Heiligenstadt – astrologisch betrachtet. 1. Teil
Astrologische Hilfskonstruktionen
Für die astrologische Entschlüsselung einer Stadt suchen wir nach räumlichen und zeitlichen Anhaltspunkten. Die zeitliche Komponente wäre der Tag der Stadtgründung und die räumliche, die Himmelsrichtung, in die z.B. die erste Kirche oder ein zentrales Bauwerk weist. Ausser Raum und Zeit spielen auch Namen und Symbole eine Rolle, da sie sich oft astrologisch deuten lassen.
Städte haben häufig eine astrologische Prägung. Dr. Bernhard Firgau und Gaby Marske-Power beschreiben dies am Beispiel von Heiligenstadt. Hier der 1. Teil ihrer Ausführungen.
Bei Heiligenstadt ist bereits die Zeit ein Rätsel. Zwar gibt es urkundliche Erwähnungen für Siedlungen an dieser Stelle, aber kein Datum einer förmlichen Gründung. Wir müssen deswegen zu Hilfskonstruktionen greifen. Die Gründung einer Siedlung und einschneidende Ereignisse sind Abbild eines zyklischen Geschehens. Kann ich eines dieser Ereignisse fassen, habe ich die anderen zumindest in energetischer Hinsicht mit erfasst, auch wenn es nicht das Kalenderdatum ist. Eines der frühen Ereignisse ist die Verleihung der Stadtrechte für die schon bestehende Siedlung. Aber auch für diese gibt es nur ein Jahr. Irgendwann um 1227 erhielt Heiligenstadt vom Mainzer Erzbischof Siegfried II. die Stadtrechte. Im Wappen sieht man das an der Stadtmauer und dem Mainzer Rad sowie dem Bischof zu Pferde. Im gleichen Jahr wurde die Stadt südlich der jetzigen Wilhelmstrasse um die Pfarrei St. Aegidius erweitert, um die sich später die „Neustadt“ entwickelte. Nördlich davon wurde im 14. Jh. die Marienkirche in der Altstadt errichtet.
Da wir kein exaktes Datum haben, müssen wir die nächsten Stufe einer Hilfslösung besteigen. Die beiden Gesellschaftsplaneten Jupiter und Saturn haben epochale Bedeutung. Saturn ist die äussere Ordnung, Jupiter die innere ethische Ordnung. Beides verbindet sich in der Konjunktion und hat deswegen diese hohe gesellschaftliche Bedeutung. Ihr gemeinsamer Zyklus beginnt mit der Konjunktion der beiden, die sich alle 20 Jahre wiederholt. Die Berechnung auf den Ort des Geschehens gibt eine gewisse Individualisierung.
Astrologisch prägend für die Zeit der Stadtrechtsverleihung ist die vorangegangene „große Konjunktion“ von Jupiter und Saturn – nach julianischem Kalender am 5.3.1226 um 5:00 Ortszeit. Sie zeigt bei minutengenauer Berechnung für Heiligenstadt Jupiter, Venus und Saturn am Osthimmel und die Sonne im Zeichen Fische.
Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aufsteigendes Zeichen (AC) ist noch der Wassermann. Im Zenit (MC) steht Schütze. Herrscher des Wassermann-AC ist Saturn und der des Schütze-MC Jupiter. Die beiden Planeten haben ihr eigenes Zeichen damit an herausgehobener Stelle. Saturn bzw. seine Herrschaft im wirkt sich auf das Stadtbild insofern aus, als mit der Verleihung der Stadtrechte auch der Bau einer Stadtmauer begonnen hat. Der AC als äusseres Erscheinungsbild ist dazu passend. Jupiters Zeichen Schütze am MC weist darauf hin, dass die Autorität an diesem Ort Werte setzen kann. Beide Planeten verbinden sich über die von ihnen beherrschten Zeichen an diesem Ort in idealer Weise, um die Stadtrechte zu erlangen.
Das Hilfshoroskop passt damit. Da Jupiter ausser dem Schützen auch die Fische beherrscht, prägt er die Identität der Stadt. Denn die Sonne als Kern der Identität steht in diesem Horoskop in den Fischen.
Raum und Zeit
In räumlicher Hinsicht wurde die Siedlung bereits vor der Erhebung zur Stadt von einer Kirche auf dem höchsten Punkt dominiert. Sie wurde bereits schon einmal neu aufgebaut. Geweiht war sie den Stadtpatronen Aureus und Justinus. Nach üblichem Brauch erhielten Kirchen oft den Namen der Heiligen, deren Reliquien dort lagen. Aber nach der Verleihung der Stadtrechte wurde die baufällige Bergkirche bei ihrem 1304 begonnenen Wiederaufbau nun nach dem Heiligen Martin, Bischof von Tours, benannt und geweiht. Sein Namenstag ist der 11. November und fällt in Skorpion.
Aus heutiger Sicht gibt es noch eine interessante personelle Verknüpfung. Die eigentliche Hauptstrasse von St.Martin nach Osten führend wurde nach Kaiser Wilhelm II. benannt. Sein Geburtstag fällt mit dem 27.1.1859 (15:00 LMT Potsdam) in den Wassermann. Die Sonne steht an diesem Tag genau am AC der erwähnten Großen Konjunktion vom 5.3.1226. Der Kaiser gibt der aus dieser Epoche entstandenen Stadt quasi seine Identität (Sonne) als Gesicht (AC). Dies ist aus einem weiteren Grund bemerkenswert. Nach der seinerzeit geltenden Rechtsordnung wurde der Bürgermeister immer an Mariä Lichtmess also am 2. Februar gewählt. Rechnet man das nach dem damals gültigen julianischen Kalender, fällt die Sonne für die Wahl des Stadtoberhaupts damit in den Wassermann.
Bemerkenswert ist auch, dass der in Kaiser Wilhelms Horoskop am höchsten stehende Planet der Neptun ist. Stand er nicht früher als Brunnenfigur an höchster Stelle in der Stadt?
Blicken wir nun auf die Stadtgründung um 1227 zurück, finden wir wenige Tage vor der erwähnten Großen Konjunktion eine Sonnenfinsternis, deren MC (höchster Punkt im Horoskop) in Skorpion fällt, das Zeichen des neuen Namenspatrons der am höchsten gelegenen Kirche. Die Sonnenfinsternis als Symbol einer Vernichtung mit Neubeginn passt zu dem Ereignis einer Errichtung der Kirche auf den beschädigten Fundamenten der Vorgänger. Der AC in Steinbock deckt sich mit der Tatsache, dass es sich um die älteste Kirche am Ort handelte. Mars als Herrscher des Zeichens Skorpion hält sich im Haus 9, dem Haus der kirchlichen Würdenträger auf. Der neue Namenspatron St. Martin war Bischof!
Betonung der Fische
Alle Horoskope haben starke Beziehung zum Zeichen Fische. Eine Stadt, die sich irgendwann Heiligenstadt nennt, folgt diesem Fischeprinzip.
Auch der Name von Heiligenstadt ist keine urkundlich klar belegte Sache. Irgendwann hiess der Ort so. Er war Zentrum mehrerer Ansiedlungen unterschiedlichen Namens. Die ersten beiden der drei angeführten Horoskope geben bereits durch ihren Sonnenstand in den Fischen den Hinweis auf unklare Identitätsmerkmale.
Wenn man nun bedenkt, dass der Neptunbrunnen ursprünglich in der Nähe der St. Martinskirche beim Bau des Schlosses (1736 – 1738) auf den Friedensplatz gesetzt wurde, fällt zweierlei auf:
– Neptun mit einem Fuss auf dem Kopf eines Fisches.
Beim Betrachten erkennen wir, wie er seinen Fuß auf den Kopf des Fisches unter sich stellt. Diese Geste zeigt die Herrschaft Neptuns über das Zeichen Fische. Das eigentlich faszinierende ist jedoch, dass der Planet Neptun über hundert Jahre später entdeckt wurde und die astrologische Herrschaft über die Fische ihm damit über hundert Jahre später zugedacht wurde. Dennoch schlägt sich in der Entwicklung der Stadt eine solche Fischesymbolik schon in der Vergangenheit nieder. Neptun ist auch an seinem neuen Standort heute noch populär. Die Kinder lassen sich zur Einschulung am Neptunbrunnen „taufen“.
– Genauso interessant ist die Namensgebung „Friedensplatz“ am früheren Standort des Neptunbrunnens. Denn Fische/Neptun sind typische friedliche Symbole.
Wird fortgesetzt