Kaiser Wilhelm II. Und schließlich führte Gertrud Krause-Traudes über das astrologische System hinaus in die fraktale Ordnung alles Lebendigen.
Goldener Jupiter 2018
Das Abendprogramm begann mit einer Feier, der Verleihung des Goldenen Jupiters. Die jedes zweite Jahr mit Spannung erwartete Auszeichnung für besondere astrologische Verdienste galt diesmal der Publizistik.
Goldener Jupiter 2018
Preisträger v.l.n.r.: Martin Garms, Markus Jehle, Reinhardt Stiehle
Foto: Ute Flörchinger
Mit dem Meridian-Herausgeber Martin Garms, dem langjährigen Chefredakteur Markus Jehle sowie dem Verleger und Gründer des Chiron Verlags, Reinhardt Stiehle, wurden drei Persönlichkeiten geehrt, die sich in besonderer Weise darum verdient gemacht haben, astrologisches Wissen und Themen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Seele der Nacht
Christian König ließ den Abend mit einer fantastischen Reise zum Sternenhimmel und in die alten Mythen ausklingen.
Vortrag Christian König
Foto: Rolf Baltensperger
König, der von Bernadette Brady an die Fixsterne herangeführt worden ist, entführte sein Publikum mit Bild und Wort in Welten, zu denen selbst viele Astrologen kaum mehr Zugang haben. Er schuf damit nicht nur ein unvergessliches Erlebnis, sondern inspirierte auch jeden einzelnen, nicht nur das Computerprogramm, sondern auch den Sternenhimmel wieder als Basis für die Astrologie heranzuziehen.
Mythen nutzbar gemacht
Am Sonntagmorgen war endlich der Auftritt von Erich Bauer, einem der bekanntesten Astrologen Deutschlands. Ohne irgendeine technische Unterstützung unterhielt er das begeisterte Publikum, das ihm gern noch länger zugehört hätte, mit seinem reichen Erfahrungsschatz. Sein Anspruch war, nicht zu den Sternen oder Planeten zu reisen, sondern sie auf die Erde herunterzuholen. Dabei stellte er die Familienthemen in den Mittelpunkt und tauchte gleichzeitig tief in die Mythologie ein.
Vortrag Erich Bauer
Foto: Rolf Baltensperger
Seiner Meinung nach wird die Kraft der Mythen und ihre Bedeutung für die Astrologie heute unterschätzt. Mit einigen konkreten Planeten-Beispielen hielt er dem entgegen: Uranus wurde entmannt, Saturn fraß seine Kinder, Jupiter befreite sich und seine Brüder von dem Schicksal. Damit schwächt Jupiter Saturn und erhöht ihn gleichzeitig.
Überhaupt Jupiter, der Göttervater, der so viele Frauen geschwängert hat. Ist er stark gestellt, muss das nicht unbedingt bedeuten, dass Fremdgehen zur Familientradition gehört, aber Bauer sieht darin den Wunsch nach einer Seelenverwandtschaft. Die Frau dürfte im Geiste mit Persönlichkeiten „fremd gegangen“ sein, die sie bewundert hat. Damit ist auch deren Energie im Raum und prägt die Persönlichkeit. Wie ein roter Faden zog sich der Appell durch Bauers Vortrag, die alten Mythen wieder verstärkt in die Deutung einzubeziehen.
Die große Bärin
Anschließend folgte eine Reise mit Ilona Picha-Höberth in die Welt der Märchen und Mythen und deren astrologische Bezüge. Mit ihrer unnachahmlichen Rhetorik, die jeden Zuhörer sofort in den Bann zieht, erzählte sie zunächst ein altes Volksmärchen der sibirischen Chanten von der Bärin; ein Volk, in dem schamanistische Traditionen noch sehr lebendig sind.
Vortrag Ilona Picha-Höberth
Foto: Beatrix Braukmüller
Picha-Höberth ging es um die heilende Wirkung des Erzählens. Gott Torem, der „Gnädige Beherrscher der Welt“ hat die Bärin als Vermittlerin zwischen Menschen und Göttern auf die Erde geschickt. Durch ihren Tod wird sie erlöst und als Sternbild an den Himmel gesetzt. Dadurch bekommt dieses Märchen einen spirituellen Hintergrund.
Die praktische Bedeutung heute liegt nach der Erfahrung von Picha-Höberth darin, dass durch Märchen archetypische Bilder wachgerufen werden, die tief in der Seele schlummern. Sie sind Teil des kollektiven Erinnerungsvermögens der Menschheit und verdeutlichen gleichzeitig den Prozess, den jeder Klient durchlaufen muss, in dem aber auch der Berater steckt, zum Beispiel ein Trauerprozess oder ein anders Ereignis, das den Klienten aus seinem vertrauten Raum herausgerissen und ihn in eine Krise gestürzt hat. Diese Erfahrungen muss jeder auf seine individuelle Art machen. Wie dies geschieht, zeigt sich nicht im Märchen, sondern in der Astrologie, im Horoskop. Deshalb ist beides für die Referentin eine wunderbare Ergänzung.
Zeit des Drachen
Eines der populärsten mythologischen Symbole in allen Kulturen ist der Drache. Ihm wandte sich der 2. Vorsitzende des DAV, Rafael Gil Brand, zu. Zunächst beleuchtete er diese Symbolik in unterschiedlichen Traditionen. In der Astrologie findet sich das Symbol im auf- und absteigenden Mondknoten. Dabei erlangte er in der vedischen (indischen) Astrologie eine deutlich größere Bedeutung und Ausschmückung als in der westlichen. So bildete die vedische Tradition den Mittelpunkt der Ausführungen. Mit zahlreichen altindischen Darstellungen untermalt, erzählte Gil Brand die Geschichte von Rahu, dem aufsteigenden und Ketu, dem absteigenden Mondknoten. Rahu wird in den alten Texten als Häretiker dargestellt, als Abtrünniger des Glaubens. Ketu steht wiederum für die radikale Abwendung von allem, was diesseitig ist. Das reicht von religiösem Extremismus bis zu spiritueller Befreiung.
Vortrag Rafael Gil-Brand
Foto: Rolf Baltensperger
Besondere Aufmerksamkeit legte der Referent auf die Erhöhungsgrade der Mondknoten im Zusammenhang mit den planetaren Erhöhungsgraden. Die Erhöhungsgrade der Mondknoten sind bei drei Grad Zwilling, beziehungsweise Schütze. Damit liegen sie fast genau dort, wo die Milchstraße die Ekliptik schneidet, nämlich bei circa sieben Grad Zwilling, beziehungsweise Schütze. Dort befinden sich heute die Sommer- und Wintersonnenwendpunkte. Gil Brand führte rückblickend mit mehreren Beispiel aus, dass solche Übergänge des Frühlingspunkts und der Sonnenwendpunkte über die Grade der Erhöhung einen tiefen Umbruch und einen neuen zivilisatorischen Impuls markieren. Im 15. Jahrhundert lief der Herbstpunkt über die Erhöhung des Merkurs auf 15° Jungfrau. Es war die Zeit, als der Buchdruck erfunden wurde und die Renaissance begann. Die Analogie zum Merkur drängt sich auf.
Aktuell sieht Gil Brand ein extremes und historisch beispielloses Streben nach Wachstum und Profit, eine Gier und Raubbau, kollektiv wie individuell. Es sei eine gefährliche Zeit, denn der unkontrollierte Konsum bringe natürlich seine Schattenseiten mit sich. Die Achtung für die Umwelt falle dahinter immer weiter zurück.
Wichtig bei diesen Ausführungen ist noch, dass sich Gil Brand immer auf den siderischen Tierkreis bezieht, den die Alten genutzt haben, und mit dem die Inder noch heute arbeiten.
Schicksal oder Freiheit?
Zum Abschluss schließlich stellte der Jurist und Mundanastrologe Bernhard Firgau die Frage nach der Freiheit und den Zwängen im Horoskop, vor allem bei kollektiven Schicksalsschlägen. Er forscht seit Jahren zu der Frage, was Menschen verbindet, die scheinbar zufällig ein gleiches Schicksal erleiden. Dabei ist er auf Signifikanzen gestoßen, die kein Zufall mehr sein können. Die Methode, die er in seinem Vortrag erläutert hat, besteht darin, bei Menschen eines kollektiven Unglücks das durchschnittliche Geburtsdatum zu errechnen und dies in Beziehung zu Ereignissen zu setzen, die auf den gleichen Tag fallen, so dass die Sonnen in Konjunktion stehen.
Vortrag Bernhard Firgau
Foto: Rolf Baltensperger
Ein Beispiel sind die Morde der rechtsradikalen Terrororganisation NSU (Nationalsozialistischer Untergrund). Der durchschnittliche Geburtstag der Opfer fällt auf den gleichen Tag wie die Veröffentlichung des Deutschlandslieds von Hoffmann von Fallersleben am 26. August 1841. Bekanntlich sind es Neonazis, die die ersten beiden Strophen („Deutschland, Deutschland über alles“) singen, während allein die dritte Strophe die deutsche Nationalhymne bildet.
Firgau ging es jedoch nicht nur darum, bemerkenswerte Signifikanzen aufzuzeigen, sondern auch Rückschlüsse auf die Astrologie zu ziehen. Er setzte sich dabei mit den beiden grundlegenden Deutungsmustern auseinander: dem psychologischen, das von der Selbstbestimmung des Menschen ausgeht, ihn darin unterstützen will und den bestirnten Himmel „in mir“ erklärt. Dem gegenüber die klassische, die von einem fremdbestimmten Geschehen ausgeht und den bestirnten Himmel „über mir“ postuliert. Nach Firgau gibt es Ereignisse, die im individuellen Horoskop nicht ablesbar sind. Unabhängig davon, wie bewusst und verantwortungsvoll das Leben gelebt werde, entsteht im Zusammenwirken mit den Horoskopen der Menschen der Umgebung eine zusätzliche Dynamik. In einer globalisierten Welt würden wir immer mehr zu einer Schicksalsgemeinschaft und dem müsse auch die Astrologie Rechnung tragen, wenn es um Eigen- und Fremdbestimmung geht. In abgrenzbaren konkreten Gruppen hat Firgau dies astrologisch sichtbar gemacht.
Sehr erfreulich war auch wieder die mediale Beachtung. Die lokale Main-Post brachte am Tag vor dem Kongress ein Interview mit Klemens Ludwig sowie Informationen zum Kongress über fast eine Seite. Dies kann auch online abgerufen werden: https://m.mainpost.de/regional/bad-kissingen/Astrologen-tagen-erstmals-in-Bad-Kissingen;art766,10069137
Foto: Rolf Baltensperger
Nach den vielfältigen Anregungen und Inspirationen, dem Austausch und dem Miteinander war die weit verbreitete Stimmung: „Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr vom 27. – 29. September 2019 in Bad Kissingen!“
Wer einzelne Vorträge von 2018 noch einmal auf sich wirken lassen mag oder am Kongress nicht teilnehmen konnte und deshalb Beiträge daheim in Ruhe anhören möchte, kann in Kürze alle Darbietungen als CD in unserem Online-Katalog aussuchen und über die DAV-Geschäftsstelle erwerben. Wir informieren Sie dazu im DAV-Newsletter.
Noch mehr Bilder vom Kongress 2018 des Deutschen Astrologen-Verbandes präsentieren wir Ihnen bald in unserer Bildergalerie. Auch darüber informieren wir Sie im DAV-Newsletter.
Zum Schluß teilen wir gerne mit Ihnen einige Rückmeldungen, die uns kurz nach dem Kongress erreicht haben und uns sehr freuen:
„Euer Kongress war rundum gelungen! Die Vorträge nachhaltig und sinnvoll zusammengefügt, Veranstaltungsort schön, Unterkunft und Verpflegung gut und Wetter und Menschen sonnig.“
„Mein Kompliment zum gelungenen Kongress. Ich empfand ihn sehr, sehr inspirierend und nehme die vielen neuen Informationen gerne mit.“
„Herzlichen Dank für das gelungene Event! Großartig, wie sich der DAV in letzter Zeit wieder einen Aufschwung nimmt… Ich bin stolz auf meinen DAV und Euch.“
„Ein großzügiger und heller Saal mit viel Platz für alle, was eine gute Atmosphäre ergibt.“
„Zunächst ein ganz dickes Lob an die Kongresskommission für die diesjährige Organisation. Ein Fortschritt auf der ganzen Linie im Vergleich zu der Katastrophe in Würzburg im letzten Jahr“
„Der Kongress hat mir diesmal wieder gut gefallen – die Vorträge waren gut gemischt!“
„Herzlichen Dank auch auf diesem Wege für den aus meiner Sicht hervorragend organisierten und durchgeführten Kongress in Bad Kissingen.“
„Es war einmal mehr ein toller Event mit vielen guten Vorträgen, wunderbaren Begegnungen, fruchtbarem Austausch und guter Atmosphäre.“
Mit herzlichen Grüßen,
Der Vorstand des DAV
Klemens Ludwig, Rafael Gil Brand, Birgit Lummer, Claudia Schulz und Beatrix Braukmüller.