Diese Frage wird seit einiger Zeit immer wieder gestellt. Daraus ergibt sich die Frage, ob denn die ganze Astrologie mit ihren Tierkreiszeichen dadurch nicht mehr stimmt? Aus Sicht der Astrologie stellt sich dieses Thema ganz anders dar.
Die Tierkreiszeichen
Die Astrologie verwendet den Jahreslauf der Sonne als Basiskreis mit dem Beginn am Frühlingsanfang am 21. März. An diesem Punkt beginnt die Zählung der 12 Zeichen, beginnend mit dem Widder. Nach jeweils 30 Grad kommt ein neues Zeichen:
0° Grad Widder: 20. März 5 Uhr MEZ (für das Jahr 2020)
30° Stier: 20. April / 60° Zwillinge: 21. Mai / 90° Krebs: 21. Juni / 120° Löwe: 22. Juli / 150° Jungfrau: 23. August / 180° Waage: 23. September / 210° Skorpion: 23. Oktober / 240° Schütze: 22. November / 270° Steinbock: 22. Dezember / 300° Wassermann: 20. Januar / 330° Fische: 21. Februar / 0° Widder…
Wann genau ein bestimmtes Zeichen beginnt, ist nicht immer genau bestimmt, weil die Zwölfteilung nicht genau auf die unregelmäßig großen Monate passt. So beginnt beispielweise der Schütze für das Jahr 2019 am 22. November um 16 Uhr MEZ.
Die Tierkreis-Sternbilder
Die so bezeichnete Zählung der Tierkreiszeichen spielt sich vor dem Hintergrund der Sternbilder ab. Diese Sternbilder erstrecken sich über den ganzen Himmel und haben entsprechende Namen, wie „Großer Wagen, Cassiopeia, Andromeda“ usw. Die Namen sind meist griechischen oder arabischen Ursprungs. Die Sternbilder in der Nähe der Sonnenbahn haben besondere Namen und sind um die Zeit von Christi Geburt entstanden. Damals entwickelte sich auch die abendländische Astrologie.
So wurde die Sonnenposition zum Frühlingsanfang, die bei allen Kulturen besonders gewürdigt wurde, als Sternbild Widder definiert. Alle weiteren Sternbilder in der Nähe der Sonnenbahn wurden entsprechend bezeichnet: Stier, Zwillinge, Krebs usw. bis zu den Fischen. Dabei ist zu erwähnen, dass diese Sternbilder nicht alle gleich lang sind. Zu Christi Geburt zeigte der Frühlingspunkt auf den Anfang des Sternbildes Fische (siehe Abbildung oben). Heute – im Jahr 2020 – ist dieser Punkt am Ende des Sternbildes Fische angekommen und läuft auf das Sternbild Wassermann zu.
Präzession der Erdachse
Durch die sehr langsame Taumelbewegung der Erdachse wandert auch der Frühlingspunkt gegen den Uhrzeigersinn langsam durch den ganzen Tierkreis. Ein ganzer Umlauf dauert dabei ca. 26.000 Jahre. Dieser Umstand war auch den Griechen bekannt und wurde als das „Platonische Weltenjahr“ bekannt. Danach wird ein Grad in 72 Jahren zurückgelegt. In der Abbildung oben befinden sich im inneren Kreis die Tierkreiszeichen mit jeweils 30 Grad Länge und im äußeren Kreis die Sternbilder aus dem Fixsternhintergrund mit unterschiedlicher Länge.
Wenn man will, kann man beim Umlauf des Frühlingspunkts die verschiedenen Kulturperioden zuordnen. Ein Sternbild wird in etwa 2200 Jahren durchlaufen, das entspricht ungefähr einer Kulturperiode. Im weiteren Verlauf finden wir während der Ägyptischen Kulturperiode vor 3000 Jahren den Frühlingspunkt im Stier. Dieses Sternbild ging also damals genau im Osten auf. Man beachte, dass der Stier damals als heiliges Tier galt. Danach begann mit dem Eintritt der Frühlingssonne in die Zwillinge die urpersische Kulturperiode.
Der Stier stand für die Stier-Periode, in der ägyptisch-chaldäischen Zeit. Hier galt der Stier auch als besonderes Symbol. In der darauffolgenden Widder-Zeit begann die griechisch-lateinische Kulturperiode. Das Opferlamm zum Pessach-Fest war in der mosaische Zeit bis zu Christi Geburt sogar das Symbol für Jesus selbst. Das Fische-Symbol selbst hatte eine große Bedeutung im Urchristentum. Die Christen benutzten es vor 2000 Jahren als Geheimzeichen um sich gegenseitig zu erkennen, als sie vom römischen Staat verfolgt wurden. Die Buchstaben von ICQUS (ichtys gr. Fisch) sind die Anfangsbuchstaben der Wörter: Iesous Christos Theou Yios Soter, zu Deutsch: Jesus, Christus, Gottes Sohn, Retter.
Inzwischen wandert der Frühlingspunkt in das Sternbild des Wassermann. Es steht diese Periode für die globale Gesellschaft, in der nichts mehr verborgen werden kann. Dieses oft beschriebene Wassermannzeitalter trägt die Signatur der Brüderlichkeit und Freiheit des Menschen.
So ist der Mensch in einem dreifachen Rhythmus eingebunden, in den Tagesrhythmus der Erddrehung für Ort und Zeit, aus dem sich die astrologischen Häuser bestimmen, in den Jahresrhythmus des Sonnenlaufs durch die Tierkreiszeichen und in den 26.000 Jahre dauernden Umlauf des Frühlingspunkts durch die Tierkreisbilder.
Aktuell erreicht der Frühlingspunkt eine besondere Position: Er läuft seit 1989 durch den galaktischen Äquator und erreicht diesen gegen Ende 2012. Mit diesem Datum (21.12.2012), dem Ende der aktuellen Periode des Maya-Kalenders beginnt ein neuer Zyklus.
Zusammenfassend kann man folgendes zum hypothetischen 13. Tierkreiszeichen sagen.
- Die Astrologie hat sich seit je her nur mit den 12 Tierkreiszeichen als Zwölfteilung der Sonnenbahn im Jahreslauf beschäftigt.
- Die Sternbilder des Fixsternhintergrunds im Bereich der Sonnenbahn haben zwar gleiche Namen, sind aber für ein Horoskop irrelevant.
- Die aktuelle Position des Frühlingspunkts vor den Sternbildern des Tierkreises zeigt die kulturelle Signatur der Menschheit.
Autor
Hans-Hermann Delz, Hamburg den 30. Oktober 2019