DAV-Interview mit Harry Tobler
„Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, das System mit den lebenden Planeten wieder ins Bewusstsein zu rufen“
Harry Tobler, geb. am 6. Juni 1945 um 14.25 in Zürich, ist in der wissenschaftlichen Welt ebenso zuhause wie in der spirituellen. An der renommierten ETH Zürich hat er ein Diplom im Bereich Farbstoff und Textilchemie abgelegt und anschließend in analytischer klinischer Chemie promoviert. Darüber hinaus hat er ein Diplom in astrologische Psy-chologie bei Bruno und Louise Huber erworben und sich auf den Gebieten Touch for Health, Kinesiologie, Bachblütentherapie, NLP, Experimentelle Psychosynthese, sowie im Therapeutischen Farbdialog weitergebildet. Er unterhält in Zürich eine Beratungspraxis, in die er seine erworbenen Fähigkeiten integriert. Aufgrund seines Werdegangs verbindet er astrologische und astronomische Erkenntnisse auf hohem Niveau.
Darüber hinaus ist er im Vorstand, bzw. Leitungsgremium des Schweizer Astrologen Bundes (SAB) und des Instituts für Persönlichkeitsentwicklung (IPEI).
Klemens Ludwig sprach mit ihm über sein neues Buch „Die Brücke zwischen Astrologie und Astrophysik“, was beide Disziplinen voneinander lernen können, sowie unerklärliche Phänomene an der Grenze zur Science Fiction.
DAV: Auf unserem Kongress referierst du zum Thema „Wie die Astrophysik die Astrologie erklärt“. Wie bist du dazu gekommen, beide Disziplinen zu verbinden? Seit dem Auf-schwung der Naturwissenschaften zu Beginn der Neuzeit gehen sie ja sehr unterschiedliche Wege.
Harry Tobler: Das stimmt, und ich habe bei Astrologie-Schülern beobachtet, dass sie den Anschluss an das Sonnensystem verloren haben. Horoskope kennen sie nur noch aus dem Computer. Das finde ich sehr bedauerlich und deshalb habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, das System mit den lebenden Planeten wieder ins Bewusstsein zu rufen.
DAV: Die Deutungen der Planeten sind ja vertraut und auch über Computerprogramme zugänglich. Ist es da wirklich noch nötig, sich am Himmel auszukennen?
Harry Tobler: Unbedingt! Wer sich darauf einlässt, macht spannende Entdeckungen. Ich habe bei meinen Untersuchungen erkannt, dass die Planeten über geo-physikalische Eigenschaften verfügen, die vielfach genau der Deutung unseres astrologischen Systems entsprechen.
DAV: Das ist in der Tat eine ungewohnte Sicht. Kannst du ein Beispiel dafür bringen?
Harry Tobler: Nehmen wir die Venus, die bekanntlich für Schönheit, Ästhetik, Sinnlichkeit steht. Tatsächlich ist sie auch am Himmel die Strahlende. Das erscheint nicht nur so wegen ihrer Nähe zur Erde. Sie reflektiert 65 Prozent des Sonnenlichts, dadurch wirkt sie so hell und schön. Zudem zieht sie eine ideale Kreisbahn mit fünf unteren Konjunktionen innerhalb von acht Jahren, aufgrund derer ihr Lauf ein Pentagramm markiert, was zudem Verbindungen zum Goldenen Schnitt aufweist, das menschliche Idealmaß. Insofern entsprechen die rein physikalischen Eigenschaften der Venus, wie wir sie wahrnehmen, genau der astrologischen Zuordnung.
DAV: Kann das nicht auch die Naturwissenschaft beeindrucken und der Astrologie wieder näher bringen?/em>
Harry Tobler: Die Vorbehalte sind groß, insofern ist das nicht so einfach, aber es ist in der Tat mein Anspruch, eine Beziehung zwischen Astronomie und Astrologie zu schaffen. Die Wissenschaft erlangt immer mehr Informationen über den Zustand der Planeten, auch darüber, wo Leben möglich wäre. Das ist auf der Venus definitiv nicht der Fall, auf dem Mars theoretisch schon eher.
DAV: Das widerspricht aber der astrologischen Deutung, wonach Venus nicht nur die Schöne und Ästhetische, sondern auch die Weibliche und die Sinnliche ist, die das Leben erblühen lässt; analog zum Stier. Mars dagegen steht doch eher für Zerstörung und Krieg.
Harry Tobler: Das ist oberflächlich richtig, aber eben nur oberflächlich. Beide haben auch eine ganz andere Seite, die von den Astrologen häufig ignoriert wird, obwohl sie für eine ganzheitliche Deutung unverzichtbar sind. Über die astrophysikalischen Eigen-schaften würde ich den Astrologen gern diese Eigenschaften nahebringen.
DAV: Bitte schön.
Harry Tobler: Beginnen wir mit der Venus. Die Hitze der Venus erträgt niemand, sie würde alles zerstören. Sie ist von einer dichten Wolkenschicht umgeben, die einen Treibhauseffekt verursacht und sie stößt permanent Wasserdampf ins All ab. Dadurch ist die Temperatur noch höher als auf dem Merkur, obwohl der näher an der Sonne ist. Wenn wir Wasser als Analogie für Gefühle betrachten, heißt das, sie lebt ihre Gefühle nicht aus, sondern lässt sie verpuffen. Ihre Oberfläche ist zudem sehr vulkanisch mit vielen Kratern. Analog ist sie sehr kämpferisch, wehrhaft. Man könnte sagen, außen sehr schön, innen kocht es. Diese Aspekte werden in der Venus-Deutung aber selten berücksichtigt, sondern der Lilith zugeschoben. Ich denke, diese Entwicklung hat mit der Ausbreitung des Patriarchats zu tun, das die dunkle Seite der Venus, also die starke, kämpferische Frau nicht akzeptieren konnte und sie sozusagen „weichgespült“ hat. Beim Weiblichen begegnet uns aber in Wirklichkeit Himmel und Hölle. Ich halte es für eine große Bereicherung, wenn das wieder mehr in die Deutung einfließt.
DAV: Bleibt noch die Frage nach der positiven Seite des Mars, astrophysikalisch abgeleitet.
Harry Tobler: Wie die Venus ist auch der Mars von mächtigen Vulkanen übersät, doch sie äußern sich anders. Sie drücken ständig nach oben, ohne auszubrechen. Analog heißt das, er besitzt die Fähigkeit, seinen Willen zu bündeln und weiß genau, wann es sich lohnt, seine Energie zum Einsatz zu bringen. Das benötigen wir alle, denn ohne Mars-Energie bekämen wir nie etwas zustande im Leben. Es ist also völlig unangebracht, ihn als „Übel“ zu bezeichnen wie die klassische Astrologie. Natürlich zeigen sich auch die Schattenseiten der Deutung in seiner physikalischen Erscheinungsform, aber darauf will ich jetzt nicht näher eingehen.
DAV: Ja, das ist auch ausführlich in deinem neuen Buch nachzulesen. Kommen wir zu einem anderen, sehr spannenden Punkt. Du sagst, dass die alten Kulturen etwa der Assyrer und Sumerer oder der vorkolumbianische Indianer ein hohes Wissen über die Eigenschaften der Planeten hatten. Gibt es eine Erklärung dafür? Über unsere Messgeräte dürften sie kaum verfügt haben.
Harry Tobler: Das Phänomen ist unbestritten. Ein Beispiel, In Teotihuacan, etwa 45 km nördlich von Mexiko-Stadt haben Menschen im ersten Jahrtausend vor Christus eine Pyramidenanlage mit Planetentempeln errichtet. Die einzelnen Tempel weisen unterei-nander den genau analogen Abstand der Planetenbahnen auf, wie heutige Planetenwege. Das ist an sich schon erstaunlich, aber das völlig Verblüffende: sogar Uranus, Neptun und Pluto sind vertreten, in entsprechend weiter Entfernung. Um es gleich zu sagen, es gibt keine Erklärung dafür, sondern nur Spekulationen, an denen ich mich hier nicht beteiligen möchte.
DAV: Dennoch drängt sich die Frage auf, woher die alten Hochkulturen ihr Wissen hatten, was die kosmischen Begebenheiten ebenso wie die Übereinstimmung der astro-physikalischen Eigenschaften mit der Planetendeutung betrifft?
Harry Tobler: Mit einer möglichen Erklärung begeben wir uns auf sehr dünnes Eis. Ich kann nur sagen, offensichtlich hatten Assyrer, Sumerer oder Babylonier und auch die vorkolumbianischen Indianer einen unmittelbaren Bezug zur Astrophysik. Es hat mich als Wissenschaftler selbst erstaunt, wie viele Übereinstimmungen es gibt, übrigens nicht nur im Bereich der Astrophysik.
DAV: Sondern auch noch?
Harry Tobler: Bei anderen naturwissenschaftlichen Phänomenen. Aus der Maya-Zeit ist ein Gürtel enthalten, dessen Schnallen Mangan enthalten. Das konnte man aber bis vor 100 Jahren noch gar nicht herstellen und zur Zeit der Maya gab es nur weiche Kupfer-werkzeuge. Woher hatten die Maya Mangan? Oder Tonkrüglein mit Eisenkern im Museum in Bagdad beweisen, dass die Babylonier eine Art Batterien besaßen. Das heißt, sie kannten Elektrizität. Woher? Und was haben sie damit gemacht? Alle Spekulation darüber driften in den Bereich Science Fiction ab, und deshalb möchte ich mich hier nicht näher damit beschäftigen.
DAV: Dann führen wir das vielleicht an anderer Stelle fort. Kannst du noch etwas zu deinem persönlichen Werdegang verraten, der ja sehr ungewöhnlich ist.
Harry Tobler: Ich bin zum einen Naturwissenschaftler, aber ich hatte schon immer ein großes Interesse an metaphysischen Darstellungen und Erscheinungen. Unerklärliche Phänomene wie die oben genannten, faszinieren mich, auch die Frage nach unserer Herkunft.
DAV: Konntest du dieses Interesse mit deinem beruflichen Werdegang vereinbaren?
Harry Tobler: Nein, das habe ich streng getrennt. Leider gibt es auch sehr wenig interdisziplinäre Zusammenarbeit. Ich kam bereits 1974, mit Ende Zwanzig, zum ersten Mal mit der Astrologie in Kontakt, erhielt aber sehr unterschiedliche und widersprüchliche Informationen und wandte mich zunächst wieder ab. 1990 wurde es konkreter. Ich wollte richtig einsteigen und fragte meine Partnerin Sibylle Sulser, welche Schule sie mir empfehlen würde. Sie verwies mich an die astrologische Psychologie der Huber-Schule und das ist bis heute meine Heimat.
DAV: Herzlichen Dank für die spannenden Zusammenhänge. Wir freuen uns auf ungewöhnliche neue Erkenntnisse und Einsichten.
Weitere Informationen zu Harry Tobler auf der Seite des Schweizer Astrologenbundes (sab).
Das Interview führte Klemens Ludwig.