Saturn schenkt Pflichten – und Freuden
von Petra Dörfert
Saturn ist der traditionelle Gegenspieler von Jupiter. In der klassischen Astrologie gilt er als „Übeltäter“, heute würde man sagen: Spielverderber, Griesgram, Moralapostel. Erhalten wir Besuch von Saturn, winkt quasi der Ernst des Lebens, und wir sehen uns mit Prüfungen, Herausforderungen und Hindernissen konfrontiert.
Diese gehören aber zwangsläufig zum Leben dazu. Oder kennt jemand ein Märchen, in dem der Prinz die Prinzessin ohne Hürden erobert hätte? So „böse“ ist Saturn also gar nicht. Eigentlich macht er uns nur darauf aufmerksam, wo der Schuh drückt, wo wir uns noch etwas mehr anstrengen könnten und wo wir vielleicht nicht ganz so toll sind, wie wir gedacht haben. Er tut das aber nicht zur „Strafe“, sondern um Fehlentwicklungen vorzubeugen und uns die Möglichkeit zum Wachstum zu geben.
Immerhin ist Saturn einer der fairsten Planeten: Wenn er Kritik anmeldet, dann gibt es wirklich etwas zu kritisieren. Und wenn wir das einsehen und etwas verändern, dann hören die Schwierigkeiten auch wieder auf. Haben wir unsere Sache gut gemacht, winkt sogar eine Belohnung. Insofern bergen Saturn-Transite auch die Möglichkeit zu Aufstieg und Erfolg. Ein anderer positiver Effekt von Saturn-Konstellationen ist, dass er uns diejenigen Dinge beschert, die Nachhaltigkeit und Dauer haben – feste Lebenspartner, Kinder, Karriere-Jobs, Firmengründungen oder Grundbesitz. Er möchte uns damit erinnern, dass das, was wir uns wünschen, auch mit Verpflichtungen verbunden ist, die wir nicht nach Lust und Laune abschütteln können. Saturn zwingt uns also, „dranzubleiben“ und dadurch Reife zu entwickeln.
Im Folgenden möchte ich einige Geschichten erzählen, die zeigen, was man unter Saturn-Transiten alles erleben kann:
Saturn fordert uns auf, unser Leben selbstkritisch zu prüfen. Jeanne war glücklich verheiratet und hatte zwei Kinder. Sie schien rundum mit ihrem Leben zufrieden, obwohl sie frühere Karrierepläne – sie wollte eigentlich Modedesignerin werden – aufgegeben hatte. Als Saturn über ihre kreative Löwe-Sonne ging, machte sich bei ihr eine schleichende Unzufriedenheit bemerkbar. Jeanne wusste zunächst gar nicht, was mit ihr los war, und befürchtete, Depressionen zu bekommen. Als sie eines Nachmittags zufällig ihre alten Malsachen wieder fand, malte sie spontan ein Bild – ihr erstes seit Jahren. Jeanne sucht nun nach einem Weg, ihr Familienleben mit ihren künstlerischen Neigungen in Einklang zu bringen.
Saturn fordert uns auf, eigene Maßstäben zu setzen. Eine Bekannte von mir war viele Jahrzehnte lang Grundschullehrerin. Der Umgang mit Kindern machte ihr Freude und ihr Ansehen unter den Kolleginnen war hoch. Als Erika ihren 51. Geburtstag feierte, ging Saturn in ihr 10. Haus, und sie erhielt das Angebot, Schulleiterin zu werden. Was andere als den Höhepunkt ihrer Karriere betrachten würden, erfüllte Erika mit Sorge. Verwaltungskram und Organisation machten ihr keinen Spaß, zudem würde erheblich mehr Druck auf ihr lasten. Nur weil alle ihr so stark zuredeten und sie niemanden enttäuschen wollte, willigte sie schließlich ein. Sie biss sich in den nächsten Jahren tapfer durch ihr Amt, ging aber sobald als möglich in Frührente. Es tat ihr leid, nicht Lehrerin geblieben zu sein, und der Umgang mit den Kindern fehlte ihr. Saturn im 10. Haus hatte an Erika Pflichten herangetragen, die nicht ihrem Wesen entsprachen. Ihre Aufgabe hätte wohl eher darin bestanden, sich davon abzugrenzen und den eigenen Maßstäben zu folgen.
Saturn stellt Rasern das Stoppschild hin. Die Widder hatten schwer zu schlucken, als Saturn von Mitte 2003 bis Mitte 2005 Quadrate zu ihrer Sonne bildete. Ständig schien ihnen jemand Knüppel zwischen die Beine zu werfen, und ihr altbekanntes Motto „Geradewegs mit dem Kopf durch die Wand“ funktionierte plötzlich nicht mehr. So ging es auch dem Mann einer Klientin. Klaus war es gewohnt, im Berufsleben zu powern, und da er viel unterwegs war, drückte er auf der Autobahn gern mal auf die Tube. Als er im Herbst 2003 einen neuen Chef (Saturn!) bekam, brach Unfrieden los, da dieser um jeden Preis seine Autorität durchdrücken, Klaus aber nichts an seinem Arbeitsstil verändern wollte. Klaus war stinkwütend, als er eines Abends die Firma verließ und, wie so oft, alle Geschwindigkeitsanzeigen übersah. Es gab einen mittelschweren Blechschaden, und da Klaus leider schon ein paar Punkte in Flensburg hatte, war der Führerschein für einige Zeit weg. Saturn hatte hier gleich dreifach den mahnenden Zeigefinger erhoben, und zwar in Bezug auf Klaus’ Unfähigkeit, am Arbeitsplatz zu kooperieren, mit seinen Aggressionen sinnvoll umzugehen und vernünftig Auto zu fahren. Der Schock brachte Klaus ein bisschen auf den Teppich zurück: Er ging in der erzwungenen Fahrpause etwas häufiger ins Fitnessstudio, was auch seinem Blutdruck zu Gute kam, beherrscht sich jetzt mehr beim Fahren, und das Verhältnis zu seinem Chef (übrigens auch ein Widder!) hat sich mit der Zeit beruhigt.
Saturn schenkt Pflichten – und Freuden. Wilma hatte die Schwangerschaft nicht geplant, sondern sogar stets eine gewisse Abneigung gehabt, Mutter zu werden. Und dann kam der Transit-Saturn in ihr 5. Haus, sie vergaß einmal die Pille – und schon war’s passiert…! Anfangs dachte Wilma sogar über eine Abtreibung nach, mit der Zeit freute sie sich jedoch auf das Kind. Sie ist heute eine sehr glückliche und verantwortungsvolle Mutter.
Saturn erfüllt Wünsche auf die bodenständige Art. Stimmt es in einer Beziehung nicht, wird dies unter einem Saturn-Transit unfehlbar ans Licht kommen. Umgekehrt sind aber Beziehungen, die unter Saturn beginnen, mit die haltbarsten, die es gibt! Das durfte auch Jasmin erleben, die jahrelang Single gewesen war und sich schwer tat, eine neue Beziehung einzugehen. Eigentlich wünschte sie sich einen neuen Partner, aber sie war schüchtern und gehemmt, und die negativen Erfahrungen der Vergangenheit machten ihr Angst. In solchen Fällen schafft Saturn manchmal Tatsachen: Als dieser nämlich über Jasmins Venus ging, trat ein Mann in ihr Leben, an dem sie trotz ihrer Vorbehalte nicht vorbeikam – sicherlich kein Märchenprinz, aber jemand, mit dem man glücklich werden kann. Demnächst werden die beiden heiraten.
Die wichtigsten Saturn-Konstellationen auf einen Blick:
Jedes Horoskop hat zwölf Häuser (= zwölf Lebensbereiche). Saturn benötigt ungefähr zwei Jahre, um eines davon zu durchlaufen. Lesen Sie, welche Bedeutung es hat, wenn Saturn im Transit eines der Häuser berührt.
Saturn im 1. Haus
Beginn eines neuen Lebensabschnitts, lang gehegte Pläne sollten jetzt realisiert werden. Günstig bei Kinderwunsch. Wenn die Lebensperspektive fehlt: Gefühl der Belastung und Schwere.
Saturn im 2. Haus
Prüft unsere Finanzen: Wie gehen wir mit unseren finanziellen Ressourcen um? Verschwendung rächt sich, gute Anlagen und Investitionen tragen Früchte. Prüft auch unseren Selbstwert: Wird man seinen Ansprüchen gerecht? Und sind diese überhaupt stimmig oder gar überzogen bzw. zu lasch?
Saturn im 3. Haus
Prüft unsere Fähigkeit zu lernen und zu kommunizieren. Positive Zeit für Fortbildungen. Prüft unser Verhältnis zu unseren Geschwistern, Nachbarn, Bekannten.
Saturn im 4. Haus
Prüft unsere häuslichen Umstände: Wohnt man am richtigen Ort, in der richtigen Wohnung, im passenden Haus? Stimmt alles mit der Familie?
Saturn im 5. Haus
Prüft unsere Fähigkeit, Spaß und Lebensfreude zu haben. Und: Stimmt es eigentlich noch im Bett? Prüft zudem unser Verhältnis zu den Kindern. Erziehungsversäumnisse machen sich nun als „Schwierigkeiten“ bemerkbar.
Saturn im 6. Haus
Prüft unseren Arbeitsplatz: Stimmt das Klima, das Verhältnis zu den Kollegen? Ist der uns zugewiesene Aufgabenbereich angemessen? Stimmt das Verhältnis von Leistung/Ertrag/Anerkennung? Prüft auch unsere Gesundheit: Wie gehen wir mit unserem Körper um? Kommt er mit unserem Alltagsrhythmus zurecht?
Saturn im 7. Haus
Prüft unsere Beziehung: Wenn’s gut läuft, wird jetzt gerne geheiratet, läuft’s weniger gut, kann es zu Abkühlungen, Desillusionierungen und Trennungen kommen.
Saturn im 8. Haus
Prüft unser tiefstes Inneres: Gibt es ungelöste, verdrängte Probleme, kommen die an die Oberfläche. Gibt es keine, passiert meist gar nichts …
Saturn im 9. Haus
Prüft unser Wissen und unsere Glaubensüberzeugungen. Gute Zeit, um zu studieren oder ein Buch zu schreiben.
Saturn im 10. Haus
Prüft unseren Platz in der Welt, was sowohl berufliche Krisen als auch Beförderungen und Karriereschübe bringen kann.
Saturn im 11. Haus
Prüft unsere Freundschaften – zwingt uns dazu, uns von Menschen, die uns nicht gut tun, zu distanzieren. Kann aber auch neue, tiefe Freundschaften bringen. Eventuell werden gesellschaftliche Verpflichtungen an uns herangetragen.
Saturn im 12. Haus
Prüft unsere Fähigkeit, uns in uns selbst zurückzuziehen und uns auf unsere spirituellen Wurzeln zu besinnen. Schwierig für Menschen, die auf Aktivität gepolt sind. Alle Lebensbereiche kommen auf den Prüfstand, alles, was nicht mehr zu uns passt, wird abgeschlossen.
Und was bedeutet es, wenn der transitierende Saturn Planeten des Geburts-Horoskops berührt?
Sonne – Prüft, womit wir uns identifizieren („Persönlichkeits-Check“)
Mond – Prüft, ob unsere emotionale Basis noch stimmt, ob wir gut für uns selbst und andere sorgen („Gefühls-Check“). Kann mit Schwangerschaften, aber auch psychischen Abnabelungsprozessen einhergehen.
Merkur – Prüft, was wir denken und sagen. Zwingt zu mehr Präzision („Mental-Check“).
Venus – Prüft unseren Umgang mit der Liebe („Beziehungs-Check“). Kann Trennungen und neue Beziehungen bringen.
Mars – Prüft unseren Umgang mit Energien, unsere Durchsetzungskraft.
Jupiter – Prüft, ob wir zuviel oder zuwenig Freude, Zuversicht und Optimismus im Leben haben.
Saturn – Prüft, ob wir unseren Verantwortungen nachkommen.
Uranus – Prüft, ob wir genügend Freiheit und Unabhängigkeit besitzen.
Neptun – Prüft, ob wir Illusionen und Täuschungen aufgesessen sind.
Pluto – Prüft, wie wir die Krisen unseres Lebens bewältigt haben.
Kontakt: Petra Dörfert
Heilpraktikerin
Goethestr. 58
10625 Berlin
Tel.: 030 / 30 10 24 14
E-Mail: [email protected]
Internet: www.astrologie-beratung-berlin.com
Petra Dörfert (geb. 1970, M.A.), studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Stuttgart und Berlin. Seit 1992 beschäftigt sie sich intensiv mit Astrologie und ließ sich im Jahr 2002 beratend in eigener Praxis in Berlin nieder. Die Spezialgebiete der gepr. Astrologin DAV sind Partnerschafts- und Berufsberatung sowie Astromedizin. Als Heilpraktikerin spezialisierte sie sich auf klassische Homöopathie. Seit 2011 leitet sie die DAV-Sektion „Medizin und Astrologie“ und ist Mitglied der Prüfungskommission des Deutschen Astrologen-Verbandes. Als Buch-Autorin brachte sie u. a. den Band „Wann kommt endlich der/die Richtige?“ heraus (2013).