„Im Anfang war das Wort“ und nachfolgend viel digitale Begeisterung:
Der erste Online-Astrologie-Kongress des Deutschen Astrologen-Verbandes.
Digitaler Applaus ist nicht ganz so gut hörbar wie unmittelbarer, doch er spricht für sich. So erntete der erste Online-DAV-Kongress enthusiastische Kritiken für die Inhalte ebenso wie für Technik, Organisation und Umsetzung.
Mit der Online-Premiere eines DAV-Kongresses sind wir ein Experiment eingegangen, und das wurde ein großer Erfolg. Über 130 Teilnehmer*innen hatten sich angemeldet, um sich digital ein Wochenende lang der Astrologie zu widmen. Unter dem Motto „Im Anfang war das Wort. Intelligenz, Wissen und Bildung im Licht der Astrologie“ vermittelten mehr als ein Dutzend Referent*innen Visionäres, Grundsätzliches, Gesellschaftskritisches, Grenzüberschreitendes und Besinnliches.
In seiner Eröffnung stellte der DAV-Vorsitzende Klemens Ludwig die Ambivalenz des Wortes heraus, das – wie im Johannes-Evangelium, aus dem das Motto stammt – eine schöpferische Kraft hat, aber auch Ursache für Missverständnisse und Streit sein kann. Er hob zudem grundlegende Parallelen zwischen einem so bedeutenden Werk der Kulturgeschichte wie dem Johannes-Evangelium und der Astrologie hervor. Das Evangelium ist nämlich auf den Prinzipien aufgebaut, die in der Astrologie als die drei Modalitäten bekannt sind, das Schöpferische oder Kardinale; das Fixe, in den Worten des Evangelisten „das Wort, das Fleisch wird“ und schließlich das Variable oder Flexible, die Aussendung der Jünger über ihr Umfeld hinaus.
Welchen Beitrag die Astrologie dazu leistet, die positive Kraft der Wortschöpfung und Wissensvermittlung zu stärken, wurde in den folgenden drei Tagen deutlich.
Foto: Silke Schäfer
Den Anfang machte am Freitag Silke Schäfer mit einem visionären Vortrag „Es werde Licht“. Darin betonte sie das Potential, wenn die langsam laufenden Planeten, insbesondere Pluto, durch den Wassermann transitieren. Neue Formen der Wissensvermittlung werden eine Gesellschaft formen, die nach 6000 Jahren patriarchaler Strukturen neue Wertvorstellungen eines gleichberechtigten Miteinanders schafft. Besondere Hoffnung setzt sie schon jetzt auf die Generation der jungen Menschen, die unter Neptun oder Uranus im Wassermann geboren wurden, was von 1996 bis 2012 der Fall war.
Foto: Torsten Wernecke
Torsten Wernecke rundete den Freitagabend mit einem neuen Blick auf das Horoskop ab. Er stellte AstroCity vor, die Übertragung des Horoskops auf eine Stadtstruktur. Damit können Einsteigern die Prinzipien der Deutung auf spielerische Art nahegebracht werden. Konkrete Beispiele von Prominenten wie Donald Trump und deren Sonne oder AC wurden auf die Stadtstruktur übertragen und verdeutlichten die bildreiche Symbolik des Referenten.
Für die praktisch orientierten Vorträge sorgten an den weiteren Kongresstagen Andreas Bleeck, Brigitta Liebstückel, Petra Dörfert und Bernhard Firgau.
Foto: Andreas Bleeck
Andreas Bleeck referierte über Partnerschafts-Horoskope mit einer neuen Sicht auf Combin und Composit, bei der er dem einen Partner das Combin und dem anderen das Composit zugeordnet. Zu welchen Interpretationen das führt, zeigte er unter anderem anhand der Partner-Horoskope von Helmut und Hannelore Kohl sowie von Helmut und Loki Schmidt.
Foto: Brigitta Liebstückel
Brigitta Liebstückel ging der Frage nach Erfolg-Konstellationen im Horoskop nach. Ihre Erfahrung als Führungskraft in der Wirtschaft hat sie gelehrt, auf astrologische Prinzipien zurückzugreifen, wie sie mit zahlreichen Beispielen verdeutlichen konnte.
Foto: Petra Dörfert
Petra Dörfert beleuchtete die Rolle der Astrologie bei der Förderung von Kindern, vor allem solchen, die als lernschwach gelten. Doch auch darüber hinaus zeigte sie, ein welch sinnvolles Instrument die Astrologie ist, um Kinder zu verstehen und ihrer individuellen Besonderheit gerecht zu werden.
Foto: Bernhard Firgau
Bernhard Firgau schließlich stellte die Frage nach den Grenzen der Deutung. Ihm war es wichtig, gerade unter praktizierenden Astrolog*innen im Sinne von Thomas Ring, das Bewusstsein für ihre Aussagegrenzen zu schärfen, etwa was das soziale Umfeld des Klienten angeht.
Foto: Kocku von Stuckrad
Der Religionswissenschaftler Kocku von Stuckrad ordnete die Astrologie in eine Reihe von neuen Erkenntnistheorien ein, wonach die Objekte der Erkenntnis eine stärkere eigene Rolle spielen. Dazu können ein Horoskop oder auch die kosmischen Konstellationen gehören. Diese relativ junge fächerübergreifende wissenschaftliche Theorie verschafft auch der Astrologie neue Möglichkeiten der Akzeptanz.
Grenzüberschreitendes lieferten Harry Tobler, Rafael Gil Brandt sowie Eva Stangenberg.
Foto: Harry Tobler
In Vertretung der erkrankten Sibylle Sulser stellte Harry Tobler dem Motto aus dem Johannes-Evangelium den goldenen Schnitt als Ursprung der Schöpfung gegenüber. Er findet sich nicht nur in der Natur, sondern auch in kosmischen Dimensionen sowie zahlreichen Gemälden und anderen kulturellen Erzeugnissen. Auch die Astrologie, vor allem die Huber-Methode, benutzt den goldenen Schnitt.
Foto: Rafael Gil Brand
Rafael Gil Brand tauchte mit den Zuhörer*innen tief in die vedische Astrologie ein. Über die besondere Bedeutung der Mondknotenachse – Rahu und Ketu genannt – kam er schließlich zur Interpretation der Häuser, speziell des fünften Hauses, wo er Genie und Wahn ansiedelt, was er ebenfalls mit zahlreichen prominenten Beispielen untermalte.
Foto: Eva Stangenberg
Eva Stangenberg schöpfte aus den antiken Mythen neue Inspiration für die Gegenwart. Die alten Geschichten von Uranus, seiner Entmannung durch seinen Sohn Saturn sowie schließlich die Machtübernahme von dessen Sohn Jupiter, haben bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt, wir müssen nur verstehen, sie zu übertragen, wie die Referentin deutlich machen konnte.
Foto: Karen Hamaker Zondag
Aus den Niederlanden war die renommierte Astrologin Karen Hamaker-Zondag dabei. Ihre gesellschaftskritischen Ausführungen über Fehlentwicklungen im Umgang mit der digitalen Entwicklung stießen auf große Zustimmung. Das Problem sieht sie in der Überfrachtung des dritten Hauses durch die Reizüberflutung des Netzes. Dann kann es keine Inspiration mehr für das neunte Haus der Weisheit geben.
Foto: Christian König
Der Samstagabend endete mit einer tief berührenden Präsentation von Christian König, die im besten Sinne die alte Weisheit „Wie oben so unten“ sinnlich erfahrbar machte. Seine faszinierenden Bilder kosmischer Erscheinungen setzte er in Beziehung zu den Individuen auf einem winzigen Planeten namens Erde. Das anschließende ehrfürchtige Schweigen war auch im digitalen Raum deutlich spürbar.
Die Kurzvorträge machten ebenso deutlich, dass tiefes Wissen nicht langer Ausführungen bedarf.
Mit einem ironischen Vortrag über eine aus dem Ruder laufende Beratung, die völlig an den Interessen der Klientin vorbeigeht, sorgte Tulla Gastl für Heiterkeit und Nachdenken.
Der Schauspieler und Astrologe Axel Becker verzauberte das Publikum mit einer philosophischen Wortakrobatik, bei der er – ausgehend vom Kongress-Motto – das Wissen um die eigene Schöpferkraft aktivierte.
Die bekannte bulgarische Astrologin Svetlana Tilkova spannte schließlich einen großen Bogen von ungefähr 1000 Jahren, der bestimmte Epochen unter der Herrschaft eines Planeten analysiert.
Tulla Gastl lud außerdem zu einem Astro Speed-Dating ein, das auf heitere Art neue Kontakte entstehen ließ.
Wie gewohnt ermöglichten parallele Workshops – von Erik van Slooten über das „Wunder der Stundenastrologie“, von Martin Trosbach mit einer Einführung in die astrologische Beratungspraxis sowie von Gerhard Höberth über die Astrologie als eine Sprache, um die Welt zu verstehen – den Teilnehmer*innen, sich selbst beim Lernen einzubringen. Einen besonderen Leckerbissen lieferte Axel Becker mit einer digitalen astrologischen Stadtführung durch Bonn, wo der Kongress eigentlich stattfinden sollte. Eine inspirierende Meditation, die Merkur und Jupiter ins Zentrum rückte, angeleitet von DAV-Vorstandsmitglied Kirsten Jolitz, stand jeweils am Anfang des Tagesprogramms.
Selbst für den beliebten Austausch außerhalb des Programms war gesorgt. Die technische Leiterin, Stefanie Bethmann, hatte mit der Plattform Gather Town ein Medium geschaffen, wo sich Interessierte austauschen konnten.
Das I-Tüpfelchen dieser rundherum gelungenen Online-Premiere war die souveräne, gemeinsame Moderation von DAV-Vorstandsmitglied Franziska Engel und Axel Becker.
Natürlich wird der DAV sobald es wieder planbar ist, den vertrauten Präsenz-Kongress fortsetzen. Die Erfahrungen vom letzten Wochenende im September laden jedoch auch zu weiteren Online-Veranstaltungen ein.
Erwähnt werden sollte zudem, dass die Teilnehmer*innen die Möglichkeit erhalten, die Vorträge in den nächsten Monaten jederzeit nachzuhören. Die Plattform ist auch hierfür unsere Kongress-Website und das dortige Login zu den gebuchten Tagesprogrammen, mit den hinterlegten Vortragsvideos. Mittlerweile sind die Vorträge dort verfügbar.
Es bedurfte einer professionellen Organisation im Hintergrund, damit sich der Ablauf für Teilnehmer*innen und Referent*innen möglichst reibungslos gestaltete. Unser Team, bestehend aus Saskia Borchardt, Social-Media-Team Mitglied und DAV-Webdienstleisterin Rita Gil Brand, DAV-Geschäftsstellenleiterin Birgit Lummer und DAV-Vorstandsmitglied Claudia Schulz, waren hierfür erfolgreich im Einsatz.
Klemens Ludwig