Jupiter Konjunktion Neptun in den Fischen – und alles wird gut?
von Klemens Ludwig
Die wichtigste kosmische Konstellation für 2022 liegt hinter uns, und wir haben uns viel davon versprochen: die Jupiter/Neptun-Konjunktion auf 23° 58‘ Fische vom 12. April; steht doch Jupiter für Visionen, für alles, was über die Begrenzungen des Alltags hinausgeht und Neptun für Spiritualität, Empathie und Altruismus. Und das auch noch in dem Zeichen, das von beiden Planeten regiert wird.
Nun gut, eine Lösungsperspektive für den Krieg in der Ukraine ist nicht in Sicht und auch andere Krisen verschwinden nicht einfach so. Es gibt da schließlich noch die andere Seite, denn Jupiter steht auch für Übertreibung, Neptuns Schattenseiten sind Täuschung und Selbsttäuschung.
Genau diese kosmische Ambivalenz spüren wir gerade, und das dürfte noch eine Zeit so weitergehen: auf der einen Seite erleben wir viel Altruismus und Empathie, persönlich wie politisch. Die Flüchtlinge aus der Ukraine, die alles verloren haben, erfahren in ihrer verzweifelten Situation viel Gastfreundschaft und Unterstützung. Die internationale Gemeinschaft ist bereit, Russland mit Sanktionen zu belegen, die auch massive Nachteile für die eigene Wirtschaft mit sich bringen. Es bleibt nicht nur bei ein paar verbalen diplomatischen Noten und Protesten, die letztlich niemanden interessieren. Die Sanktionen treffen Russland heftig, und alle Umfragen belegen, dass ein großer Teil der Bevölkerung trotz aller Einschränkungen dahinter steht.
Aber da ist auch die Seite der Täuschung und Selbsttäuschung. Niemand kann wirklich sagen, welche Pläne Putin noch verfolgt. Es gibt sogar wilde Spekulationen über seine Gesundheit. Würde es helfen, Putin eine Brücke zu bauen, damit er halbwegs ohne Gesichtsverlust aus dem Konflikt wieder herauskommt, dessen Verlauf er sich gewiss anders vorgestellt hat? Oder ist das schon Appeasement-Politik, Anbiederung an einen Aggressor, die diesen nur stärken würde?
Am 11. Mai transitiert Jupiter in den Widder. Dazu habe ich in einer Jahresvorschau für Astrologie Heute geschrieben: Global dürfte die Debatte um Werte zu erheblich verschärften Auseinandersetzungen zwischen den weltweit führenden Mächten ausarten… Die verschärften globalen Spannungen werden hoffentlich nur im weltanschaulichen und wirtschaftlichen Bereich ausgetragen.“ Zugegeben, ich hatte eher die USA und China im Blick, aufgehängt womöglich an der Taiwan-Frage, aber China ist auch bei dem aktuellen Konflikt als Verbündeter Russlands im Hintergrund präsent – und die Hoffnung war zu optimistisch.
Die Unklarheit ist aktuell die klarste kosmische Botschaft. Im März bildeten Venus und Mars kurz hintereinander ein Quadrat zu Uranus. Immer, wenn Uranus im Spiel ist, wird es schwierig mit Prognosen, denn zu seinen Eigenschaften gehört die Unberechenbarkeit. Auch der Krieg in der Ukraine ist gewiss nicht so verlaufen, wie der Aggressor Wladimir Putin, aber auch die meisten Beobachter im Westen es vermutet haben. Uranus im Quadrat zur Göttin der Liebe und Diplomatie sowie Uranus im Quadrat zum Gott des Krieges machen deutlich, dass die Welt zwischen Friedenshoffnungen und brutalen Schreckensmeldungen hin- und hergerissen ist.
Die wichtigste Folgerung aus der schwierigen und undurchsichtigen Situation sollte die sein, genau diese Unklarheit zu akzeptieren. Auch wir Astrologen wissen nicht immer eine Antwort auf drängende aktuelle Fragen, vor allem dann nicht, wenn der Kosmos sehr unterschiedliche Signale sendet, wie im Moment. Dann ist es klug, dies auch deutlich zu machen. Eine solche Haltung zeigt Souveränität.
Die Entwicklung auf der Erde ist nicht eindimensional. Wir erleben Krieg mit allen Grausamkeiten, wir erleben Solidarität und spontane Hilfsbereitschaft. Wir erleben Visionen einer neuen friedlichen Welt Ordnung, wir erleben das Gefangensein in alten Mustern von Dominanz und Vergeltung – genau wie es die aktuellen kosmischen Signaturen präsentieren.
Klemens Ludwig