Tot oder lebendig? astrologischer Vergleich der Fälle Petra P. und Ylenia Carrisi
von Dr. Bernhard Firgau
Wenn Menschen auf unerklärliche Weise verschwinden, lösen sie eine Vielzahl von Spekulationen aus. Verbrechen? Unfall? Freiwilliges Untertauchen? Neues Leben? Wenn sie nach Jahrzehnten wieder auftauchen, drängt es sich geradezu auf, Licht ins Dunkel zu bringen. Dazu kann auch die Astrologie beitragen, wie der versierte Mundan-Astrologe Bernhard Firgau anhand zweier Fälle aufzeigt, die viele Gemeinsamkeiten besitzen, aber doch ein ganz anderes – vorläufiges – Ende gefunden haben.
Die Studentin Petra P, geboren am 3.12.1959, stand mit 24 Jahren am Ende des Studiums und arbeitete an ihrer Diplomarbeit. Dann verschwand sie jedoch nach einem Zahnarztbesuch am 26.07.1984 spurlos. An einen Selbstmord dachte man daher nicht. Es gab auch keinen Abschiedsbrief. Es hätte auch nicht eingeleuchtet, denn mit dem Zahnarzt hatte sie noch einen Folgetermin vereinbart. Bald ging man davon aus, dass sie Opfer eines Verbrechens geworden sei. Die Sendung Aktenzeichen XY ungelöst nahm sich des Falles am 11.01.1985 an, jedoch ohne Ergebnis. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Zwischendurch wurde der Mörder einer anderen jungen Frau gefasst, der später ein Geständnis ablegte, er habe Petra P. auch auf dem Gewissen. Dieses Geständnis widerrief er aber. Schliesslich liessen die Eltern ihre Tochter 1989 für tot erklären.
Am 24.9.2015 berichteten die Zeitungen von der Wiederentdeckung der Totgeglaubten. Nachbarn hatten in Petras Wohnung einen Einbruch entdeckt und die Polizei gerufen. Als die Polizei ihre Identität prüfen wollte, legte sie schliesslich ihren abgelaufenen Personalausweis vor und enthüllte ihre Identität, die sie seit Jahren unter einem Allerweltsnamen versteckt hatte. Kontakt zu ihrer Familie wollte sie allerdings nicht.
Mysteriöses Verschwinden
Vor vielen Jahren bewegte die Öffentlichkeit ein ähnlicher Fall, der aber nicht zur Wiederentdeckung führte. Die älteste Tochter der Sänger Al Bano (eigentlich Albano Carrisi) und Romina Power, Ylenia Carrisi war mit 23 Jahren nach Los Angeles gereist und am 06.01.1994 spurlos verschwunden. An einen Suizid wollte man wegen der Zukunftspläne, die die junge Frau hatte, nicht glauben. Allerdings gab es einen vom Ort des Geschehens weit entfernten Augenzeugen, der der Polizei berichtete, Ylenia sei in den Mississippi gegangen und habe sich ertränkt. Offiziell wurde die Akte mit dem Vermerk Suizid geschlossen, was die Eltern bezweifelten. Es gab zwar kurz zuvor ein heftiges Telefonat zwischen Vater und Tochter, weil Ylenia sich wieder mit einem Musiker getroffen hatte, den Al Bano ablehnte. Die Mutter hatte dagegen ein sehr entspanntes Gespräch mit Ylenia zum Jahreswechsel vor dem Verschwinden. Jahre später behauptete eine spanische Journalistin, Ylenia habe sich bewusst von ihrer Familie getrennt und lebe unerkannt in der Anonymität. Ein ehemaliger Polizeichef von New Orleans will sie in einem Kloster entdeckt haben. Die Spekulationen blieben bis heute. Sie tauchte jedenfalls in der Öffentlichkeit nicht mehr auf. Um die spätere Erbfolge zu regeln entschloss sich Al Bano, sie amtlich für tot erklären zu lassen, was dann am 21.1.2013 auch geschah.
Astrologische Auslöser
Vergleichen wir die astrologischen Konstellationen der beiden Frauen. Wonach suchen wir, wenn jemand aus der Familie verschwindet oder seine Identität aufgibt?
Die Identität sehen wir in der Sonne, die Familie und Wohnung im Mond symbolisiert. Flucht aus der vermeintlichen Geborgenheit assoziiere ich mit Lilith. Sie steht auch für innere Verletzungen. Unsichtbarkeit sind Teil von Neptun und Pluto. Bei Plutoeinfluss sind auch heimliche Strategien zu sehen, während Saturn Abgrenzung erlaubt. Uranus deutet auf plötzliche Ereignisse und Handlungen hin.
Petra P. hat im Radix eine Schütze-Sonne in Opposition zu Lilith und im Quadrat zu Pluto. Damit haben wir die ersten Zeichen, dass Petra mit ihrer Identität nicht leicht zurecht kommt. Die Schütze-Sonne verspricht eigentlich Optimismus und Selbstgewissheit. Mit Lilith im Tierkreis gegenüber stellt sich für sie aber immer wieder die Frage, ob sie am richtigen Platz mit ihrer Wesensentfaltung ist. Pluto macht aus der Opposition ein T-Quadrat, macht Angst und bietet zur Flucht aus der Opposition Sonne-Lilith das Untertauchen an. Die Zeichen stehen insofern passend für diese Strategie, als Neptun zu Pluto ein Sextil macht. Ihr Mond steht im Steinbock. Dies deutet auf Distanz zur Familie.
Innen: Radix Petra P. geb. 3.12.1959, Frankfurt/M. rektifiziert 5:24 MET
Mitte: Verschwinden am 26.7.1984, Aussen: Wiederentdeckung am 23.9.2015
Wir haben keine Uhrzeit der Geburt, können aber eine Korrektur versuchen anhand der Transite an den beiden Ereignistagen des Verschwindens einerseits und des Wiederentdecktwerdens andererseits.
Am Tag des Verschwindens (26.7.1984) schlägt Uranus wie der Blitz in die Radixsonne ein mit Chiron-Transit gegenüber. Am Tag der Enttarnung sehen wir ein Uranus-Quadrat zum Radixmond. Die Familie (Mond) wird von der Ungewissheit erlöst. Ein Wohnungseinbruch (Mond, Uranus) ist der Auslöser. Korrigiert man die Geburtszeit auf 5:24 MET, wird dieses Trigon exakt und man erhält ein Radix mit Skorpion-AC und Neptun genau dort. Das Thema Untertauchen ist damit bereits im Radix angelegt. Ausserdem kommt dadurch Uranus an den MC bzw. Opposition IC (Familie, Wohnung). Chiron am IC führt uns zu dem Punkt grösster Verletzbarkeit. Damit erklärt sich die starke Empfänglichkeit für die Uranustransite und die Auswirkung auf Familie und Wohnen. Schauen wir jetzt den Transit am Tag des Untertauchens weiter an, sehen wir Saturn am AC, der das Gestalt werden lässt, was Neptun am Skorpion-AC ankündigt: Abtauchen in die Anonymität. Die erwähnte Transit-Opposition von Uranus und Chiron berührt auch die Radix-Lilith. Sie vertreibt aus dem vermeintlichen Paradies. Chiron lockt weg aus der Heimat. Denn Lilith will die Bedingungen am Ort des Daseins nicht akzeptieren und Chiron sagt: Zuhause wird man nicht so anerkannt, wie in der Fremde.
Als Petra 1989 amtlich für tot erklärt wurde, stand Pluto als der Herr des Unsichtbarmachens an ihrem Skorpion-AC.
Mit Petras Wiederentdeckung in diesem Jahr sehen wir ein gradgenaues Trigon Neptuns zu seiner Radixstelle, Vielleicht lässt sich Neptun nun leichter leben als mit blossem Abtauchen. Saturn kehrt zu sich selbst zurück und die Mondknotenachse auch. Ein möglicher Neubeginn der Lebensausrichtung zeichnet sich damit ab.
Parallele Konstellationen
Vergleichen wir nun Ylenias Konstellationen. Ihre Geburtszeit ist bekannt (29.11.1970, Rom 12:25 MET).
Wieder sehen wir im Radix eine reiselustige Schütze-Sonne und einen Aspekt zu Lilith (Quadrat). Auch Ylenia hat ein Neptun-Sextil zu Radix-Pluto. Die Anlage, lieber unerkannt mit seiner Sonne mit Schütze-Energie die Welt zu erobern, ist auch hier zu sehen.
Innen: Radix Ylenia Carrisi geb. 29.11.1970 Rom 12:25 MET
Mitte: Vermisst seit 6.1.1994, Aussen: Toterklärung 21.1.2013
Der Aszendent wird von Saturn überlaufen, als Ylenia angeblich ins Wasser gegangen ist. Gleichzeitig bekommt Lilith im Radix wie bei Petra Besuch von Chiron: Wo ich bin, will ich nicht bleiben. Die amtliche Toterklärung zeigt uns Neptun zu Beginn des ersten Hauses, wodurch sie – für die bürgerliche Gesellschaft – endgültig unsichtbar wird. Damit bildet er auch ein gradgenaues Quadrat zu seiner Radixposition. Lilith geriet zu dieser Zeit in die genau Opposition zum Radix-Mond und Uranus zeigt ein Trigon zur Sonne. Die endgültige Trennung von der Familie und das abrupte Ende der eigenen Identität passen dazu. Saturn über der Radix-Venus (Herrscherin von Haus Acht) im achten Haus, erklärt, dass der Vater sie von der Erbfolge durch die Toterklärung ausschliesst.
Markant ist in beiden Fällen, dass amtliche Feststellungen des Todes im Transit sichtbar sind (Pluto einerseits, Neptun andererseits am jeweiligen Radix-AC).