Interview des Deutschen Astrologen-Verbandes
mit Erik van Slooten
„Klassik und Moderne sollten sich ergänzen. Was die eine kann, kann die andere nicht und umgekehrt.“
Erik van Slooten wurde am 28. Juli 1942 um 18.10 Uhr in NL – Eindhoven geboren. Die Astrologie war ihm in die Wiege gelegt, denn bereits seine Großmutter und sein Vater waren als Astrologen tätig. Zunächst absolvierte er jedoch ein Lehramtsstudium und arbeitete als Pädagoge. Seit 1982 lebt er bei München und seit seiner Pensionierung konzentriert er sich ganz auf die Astrologie.
Van Slooten ist ein Vertreter der klassischen Astrologie und Spezialist für Elektions- und Stundenastrologie. Er veranstaltet Vorträge und Seminare in ganz Europa, ist Geprüftes Mitglied im DAV und war einige Jahre dessen Zweiter Vorsitzender. Seit den 1980er Jahren setzt er sich dafür ein, die Bedeutung der klassischen oder traditionellen Astrologie in Europa verstärkt ins Bewusstsein zu rufen und ihr ihren Platz neben der psychologischen Astrologie und anderen Richtungen zu sichern. Als vielsprachiger Astro-Kabarettist tritt er zudem auf zahlreichen Kongressen auf. Für seine Verdienste erhielt er im Oktober 2014 den Goldenen Jupiter.
Klemens Ludwig sprach mit ihm über die Freude am Kabarett, die Stärken der klassischen Astrologie sowie das Verhältnis von Klassik und Moderne.
DAV: „Pekuniäre und andere Scheinprobleme“ lautet das Programm deines Kabaretts auf unserem Kongress in Bad Kissingen, auf dem Geld und Macht unter dem Blickwinkel der Astrologie betrachtet werden. Das klingt sehr verlockend und ist nicht dein erstes Kabarett. Was ist deine Motivation, die großen astrologischen Themen auf eine solche Art anzugehen?
Erik van Slooten: Ich bin bekanntlich Niederländer und in den Niederlanden ist Kabarett ausgesprochen populär. In dieser Tradition bin ich aufgewachsen, und ich war längst vor der Astrologie kabarettistisch tätig. Als Lehrer an einer europäischen Schule habe ich immer zum Schuljahresende ein Kabarett aufgeführt und uns auf die Schippe genommen.
DAV: Wie waren die Reaktionen? Kann jeder damit umgehen, auf die Schippe genommen zu werden?
Erik van Slooten: Die waren immer großartig, bis auf einen Direktor, der konnte nicht damit umgehen, aber das hat mich nicht davon abgehalten, weiterhin zum Schuljahresende einen kabarettistischen Rückblick zu halten.
DAV: Und wie ist deine Erfahrung mit den Astrologen?
Erik van Slooten: Sehr gut, egal wo. Im DAV mache ich seit 1999 Astro-Kabarett. Das war ein Kongress in Würzburg. Seitdem wurde es zur Tradition. Alle drei bis vier Jahre bin ich mit einem neuen Programm auf der Bühne, und die Leute sind immer begeistert. Niemand fühlt sich auf den Schlips getreten.
DAV: Woher nimmst du deine Ideen?
Erik van Slooten: Beim Astro-Kabarett ist es überhaupt nicht schwierig, die Szene durch den Kakao zu ziehen, denn diese Szene ist selbst so verrückt. Da bieten sich viele Anknüpfungspunkte. Übrigens ist es sehr wichtig, dass der Astrokabarettist nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst auf die Schippe nimmt. Selbstironie funktioniert immer sehr gut! Allerdings bleibt das Kabarett immer eine große Herausforderung für mich. Die Vorbereitung ist weit anspruchsvoller als bei einem Vortrag. Auf der Bühne will ich auf jeden Fall auch die Atmosphäre vom Kongress schmecken und einbringen. Diese Herausforderung reizt mich natürlich auch, und ich kann sagen, dass es mir auf den DAV Kongressen immer besonders viel Freude macht.
DAV: Also bist du vermutlich schon intensiv in den Vorbereitungen?
Erik van Slooten: Ja, ich habe mir in diesem Jahr nämlich etwas Besonderes vorgenommen, ich werde eine Gesangseinlage geben. Dafür nehme ich jetzt einige Stunden Gesangsunterricht. Ich hatte in jungen Jahren eine schöne, kräftige Stimme. Das lässt im Alter natürlich nach, aber ich will es noch einmal wissen.
DAV: Kannst du dich an besondere Höhepunkte deiner astro-kabarettistischen Karriere erinnern?
Erik van Slooten: Da fällt mir eine internationale Tagung in Mailand ein, auf der eine große Delegation aus Spanien anwesend war. Um sie ein wenig zu provozieren, habe ich den „Vorwurf“ erhoben, Spanien habe im 17. Jahrhundert 80 Jahre gegen die Niederländer Krieg geführt. Am Ende kam die spanische Delegation mit einer Flasche Sekt zu mir, um auf den Frieden anzustoßen. Ich muss sagen, wenn ich nicht so positive Rückmeldungen erhalten würde, hätte ich das Astro-Kabarett längst aufgegeben.
DAV: Du bist nicht nur als Kabarettist bekannt, sondern auch als einer der versiertesten klassischen Astrologen und sehr bekannt für deine Prognosen als Stundenastrologe. Zwischen klassischen und modernen oder psychologischen Astrologen ging es in der Vergangenheit nicht immer locker und entspannt zu. Wie siehst du das Verhältnis heute?
Erik van Slooten: Ja, die Kämpfe von früher waren für alle Seiten nicht sehr fruchtbar, vor allem unter der Amtszeit von Peter Niehenke. Ich bin froh, dass sich die Zeiten gewandelt haben. Klassik und Moderne sollten sich ergänzen. Was die eine kann, kann die andere nicht und umgekehrt.
DAV: Kannst diese Möglichkeiten der Ergänzung etwas konkreter benennen?
Erik van Slooten: Was die konkreten Prognosen angeht, ist die Klassik mit ihren Methoden natürlich klar im Vorteil, und das wünschen viele Klienten. Auf der anderen Seite fragt die moderne Astrologie nicht danach, „was“ geschieht, sondern „warum“ etwas geschieht. Da liefert sie eindeutig bessere Resultate als die Klassik. Ein so wichtiger Bereich wie die Mundan-Astrologie ist sicher eher klassisch als modern ausgerichtet, aber insgesamt ergänzen sich beide wunderbar.
DAV: Es gibt noch andere Kontroversen, zum Beispiel die Frage nach dem tropischen oder siderischen Tierkreis. Wie sollte damit umgegangen werden?
Erik van Slooten: Dabei kann es natürlich keine verbindliche Festlegung geben. Für mich ist klar, dass ich mit dem Tropischen arbeite. Ich habe einmal mein Horoskop mit dem Siderischen angeschaut und hatte ein klares Gefühl, das ist nicht mein Horoskop. Das will ich aber nicht auf andere übertragen. Darüber muss einfach diskutiert werden, und letztlich ist alles richtig, wenn damit seriös gearbeitet wird.
DAV: Spiegelt unser Verband, der DAV, die verschiedenen Optionen und Schwerpunkte aus deiner Sicht wider?
Erik van Slooten: Inzwischen ja, und das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Die Klassik ist wieder im DAV angekommen. Ich erwähne nur Namen wie Rafael Gil Brand oder Birgit von Borstel, deren Arbeit sicher von niemandem in Frage gestellt werden. Als Vertreter der Klassik würde ich mir vielleicht noch etwas mehr Betonung wünschen, aber es ist eine sehr positive Entwicklung. Es macht wieder Spaß im DAV zu sein.
DAV: Das freut uns natürlich besonders, herzlichen Dank und wir werden viel Spaß mit deinem Kabarett haben, was sicher einer der Höhepunkte des Kongresses werden dürfte.
Mehr Informationen über die Arbeit von Erik van Slooten:
www.erikvanslooten.de
Das Interview führte Klemens Ludwig.