„Happy Birthday Dalai Lama“.
Ein astrologischer Geburtstagsgruß
von Klemens Ludwig
Anfang Juli feiert der Dalai Lama seinen 86. Geburtstag. In der letzten Zeit ist es etwas ruhiger um ihn und um Tibet geworden. Die weltweite Aufmerksamkeit für die Situation im chinesischen Machtbereich richtet sich mehr auf die Repression der Uiguren in Sinkiang, ein Territorium Nordwestlich von Tibet. Aber auch in Tibet hat sich die Unterdrückung und Überwachung seit dem Machtantritt von Staats- und Parteichef Xi Jinping noch weiter verschärft.
Grund genug, einen astrologischen Blick auf die Person zu werfen, die wie niemand sonst, die Hoffnung der Tibeter*innen auf eine friedliche und gerechte Lösung des Konflikts verkörpert, aber auch darüber hinaus als einer der bedeutendsten Weisheitslehrer der Welt gilt.
Das Horoskop des Dalai Lama ist stark vom Krebs geprägt.
Geburtshoroskop: Dalai Lama, 06.07.1935 um 04:38 SST, Takster (Tibet)
Neben der Sonne im 1. Haus befindet sich dort der AC in einer Konjunktion von 2° sowie Pluto und der absteigende Mondknoten. Der Mars im 4. Haus verstärkt diese Energie. Das mag auf den ersten Blick verwundern, denn als dem Zölibat unterworfener buddhistischer Mönch stand es für den Dalai Lama nie zur Debatte, die Krebs-Energie in der vertrauten Form der Kleinfamilie zu leben. Dennoch verkörpert er ganz das Krebs-Prinzip als eine Art sorgender Übervater des tibetischen Volkes. Es ist ein bedingungsloses, nahezu kindliches Vertrauen, dass die Tibeter*innen ihrem Oberhaupt entgegenbringen. „Was immer er tut ist gut für uns“. Das sagt zum Beispiel Sonam Sangmo, eine moderne, junge Frau, geübt im Umgang mit Menschen aus aller Welt, die nach einigen Jahren als Angestellte der tibetischen Regierung im Exil in den USA Karriere gemacht hat.
Es ist somit eine kollektive Krebs-Rolle, die der Dalai Lama einnimmt, der Sorgende, der sich um seine Anvertrauten in einer tragischen Situation kümmert. Das ist jedoch nicht immer einfach, denn die Konjunktion von Pluto mit dem absteigenden Mondknoten deutet auf eine schwere karmische Bürde des tibetischen Oberhauptes hin. Tatsächlich hatte seine vorherige Inkarnation, der 13. Dalai Lama, bereits kurz vor seinem Tod 1933 die Zerstörung der tibetischen Klosterkultur vorhergesagt.
Doch der 14. Dalai Lama verfügt auch über Perspektiven, diese Bürde umzuwandeln. Seine Sonne bildet mit Jupiter und Saturn ein enges Talent-Dreieck. Sie sind die beiden einzigen rückläufigen Planeten im Horoskop des Dalai Lama und ein Hinweis darauf, dass die Energie aus der Vergangenheit in harmonischer Weise auf seine Persönlichkeit wirkt. Jupiter, der Visionär und Saturn, der konzentrierte alte Weise, zählen bekanntlich zu den wichtigsten Zyklen im Horoskop.
Das große Talentdreieck wird durch ein kleines erweitert, das das Sonne/Jupiter-Trigon mit einer Mond/Neptun/Lilith-Konjunktion in der Jungfrau verbindet. Dadurch ergibt sich eine Drachenfigur, ein Symbol für ein hohes spirituelles Potenzial, das der Dalai Lama zweifellos verkörpert und durch das Jungfrau-Zeichen pragmatisch in den Alltag integrieren kann.
Doch der Dalai Lama ist eine Leitfigur weit über den tibetischen Kulturkreis hinaus. Und er ist neben allem Spirituellen ein wacher Geist mit viel Interesse an Technik und Mechanik. Kein Wunder, sein Merkur steht im Domizil Zwillinge, allerdings auch im 12. Haus. Bereits mit vier Jahren, kurz nach seiner Auffindung, wurde er von seiner Familie getrennt und in die Obhut von Mönchen gegeben, die ihn in die Geisteswelt des tibetischen Buddhismus einführten, zweifellos eine passende Umsetzung des 12. Hauses. Dabei verlor er jedoch nie seine ausgeprägte Neugierde an weltlichem Wissen und Technik. Die britische Handelsmission in Lhasa versorgte ihn mit entsprechender Lektüre, wie der Zeitschrift LIFE oder der Illustrated London News. Auf die Art brachte er sich zudem Grundkenntnisse des Englischen bei. Abbildungen von Flugzeugen, LKWs, Jeeps und sogar Panzer faszinierten den Heranwachsenden.
Heinrich Harrer, am gleichen Tag geboren wie der Dalai Lama, allerdings 23 Jahre früher, wurde nach der Flucht aus einem englischen Gefangenenlager in Nordindien sein Mentor in weltlichen Dingen. Seine Beschreibung eines Treffens mit dem Dalai Lama bei dem es um eine Filmvorführung ging, klingt wie ein Zwillinge-Merkur aus dem Lehrbuch: „Der Dalai Lama strahlte über das ganze Gesicht und sprudelte eine Frage nach der anderen heraus. Er kam mir vor, wie ein Mensch, der jahrelang über verschiedenen Problemen gebrütet hat und jetzt, da er endlich mit jemandem sprechen kann, alles zugleich beantwortet haben möchte. Er ließ mir auch gar keine Zeit, die Antworten zu überlegen, sondern drängte mich gleich zum Apparat, um einen Film einzuspannen, den er schon lange sehen wollte.“
Venus im 3. Haus verstärkt diese Energie der merkurischen Offenheit und Neugierde. Im Feuerzeichen Löwe tritt sie selbstbewusst auf und entwickelt früh eine leidenschaftliche Vorstellung von dem, was sie mag: Sie ist ungeduldig, initiiert gern kleine Dramen, ohne nachtragend zu sein und verfügt über eine ausgeprägte Kreativität. Der Dalai Lama leugnet nicht, dass ihm in jungen Jahren der Jähzorn nicht fremd war, der seinen Vater geprägt hat.
Der Mars in der Waage zeigt jedoch den geborenen Diplomaten, der sich nicht durchsetzen will, indem er andere besiegt, sondern den Ausgleich sucht; auch mit der chinesischen Führung, der er weit entgegengekommen ist, indem er den tibetischen Anspruch auf Unabhängigkeit aufgegeben hat – bislang ohne Resonanz.
Sein größtes Geburtstagsgeschenk wäre zweifellos eine Bewegung der Situation in Tibet!
Tashi Delek (viel Glück), Dalai Lama!