Interview mit Monika Heer (ABZ Bochum) und Anita Ferraris (ABZ Köln-Rondorf)
Leiterinnen eines DAV Ausbildungszentrum
Wolfgang:
Liebe Monika, liebe Anita, es ist mir eine Freude, ein Interview mit euch beiden zu führen anlässlich der Jubiläen eurer DAV-Ausbildungszentren. Zum einen feiert Anita in diesem Jahr ihr 10jähriges Jubiläum und Monika begeht in diesem Jahr bereits ihr 20jähriges Jubiläum. Das ist sicher ein hinreichender Grund mit euch mal zurückzuschauen, wie alles begann, und auch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Zunächst interessiert mich, wie ihr eigentlich zur Astrologie gelangt seid.
Monika:
Ich studierte damals an der Ruhr-Uni-Bochum Philosophie, Germanistik und Geschichte. Ich hatte mir insbesondere vom Studium der Philosophie – versprochen, dass ich Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens finde.
Dem war aber nichts so, ich las Hegel, Feuerbach und Nietzsche und verstand gar nichts. Doch ich wohnte damals in einer Wohngemeinschaft gegenüber einer Psychologen-WG und dort wohnte auch Detlef Hover (Anmerkung vom NL: Detlef Hover war Erster Vorsitzender des DAVs von 1996 – 2005). Detlef war bereits fertig mit seinem Studium und begann seine Doktorarbeit zum Thema: „Astrologie und Psychologie“. Mit einem Buch von Wolfgang Reinicke berechneten wir unsere Horoskope per Hand und damit öffnete sich für mich eine Tür zu einer neuen Wirklichkeit. Ich las nach, was eine Fische-Sonne bedeutet, und hatte endlich das Gefühl, Antworten auf meine existenziellen Fragen zu finden. Dann habe ich die Unterlagen, die Detlef von seiner Ausbildung in der Huber-Schule mitbrachte und suchte in den Uni-Bibliotheken nach Büchern über Astrologie.
Dann sprach sich herum: „Monika kann jetzt Horoskope berechnen!“ Und so erstellte ich Horoskope für den Freundeskreis und wurde immer wieder gebeten, das Horoskop zu erklären. Da ich gerade erst angefangen hatte, konnte ich nicht viel zu einem Horoskop erzählen, doch ich stellte fest, dass es jedes Mal intensive Gespräche gab, dass Menschen sich mir gegenüber öffneten und viel von sich preisgaben. Das hat mich sehr fasziniert. Und drei Jahre später gab ich meinen ersten Astrologiekurs. So fing alles an.
Wolfgang:
Es ist ja interessant, dass du gerade an der Uni zur Astrologie gekommen bist, die ja heute eher kritisch in der Regel zur Astrologie eingestellt ist. Wie war dein Weg zur Astrologie, Anita?
Anita:
Als ich als 6jähriges Kind nach meinen Berufswünschen gefragt wurde, habe ich gesagt: „ich möchte König werden!“ und auf die Frage: „Warum denn König?“ habe ich geantwortet: „Der kann machen, was er will!“ Später mit acht Jahren wollte ich Priester werden, dann Zirkusdompteur und zuletzt Zauberer. Ich hatte bei meiner Großmutter nämlich ein Buch entdeckt mit dem Bild eines Zauberers auf dem Umschlag, der einen tollen Mantel trug mit astrologischen Symbolen (die ich damals aber noch nicht kannte). Also wollte ich Zauberer werden!
Später in der Schule, hatte ich einige kleine Taschenbücher zu Tierkreiszeichen aus dem Heyne-Verlag gelesen und ich konnte den Leuten auf den Kopf zu sagen, welches Tierkreiszeichen sie seien. Eines Tages fiel mir ein Flyer von Hermann Meyer in die Hände mit einem Hinweis auf seine Astrologieausbildung und die habe ich dann absolviert, zunächst nur für mich aus Wissensdurst. Der Gedanke mit diesem Wissen Geld zu verdienen, kam mir zunächst gar nicht. Als ich dann 2005 meinen Regieberuf aufgab, um Therapeutin zu werden, war ich zunächst arbeitslos und eine sehr nette Beraterin beim Arbeitsamt riet mir, als sie hörte, dass ich eine Astrologieausbildung gemacht hätte, mit Astrologie bei einer Telefonhotline Geld zu verdienen. Also bin ich zu Questico gegangen und habe anderthalb Jahre dort – hauptsächlich nachts – gearbeitet. Es war ein fürchterlicher Job. Aber was ich dabei gelernt habe, war sehr schnell ein Horoskop zu erfassen und dazu eine Aussage zu machen. Jede Minute kostete den Anrufenden ja Geld. Als ich dann genug eigene Klienten hatte, habe ich sofort bei Questico aufgehört.
Gleichzeitig fing ich auch an, zu beraten und Astrologie zu unterrichten. Das war eine Herausforderung, denn ich hatte noch keine Skripte oder Unterlagen und musste von Termin zu Termin mich neben meinen anderen beruflichen Tätigkeiten auf die Kurse vorbereiten.
Dass ich zum DAV kam, hing damit zusammen, dass ich eigentlich eine Prüfungsphobie hatte und dabei war, sie zu überwinden. Ich bin durch zahlreiche Prüfungen in meinem Leben gefallen. Zuerst bestand ich die Motorrollerprüfung, dann die Heilpraktikerprüfung, und zuletzt die Prüfung des Deutschen Astrologen-Verbandes! Und als ich die bestanden hatte, wollte ich auch ein Ausbildungszentrum des DAV haben, und auch das hat geklappt.
Wolfgang:
Monika, wie kam es zu der Gründung deines Ausbildungszentrums? Das ist nun schon 20 Jahre her, aber da du schon in deiner Studienzeit mit Astrologie begonnen und auch schon Kurse abgehalten hast, liegen doch einige Jahre bis zum Start deines Ausbildungszentrums dazwischen.
Monika:
Ich hatte bereits 1991 mit zwei Kolleginnen das DAV-Ausbildungszentrum „Ruhrgebiet“ gegründet. Doch nach anderthalb Jahren bin ich wieder ausgestiegen, weil meine Kolleginnen einen Unterrichtsstil pflegten, der mir zu verschult war. Danach habe ich viele Jahre hauptberuflich als Historikerin gearbeitet. 1997 wurde ich auf einer Mitgliederversammlung des DAV in die Prüfungskommission gewählt, neben mir waren noch Rafael Gil Brand, Christoph Schubert-Weller, Mona Riegger und Agnes Reimers in der Kommission.
Als Anfang 2000 die Finanzierung meiner Doktorarbeit scheiterte, entschied ich mich ganz auf die Astrologie zu konzentrieren. Insbesondere Mona, mit der ich inzwischen gut befreundet war, hat mich sehr zu diesem Schritt ermutigt. Ich plante zunächst, die Heilpraktikerprüfung für Psychotherapie abzulegen und entwickelte Konzepte, um Gesprächspsychotherapie und verschiedene Formen von Kurzzeittherapie mit Astrologie zu verbinden. Doch immer wieder kamen Menschen auf mich zu und fragten, warum sie nicht bei mir Astrologie lernen können. Da ich zu diesem Zeitpunkt über 20 Jahre Erfahrung als Dozentin im Weiterbildungsbereich hatte, entschloss ich mich eine Schule zu eröffnen. Und schnell war klar, dass es ein DAV-Ausbildungszentrum sein sollte. So habe ich 2001 mit dem Namen Astrologos meine Schule eröffnet und 2004 die Anerkennung als DAV-Ausbildungszentrum erhalten.
Im Verlauf dieser Existenzgründung setzte ich durch, dass mein Ausbildungs-zentrum als Weiterbildungseinrichtung vom Regierungspräsidenten anerkannt und damit von der Umsatzsteuer befreit wurde. Die Unterlagen stellte ich anschließend dem DAV und allen anderen Zentren zur Verfügung. Der gesamte Prozess der Anerkennung hat sich über anderthalb Jahre hingezogen, da mein Antrag zunächst abgelehnt wurde. Aber der Widerspruch mit Hilfe einer Anwältin war erfolgreich.
Wolfgang:
Was hat dich denn damals so zuversichtlich gemacht, dass es klappen wird?
Monika:
Ich konnte an dem Punkt, als ich mich für eine Selbständigkeit als Astrologin entschied, auf 20 Jahre Aufbau-Arbeit zurückblicken, in denen ich nebenberuflich immer astrologische Beratung angeboten und bis auf kleine Pausen etliche Astrologie-Seminare gegeben hatte.
Wolfgang:
Habt ihr denn daran gedacht, ein Eröffnungshoroskop zu erstellen?
Anita:
Nein, ich mache keine Stundenastrologie.
Monika:
Ich wurde im Juni 2004 per SMS über die Vorstandsentscheidung zur Anerkennung von Astrologos als DAV-Ausbildungszentrum informiert. Für diesen Zeitpunkt habe ich ein Horoskop erstellt, ebenso für den Zeitpunkt, an dem ich die Domain „astrologos.de“ registriert habe. Und Mona hat mir 2002 eine Elektion für den Start der Webseite erstellt. Alle drei Horoskope sind übrigens in meinem Blog zu finden.
Wolfgang:
Anita, mit welchen Hürden hattest du denn am Anfang, beim Start des Ausbildungszentrums zu kämpfen?
Anita:
Ich hatte immer zu kämpfen! Dabei bilde ich leidenschaftlich gerne aus. Ich habe sehr gute Skripte erstellt und die Ausbildung im Lauf der Zeit auf ein sehr hohes Level gebracht.
Bei mir sind nicht die Türen eingerannt worden, zum einen, weil hier bereits zwei Ausbildungszentren in Köln existierten. Es war für mich sehr, sehr schwierig, mich daneben zu behaupten. Ich hatte immer sehr kleine Klassen. Besonders schwierig wurde es zusätzlich in der Coronazeit und jetzt mit den Online-Kursen. Ich mag Online nicht gerne unterrichten. Mein Stil verlangt Dichte, Nähe und Präsenz.
Und es kommt dazu, dass meine Art meinen Unterricht zu verstehen sehr „besonders“ ist. Als moderne Alchemistin möchte ich nicht die Massen ansprechen, sondern dass Leute zu mir kommen, die schon weiter fortgeschritten sind auf einem Weg der Bewusstseinserweiterung. Menschen auf der Suche. Ich möchte an das alte Wissen anknüpfen, an Weisheit und die tieferen Geheimnisse der Spiritualität. Das ist mir wichtiger als das Handwerk und die Techniken, die natürlich auch dazu gehören und die ich natürlich auch vermittle. Aber wer bei mir die Ausbildung macht, ist nach zwei Jahren nicht mehr derselbe Mensch. Diese tiefe Wandlung geht nur in kleinen Gruppen, und bedeutet, dass eine Schülerin, ein Schüler genau das will, – also weitaus mehr als eine Berufsausbildung.
Und ich mache diese Art des Unterrichts von Herzen gerne. Es ist keine Arbeit, eher eine Berufung!
Mein Herz schlägt zutiefst für die Kunst und die Spiritualität und Astrologie ist ein Mittel zum Zweck, eine Lehre, ein Handwerkszeug, das ich nutze, um weiter zu kommen zum Kern, zum Wesentlichen. Astrologie ist nicht die Krone, sondern ein möglicher und sehr guter Weg, einer der besten vielleicht.
Wolfgang:
Monika, du hattest im Ruhrgebiet nicht so viel Konkurrenz?
Monika:
Oh, doch! Es gibt eine ganze Reihe von Astrolog*innen und auch Schulen im Ruhrgebiet, aber die meisten dieser Kolleg*innen sind nicht im DAV organisiert.
Wolfgang:
Wenn ihr nun noch einmal eure Erfahrung mit der Gründung eines Ausbildungszentrums Revue passieren lasst, welche Tipps würdet ihr einer Astrologin, einem Astrologen geben, die sich mit dem Gedanken tragen eine Astrologieschule zu eröffnen?
Monika:
Ich unterstütze die Schülerinnen und Schüler, die sich mit Astrologie selbständig machen wollen, gerne. Ich sage ihnen aber auch klar, dass es mühselig ist, nur von Beratungen leben zu wollen und dass sie Seminare und Ausbildungen anbieten sollen, wenn sie nur von Astrologie leben möchten. Natürlich empfehle ich auch, die DAV-Prüfung zu machen. Die wichtigste Voraussetzung ist es aber, die Arbeit mit Herzblut zu machen und die Astrologie wirklich zu lieben. Denn berühmt und reich wird man in den seltensten Fällen. Ich weise immer daraufhin, dass sie viel Geduld brauchen, aber mit der Zeit setzt sich Qualität durch. Man braucht jedoch einen langen Atem!
Anita:
Ich würde die Betreffenden zunächst fragen, warum willst du unterrichten. Schlägt dein Herz wirklich dafür? Das habe ich in meinem Leben immer bemerkt, wofür das Herz schlägt, das schafft man dann auch. Willst du das wirklich leidenschaftlich machen? Gut, dann musst du wirklich alles dafür tun. Wenn Ja, dann geh dafür! Um erfolgreich zu sein, muss der Wunsch aus dem tiefsten Inneren kommen und dann kannst du die Begeisterung weitergeben.
Wolfgang:
Lasst uns nun mal in die Zukunft schauen! Wenn wir in 10 Jahren euer nächstes Jubiläum feiern, wie sehen dann eure Zentren aus?
Monika:
Als ich jetzt mein Sommerfest zum 20jährigen Jubiläum plante, schrieb mir eine Schülerin, dass sie leider nicht kommen könnte, aber sie käme zum 30jährigen. Da habe ich geantwortet: Bist du sicher, dass mein Zentrum dann noch existiert? Ich weiß nicht, ob ich in 10 Jahren noch ein Ausbildungszentrum leiten will oder kann. Wenn ich zurückblicke, kann ich sagen, dass ich sehr hart gearbeitet und auf Vieles verzichtet habe. Viele Jahre sind meine ganze Kraft und Liebe in die Schule, den Untereicht und die Arbeit mit Menschen geflossen. Seit der zweiten Saturnwiederkehr spüre ich zunehmend den Wunsch, mehr Raum für mich zu haben, mich selbst in der Astrologie weiterzubilden. Zudem möchte ich gerne mehr forschen, lesen und schreiben, zum Beispiel möchte ich gerne gemeinsam mit Petra Niehaus das Buch über Chiron fertigstellen.
Wolfgang:
Beim Kongress konnten wir ja schon einen Eindruck über eure Forschung zum Chiron erhalten und es wäre sicher ein Gewinn für die Astrologie, wenn das als Buch veröffentlicht würde, denn über Chiron gibt es sicher noch nicht so viel nachzulesen.
Monika:
Wir haben uns vorgenommen, dass es zum nächsten Kongress bei Reinhardt Stiehle auf dem Büchertisch liegen soll. Dafür werden wir in den kommenden Monaten und im nächsten Jahr Freiräume schaffen, um alle Kapitel fertig schreiben zu können.
Wolfgang: Anita, wie sieht dein Blick in die Zukunft aus?
Anita:
Werfen wir erst mal einen Blick in die Gegenwart: Ich bin jetzt 76 und in 10 Jahren bin ich dann 86. Ich glaube nicht, dass ich dann noch unterrichte. Aber wer weiß?
Will ich in die Zukunft blicken? Nein. Meine erste erschreckende Erfahrung mit der Astrologie war, dass mir jemand ungefragt, meinen Tod vorausgesagt hatte. Deshalb habe ich mir vorgenommen, niemals jemandem etwas vorauszusagen. Denn solche Aussagen nehmen dem Menschen die Freiheit, weil wir sofort programmiert sind.
Es ist so, dass ich nicht nur keine Stundenastrologie mache, mich interessiert auch die Zukunft generell nicht. Ich will nichts im Voraus wissen. Ich will wissen, was ich jetzt tun kann und meine Entscheidungen in der Gegenwart setzen dann etwas für die Zukunft frei. Ich vermute, dass ich noch sehr viel vor mir habe. Ich spüre das! Ich spüre, dass ich noch wahnsinnig viel zu geben habe. Aber das hat jetzt noch keine Form. Das kann alles sein! Es tun sich ganz viele Türen nach überall hin auf und verlasse mich auf kosmische Führung. Ich bin mit meinem Bauch und mit meinem Herzen tief und vertrauensvoll verbunden! Mir geschehen Dinge und ich lasse sie geschehen. Deshalb plane ich keine Dinge.
Ich habe während Corona ein Buch geschrieben, eine Autobiographie. Das war eine wichtige Erfahrung. Ich habe zwar das Buch geschrieben, aber das Buch hat auch mich geschrieben. Ich lerne immer noch aus dem Geschriebenen. Ich habe mich komplett verändert, ich habe nicht nur über 20 kg abgenommen, ich habe mich auch innerlich verändert und merke, ich wachse in eine neue Lebensphase hinein. Das war auch die Intention des Buches, das „Der Umzug“ heißt. Es ist ein Umzug in eine neue Lebensphase. Ich fühl mich zwar nicht alt, aber ich fühle mich auf dem Weg zur weisen Frau. Ich werde auch teilweise von Menschen so angesprochen: „Du weise Frau!“ Ich fühle mich aber jung, verjüngt, wie nach dem Trinken aus einem Jungbrunnen und lasse mich überraschen. Alles ist möglich!
Wolfgang: Dann möchte ich mich nach diesen spannenden Aussagen bei euch für das Interview bedanken und hoffen, dass noch viele Schüler von dem reichen Schatz eures astrologischen Wissens profitieren werden. Also ein herzliches Dankeschön für Bereitschaft zu diesem Interview.
Das Interview wurde geführt von Dr. Wolfgang Steven
Dr. Wolfgang Steven ist 1. Vorsitzender des DAV. Er war Apotheker und Dipl. Betriebswirt. Nach leitenden Positionen bei Schering ist er heute Coach und astrologischer Berater. Er ist geprüfter Astrologe des DAV und leitet, gemeinsam mit seiner Frau Damaris, ein DAV Ausbildungszentrum an der Ostsee.