Interview mit Louise Kirsebom
„Das Sonnenhoroskop zeigt das an, was ich vom Himmel mitbringe, mein Potential“
Louise Kirsebom, geboren 1951 in Schweden, im Zeichen der Waage. Nach dem Studium der Altphilologie in Zürich und lebt sie seit 40 Jahren mit ihrem Mann in Kopenhagen. Ihr Aktionsradius mit Kursen, Unterricht und Beratungen umfasst die skandinavischen und deutschsprachigen Staaten, Großbritannien und Spanien. Nebenbei befasst sie sich auch mit Handlesen und Numerologie. Sie hat einen ganz eigenen Zugang zur astrologischen Deutung entwickelt, die hierzulande unter dem Begriff „Sonnenhäuser“ oder „Sonnenfelder“ bekannt wurden. Klemens Ludwig sprach mit ihr über Ihren astrologischen Werdegang, über das Potential der Sonnenhäuser sowie den Unterschied zwischen himmlischen und irdischen Horoskopen.
DAV: Du hast den größten Teil deines Lebens mit der Astrologie verbracht und arbeitest seit 1979 hauptamtlich als Astrologin. Kann man sagen, dass sie dir in die Wiege gelegt worden ist?
Louise Kirsebom: Nein, das war sie nicht. Ich stamme aus einer sehr traditionellen gutbürgerlichen Familie. Meine Mutter war Schwedin, meiner Vater Norweger, und ich bin in Schweden aufgewachsen. Es war eine Kaufmannsfamilie, in der die protestantische Religion eine wichtige Rolle gespielt hat. Für Astrologie oder so etwas war gar kein Platz.
DAV: Dann hast du offenbar einige Brüche im Leben vollzogen.
Louise Kirsebom: Ich war von Beginn an anders als der Rest der Familie. Bereits mit ungefähr neun Jahren hatte ich außersinnliche Erlebnisse mit früheren Inkarnationen, aber dafür war in der Familie natürlich kein Raum, und ich konnte als Mädchen damit nichts anfangen. Ich habe die Zusammenhänge erst später verstanden. Aber es gab noch einen wichtigen, frühen Einfluss, den ich erwähnen möchte. Mein Lateinlehrer hat sich für die Astrologie interessiert und daraus keinen Hehl gemacht. Er hat uns gefragt, ob wir unsere Geburtszeit kennen würden. Ich kannte meine, und er sagte, „dann steht deine Sonne im zwölften Haus“. Natürlich hatte ich keine Ahnung, was das bedeutete, aber es hat mich irgendwie neugierig gemacht.
DAV: Und, hat es gestimmt?
Louise Kirsebom: Ganz genau! Sonne 16° Waage, Aszendent 29° Waage.
DAV:Hast du die Anregung deines astrologisch versierten Lateinlehrer weiter verfolgt?
Louise Kirsebom: Durchaus, aber zunächst einmal gar nicht im astrologischen Sinne. Ich habe in Zürich Altphilologie studiert, also Latein und Griechisch. Es hat mich nicht wirklich gefesselt, es wirkte alles sehr staubig und antiquiert. Während des Studiums kam eine Nachbarin vorbei und brachte mir ein Buch von Linda Goodman „Astrologie sonnenklar“. Das Buch beschreibt reine Sonnenstandsastrologie, aber es war eine Initialzündung, es hat mich gefesselt. Ich habe das Studium abgebrochen und mich astrologisch orientiert. Dabei lernte ich zunächst Bruno Huber kennen, ich besuchte Seminare der Huber-Schule, was damals sehr stimmig für mich war. Ich blieb allerdings nicht dabei. Auf einem dieser Seminare in Österreich lernte ich meinen Mann kennen, Johan Hjelmborg. Es klickte zwischen uns, und ein halbes Jahr später zog ich zu ihm nach Kopenhagen.
DAV: Und seitdem widmest du dich ganz der Astrologie?.
Louise Kirsebom: Das kann ich so sagen, allerdings hatte ich ein prägendes Erlebnis Anfang Juni 1992, das mich zurück zur Sonnenstandsastrologie geführt hat und der Beginn meiner Arbeit mit den Sonnenhäusern war.
Eine Kollegin fragte mich, ob ich als Urlaubsvertretung eine wöchentliche Horoskopseite für sie machen könnte. Das war eine reizvolle Aufgabe, aber gleichzeitig hatte ich für die Zeit ganz konkrete andere Pläne. Mein Sohn machte gerade Abitur mit Themen des klassischen Altertums. Wir hatten deshalb entschieden, nach Neapel zu fliegen und uns Pompeji und andere Orte anzuschauen. Aber den Auftrag wollte ich auch nicht ausschlagen. Also habe ich die Arbeit von Süd-Italien aus erledigt. In jener Woche standen die Sonne und die Venus als Transite in Konjunktion im Zeichen Zwillinge. Waagegeborene werden durch die Venus „vertreten“, Löwegeborene durch die Sonne, mein Sohn ist Löwe. Zwillinge ist, von der Waage aus gezählt, das 9. Zeichen und entspricht in der Deutung dem 9. Haus, bezieht sich also beispielsweise auf Reisen und Publikationen. D. h: Ich, Venus, befinde mich auf Reisen im Ausland, begleitet von einer Person, die durch Sonne vertreten wird. Und ich war unterwegs noch mit Schreiben beschäftigt – auch Merkur befand sich in den Zwillingen.
DAV: Solche Evidenz-Erlebnisse sind nicht unbedingt selten, wenn man anhand der laufenden Planeten seine Aktivitäten in einen größeren Zusammenhang stellt. Was war für dich das Besondere an der Erkenntnis?
Louise Kirsebom: Die Stimmigkeit hat mich auf die Sonnenstandsastrologie zurückgeworfen, aber natürlich auf eine andere Ebene als in meiner Studentenzeit. Ich dachte mir, wenn alles so stimmig ist, dann will ich das System weiter verfolgen. Ich richte den Schwerpunkt meiner Arbeit seitdem auf ein Sonnenhoroskop aus, das ist etwas anderes als ein Geburtshoroskop. Die Regeln dafür habe ich zunächst aus der Stundenastrologie übernommen.
DAV: Der Unterschied zwischen Sonnenhoroskop und Geburtshoroskop dürfte vielen nicht klar sein. Kannst du das erläutern?
Louise Kirsebom: Gern. Ich habe auch noch eine andere Bezeichnung dafür. Das Sonnenhoroskop nenne ich das himmlische und das Geburtshoroskop das irdische Horoskop. Beim Sonnenhoroskop schaue ich nur darauf, in welchen Zeichen die einzelnen Planeten stehen. Im Moment zum Beispiel steht der Mond in der Waage, die Sonne im Widder, die Venus in den Fischen und so weiter. Das ist für alle Menschen auf der Welt gleich, egal, ob sie in Sydney, Kopenhagen, Würzburg oder New York geboren werden. Diese Konstellation zeigt das an, was ich vom Himmel mitbringe, mein Potential. Der Ort, an dem ich geboren bin, macht das Horoskop zum Geburtshoroskop. Es wird irdisch, oder eben individuell und zeigt an, was meine persönlichen Bedingungen sind, in denen ich mein Potential verwirklichen kann; meine Aufgabe. Man könnte es auch so zusammenfassen: Das Sonnenhoroskop beschreibt, wie du dich selbst siehst, das Ge-burtshoroskop zeigt, wie du von deinem Umfeld gesehen wirst.
DAV: Der Unterschied leuchtet ein, doch wie arbeitest du mit dem Sonnenhoroskop und welche konkreten Erkenntnisse gewinnst du daraus?
Louise Kirsebom: Im Sonnenhoroskop steht die Sonne das „Ich“, das „Zentrum der Persönlichkeit” per Definition immer im 1. Feld. Ich zähle dann die Felder, oder Häuser, wenn man so will, von ihrem Zeichen aus. Konkretes Beispiel, Sonne im Steinbock. Dann ist der Widder das vierte Feld, der Löwe das achte und die Waage das zehnte. Wenn nun Mars oder Mond im achten Sonnenhaus stehen, verrät das einiges über das Potential, mit dem sich die betroffene Person hier inkarniert. An diese Informationen komme ich mit der herkömmlichen Deutung nicht heran. Und ich habe noch die Erfahrung gemacht, dass sich die Menschen viel mehr mit dem identifizieren, was sie mitbringen als damit, in welche konkrete, persönliche Situation sie hineinkommen.
DAV: Das ist ein spannender Deutungsansatz, der vielen kaum vertraut sein wird. Wir freuen uns sehr, dass du dies System auf unserem Kongress vorstellst und damit eine erhebliche Erweitung der Deutung ermöglichst.
Louise Kirsebom: Danke für die Möglichkeit. Eines möchte ich noch betonen. Auf keinem Fall darf das System der Sonnenhäuser mit den Häusern vom Aszendenten in einen Topf geworfen werden. Es ist etwas ganz anderes.
DAV: Herzlichen Dank für deine Ausführungen. Wir sind sehr gespannt auf deinen Vortrag zu und den konkreten Erfahrungen mit den Sonnenhäusern.
Louise Kirsebom, „Die Sonnenhäuser“: www.chiron-verlag.de
Internet: www.stellium.dk
Das Interview führte Klemens Ludwig.