Interview mit Christiane Hinterleitner
Die hohe Kunst des „Sowohl… als auch“ – Chancen und Herausforderungen der Mondknotenachse
Christiane Hinterleitner Jahrgang 1962, Dipl.-Ökonomin, beschäftigt sich seit 1982 mit Betriebswirtschaftslehre und seit 1989 mit Astrologie. Sie absolvierte ihre astrologische Beraterausbildung an dem DAV-Ausbildungszentrum in Karlsruhe (Ernst Ott und Eva Stangenberg). Die Verbands-Prüfung legte Sie im April 2001 ab. Sie war zwei Jahre (2001-2003) Mitglied im Vorstand des DAV.
2006 schloss sie an der Akademie Deutscher Genossenschaften die Ausbildung mit Prüfung zum Diplomierten Systemischen Coach ADG ab. Sieben Jahre führte Sie ne-benberuflich eine astrologische Praxis (Beratung und Seminare). Seit 2002 ist sie hauptberuflich an einer privaten Fernhochschule als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig (Lernmittelproduktion, Seminare, Onlinetutorin) .
DAV: Du referierst auf unserem nächsten Kongress zu einem vertrauten, aber gleichzeitig immer wieder herausfordernden Thema, der „Polarität der Mondknotenachse“. Du bezeichnest sie als „Einstieg der Seele in die Dualität“. Zur Mondknotenachse gibt es das schöne Zitat von Markus Jehle, „die Mondknotenachse ist der Börsenplatz der Ast-rologie. Nirgendwo wird so viel spekuliert.“ Teilst du die Sicht?
Christiane Hinterleitner: Das Zitat kenne ich, und es hat mich motiviert, tiefer in die Problematik einzusteigen und mir einen Überblick über die enorme Vielfalt an Literatur und Deutungsansätzen zu verschaffen.
DAV: Besteht deine Motivation jetzt darin, diesen Überblick weiterzugeben?
Christiane Hinterleitner: Nicht in erster Linie. Mit meinem Vortrag versuche ich, meine Zuhörer dazu zu bringen, selbst an ihr Mondknotenthema heranzukommen. Ich setze nur einen Impuls, der sie anregen soll, über ihr Mondknotenthema zu reflektieren, es zu finden – ohne meine Übersetzungsarbeit.
DAV: Was ist für dich das Besondere an dem Thema Mondknoten?
Christiane Hinterleitner: Es hat mich schon immer gefesselt, womöglich, weil es von meiner Herkunft und meinem Beruf ganz weit weg ist. Ich habe Betriebswirtschaft studiert und ursprünglich in der Immobilienbranche gearbeitet. Eine Vorstellung von Karma gab es in dem Umfeld gar nicht. Dennoch habe ich mich zu den Themen des Mondknotens ganz besonders hingezogen gefühlt.
DAV:Das klingt fast, als seiest du über den Mondknoten zur Astrologie gekommen.
Christiane Hinterleitner: Nicht ganz. Meine erste Begegnung mit der Astrologie war 1989. Damals gab es auf verschiedenen Ebenen einen biografischen Schnitt in meinem Leben. Ich ging sozusagen auf Entdeckungsreise, und entdeckte dabei auch die Astrologie. Bis 1997 habe ich mich autodidaktisch weitergebildet. Tracy Marks’ Buch „Astrologie der Selbsterkenntnis“ war ganz wichtig für mich. Dann habe ich noch eine Ausbildung bei Ernst Ott und Eva Stangenberg absolviert und im April 2001 die DAV-Prüfung abgelegt.
DAV: Gab es denn ein besonderes Erlebnis, das dich dazu gebracht hat, dich auf das Thema Mondknoten so intensiv einzulassen?.
Christiane Hinterleitner: Ich erwähnte ja, dass mich die Mondknotenproblematik immer schon besonders angesprochen hat. Sehr beeindruckt hat mich ein Vortrag auf meinem ersten DAV Kongress 1999, der unter dem Motto „Licht und Finsternis“ stand. Andres Steffanowski referierte dort über „Psychologische und spirituelle Aspekte des Mondknotens“ und erzählte dazu eine Geschichte. Ein Klient hatte ihn beim Betrachten der Mondknotensymbole im Horoskop gefragt, „was sind das für nette Kopfhörer?“ Der Vergleich ist gar nicht so falsch, denn man muss genau hinhören, um die Botschaft der Mondknoten zu erkennen. Auch das damals frisch erschienene Buch von Heidi Treier „Karma im Horoskop“ hat mich sehr inspiriert.
DAV: Wie sah dein Umgang mit dem Thema konkret aus?
Christiane Hinterleitner: Ich habe mich selbst auf die Suche gemacht. Ich wollte über das anfangs erwähnte Zitat mit dem Börsenplatz hinaus, wollte nicht länger spekulieren, sondern handfeste Erkenntnisse. Dazu gab es für mich nur einen Weg: zurück zu den alten Quellen. Zu meiner Überraschung entdeckte ich, dass die ältesten griechischen Horoskope bereits die Mondknotenachse berücksichtigen. Zudem ranken sich zahlreiche Mythen um sie, die ich auch ansprechen werde. Ich möchte deutlich machen, dass die Mondknotenthematik alles andere als ein Modetrend ist. Daneben fand ich allerdings auch viel Inspiration in der gängigen Literatur der zeitge-nössischen Autoren. Eva Stangenberg zum Beispiel bezeichnet die Mondknotenachse als „Motivation zur Inkarnation“ oder auch als „Zusammenfassung des Radix“. Mit die-sen Zuordnungen habe ich mich intensiv auseinander gesetzt .
DAV: Und deine ganz persönlichen Erfahrungen?
Christiane Hinterleitner: Die entsprechen genau dem, was Heidi Treier in ihrem Buch beschreibt. Sie spricht beim 9. Jahr eines Mondkontenumlaufs von einer sehr wichtigen Zeit, in der sich sehr oft äußere Ereignisse zeigen. In meinen Worten bezeichne ich die Zeit von der Mondkontenwiederkehr bis zur Mondkontenumkehr als Phase des „kosmischen Inputs“, während im zweiten Halbzyklus in der Zeit von der Mondknotenumkehr bis zur nächsten Wiederkehr die Phase des „kosmischen Outputs“ abläuft. Der erwähnte DAV Kongress von 1999 in Würzburg fand genau zu meiner zweiten Mondknotenwie-derkehr statt, nachdem ich meine berufliche Tätigkeit in der Immobilienbranche beendet hatte. Ich beschäftigte mich in den folgenden Jahren intensiv mit der Astrologie und der Erwachsenbildung. In der ersten Hälfte dieses Mondknotenzyklus absolvierte ich u. a. meine Astrologieausbildung und eröffnete im Anschluss daran bis zur Mondknotenumkehr nebenberuflich eine Astrologie- und Coachingpraxis. Ziemlich genau zur Mondkontenumkehr bekam ich von meinem Arbeitgeber die Chance, neben dem Lektorieren von Fernstudienbriefen auch Präsenzseminare zu halten. Ich konnte sehr viel, was ich die ersten neun Jahre in meinen diversen Ausbildungen gelernt habe, in meine Seminare einbringen, bin sozusagen in den Gruppen mit meinem Wissen nach außen gegangen. Der nächste Kongress – erneut in Würzburg – liegt unmittelbar vor meiner dritten Mondknotenrückkehr. Diese Zyklen stimmen also genau mit meinen persönlichen Erfahrungen überein.
DAV: Was ist für dich die Essenz der Botschaft der Mondknotenachse?
Christiane Hinterleitner: Ich sehe eine große Gefahr, oder positiver ausgedrückt Herausforderung. Und ich sehe eine große Chance oder Kunst. Die Gefahr besteht darin, dass die Seele in die wertende Dualität oder in die „Entweder … Oder“-Falle tappt. Diese Reaktion ist weit verbreitet und führt zu zahllosen Konflikten auf allen Ebenen. Die Kunst besteht darin, zu einem sich ergänzenden „Sowohl … als auch“ zu kommen. Wenn die Seele das erkennt, bleibt sie nicht bei einem Pol stehen, sie polarisiert und blockiert sich nicht. Diese Erkenntnis möchte ich gern vermitteln.
DAV: Herzlichen Dank, deine Ausführungen machen schon jetzt Lust, sich näher auf die Mondknotenachse einzulassen. Wir freuen uns auf einen inspirierenden Vortrag in der Richtung.
Das Interview führte Klemens Ludwig.