Interview des Deutschen Astrologen-Verbandes
mit Christof Niederwieser
„Ein neues Verständnis von Wirtschaftsastrologie“.
Christof Niederwieser, (geb. 1976 in Tirol), hat Internationale Wirtschaftswissenschaft in Innsbruck und Berlin studiert und mit einer Dissertation über „Prognostik in Magie und Moderne“ promoviert. Viele Jahre hat er als Manager in der Musikbranche gearbeitet, bevor er sich 2014 als Astrologe und Unternehmensberater für Zukunftsstrategien selbständig gemacht hat. Bereits während seines Studiums erwachte sein Interesse an der Astrologie und er betrieb eigenständige Forschungen zu den Auswirkungen der Planetenzyklen auf individuelle und globale Ereignisse. Dabei entwickelte er neuen Deutungstechniken wie das Gruppenhoroskop zur Analyse von Abteilungen und Teams. Zahlreiche Veröffentlichungen sowie eine rege Vortragstätigkeit begleiten seine Forschungen. Mit seiner Firma AstroMANAGEMENT bietet er astrologische Unternehmensberatung an.
Klemens Ludwig sprach mit ihm über die ökonomische Entwicklung der Zukunft, wie sie sich in den Planetenzyklen widerspiegelt, sowie eine Wirtschaftsastrologie, die nicht von „geldgierigen Langweilern“ geprägt wird.
DAV: Du referierst auf unserem Kongress „Money makes the World go round“ zum Thema „Wirtschaft im 21. Jahrhundert“. Wird die anders sein als das, was wir kennen?
Christof Niederwieser: Oh ja, sehr grundlegend sogar. Unser bisheriges Verständnis für Wirtschaft geht von einem materialistischen Weltbild aus. Dabei stehen Profit und Konsum im Zentrum. Wir befinden uns nun in der Endphase dieser Epoche, oder besser gesagt, in einer Übergangsphase, denn derzeit ändert sich die wirtschaftliche Ausrichtung grundlegend.
DAV: In welche Richtung?
Christof Niederwieser: Wir bewegen uns in eine angewandte Wissensgesellschaft. Inspiration, innovative Ideen, Wissen auf allen Ebenen – das sind die Werte der Zukunft, und die werden auch die Wirtschaft dominieren, nicht länger das Profitstreben in Form materieller Werte.
DAV: Das ist ja eine durchaus idealistische Einschätzung. Woraus leitest du sie ab?
Christof Niederwieser: Meine Basis für die Prognose sind die synodischen Zyklen der langsam laufenden Planeten und wichtiger Planetoiden. Daran kann ich über lange Zeiträume die Morphologie des Zeitgeistes erkennen. So sehe ich, dass nun ein Wechsel vom Materiellen zum Geistigen vor der Tür steht. Der prägt die Wirtschaft in dem beschriebenen Sinne ganz entscheidend, wirkt aber auch darüber hinaus.
DAV: Wenn du langfristig Zyklen erforscht hast, muss es bereits eine oder mehrere Epochen gegeben haben, in denen die von dir prognostizierte Grundstimmung gewirkt hat. Kannst du Beispiele dafür geben?
Christof Niederwieser: Natürlich. Der wichtigste Megazyklus für die kommende Wissensgesellschaft, die Jupiter-Saturn-Konjunktionen im Element Luft, wirkte zuletzt ca. 1180 – 1400, die Zeit der Gotik. Zu der Zeit dominierten die gleichen Themen, nur in anderer Form: Die Alphabetisierung nahm einen deutlichen Aufschwung. Erstmals seit der Römerzeit wurden Schulen und Universitäten außerhalb des kirchlichen Rahmens gegründet. Die Scholastik blühte auf und vertraute nicht länger empirischen Erfahrungen, sondern auf die Logik des Denkens und des Diskurses. Internationaler Handel und Austausch wuchsen massiv. All das waren zu der damaligen Zeit des Hochmittelalters die Bereiche, in denen sich Wissen und neue Ideen entfalten konnten.
DAV: Daraus ergibt sich die logische Schlussfolgerung, dass die Zeit vor der Gotik von der jetzt zu Ende gehenden Energie geprägt war.
Christof Niederwieser: Das war sie. Es war die Epoche der Romanik (ca. 1000 – 1180), welche den Fokus auf den Aufbau der materiellen Struktur legte. Überall wurden Burgen, Festungen und Kirchen gebaut, im typisch massiv-gedrungenen Baustil des Erdelements. Und alles fand im engen Denkkorsett religiöser Dogmen statt.
DAV: Und wann begann die nun zu Ende gehende, aktuelle Epoche des Materialismus?
Christof Niederwieser: Das war um 1800, also mit dem Beginn der Industriellen Revolution. Die Dampfmaschine war die technologische Voraussetzung, riesige Fabriken und Produktionsstätten entstanden. Die Eisenbahn und die Dampfschifffahrt ermöglichten es, die angefertigten Produkte in alle Welt zu exportieren. Es entstanden erstmals Großkonzerne und Weltmärkte.
DAV: Du hast kurz erwähnt, dass die synodischen Zyklen der langsam laufenden Planeten die Basis deiner Prognose sind. Kannst du das etwas präzisieren?
Christof Niederwieser: Darüber werde ich ausführlich am Kongress referieren. Der Megazyklus Jupiter-Saturn in den Elementen ist nur eine Grundlage. Selbstverständlich muss man diesen mit den anderen wichtigen Zyklen in Synthese bringen für ein stimmiges Gesamtszenario. Dabei spielt auch die einzigartige Planetenfigur Mitte der 2020er Jahre eine Rolle, welche ich „Katalypse 2025“ nenne.
DAV: Der umfassende Wandel vom Materiellen zum Geistigen dürfte aber nicht nur die Wirtschaft betreffen.
Christof Niederwieser: Das ist richtig. Der Wandel umfasst alle gesellschaftlichen Bereiche. Bei der Berufswahl drängt sich die Frage auf, was sind die Berufe der Zukunft? Auf welche Werte und Kernkompetenzen kommt es an? Welche Branchen werden in der Wissensgesellschaft wachsen, welche wandern auf die Müllhalde der Geschichte? Den medialen Wandel erleben wir schon ganz konkret, weg von den gedruckten Medien hin zu den Online-Formen. Und auch wir Astrologen sind gefordert. Wie muss sich die Astrologie verändern, um dem Zeitgeist gerecht zu werden?
DAV: Darauf hast du auch eine Antwort parat?
Christof Niederwieser: Ja, darauf werde ich in meinem Vortrag ebenfalls eingehen.
DAV: Offensichtlich sprengst du mit deinem Verständnis von Wirtschaftsastrologie die bisherigen Vorstellungen. Setzt du sehr bewusst andere Akzente?
Christof Niederwieser: Ich möchte tatsächlich weg von der alten Vorstellung, wonach sich Wirtschaftsastrologie weitestgehend auf Börsenastrologie beschränkt und letztlich der Profitmaximierung der Astrologen oder deren Auftraggeber dient. „Geldgierige Langweiler“ ist ein gängiges Vorurteil. Mir geht es um Inhalte. Börsenkurse interessieren mich nur als Indikator für Zeitgeistveränderungen.
DAV: Betreffen deine Erkenntnisse auch die internen Abläufe, die Unternehmensführung und Personalpolitik?
Christof Niederwieser: Ja, bei meiner Arbeit steht der Mensch im Zentrum. Aus der Führungsforschung wissen wir schon lange, dass materielle Anreize wie Boni langfristig nicht den erhofften Effekt auf die Motivation von Mitarbeitern haben. Viel wichtiger sind eine packende gemeinsame Leitvision und die Förderung der individuellen Talente und Begabungen der Mitarbeiter. Dabei müssen Strategie, Branding und HR stimmig ineinandergreifen. Hier kann die Astrologie eine große Hilfe sein.
DAV: Wie bist du überhaupt zur Astrologie gekommen? Ich vermute in einem Wirtschaftsstudium ist das nicht unbedingt ein Gebiet, über das man stolpern muss.
Christof Niederwieser: Indirekt bin ich doch dank meines Studiums dazu gekommen. Denn viele Lehrbuchmodelle der BWL muteten mir reichlich magisch und abergläubisch an. So begann ich, das Fach im größeren Kontext der menschlichen Geistesgeschichte zu betrachten. Als ich dann zum ersten Mal eine Horoskopzeichnung sah, war ich von der Eleganz dieser „ältesten Systemtheorie der Menschheit“ gleich fasziniert.
DAV: Bist du gleich tiefer in die Astrologie eingestiegen oder der akademischen Wissenschaft zunächst treu geblieben?
Christof Niederwieser: Studium und Astrologie liefen ab dann parallel. Zunächst habe ich alles gelesen, was mir in die Finger kam. Aber bald schon kam ich zur Erkenntnis, dass man Astrologie dann am besten lernt, wenn man tausende Horoskope systematisch analysiert und vergleicht, von Personen, Ereignissen, Firmengründungen, Patentanmeldungen, Produkteinführungen usw. So hat meine intensive astrologische Forschungstätigkeit begonnen.
DAV: Kannst du das auch beruflich als Unternehmensberater nutzen?
Christof Niederwieser: Eine wichtige Erfahrung waren meine Jahre als Marketingleiter in der Musikbranche. Plötzlich musste ich selbst permanent Prognosen erstellen, beispielsweise zur Finanzplanung neuer Produkte und Projekte. Man hat hunderte Bewerbungen für einen Job am Tisch und will sich daraus den besten für die eigene Abteilung angeln. Man hat wichtige Meetings mit Geschäftspartnern und irgendwie ist der Wurm drin. Für solche typischen Probleme im Managementalltag hatte die Astrologie bislang kaum geeignete Methoden. So habe ich im Lauf der Jahre das AstroMANAGEMENT System der Horoskopdeutung entwickelt und zahlreiche Spezialtechniken wie das Gruppenhoroskop, die Astro-Kondratieff-Wirtschaftszyklen oder das Jobhoroskop, welche ich auch in meinen Wirtschaftsastrologie-Seminaren vermittle.
DAV: Von außen schaut es so aus, als ob du die Grundelemente der psychologischen Astrologie in wirtschaftliche Kollektive eingebracht hast.
Christof Niederwieser: Die Befruchtung ist eine wechselseitige. Denn umgekehrt kann die psychologische Astrologie von der Wirtschaftsastrologie das Staunen lernen, wie konkret und fassbar sich astrologische Konstellationen in unserem direkten Lebensalltag manifestieren. Und schließlich verbringen viele von uns mehr Zeit in der Arbeit als mit ihrer eigenen Familie. Dass wir unsere Talente im Job voll verwirklichen können, ist also auch essentiell für unsere spirituelle Entwicklung.
DAV: Herzlichen Dank für die spannenden Einblicke in ein neues Verständnis von Wirtschaftsastrologie. Ich freue mich auf deinen Vortrag und die noch stärkere Verknüpfung mit den astrologischen Zyklen.
Mehr Informationen über die Arbeit von Christof Niederwieser:
www.astro-management.com
Das Interview führte Klemens Ludwig.