DAV-Interview mit Klemens Ludwig
„Ich habe den Mond im achten Haus und den Mars im Skorpion. Da ziehe ich Tabu-Themen leicht an.“
Klemens Ludwig, geboren am 23. 12. 1955 um 22.55 Uhr in Warstein hat zunächst in verschiedenen Menschenrechtsorganisationen gearbeitet (Gesellschaft für Bedrohte Völker, Tibet Initiative Deutschland). Seit 1989 ist er freiberuflich als Autor und Radiojournalist mit dem Schwerpunkt Asien tätig. Unter seinen Veröffentlichungen befinden sich auch zahlreiche astrologische Publikationen. 1988 kam er erstmals mit der Astrologie in Kontakt. Nach einer Ausbildung bei Erich Bauer trat er in den DAV ein und legte dort 1997 die Prüfung ab. 2014 wurde er in den DAV-Vorstand gewählt, seit 2015 ist er Vorsitzender des DAV. Sein besonderes Interesse gilt der Rolle der Astrologie in Kultur und Geschichte.
Rafael Gil Brand sprach mit ihm über die Faszination des Themas „Tod“, seine persönlichen Erfahrungen damit sowie seinen astrologischen Werdegang.
DAV: Du hältst am DAV-Kongress Ende September einen Vortrag zum Thema „In Plutos Reich – Astrologie und Tod“. Was erwartet die Teilnehmer?
Klemens Ludwig: Mein Vortrag hat zwei Schwerpunkte. Zunächst geht es mir grundsätzlich um die Frage nach dem Tod als einem tabuisierten Thema, und um die unterschiedlichen Ansichten, wie man mit dem Tod umgehen kann, von einer tiefen und intensiven Beschäftigung bis zur Ablehnung und Verdrängung. Ich will den Tod enttabuisieren, wozu zahlreiche weise Frauen und Männer ihren Beitrag geleistet haben. Von Platon zum Beispiel stammt die Überlegung, „Niemand weiß, was der Tod ist, ob er nicht für den Menschen das größte ist unter allen Gütern. Sie fürchten ihn aber, als wüssten sie gewiss, dass er das größte Übel ist“.
DAV: In der Astrologie gibt es ja sehr kontroverse Meinungen zum Umgang mit dem Tod. Wird das auch ein Thema sein?
Klemens Ludwig: In der Tat, das ist mein zweiter Schwerpunkt. Mir geht es auch um die Frage nach der grundsätzlichen Prognostizierbarkeit des Todes. Oder überhaupt, was hat uns die Astrologie zum Thema Tod zu sagen? Todesprognosen sind aus gutem Grunde verpönt, dennoch werden wir Astrologen immer wieder damit konfrontiert. Wie gehe ich mit der Frage nach dem Tod um? Ich nehme diese Frage ernst, und versuche sie in meiner Praxis positiv zu wenden, etwa: wie lange hat jemand die Lebenskraft, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen?
DAV: Magst Du ein Beispiel geben, wie Du als Astrologe mit diesem Thema konfrontiert warst?
Klemens Ludwig: Solche Beispiele werde ich in meinem Vortrag vorstellen und auch Signifikanzen aufzeigen, um wiederkehrende Muster zu erkennen. Aber ein Beispiel mal vorab. Kürzlich verstarb sehr plötzlich ein guter Freund. Es war ein tragischer Fall für die hinterbliebene Ehefrau. Im Nachhinein betrachtet entdeckte ich, dass Pluto minutengenau auf seiner progressiven Sonne stand. Dieser Mann war sehr eingespannt und hielt sich für ziemlich unverzichtbar. Er starb im Grunde an einem harmlosen, unbehandelten Infekt, der auf das Herz übergegriffen hatte. Hätte er den Infekt ernst genommen und mit Antibiotika behandeln lassen, wäre es aus medizinischer Sicht niemals zu der Tragödie gekommen. Wäre ich als Astrologe vorab konsultiert worden, hätte ich ihn angesichts der Konstellation warnen können. Aber hätte ich seinen Tod verhindern können? Oder war seine Lebenszeit abgelaufen und er hätte sich dann auf andere Art verabschiedet? Das sind doch spannende Fragen, auf die ich natürlich keine endgültigen Antworten geben kann, aber hoffentlich interessante Anregungen. Auf jeden Fall gibt es zu den allermeisten Todesfällen, für die mir ein Geburtsbild vorliegt, aus astrologischer Sicht bemerkenswerte Signifikanzen.
DAV: Kannst du dazu schon etwas Konkretes sagen?
Klemens Ludwig: Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, aber die Vermutung, dass insbesondere Pluto- oder Saturn-Aspekte mit dem Tod zu tun haben, bestätigt sich immer wieder. Dass Pluto für die Transformation, den tiefen Wandel, steht, ist eine astrologische Binsenweisheit. Und welcher Wandel geht tiefer als der von einer Existenz in die nächste? Zudem will Pluto das Endgültige, Nicht-Mehr-Veränderbare. Und was ist endgültiger als der Tod? Saturn wiederum ist die Grenze unserer Wahrnehmung am Himmel, und damit natürlich ein vollkommen selbsterklärendes Symbol für den Tod, unsere letzte Grenze. Er wurde ja auch früher häufig als Sensenmann dargestellt. Bei dem Übergang sollte auch Neptun nicht gering geschätzt werden, aber das bewahre ich mir für meinen Vortrag auf.
DAV: Wie bist Du persönlich auf dieses Thema gekommen?
Klemens Ludwig: Ich war schon früh im Leben mit dem Tod konfrontiert. Das betraf nicht nur den natürlich Gang von Großeltern oder anderen Ahnen, von denen man sich gewöhnlich in der Jugend oder als junger Erwachsener verabschiedet. Einige mir sehr nahe stehende Menschen starben bereits im jungen Alter, ein Klassenkamerad bei einem Motorradunfall, drei weitere unter Dreißig durch Selbstmord, und kürzlich wurde die beste Freundin einer guten Freundin ermordet, die gerade Mitte Vierzig war. Auch unabhängig davon hat mich das Thema schon immer fasziniert – ich habe den Mond im achten Haus und den Mars im Skorpion. Da ziehe ich solche Tabu-Themen leicht an. Und sie reizen mich auch.
DAV: Hast du auch schon mal jemanden persönlich in den Tod begleitet?
Klemens Lucdwig: Ja, vor wenigen Wochen meine 91jährige Mutter, die sehr friedlich daheim im Bett gestorben ist.
DAV: Wie war die Erfahrung?
Klemens Ludwig: Schwer zu beschreiben, auf der einen Seite sehr bewegend und auf der anderen bemerkenswert unspektakulär. Ihr letzter Atemzug hat sich von den vorherigen in keiner Weise unterschieden. Ihre astrologischen Konstellationen waren aber höchst interessant. Aus medizinischer Sicht hätte sie früher versterben müssen. Der Hausarzt sprach sogar von einem „Wunder“. So wusste keiner, ob sie noch ein paar Tage oder einige Wochen leben würde. Mal schien es, als sei ihre letzte Stunde angebrochen, dann hat sie plötzlich wieder erstaunliche Kräfte mobilisiert. Kurz vor ihrem Tode, als ihr Zustand gewiss nicht darauf hindeutete, habe ich aufgrund der astrologischen Konstellationen eine Prognose für ihr Todesdatum gewagt; und es hat genau gestimmt, was meine astrologisch weniger aufgeschlossenen Geschwister sehr verunsichert hat.
DAV: Gibt es einen philosophischen oder spirituellen Hintergrund, aus dem heraus Du Dich dieser Thematik näherst?
Klemens Ludwig: Ich bin davon überzeugt, dass dieses Leben in der polaren Welt nicht hier endet, ohne dass ich einer bestimmten Religion angehöre. Der Tod ist das Tor zu einer anderen Form des Lebens. Daher erscheint mir der Tod selbst gar nicht als etwas Schreckliches, mein Mitgefühl ist viel mehr bei den Hinterbliebenen, die diesen Verlust verarbeiten müssen. Von daher ist es auch ein sehr spannendes Thema, was das Horoskop der Hinterbliebenen zu einem solchen Zeitpunkt sagt.
DAV: Darüber werden wir sicher auch in Bad Kissingen etwas hören. Ich möchte gern noch wissen, wie Du eigentlich zur Astrologie gekommen bist?
Klemens Ludwig: Mit 32 Jahren durchlebte ich eine Beziehungskrise, die sich ausweitete zu einer regelrechten Sinnkrise. Auch wenn ich Theologie studiert hatte und mich Fragen nach dem Sinn des Lebens immer beschäftigt hatten, war ich nun gezwungen, meinen Horizont zu erweitern, denn die bisherigen Erklärungen griffen nicht mehr. Da bin ich auf die Astrologie gestoßen, und habe mich sehr schnell in ihr heimisch gefühlt. Ich lebte damals in Heidelberg. Dort gab es eine lebendige astrologische Szene mit Buchhandlungen und Seminaren, der ich mich auf meiner Suche aktiv zuwandte. So bin ich auf Seminare von Erich Bauer gestoßen, bei dem ich dann später eine Astrologie-Ausbildung absolvierte. Vor allem die 12 Urprinzipien der Zeichen hat er auf eine sehr lebendige und einprägsame Art vermittelt. Ich konnte sie sehr direkt erleben und verinnerlichen, wovon ich heute noch bei meinen Beratungen profitiere.
DAV: Herzlichen Dank für die Ausführungen, die uns einen spannenden Vortrag erwarten lassen.
Mehr über Arbeit und Publikationen von Klemens Ludwig:
www.astrologie-ludwig.de
www.klemensludwig.de
Das Interview führte Rafael Gil Brand.