Interview des Deutschen Astrologen-Verbandes
mit Ute Flörchinger
„Ich wollte unbedingt erfahren, was es mit der Astrologie auf sich hat.“
Ute Flörchinger leitet das DAV-Ausbildungszentrum Nußloch/Heidelberg, ist als beratende Astrologin tätig sowie Mitglied der Prüfungskommission. Angesichts ihrer vielseitigen Ausrichtung ist sie die ideale Gewinnerin des Merkur-Preises der Tombola, womit die Möglichkeit verbunden ist, sich und die eigene Arbeit einem noch größeren Publikum vorzustellen.
Der DAV-Vorsitzende Klemens Ludwig befragte sie nach ihrem astrologischen Werdegang, ihren Schwerpunkten und ihren Erfahrungen.
DAV: Zu Beginn drängt sich natürlich die Frage auf, wie du zur Astrologie gekommen bist?
Ute Flörchinger: Es war ein sehr untypischer Weg. Ich war nach dem Abitur naturwissenschaftlich tätig, als Biologisch-Technische Assistentin, und ich habe auch noch ein Studium der Biochemie begonnen. In beidem habe ich mich sehr unglücklich gefühlt. Ich habe häufig die Stellen gewechselt, aber das hat nicht viel genutzt. Daran lag es nicht, es war einfach nicht meines. Mein Hausarzt, der sehr anthroposophisch ausgerichtet war, hat das erkannt und mir empfohlen, mal einen Astrologen aufzusuchen.
DAV: Und das war der Durchbruch?
Ute Flörchinger: Noch lange nicht. Ich dachte zunächst, so tief willst du doch nicht sinken, dass du einen Astrologen aufsuchst. Während des Studiums jobbte ich viel als Bedienung in Restaurants, dabei merkte ich, dass mir der Kontakt mit Menschen während der Arbeit sehr gut tut, während sich meine eigentliche Arbeit nur in Labors abgespielt hat. Irgendwann war der Leidensdruck so groß, dass ich dem Ratschlag meines Hausarztes gefolgt bin und einen Astrologen aufgesucht habe. Ich war völlig perplex, was der alles über mich sagen konnte. Also, letztlich war es eine Lebenskrise, die mich zur Astrologie gebracht hat.
DAV: Und die offenbar so viel ausgelöst hat, dass du nicht in der Rolle der Ratsuchenden geblieben bist.
Ute Flörchinger: In der Tat, ich war richtig angefixt, ich wollte unbedingt erfahren, was es damit auf sich hat. So stieß ich gleich zum DAV, der damals in der Person von Thomas Schäfer im Raum Heidelberg vertreten war. Ich begann eine Ausbildung bei Brigitta Liebstückel, die ich bei Ernst Ott fortgesetzt und mit der DAV-Prüfung abgeschlossen habe.
DAV: Und heute prüfst du selbst.
Ute Flörchinger: Ja, aber das war ein langer Weg. Zunächst arbeitete ich parallel weiterhin als BTA und als Astrologin. 1999 wurde meine erste Tochter geboren. Es war klar, dass ich die Dreifachbelastung nicht bewältigen könnte, und so entschied ich mich gegen meinen sicheren Job und für die Tätigkeit als hauptberufliche Astrologin.
DAV: Das führt mich zu der Frage, wo deine astrologischen Schwerpunkte liegen; falls du das sagen kannst.
Ute Flörchinger: Ich bin als Beratende, Unterrichtende und Prüfende zwangsläufig sehr breit aufgestellt. Ich benutze die klassische Astrologie, für die mein Herz immer mehr schlägt, denn sie ist eine wichtige Basis für unser Fach. Das umfasst natürlich auch Gebiete wie die Stundenastrologie und Elektion. Ich benutze aber auch die psychologische Astrologie, dazu die karmisch-spirituelle. Bei der Wahl meiner Methoden richte ich mich nach den Anliegen der Klienten, die naturgemäß sehr unterschiedlich sein können.
DAV: Gerade über das, was du zuletzt genannt hast, kursieren viele Spekulationen. Wie sieht deine Arbeit in der karmischen Richtung aus?
Ute Flörchinger: Natürlich schaue ich bei der karmischen Astrologie zunächst auf die Mondknotenachse, das ist sicher keine Überraschung. Hauptsächlich beziehe ich den vorgeburtlichen oder karmischen Neumond mit ein und setze ihn in Beziehung zum Geburtshoroskop. So bekomme ich ein Gefühl für die spirituellen Hintergründe und karmischen Lebensaufgaben.
DAV: Kannst du deine Praxis als Vollzeit-Astrologin vor Ort im Alltag näher beschreiben?
Ute Flörchinger: Die Beratung nimmt einen breiten Raum ein. Das geschieht nicht nur direkt vor Ort, sondern ich habe ein großes Einzugsgebiet, da ich Beratung auch per Telefon oder Skype anbiete. In der Ausbildung dagegen setze ich nur auf Präsenzunterricht. Webinare oder sonstige Online-Formen biete ich nicht an, denn ich möchte die Menschen, die bei mir lernen, unmittelbar erleben, direkt mit ihnen interagieren. Mein inhaltliches Spektrum ist dagegen sehr breit, von Grundkursen bis zur Vorbereitung auf die DAV-Prüfung.
DAV: Wie teilt sich die Arbeit zwischen Beratung und Lehrtätigkeit bei dir auf?
Ute Flörchinger: Zeitlich ist es ungefähr Halbe-Halbe, inhaltlich befruchtet es sich sehr. In meiner Lehrtätigkeit muss ich alle zwei, drei Jahre den gesamten astrologischen Stoff wiederholen. Damit werde ich automatisch genötigt, näher hinzuschauen, mich selbst zu vertiefen, neue Anregungen aufzugreifen. Das kommt meiner Beratertätigkeit sehr zugute. Ebenso ist es umgekehrt. Von der Beratung profitiert auch der Unterricht, denn dadurch bin ich nah an den Menschen dran, bekomme immer wieder neue Anregungen, was sie bewegt und kann das in den Unterricht einbauen. Jeder, der berät, sollte zumindest auch ab und an Kurse geben.
DAV: Einen Bereich hast du bei der bisherigen Fülle noch gar nicht erwähnt. Du leitest auch noch eine Regionalstelle. Was bedeutet das zusätzlich?
Ute Flörchinger: Der Bereich ist für mich von zentraler Bedeutung, denn er ist ebenfalls sehr inspirierend, weil es eine wunderbare Möglichkeit zum Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, aber auch mit interessierten Laien ist. Einmal im Monat lade ich in Heidelberg zu einem offenen Abend ein. Diese Initiative, die es in den 90ziger Jahren in Heidelberg schon einmal gegeben hatte, habe ich 2006 neu aktiviert. Die Resonanz ist sehr gut, und ich muss die Gruppe eher begrenzen, damit der persönliche Austausch nicht auf der Strecke bleibt.
DAV: Wie kann ich mir das konkret vorstellen?
Ute Flörchinger: Zu den Treffen kommen auch Menschen aus anderen Kulturkreisen wie Südamerika oder Osteuropa. Sie haben häufig eine ganz andere Herangehensweise, ganz andere Erfahrungen mit der Astrologie. Zum Beispiel werden in Südamerika die Finsternisse viel mehr mit in die Beratung einbezogen. Wir kennen das fast nur von der Mundanastrologie, wo Finsternisse eine wichtige Rolle spielen, aber nicht aus der individuellen Beratung. Das wird anderswo ganz anders gesehen und das ist sehr spannend. Zudem ist es eine großartige Möglichkeit, neue Interessenten an den DAV heranzuführen. Und wenn DAV-Mitglieder wie bei mir eine Ermäßigung bekommen, kann das auch eine erste kleine Motivation sein, sich dem Verband anzuschließen.
DAV: Das bringt mich zur letzten Frage, was du vom DAV erwartest?
Ute Flörchinger: Mir ist es ganz wichtig, dass die hauptamtlich arbeitenden Astrologinnen und Astrologen ein Forum haben, das Ihre Interessen vertritt, in dem sie sich austauschen, in dem neue und alte Kontakte geknüpft werden. Das ist der DAV und dafür benötigen wir ihn.
DAV: Vielen Dank, und ich wünsche dir weiterhin so gute Resonanzen, auch auf dieses Interview.
Mehr Informationen über die Arbeit von Ute Flörchinger: http://www.astroberatung-heidelberg.de/
Das Interview führte Klemens Ludwig.