Der Sternenhimmel im Oktober 2014
Was für ein Monat! Es ist Eklipsen-Saison (eine partielle Sonnen- und eine totale Mondfinsternis), Merkur ist rückläufig, Venus hat ihre obere Konjunktion, und auch Saturn wird unsichtbar! Am Sternenhimmel hat der Herbst Einzug gehalten. Man kann nun viele Sternbilder beobachten, weil die Nächte länger werden: Cassiopeia, Cepheus, Andromeda, Pegasus, Perseus und den Walfisch (Cetus).
Eklipsen-Saison!
Diese Eklipsen-Saison dauert vom 04.10. bis 10.11.2014. Eine Eklipsen-Saison ist die einzige Zeit, in der Finsternisse (astronomisch) aufgrund der Neigung der Mondbahn auftreten können. Sie dauert ca. 36 bis 38 Tage und tritt etwa alle sechs Monate auf, d. h. es gibt jedes Jahr zwei dieser Perioden. Während dieser Zeit manifestiert sich (astrologisch gesehen) das Thema der Finsternis, sie zeigt sich besonders im Kollektiven. Und so betrifft uns alle – als Teil des Kollektivs – eine Eklipsen-Saison auch auf persönlicher Ebene (für „Astro-Profis“: über die transitierende Mondknotenachse in den Radix-Häusern). Während dieser Eklipsen-Saison fallen zwei Finsternisse an:
Partielle Sonnenfinsternis
Die partielle Sonnenfinsternis findet am 23.10.2014 um 21.57 GMT statt. Dieses Mal (im Gegensatz zur totalen Sonnenfinsternis vom April) wird die Erde nur vom Halbschatten des Mondes getroffen. Das Sichtbarkeitsgebiet umfasst fast ganz Nordamerika. Allerdings geht im Osten des Kontinents die Sonne bereits während der Finsternis unter. Besser sind die Sichtbedingungen an der nordamerikanischen Pazifikküste. Im äußeren Osten Russlands ist die Sonnenfinsternis während des Sonnenaufgangs zu beobachten. Diese Finsternis gehört zur noch recht „jungen“ Saros-Serie 153 (nach van den Bergh). Sie nahm am 28.07.1870 um 11.18 GMT am Nordpol ihren Anfang und endet am 26.08.3114 am Südpol.
Sonnenfinsternisse, die zu einer Saros-Serie gehören (Sonnenfinsternisse einer Saros-Serie liegen immer 18 Jahre auseinander, und tatsächlich findet die nächste Sonnenfinsternis dieser Saros-Serie am 03.11.2032 statt), „laufen“ auf der Erdoberfläche von Pol zu Pol. Das Horoskop zeigt eine Venus-Mars-Konjunktion. Bernadette Brady weist in ihrem Buch „Lehrbuch der astrologischen Prognose“ darauf hin, dass diese Serie den Geschehnissen eine „impulsive Energie“ verleiht. Der gesellschaftliche Umgang wird hektisch, und es ereignen sich Dinge, die dem Menschen Antrieb verleihen. Egal, woher die treibende Kraft rührt, sie ist – astrologisch gesehen – impulsiv, leidenschaftlich und aufregend.
Totale Mondfinsternis
Die totale Mondfinsternis findet am 08.10.2014 um 10.56 GMT statt (Saros-Serie 127 nach van den Bergh). Sie ist in Asien, Australien, dem Pazifik und in ganz Amerika zu sehen. Bei Mondfinsternissen eines lunaren Saros-Zyklus läuft der Erdschatten über den Vollmond. Bei ungeraden Zyklus-Nummern läuft der Schatten von Nord nach Süd, bei geraden Nummern von Süd nach Nord. Die Mondfinsternisse der Saros-Serie 127 treten alle am absteigenden Mondknoten auf, und der Mond bewegt sich mit jeder Finsternis weiter nach Norden. Die Serie begann am 09.07.1275 um 14.26 GMT mit einer Halbschattenfinsternis in der Nähe des südlichen Randes des Halbschattens und endet am 02.09.2555 mit einer Halbschattenfinsternis am nördlichen Rand des Halbschattens. Diese Saros-Serie dauert also ganze 1280 Jahre!
Die sichtbaren Planeten
Merkur, der Himmelsbote, macht am 04.10. eine Pause (er wird stationär), um am 16.10. zu seinem König (Sonne) zurückzukehren (rückläufig) und ihm seine Botschaft (von Venus) zu überbringen. Seine Rückläufigkeitsschleife zieht Merkur im Sternbild Jungfrau, wobei er zweimal an Spica vorbeiläuft, einmal bereits am 20.09. (südlich) und das andere Mal am 15.10. (nördlich). Am 25.10. wird Merkur stationär und ist anschließend wieder direktläufig. Frühaufsteher aufgepasst: Am 26.10. kann man Merkur unter Umständen gegen 6.27 Uhr am Osthimmel beobachten. Gegen 6.37 Uhr verblasst er schon wieder im Licht Morgensonne.
Venus hat ihre Morgenstern-Periode beendet. Ab ca. dem 03.10. wird sie unsichtbar (berechnet auf 50 Grad Nord) und läuft der Sonne hinterher. Am 25.10. holt sie die Sonne im Sternbild Jungfrau an der Grenze zur Waage ein und steht in oberer Konjunktion. Die Sonne steht jetzt zwischen Erde und Venus. Venus und Sonne bewegen sich jetzt mit fast gleicher Geschwindigkeit. Symbolisch markierte diese Konjunktion bei den Tolteken und Azteken die Zeit, als die Götter über Quetzalcoatl (Venus) zu Gericht saßen. Menschen, die zu diesem Zeitraum geboren wurden, sind nach Bruce Scofield tiefe Denker und setzten sich auf die eine oder andere Art mit Moral auseinander. In Mesopotamien wurde die Göttin Išhara (Ishtar in der Unterwelt) mit der unsichtbaren Venus assoziiert. Sie war auch unter dem Namen „Dame der Liebe“ bekannt und wurde dem Skorpion und den Plejaden zugeordnet (ii MUL.APIN 29; Astrolabe B Bii 6).
Eine Reihe von Attributen gehören zu ihr wie „Göttin des Untergründigen“, der Pflanzen, Berge, Flüsse und des Frühjahrs. Außerdem war sie auch die „Königin des Eides“ und der Sexualität/Fortpflanzung und eine reinigende Göttin, die Läuterung von Sünde, Blut, Mord, Tod ermöglichte. Išhara war sowohl Göttin der Krankheit als auch Göttin der Heilung; sie verhängte Krankheiten, wenn sie verärgert wurde; aber wenn sie sich beruhigte, wurde sie zu einer Göttin, die Heilung verlieh. Išhara stellte die Beständigkeit der Natur her – auch für Menschen, Pflanzen, Berge, Flüsse und Quellen; aber wenn sie verärgert war, zerstörte sie dieses Gleichgewicht auch wieder. Ihre Begegnung mit Merkur am 17.10. bleibt leider unbeobachtbar, weil beide Planeten der Sonne zu nahe sind. Venus wird ca. erst am 12.12. gegen 17.00 Uhr (wieder auf 50 Grad Nord berechnet und wenn man die Lichtverschmutzung unserer Städte mit einbezieht) als Abendstern neugeboren.
Mars ist am frühen Abendhimmel noch tief im Südwesten zu sehen. Er eilt direktläufig durch den Schlangenträger (Ophiuchus) und wechselt am 21.10. in das Sternbild (nicht Tierkreiszeichen!) Schütze. Mars erhält am 28.10. Besuch von der zunehmenden Mondsichel, wobei der Mond über Mars steht.
Jupiter kann in der zweiten Nachthälfte gesehen werden. Er wandert direktläufig durch den Tierkreis, wobei er Mitte Oktober vom Sternbild Krebs ins Sternbild Löwe wechselt und auf Regulus zuläuft. Das Meeting mit Regulus findet aber erst nächstes Jahr statt, weil Jupiter seine direktläufige Bewegung abbremst – er geht auf die Opposition mit der Sonne zu. Seine Aufgänge verlagert Jupiter in die Zeit vor Mitternacht.
Saturn ist diesen Monat besonders interessant – wenn man ihn direkt am Himmel beobachtet und nicht „nur“ die Horoskopzeichnung deutet. Er befindet sich exakt zwischen den Sternen Zuben Eschamali und Brachium (Sternbild Waage). Beide Sterne sind gleich weit von der Ekliptik entfernt und dienten als Marker für den Beginn der Reise der Sonne in die Unterwelt. Außerdem zieht sich Saturn ca. vom 04.10. bis 11.12.14 (bezogen auf 50 Grad Nord) vom Abendhimmel zurück. Er wird unsichtbar, da er auf die Konjunktion mit der Sonne zuläuft (18.11. exakt). Saturn befindet sich tagsüber zusammen mit der Sonne über dem Horizont und gleichzeitig liegt er zwischen Zuben Eschamali und Brachium.
Diese Sterne symbolisieren in der „Visual Astrology“ die Symplegaden: nach der Argonautensage zwei Felsinseln, die einmal aufeinander zutreiben (und in der Mitte schwillt das Meer an), dann treiben sie auseinander und es bildet sich eine enge Durchfahrt – und der unsichtbare Saturn muss diesen Engpass durchqueren. Saturn ist an einem Ort zwischen zwei Welten (Symplegaden) und gleichzeitig ist dies eine Zeit ohne Saturn (unsichtbar). Er begibt sich in eine andere Welt.
Die mesopotamischen Astrologen-Priester hätten wohl verkündet, dass der König weg ist, sich versteckt oder in der „anderen“ Welt arbeitet. Saturn, bei den Babyloniern der „König der Nacht“, braucht Mut und muss fokussiert sein, weil er ansonsten von den Symplegaden zerquetscht wird. Der König (analog die Staatsmänner) sollte sich bewusst werden, dass Entscheidungen getroffen werden müssen, Entscheidungen auf Leben und Tod. Die Effektivität der politischen Führungsebene ist momentan vermutlich nicht sehr hoch. Eine gute Zeit, um Dinge neu zu überdenken, eine Zeit zum Innehalten, zum Reflektieren und nach einer anderen, einer kreativen Lösung „zweiter Art“ zu suchen. Eine Zeit, in der „unsichtbare“ Arbeit verrichtet werden sollte – die aber unbedingt vom „König“ entschieden werden sollte (Symplegaden). Am 25.10. wird Saturn gegen 17.20 Uhr (die genauen Zeiten unterscheiden sich von Ort zu Ort) vom Mond bedeckt – zum elften und letzten Mal in diesem Jahr.
Der Fixsternhimmel
Die monatsaktuelle Sternkarte, auf der alle Sternbilder abgebildet sind, können Sie sich auf meiner Homepage ansehen und – wenn Sie möchten – auch herunterladen.
Norden
Im Norden blinkt Capella, der hellste Stern des Fuhrmanns (Auriga). Der Große Bär steht in seiner tiefsten Stellung knapp über dem Horizont. Im Norden ist auch die königliche Familie zu sehen: König Cepheus und seine Frau, Königin Cassiopeia, die Mutter von Andromeda. Das zirkumpolare Sternbild Cassiopeia – das so genannte „Himmels-W“ – steht nun fast im Zenit. Die mittlere W-Spitze zeigt ungefähr auf Polaris (unseren Polarstern), der den Himmelsnordpol anzeigt. Östlich von Andromeda findet man ihren Retter, den Helden Perseus, in dem sich der berühmte bedeckungsveränderliche Stern Algol befindet.
Osten
Im Osten ist das Sternbild Stier mit seinem roten Hauptstern Aldebaran (dem Auge des Stiers) und den beiden offenen Sternhaufen Hyaden (das Gesicht des Stieres) und Plejaden (im Rücken des Stieres) aufgegangen. Den Stier kann man – ohne viel Phantasie aufbringen zu müssen – als solchen tatsächlich erkennen. Auch das Sternbild Widder kann man beobachten. Er ist ein kleines, aber markantes Sternbild, das man leicht findet. Im Wesentlichen wird er durch drei Sterne markiert, die in einem stumpfwinkeligen Dreieck angeordnet sind. Der hellste Stern heißt Hamal („Kopf des Widders“).
Als vor mehr als 2000 Jahren der Frühlingspunkt (der Schnittpunkt des Himmelsäquators mit der Ekliptik) im Sternbild Widder lag, bedeutete dies den Beginn eines neuen Zeitalters und damit auch die Geburt eines neuen Gottes: Für die Menschen, die am Euphrat lebten, hieß er Tammuz Daum-uzei, „Einziger Sohn des Lebens“, wobei die Betonung auf dem Wort „einzig“ lag. Auch die Israeliten traten mit dem Konzept des „Einzigen Gottes“ (Monotheismus) hervor und sprachen vom „Blut des Lammes“ und nicht vom „Blut des Stiers“. Der neue Gott war ein Einzel-Schöpfer, der seinen Glanz mit keinem teilte. In dieser Periode wechselten die Ägypter zu ihrer dritten Hauptgottheit, Amun-Re, einem Gott mit Widderhörnern. Er hieß „Herr des Kopfes“. Die Ägypter assoziierten ihn mit dem Sternbild Widder. Die Griechen adoptierten Amun-Re als ihren Zeus und schufen den Mythos von Jason und dem Goldenen Vlies. Der Widder wurde das magische Tier, das Phrixos und Helle in die Sicherheit von Kolchis brachte, um dem Zorn ihrer Stiefmutter Ino zu entkommen. Helle fiel vom Rücken des Tieres und starb, aber ihr Sohn Phrixos überlebte. Der Widder wurde zum Dank geopfert, sein Bild an den Himmel gesetzt und sein Goldenes Vlies im Hain des Ares aufgehängt.
Unter dem Widder – im Südosten – nimmt der Walfisch ein großes Areal ein. Eigentlich ist er kein Wal, sondern das Meeresungeheuer Cetus, das einst die Gestade Äthiopiens bedrohte und dem Prinzessin Andromeda geopfert werden sollte. Im Walfisch liegt auch der langperiodische, variable Fixstern Mira.
Süden
Das Sternquadrat des Sternbildes Pegasus hat bereits den Meridian erreicht und ist nachts jetzt sehr gut zu erkennen. Von der Nordhalbkugel aus betrachtet liegt Pegasus auf dem Rücken, die Vorderhufe zeigen nach oben, auch seine Schnauze, die durch den Stern Enif (arab. „Nase des Pferdes“) markiert wird. Mit Flügeln geboren (um seine Schnelligkeit zu zeigen), sieht man am Himmel aber nur die Hälfte dieses Pferdes. So wie das Sommerdreieck oder das Wintersechseck gehört das Pegasus-Quadrat zu den Formen, die die Jahreszeit am Firmament charakterisieren. Deshalb nennt man es auch das „Herbstviereck“. Die Sterne Scheat, Markab, Algenib und Alpheratz (auch Sirrah genannt) bilden das Viereck – wobei Alpheratz eigentlich schon zum Sternbild Andromeda gehört. Scheat ist einer der größten Sterne, die wir kennen. Diese rote Riesensonne übertrifft unsere Sonne 160-mal an Durchmesser. Stünde Scheat an der Stelle unserer Sonne, so würde die Oberfläche dieses Sterns bis zum Mars reichen.
In der griechischen Mythologie ist Pegasus ein geflügeltes Pferd, das Dichtern zu ihren Gedankenflügen verhilft. Pegasus war das Kind von Meeresgott Poseidon/Neptun und der Gorgone Medusa. Eine Version des Mythos berichtet, Pegasus sei aus Medusas Nacken entsprungen, als diese von Perseus geköpft wurde. Eine andere Fassung erzählt, das geflügelte Pferd sei dort entsprungen, wo Medusas Blut auf die Erde tropfte. Pegasus ist aber nicht nur das geflügelte Pferd, sondern auch ein Symbol für ein großes, „magisches“ Quadrat – und ist dementsprechend mit den mythologischen und theologischen Konzepten der Zahl 4 verbunden – die vier Kardinalpunkte im Sonnenjahr, die vier Himmelsrichtungen und die Teilung der Welt in vier Bereiche (oben, unten und die Punkte des Auf- und Untergangs).
Ganz im Süden – knapp über dem Horizont – kann man jetzt Fomalhaut im Sternbild „Südlicher Fisch“ in verschiedenen Farben funkeln sehen. Dass er so funkelt, liegt daran, dass sein Licht erst durch dickere, horizontnahe Luftschichten hindurch muss und dabei (wie bei einem Prisma) mehrmals gebrochen wird.
Westen
Das Sternbild Lyra (Leier) wurde in der Geschichte meist mit einem Musikinstrument assoziiert. Die Griechen meinten, diese Konstellation sei die Orpheus-Leier. Diese Leier wurde von Hermes/Merkur als Säugling aus einem Schildkrötenpanzer hergestellt und später von Apollo an Orpheus übergeben. Plinius nannte es den Harfen-Stern. Die Angelsachsen und Kelten kannten es als Harfe und sahen es später als „Talyn Arthur“ an, die Harfe des Helden. Die Christen nannten es König Davids Harfe und sahen hier später – völlig anders als die Tradition – die Krippe des neugeborenen Erlösers. Bis vor ein paar Jahrhunderten war es auch als herabstoßender Geier bekannt, der eine Leier in seinem Schnabel hielt. In der Gestalt als Harfe tragender Geier war Lyra der dritte Stymphalische Vogel.
Über den Autor
Dipl.-Psych. Christian König
geprüfter Astrologe DAV | DAV Supervisor
Alter Fischmarkt 24
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Tel.: 02 51 / 24 63 28 5
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Internet: www.christiankoenig.eu
Christian König, Dipl.-Psychologe und geprüfter Astrologe DAV, arbeitet seit 2004 in eigener Praxis in Münster (tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie). Zuvor war er in unterschiedlichen Fachkliniken tätig, zuletzt als leitender Psychologe. Er absolvierte Weiterbildungen in Trauma-Therapie („EMDR-Therapeut“), Katathym-Imaginativer Psychotherapie und hat über 15 Jahre Erfahrung mit verschiedensten Entspannungs-Verfahren (Meditation, Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Autogenes Training, Phantasiereisen und Stressbewältigung). Seit seinem 11. Lebensjahr beschäftigt er sich mit Astrologie. 2007 bestand er die DAV-Prüfung, gehört seit 2011 der DAV-Kongresskommission an, ist als DAV-Supervisor tätig und als Autor astrologischer Fachartikel. Sein Spezialgebiet ist die Fixsternastrologie – die astrologische Deutung des ganzen Sternenhimmels (Ausbildung bei Bernadette Brady und Darrelyn Gunzburg).