„Ich liebe das Horoskop, aber wir sollten auch nach oben an den Himmel schauen.“
Interview mit unserem Referenten, Christian König.
Christian König, geb. am 23. 9. 1968 um 18.45 Uhr in Münster, ist Diplom-Psychologe, geprüfter Astrologe DAV und DAV-Supervisor. Er war 4 Jahre lang Mitglied der Ausbildungskommission sowie der Kongresskommission. Nach zehnjähriger Tätigkeit in verschiedenen psychotherapeutischen Kliniken arbeitet er seit 2004 in eigener astrologischer und psychotherapeutischer Praxis in Münster als Psycho- (Tiefenpsychologie) und Traumatherapeut. Sein astrologischer Schwerpunkt sind die Fixsternastrologie und Visual Astrology, wozu er unter anderem durch Bernadette Brady inspiriert wurde. Mit seinen Themen ist er häufig Referent auf internationalen Astrologie-Kongressen.
Klemens Ludwig sprach mit ihm über die Bedeutung des Sternenhimmels und die Aktualität der alten Weisheiten für die moderne Astrologie.
DAV: Du bist inzwischen über den deutschsprachigen Bereich hinaus bekannt für deine Präsentationen, die nicht nur tiefes Wissen vermitteln, sondern auch die Seele berühren. Wie bist auf diesen Weg gekommen?
Christian König: Mir war es schon immer wichtig, bei meinen Seminaren und Vorträgen Bilder sprechen zu lassen. Den besonderen Anstoß dazu erhielt ich in Oxford. Ich besuche dort seit 10 Jahren die einwöchige Sommerschule der „Faculty of Astrological Studies“. Einmal habe ich da an einem Workshop mit Darby Costello teilgenommen. Man konnte seine Horoskopdaten in einen Lostopf geben, und wenn man Glück hatte, ging sie auf das Horoskop ein. Ich hatte Glück, und ihre spontane Reaktion war, „bei dir ist Meditation gleich PowerPoint“. Das hat mich total angesprochen und motiviert, noch mehr an meinen Präsentationen zu feilen und Bilder zu finden, die sprechen und auch andere Ebenen berühren.
DAV: Was sich bei deiner Vorliebe für Fixsternen besonders anbietet?
Christian König: Unbedingt, und mehr noch als anderswo. In der Astrologie verbinden wir alle automatisch bestimmte Bilder oder Archetypen mit Begriffen wie Saturn oder Jupiter. Dazu muss ich als Referent nicht viel erklären. Aber bei den Fixsternen ist das ganz anders. Hier haben wir keine Bilder und keine Vorstellungen, weil wir mit Sternen ja nicht arbeiten. Sie sind uns nicht vertraut. Ich habe bei meinen Vorträgen und Seminaren immer wieder die Erfahrung gemacht, dass wenn ich einfach nur auf Deutungsstichworte zurückgreife, sich kaum noch jemand nach dem 5. Stern an den ersten erinnert. Also war ich geradezu genötigt, nicht nur mit Worten und Begriffen zu arbeiten, sondern mit Bildern. Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. In den letzten acht Jahren habe ich genau deswegen für jeden Stern ein eigenes Bild entworfen, das das Thema des Sterns verdeutlicht, ganz ähnlich wie das die „Symbolon“-Karten mit den Planeten machen. Diese Bilder nutze ich in meinen Seminaren und Beratungen. Ich komme ja aus der Tiefenpsychologie und dem Katathymen Bilderleben, wodurch mir die Arbeit mit Seelenbildern vertraut ist.
DAV: Was ist die Quelle deiner Inspiration? Wie kommst du zu deinen Themen?
Christian König: Mich inspirieren vor allem die vielen Geschichten, Mythen und theologischen Ansichten, die die Menschen seit Jahrtausenden rund um die Sterne an den Himmel projiziert haben. Sterne sind die Leinwand, auf die wir schon als Jäger und Sammler am Lagerfeuer unsere Geschichten malten. Und je mehr ich darin eintauche, desto mehr Schichten zeigen sich. Mich inspiriert auch die Art und Weise, wie in der englischen Astro-Community mit astrologischen Themen umgegangen wird. Dort spielt die Philosophie eine wichtige Rolle. Es wird dort immer versucht, die größeren Themen im Hintergrund einzubeziehen. Zum anderen ist es aber vor allem die Fixsternastrologie, wie Bernadette Brady sie betreibt. Dieser Kontakt war für mich wie eine zweite astrologische Neugeburt.
DAV: Kannst du das näher erläutern?
Christian König: Bernadette hat mal gesagt, „wir sind im Grunde Planetologen und keine Astrologen.“ „Astron“ stammt bekanntlich aus dem Griechischen und heißt „Stern“. Aber wer bezieht schon die Sterne, also die Fixsterne, in seine astrologischen Analysen ein? Mich hat der Kontakt mit den Fixsternen sehr angesprochen und tief berührt. Es war, als wenn sich ein Loch füllte, von dem ich gar nicht wusste, dass ich es hatte. Und diese Begeisterung möchte ich teilen und andere dazu motivieren, sich den Fixsternen zuzuwenden.
DAV: Welche Resonanz erlebst du? Du bist ja weit unterwegs mit Vorträgen und Workshops zu dem Thema?
Christian König: Ja, ich liebe es, unterwegs zu sein und zu reisen. Und ich habe das Glück, dass ich zwei Leidenschaften miteinander verbinden kann: das Reisen und die Astrologie. So wurde ich zum Beispiel auf Kongresse nach Indien, Taiwan und Brasilien eingeladen, durfte dort über meine Liebe zu den Sternen sprechen und habe mir danach das Land ein wenig ansehen können. Das mit der Resonanz ist natürlich schwer zu sagen. Aber anhand der Rückmeldung weiß ich, dass in jedem Workshop immer ein bis zwei Leute so von den Sternen gepackt werden, dass sie dranbleiben. Generell muss ich allerdings sagen, dass das Interesse im englischsprachigen Raum größer ist. Deswegen unterrichte ich momentan mehr dort als in Deutschland, Österreich oder der Schweiz.
DAV: Auf unserem Online-Kongress bist zum Abschluss am Samstag mit „Nachtgedanken“ vertreten. Das macht sehr neugierig und lässt gleichzeitig alles offen. Kannst du schon einmal ein wenig verraten, was das Publikum erwartet?
Christian König: Als wir uns vor 1,5 Jahren auf das Thema geeinigt hatten, habe ich mir auf meinem Laptop einen Ordner angelegt. Darin habe ich alles gesammelt, was mir seitdem an Bildern, Gedanken, Zitaten und Ideen über den Weg gelaufen ist. Alles, was mich berührt hat und mir wichtig erschien, wurde erst einmal darin geparkt. Jetzt habe ich einen großen Pool, aus dem ich schöpfen kann. Ich weiß noch nicht genau, wohin mich diese Reise bringen wird. Aber ich weiß jetzt schon, dass die „Nachtgedanken“ über die Astrologie hinausgehen werden. Es wird viel um Kosmologie gehen und wie man das praktisch auf die Erde holen kann. Ich versuche, eine Brücke zwischen Astrologie und Astronomie zu schlagen, so wie Harry Tobler das auf der Ebene der Planeten gemacht hat.
DAV: Unterhältst du Kontakt zu Astronomen, die auf der Ebene vielleicht ansprechbar sind?
Christian König: Nein, solche Kontakte habe ich leider nicht. Ich habe mal versucht, diese Kombination dem Planetarium Münster anzubieten, aber es bestand keinerlei Interesse. Meine „Nachtgedanken“ für den Kongress gehen aber über die Fixsterne hinaus.
DAV: Das heißt?
Christian König: Es geht mir um philosophische Gedanken und Inspirationen, etwa die Frage, „was sind eigentlich die Sterne? Was sehen wir in ihnen“?
DAV: Sehr spannend, nämlich was?
Christian König: Es gibt da diese unglaublich alte Verbindung zwischen uns Menschen und den Sternen. Sterne verkörpern für mich Ewigkeit. Fast alles verändert sich. Es gab und gibt nur eine Sache, die sich nicht verändert, und das sind die Sterne. Die Planeten, die Wandelsterne, sind ständig in Bewegung und verändern ihr Verhältnis zueinander. Aber die Sterne verändern sich nicht. In der Realität ist es natürlich nicht so, aber in einem Menschenleben bleiben sie immer gleich zueinander. Sie vermitteln uns die beständige Welt der Ordnung, die unseren Blick auf das Vollkommene, das Ewige prägt. Für mich sind die Sterne mit der Idee der Seele verbunden. Hier trifft Geist auf Materie. Die alten Ägypter mit ihrer hochentwickelten Sternenkunde unterteilten zum Beispiel die Sterne in vier Gruppen, die sie unterschiedlich wahrgenommen, aber auch unterschiedlich philosophisch interpretiert haben: Es gab die immer sichtbaren Zirkumpolarsterne, Symbol der unsterblichen und von den Menschen abgehobenen Götter. Dann gab es die Nicht-Sichtbaren. Dann gab es diejenigen, die im Laufe eines Jahres Zeit bei den unsterblichen Göttern – den Zirkumpolarsternen – verbrachten, dann wieder auf die Erde zurückkehrten und den Horizont berührten, um dann wieder aufzusteigen. Sie waren als Symbol für den Aufstieg und Abstieg der Seele des Pharaos zu den Sternen besonders wichtig. Und schließlich gab es diejenigen, die im Laufe eines Jahres plötzlich für eine bestimmte Zeit vom Himmel verschwinden und dann morgens wieder sichtbar werden.
DAV: Das Wissen der Alten ist für dich also immer noch hoch aktuell?
Christian König: Unbedingt! Gerade lese ich viele ägyptische Texte wie die Unterweltsbücher oder Pyramidentexte. Das ist viel in Theologie gegossene Astronomie. Aber das betrifft nicht nur die Ägypter. Auch die Babylonier mit ihrer sehr genauen Beobachtung des Himmels haben uns heute noch immer viel zu sagen. Man muss ihre jahrtausendealten Omen nur ins 21. Jahrhundert übertragen.
DAV: Kannst du ein Beispiel geben?
Christian König: Es gibt zum Beispiel das Omen: „Wenn Jupiter auf den Löwen zugeht, dann wird der Kronprinz den König herausfordern.“ Kronprinzen spielen heute natürlich keine wichtige Rolle mehr. Aber man kann ja überlegen, was ein solches Bild uns heute vermittelt.
DAV: Das klingt nach praktisch angewandter Fixsternastrologie der Alten.
Christian König: Ja, und ich finde es bedauerlich, dass wir uns in der Astrologie so begrenzen. Wir schauen nur auf das Horoskop oder auf den Computermonitor. Ich liebe das Horoskop, aber wir sollten auch nach oben an den Himmel schauen. Und das ist tatsächlich meine Mission: ich möchte uns Astrologen den Sternenhimmel wieder nahebringen.
DAV: Herzlichen Dank für deine Ausführungen, die schon jetzt so viele Inspirationen enthalten. Wir freuen uns sehr, dies und noch viel mehr an einem Stück in deinen Nachtgedanken präsentiert zu bekommen.
Mehr Informationen über die Arbeit von Christian König: www.astrologenverband.de/astrologische-beratung, E-Mail: [email protected]
Das Interview führte Klemens Ludwig.